Banner

Osterlauf Paderborn 2010: Klasse-Ergebnis bei Top-Bedingungen

Osterlauf Paderborn 2010: Klasse-Ergebnis bei Top-Bedingungen

1
Es war mal wieder Karsamstag, und das heißt wie jedes Jahr: es ist Osterlauf-Zeit in Paderborn. Einer der ältesten Straßenläufe Deutschlands, und traditionell eines der ersten Frühjahrs-Großevents, bei dem man seine Form bestimmen kann. Für mich praktisch eine Pflichtveranstaltung, denn ich wohne so ziemlich „vor der Haustür“. Der Osterlauf ist jedes Jahr ein Wettbewerb, an dem ich gerne teilnehme.

Dieses Jahr sollte der Halbmarathon beim Osterlauf meine Generalprobe für den Düsseldorf Marathon sein. Ich wollte hier unter Wettkampfbedingungen meine aktuelle Form überprüfen, um so die mögliche Marathon-Zielzeit besser bestimmen zu können. Eigentlich war es ja sogar anders herum. In Düsseldorf will ich unter 3:20 Std. bleiben, und somit wollte ich mit einem voll gelaufenen Halbmarathon abschätzen, ob dies realistisch war. Vor drei Wochen hatte ich bereits ein neue persönliche Bestleistung über 10 KM aufgestellt, und auch das Trainingsgefühl war zuletzt recht gut. Um die 3:20 zu erreichen, wollte ich auf der HM-Strecke unter 1:35 Std. bleiben. Auch das würde einer neuen Bestleistung entsprechen. Doch die Paderborner Osterlauf Strecke ist ja relativ flach und somit recht schnell. Die Randbedingungen stimmten schon einmal.

Am späten Vormittag fuhren wir bereits zum Start am Maspernplatz. Mein Sohn lief die 5 KM, die bereits um 11:35 Uhr gestartet wurden. Es war sein erster Wettkampf, den er ohne meine Begleitung ganz allein lief. Ich hatte mich entschieden, nicht den 5 KM Lauf anzugehen, weil ich mich ganz auf den Halbmarathon konzentrieren und keine Körner verschenken wollte. Wir feuerten unseren Sohn an, und er kam mit einer ordentlichen Leistung ins Ziel. Die Finisher-Medaille hat er sich redlich verdient.

Der Halbmarathon als Hauptlauf startete um 15:00 Uhr, jetzt hatte ich noch einige Zeit Pause. Ich schaute daher beim Einlauf der 10 KM Elite zu. Die schossen im Rekordtempo ins Ziel. Die ersten fünf Läufer (natürlich alles Afrikaner) blieben alle unter 28 Minuten. Mann, war das ein Tempo.
Die Wetterbedingungen waren besser als gedacht. Ich hatte mich schon moralisch auf Regen eingestellt, doch jetzt war es nur mäßig bewölkt und ab und zu schaute auch die Sonne heraus. Es war so zwischen 10 und 15 Grad warm, allerdings war der Wind recht böig. Für den späteren Nachmittag war der ein oder andere Regenschauer angesagt. Alles in allem war das ein prima Laufwetter.

So gegen 14:30 Uhr war ich dann umgezogen und begann mit ein paar Aufwärmübungen und lockerem Einlaufen zur Vorbereitung. Als ich dann in den Startbereich ging, standen schon zahlreiche Läufer vor mir. Eigentlich wollte ich mich ziemlich weit vorne platzieren, da ich aus Erfahrung wusste, dass es in Paderborn am Start relativ eng ist. Ich wollte nicht schon beim Start wertvolle Zeit verlieren. So versuchte ich noch, mich ein bisschen nach vorne zu mogeln, musste mich aber dennoch mit einem Startplatz zufrieden weiter hinten zufrieden geben als mit lieb war.

Dann ging es endlich los. Als ich über die Matte lief, betätigte ich natürlich erst einmal meine Stoppuhr. Es ging zunächst recht gemütlich los. Es dauerte drei bis vierhundert Meter, bevor ich das geplante Wettkampftempo erreicht hatte. Vorher war es einfach zu eng. Ich wollte einen Schnitt von 4:30 laufen und somit knapp unter 1:35 ankommen. Das Gefühl war von Beginn an ganz gut. Der erste Kilometer war nach 4:37 erreicht. Okay, das war auf den langsamen Start zurückzuführen. Doch jetzt konnte ich frei laufen und mein Tempo frei bestimmen. Ich hatte meinen Rhythmus gut gefunden, und auch die Beine fühlten sich recht locker an. Für den nächsten Kilometer brauchte ich 4:12. Ups, das war schon recht schnell, fühlte sich aber gar nicht so an. Da machte sich wohl das Tempo-Training bemerkbar. Ich versuchte, mein Tempo etwas zurückzunehmen. So ein Schnitt von 4:25 würde auch vollkommen ausreichen. Die nächsten Kilometer absolvierte ich auch in Schnitten deutlich unter 4:30. Ich hatte also schon ein kleines Polster herausgelaufen. Naja, war ja nicht so schlimm. Beim KM 6 nahm ich das erste Mal etwas Flüssigkeit zu mir. Bei der Übergabe aus den Händen des Helfers schwappte wieder viel aus dem Becher heraus, so dass am Ende nicht mehr viel übrig war. Aber besser etwas als gar nichts. Die nächsten KM liefen auch ganz gut. Je nach dem, in welche Richtung die Strecke so gerade führte, machte sich der Gegenwind dann manchmal doch unangenehm bemerkbar. Es war aber alles noch nicht so anstrengend, eigentlich fühlte ich mich recht wohl. Allerdings fing sich langsam mein Bauch zu melden an. Mein Magen-Darm Trakt ist beim Laufen immer meine schwache Stelle, er reagiert sehr sensibel. Ich hatte wohl am Vorabend bei der Pasta-Party zu heftig zugeschlagen. In der Nacht und am Morgen hatte ich schon so ein komisches Gefühl. Jetzt beim Laufen wurden aus dem komischen Gefühl schon handfeste Beschwerden. Aber die Probleme kommen hierbei in Wellen. Nach einer Weile war das Schlimmste dann überstanden.

Mittlerweile waren wir so bei KM 8 angelangt. Jetzt wehte uns der Wind heftig ins Gesicht. Es ging wieder zurück in Richtung Start. An einer Stelle begegneten wir den Läufern im hinteren Starterfeld, die schon mehr als einen KM zurück lagen.
Bei der nächsten Verpflegungsstation nahm ich noch einen Becher Iso-Getränk zu mir. Kurz danach kam die nächste Schmerzwelle aus dem Bauch heraus, diesmal etwas heftiger. Ich biss auf die Zähne und quälte mich durch. Beine und Atmung waren praktisch okay, aber mein Magen machte mir schon ganz schön zu schaffen. Im Kopf ging ich schon die Möglichkeiten durch, wo ich denn in die Büsche verschwinden konnte. Es war aber eher schwierig, da es weitgehend durch bebautes Stadtgebiet ging, wo fast überall Zuschauer standen. Aber auch dann wurde es bald langsam wieder besser.
Das 10 KM Schild passierte ich bei einer Zeit von 43:21. Ich hatte also mehr als 90 Sekunden Puffer auf meinen geplanten 4:30er Schnitt. Beine und Atmung waren voll in Ordnung, nur mit meinem Bauch war ich nicht sicher, ob ich „heil“ ins Ziel kommen würde. Jetzt kamen wir in den Start-/Zielbereich zur Wende, wo es auf die zweite Runde ging. Am Straßenrand standen hier die Zuschauer dicht an dicht, aber man wurde nicht so lautstark angefeuert, wie die Läufer sich das sicherlich erhofft hatten. Vielen standen einfach nur so da und schauten. Nur wenig Rufen oder Klatschen. Paderborner, da könnt ihr aber noch was von den Kölnern oder gar New Yorkern lernen.

Also, jetzt auf in die zweite Runde. Die Kilometer vergingen, und ich lief die einzelnen Kilometer weiter unter 4:30. Wenn jetzt nichts Schlimmes mehr passierte, würde ich die Sub 1:35 locker schaffen. Es fiel mir eigentlich immer noch leicht, das Tempo zu halten. Ich war noch lange nicht an der Grenze. Aber bei KM 13 kamen die Bauchschmerzen wieder zurück, und diesmal noch heftiger. Ich suchte schon geeignete Stellen, um einen Nothalt in den Büschen zu machen, aber da war einfach nichts Geeignetes. Was blieb mir also übrig als weiter zu laufen mit zusammengekniffenen Zähnen und verzerrtem Gesicht. Das ging so über ein bis zwei Kilometer und dann wurde es wieder besser. Trotz dieser doch sehr heftigen Bauchkrämpfe brachen die Zeiten nicht ein. Ich lief weiterhin unter 4:30 pro KM. Erstaunlich.

So kam ich dem Ziel immer näher. KM 18 ging vorbei, hier merkte man wieder deutlich den Gegenwind. Der Bauch rebellierte zwar immer noch, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Es war zum Aushalten. Ich konzentrierte mich jetzt einfach noch darauf, heil ins Ziel zu kommen. Im Kopf hatte ich mittlerweile überschlagen, jetzt selbst bei einem 5:00 er Schnitt für die verbleibende Strecke noch unter 1:35 zu bleiben. Beine und Atmung waren immer noch sehr gut, es war eine kontrollierte Anstrengung, und ich hatte das Gefühl, nicht bis Anschlag gehen zu müssen. So sollte es sein. Dann kam KM 20. Jetzt war es wirklich nicht mehr weit. Auf eine Beschleunigung auf dem letzten KM verzichtete ich, denn ich wollte meinen Bauch nicht mehr als nötig belasten. Bald darauf bog ich in die Zielgerade ein. Vom weitem konnte ich die Uhr erkennen. Da stand etwas von 1:32 vorne. Das war echt super. Ich hielt mein Tempo einfach bis zur Zielmatte. Endlich angekommen! So total kaputt war ich gar nicht. Es fühlte sich wie ein schneller, harter Trainingslauf an.

Das offizielle Ergebnis ist 1:32:09 und Platz 212 von mehr als 1.800 Teilnehmern. Damit bin ich hochzufrieden. Die alte Halbmarathon-Bestleistung habe ich pulverisiert. Ich bin also auf einem guten Weg für Düsseldorf. Keine Verletzung und kein Zwicken, ich muss nur aufpassen, dass ich die Bauch-Probleme in den Griff bekomme. Aber da habe ich ja schon einiges an Marathon-Erfahrung. Ich mache es einfach so wie immer, das wird schon klappen.

Runde Zeit kumul. Zeit KM-Schnitt Distanz HF
1 00:04:37 00:04:37 00:04:36 1,01 177
2 00:04:12 00:08:49 00:04:10 0,99 174
3 00:04:15 00:13:04 00:04:16 1,01 165
4 00:04:22 00:17:26 00:04:22 1,01 164
5 00:04:18 00:21:44 00:04:19 1,00 165
6 00:04:16 00:26:00 00:04:12 0,97 164
7 00:04:19 00:30:19 00:04:20 1,02 166
8 00:04:12 00:34:31 00:04:10 0,97 167
9 00:04:17 00:38:48 00:04:14 0,97 166
10 00:04:33 00:43:21 00:04:33 1,03 165
11 00:04:21 00:47:42 00:04:19 0,97 166
12 00:04:24 00:52:06 00:04:25 1,01 164
13 00:04:23 00:56:29 00:04:19 1,00 163
14 00:04:22 01:00:51 00:04:19 1,00 163
15 00:04:25 01:05:16 00:04:25 1,00 165
16 00:04:23 01:09:39 00:04:19 0,99 166
17 00:04:20 01:13:59 00:04:20 1,01 164
18 00:04:23 01:18:22 00:04:24 0,99 165
19 00:04:27 01:22:49 00:04:28 0,99 166
20 00:04:24 01:27:13 00:04:21 0,99 166
21 00:05:02 01:32:15 00:04:59 1,12 168
Gesamt 01:32:26 21,08 166

2
Hallo Jens,
Respekt vor Deiner Leistung. Ich finde es langsam beängstigend, wie Du Deine Bestzeiten über 21 und 10 verbesserst ;-)
Du solltest im nächsten Jahr mal wieder an Deine Kollegen denken und die Firmenstaffel verstärken. Persönliche Ziele sollten doch hinter der Firma zurückstehen, oder etwa nicht?
Mach' weiter so! :-)

3
Hallo Jens!
Ich fand es richtig spannend deinen Bericht über den Paderborner Osterlauf zu lesen.
Ich war nun dieses Jahr zum 3. Male dort. Auch für mich und meine Laufgruppe gehört der Paderborner Osterlauf zu Karsamstag.
Da meine weiteren 3 Geschwister auch laufen ist dies immer unser Osterausflug und in den Urlaub geht es über Ostern nicht.

Wie im jeden Jahr war auch ich wieder begeistert. Eine rechtzeitige Anreise ist sehr schön, um in ruhe einen guten Parplatz und die Laufmesse zu besichtigen. Auch der Andrang bei der Startnummerausgabe ist nicht so hektisch.

Da meine Geschwister und ein paar andere Lauffreunde die 5km gelaufen sind, konnte auch ich sie Mal anfeuern, da ich die 10km gelaufen bin.

Die Strecke, finde ich schön. In diesem Jahr konnte ich meine Zeit um 4:12 min. verbessern und kam als 24. Frau von 736 Frauen ins Ziel. Damit war ich sehr zufrieden. Meine Zwischenzeit bei 5km lag bei 20:25min. Dies wusste ich allerdings erst hinter her, da ich immer ohne Uhr laufe.
Ob man zu schnell oder zu langsam ist, reflektiert der Körper (gutes Körpergefühl ist gefragt).

Das Wetter war perfekt. Nicht zu kalt und trocken.
Rund um eine super Veranstaltung. Ich freue mich jetzt schon auf 2011 wenn es heißt, auf geht es nach Paderborn.
Ich wünsche dir einen guten Marathonlauf.

Laufgruß
:winken:

4
Hallo rebo67,
rebo67 hat geschrieben:...Persönliche Ziele sollten doch hinter der Firma zurückstehen, oder etwa nicht?...
bei dieser Aussage fällt mir nur folgender Smilie :tocktock: ein.


Gruß

Karsten
Hört auf an Wunder zu glauben, sondern fangt an hart zu trainieren und sinnvoll zu essen.

5
Hallo Karsten,

kann es sein, dass Du ein wenig verbissen bist? Ich denke, Jens kann meine kleine "Frotzelei" was den Firmenlauf anbelangt schon so einordnen, wie es gedacht war: ironisch. Aber für Dich werde ich zukünftig ein paar Smilies einbauen :-)

Gruß
rebo67

6
Ich hab mich SEHR über den Spruch vom Straßenrand geärgert: "Bei Nixdorf haben se Kurzarbeit, da ist Zeit fürs Training"...
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“