Hi Steif,Original von Steif:
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Für Nichtwissende: Bei der Atkins-Diät wird auf Kohlenhydrate weitestgehend verzichtet und eiweiß- und fettreich gegessen.
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Man ist zu dem Schluß gekommen, daß es nicht die Menge der verbrannten Kalorien ist, die möglicherweise anders verwertet werden oder kurzum ausgeschieden werden, sondern, daß sich durch den verstärkten "Genuss" von Eiweiß und Fett schneller eine Sättigung und eine Appetithemmung einstellt als bei Kohlenhydratkost, man also weniger isst.
Ich habe für mich den Schluß daraus gezogen, daß einseitige kohlenhydrathaltige Kost zu mehr Hunger und Appetit führt und daher eine ausgewogene Ernährung sehr bedeutend ist, um nicht über seinen Hunger/Appetit zu essen!
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das habe ich "zufällig" auch gesehen. Ich finde die BBC-Reportagen eigentlich immer extrem interessant, gut gemacht und "halbwegs glaubhaft" ... soweit es etwas wie "ein bisschen glauben" gibt ;)
Dass man durch Ernährungsumstellung abnehmen kann, steht für mich außer Frage. Die Frage ist vielmehr, was kommt am Ende raus? Und da zeigen sich bei den meisten Diäten dann die Schwächen - so auch bei Atkins.
Viel interessanter ist dein Zusatz, dass einseitig kohlenhydrathaltige Kost ... und ich erweitere deine Aussage ... fett macht! Und wie du ebenfalls richtig sagst, ist das in den letzten Jahren - gerade auch im Sportbereich - zu einer Religion geworden. Man denke nur an die im Grunde völlig nutzlosen Pasta-Partys (als ob man einen Abend vorher noch großartig Glykogen speichern könnte - oder geht ihr schon breit in den Marathon?) ... außer dass man vielleicht nette Leute kennenlernt.
Weil deine Aussage zur so modernen kohlenhydrathaltigen Kost mich jetzt angeregt hat :look: :look: :look: :look: :look: und die Antwort darauf etwas ausführlicher zu werden scheint, habe ich mir erlaubt, ein eigenes Thema daraus zu machen.
Was ist also das Problem an einseitig kohlenhydrathaltiger Kost: Die Rolle der Hormone Insulin und Glukagon. Warum? Was passiert, wenn man eine Scheibe Toast mit Marmelade ohne Butter/Margarine isst? Man isst hauptsächlich KH. Der Blutzuckerspiegel steigt rasch an, die Bauchspeicheldrüse schüttet das Hormon Insulin aus. Als Botenstoff hat es die Aufgabe eine Botschaft an Leber und Muskelzellen zu überbringen: "Überschüssige Glukose im Blut in die Glykogenspeicher einlagern!". Was aber, wenn diese Speicher bereits gefüllt sind und das sind sie relativ schnell, weil sie klein sind? Überschüssige Glukose wird in Fett umgewandelt und das Insulin weist die Fettzellen an, dieses Fett zu speichern. Hat das Insulin seine Funktion erfüllt, zerfallen die Moleküle wieder und der Insulinspiegel sinkt.
Also: Insulin sorgt für eine Auffüllung der Glykogenspeicher, für die Umwandlung und die Speicherung überschüssiger Glukose in den Fettzellen.
Wie wird nun die Enerige aus den Glykogenspeichern und Fettzellen wieder verfügbar gemacht? Das Hormon Glukagon, das ebenfalls in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, übermittelt an die Speicherzellen die Botschaft, Muskelglykogen und Fett wieder in Glukose umzuwandeln und in den Blutstrom zur Energiegewinnung einzuspeisen.
Also: Die Energiespeicher werden nur angezapft wenn Glukagon ausgeschüttet wird - dieser Vorgang wird übrigens durch Proteinzufuhr angeregt.
ABER!!!: Glukagon wird nur bei entsprechend niedrigem Insulinspiegel ausgeschüttet. Bei hohem Insulinspiegel, können die gespeicherten Reserven nicht angezapft werden.
Wenn man also über den Tag verteilt kohlenhydratreiche Mahlzeiten zu sich nimmt, schüttet die Bauchspeicheldrüse immer wieder einen Strom von Insulin aus, um die überschüssigen Glukosemoleküle zu speichern. Nach Füllung der Muskelglykogenspeicher pappt das Toastbrot sozusagen in Form von Fett auf den Hüften. Denn kaum, dass der Insulinspiegel niedrig genug wäre, dass die Bauchspeicheldrüse daran gehen könnte, Glukagon auszuschütten, um die Fettreserven anzugreifen, kommt schon der nächste Zuckerstoß in Form einer kohlenhydratreichen Mahlzeit.
Das Insulin zwingt also ständig die Muskel- und Fettzellen sich zu öffnen und Material einzulagern. Die Zellen schalten auf stur, verweigern sich der Insulinbotschaft und jetzt wird es kritisch: Immer mehr Insulin wird ausgeschüttet, der Insulinspiegel steigt, ohne, daß es zur Erledigung der Aufgaben kommt - das Glukagon hat überhaupt keine Chance mehr zum Zuge zu kommen. Und schon sind wir bei einer wundervollen Diabetes Typ II. Früher gab es das nur bei älteren Menschen, heute leiden schon Kinder unter der Insulinresistenz der Zellen. Und das alles aufgrund einer Ernährung, die seit Jahren als “gesund” verkauft wird.
Und jetzt noch das, was du ansprichst Steif: Das Insulin, das schockartig ausgestoßen wird, putzt alles weg, was es findet, ist dann aber wie dargestellt, schnell arbeitslos und signalisiert an das Gehrin: "Nachschub erforderlich!" Es beginnt die Suche nach Essbarem: Heißhungerattacken!
Welche Ernährungsempfehlungen aus den eben dargestellten Zusammenhängen folgen? Ganz kurz? Schwierig ... Es gibt leider nicht "die richtige Ernährung für jedermann"! Und vieles ist noch völlig unbekannt und eine Menge Aussagen sind eher Spekulation als erwiesen. Die Rettung: Nicht alle Nahrungsmittel geben die Kohlenhydrate gleichschnell ins Blut ab. Jeder kennt den Unterschied z. B. zwischen einem Stück Traubenzucker und ... einer Nudel. Diese Abgabegeschwindigkeit misst man mit dem "glykämischen Index". Je höher der glykämische Index, desto schneller gehen die Kohlenhydrate ins Blut und desto höher ist auch die Insulinausschüttung. Umgekehrt: Je niedriger der Index, desto moderater der Insulineffekt, desto größer die Chance, dass Glukagon ins Spiel kommt und die Lager räumt.
Also: Es ist nichts neues. Sears,Lawren (Sears Diät) und Wolf (Wolf, Christian, Die 40/30/30-Diät für Läufer, in: Running, Heft 27, 8/2000, S.26-29) empfehlen 40% der Energie aus Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index, 30% aus Eiweiß und 30% aus Fett, möglichst pflanzliche Fette, aber auch fetter Seefisch (Makrele, Lachs). Übrigens hat meines Wissens nach nicht auch mal der so viel gescholtene Strunz mal was über diese Glyx-Diät geschrieben?
Aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde es relativ anstrengend, mich "bewusst" zu ernähren. Aber es ist doch beruhigend zu wissen, dass die Verteufelung der Fette inkl. der damit verbundenen Cholesterin-Angst zu einem guten Teil aus dem Reich der Sagen und Märchen zu stammen scheint. Ebenso beruhigend, dass die Zählerei der Kalorien auch eher nutzlos zu sein scheint.
Zur Anregung:
Die Indices beziehen sich auf Traubenzucker, der = 100 gesetzt wird.
Hohe glykämische Indices (über 70) haben z. B.:
Weißbrot 70
Bier 110 (Mistdreck auch nochmal ... scheiß drauf!)
Sportlergetränk 78
Cola 70
gekochte Karotten 85 (roh nur 30!)
Kürbis 75
Wassermelone 75
Fruchtgummi 80
Haushaltszucker 70
Puffreis 85
Cornflakes 85
Müsli mit Zuckerzusatz 70
Salzkartoffeln 70
Mais-Produkte 70
getrocknete Datteln 103
Kartoffeln, Weißbrot, gekochte Karotten, Cornfakes, Müsli sind also Läufers Feind! Wenn man es doch isst, darauf achten, dass man sehr wenig Fett dazu konsumiert, sonst geht es direkt auf die Hüften.
Eine Auswahl von Lebensmittelnmit niedrigem glykämischen Index (<50):
Vollkornschrot-/Kleiebrot 50
Roggenbrot aus Sauerteig 48
Apfelsaftschorle 20
Trockenbohnen, Linsen, Kichererbsen 30
Apfel, Birne 38
getrocknete Aprikosen 31
grüne Bohnen 30
Grapefruit 25
Kirschen 22
Soja 15
Erdnüsse 15
Gemüse i. d. R. <15
Bitterschokolade (>70% Kakaoanteil) 22
Fruchtzucker (Fructose) 20
Vollkornnudeln 40 (bah ... mag ich nicht)
Nudeln aus Hartweizengrieß 40
Milchprodukte 30
Viele Grüße
Der Meerbuscher
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