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Atmung einstellen, Laufrhythmus finden

Atmung einstellen, Laufrhythmus finden

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Hallo,

ich, 36, laufe(jogge trifft es wohl eher) seit ca. 2 Jahren hobbymäßig 3-4 pro Woche unterschiedliche lange Strecken 3,5-15km, abhängig von der Jahreszeit, im Winter eher weniger, ab Frühling dann wieder mehr). Alllerdings wie schon erwähnt rein hobbymäßig, d.h., nie richtig auf Zeit und noch nie unter einem Trainer bzw. vereinsmäßig.

So, das mal zu den Voraussetzungen. Und nun zu meiner Frage:

Da ich so gesehen vom Laufsport keine Ahnung habe dachte ich wende ich mich mal an die Profis. Vllt. könnt ihr mir ja helfen.

Ich stelle immer wieder beim Laufen fest, dass es zu Beginn immer eine riesen Qual ist zu laufen. Ich schleppe förmlich meine 82kg voller Qualen mit mir rum, die Atmung ist hektisch (krieg ich irgendwie nicht kontrolliert), die Achillessehne tut nach 3-4 km tierisch weh und die Oberschenkel melden sich. Dann aber nach ca. 30-45 Min. passiert folgendes, meist nach ein paar Schritten Gehen und kurzem Dehnen.

Alles läuft wie von selbst, das Laufen fällt super leicht, die Atmung hat sich eingespielt, ich lauf in einem tollen Rhythmus mit entsprechend eingestellter Atmung, ich merke die Oberschenkel nicht mehr und die Achillessehne die noch kurz zuvor 30cm dick und viel zu kurz erschien merke ich auch nicht mehr. Kurzum ein supertolles Laufgefühl, quasi wie auf Wolken, wirklich einfach nur geil! So wie Laufen sein soll und jeder Schritt ein Genuss!!!
Das Gefühl hält dann, vorausgesetzt das Tempo bleibt ziemlich konstant und es kommt keine mega Steigung, auch ziemlich lange an.

Meine Frage: Warum dauert es nur so lange bis sich meine Atmung eingestellt hat und ich einen Rhythmus gefunden habe, der mir dieses tolle Laufgefühl beschert?
Ich würde diesen Zustand des "Glückseligen" Laufens am Liebsten schon nach 5 Min. statt erst nach 45 Min erreichen. Kann man das Trainieren? Was mache ich falsch bzw. nach 45 Min richtig? Oder ist das normal und bei jedem Läufer so?

Ich hoffe, ich konnte mein Anliegen einigermaßen verständlich beschreiben, so daß ihr mir zahlreich mit euren Erfahrungen und Tipps weiterhelfen könnt!

Vielen Dank im voraus an Jedem, der sich die Mühe macht nem Laufnoob weiterzuhelfen & sportliche Läufergrüße aus dem Rhein-Sieg-Kreis,

SushiPushi74

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SushiPushi74 hat geschrieben:

Oder ist das normal und bei jedem Läufer so?
noch keine Antwort erhalten?

dann versuch ichs mal.
Vielleicht nicht bei jedem Läufer, aber mir ähnlich.
ich kann dir nicht sagen, warum das so ist, bin selber noch in der Experimentierphase, ich laufe erst seit ca 1.5 Jahren.
Ich habe aber auch festgestellt, dass ich meistens erst nach 50 min laufen das Gefühl habe, es läuft richtig rund :-)
Meistens, nicht immer.
Daraus habe ich die Lehre gezogen, noch langsamer als langsam anzufangen.
Ich trabe also los mit dem Gefühl "boah, total langsam" und dann bremse ich noch mehr ab.
Das ist dann ungefähr so ein Tempo, bei dem einem zügige Walker mit gewinnendem Lächeln überholen :-)
Wenn ich das 3-4 km durchhalte, dann läufts auch schon nach diesen 3-4 km und nicht erst nach 8 km.

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Tja, sagte nicht schon Buddha, dass die Wege zum Glück lang und beschwerlich sind? :D

Dass es nicht auf den ersten Metern rund läuft, halte ich für völlig normal. Langsamer loszulaufen, d.h. sich erst einmal einzulaufen, kann die "zähe" Phase verkürzen, wie Fredda schon beschrieben hat. Dann dauert es bei mir so 2,3 km, bis ich einen Rhythmus gefunden habe, in dem ich rund und angenehm laufe. Und nach etwa 45, 50 Minuten schaltet der Körper (manchmal) in diesen Zustand des glücklich-schwerelosen Laufens um - das ist dann eher ein Geschenk als eine Selbstverständlichkeit.

Also, einfach etwas vorsichtiger loslaufen, sich nicht zu viele Gedanken dabei machen und nicht zu viel erwarten, dann läuft's leichter!

Aber bitte nicht die Atmung einstellen, du brauchst hin und wieder schon ein wenig Sauerstoff! :teufel:

vg,
kobold

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Vielleicht solltest du dich wirklich "warm" machen!

10min "eintraben", sodass dein Laufmotor so richtig geschmiert ist! Du kannst auch ruhig schneller gehen und joggen mischen. Hoppsel ein bissl herum oder mach Lauf ABC Übungen. Also 10min sollte das Warm Up schon dauern.

Vergiss auch das Auslaufen und Dehnen nach dem Lauf nicht! Das kann dir auch für den nächsten Lauf helfen! Du sparst dir dadurch sicherlich viele kleine Wehwechen!!

:daumen:

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Hallo SushiPushi74,
herzlich willkommen im Forum :winken:

Um keine falschen Hoffnungen zu wecken, gleich vorweg: Was du beschreibst ist mir in DIESER Form schleierhaft. Daher werde ich mich in Mutmaßungen ergehen und eigenes Empfinden dagegen setzen, das ich in dieser Hinsicht eher für "normal" halte.

Früher - also bis vor vielleicht 8 Jahren - lief ich selbst etwa 4 x pro Woche unterschiedliche Strecken, ohne spezielles Training und ohne Wettkampfehrgeiz. Zu dieser Zeit war mein Empfinden so: Am Anfang lief ich völlig unbeschwert los, leichtfüßig und mit der Atmung hatte ich ohnehin keine Probleme. Es war mal schwerer, mal leichter, je nachdem wann ich zuletzt gelaufen war und wie weit und was ich sonst noch körperlich geleistet hatte. Aber der Beginn war immer leichtfüßig.

Inzwischen hat sich dieses innere Empfinden gewandelt. Obwohl ich mein Niveau was Reichweite und Lauftempo angeht zeitweise sogar drastisch steigern konnte (durch Ehrgeiz und systematisches Training), ist nun JEDER Laufbeginn hart. Nach etwa 3 bis 10 Minuten, je nach Tagesform, springt der innere Motor an und die "Leichtlaufphase" beginnt. Wie gut sich der Lauf ab dann anfühlt, hängt nach wie vor davon ab, was dem aktuellen Lauf an Training voraus ging.

Meine Zipperlein melden sich alle zu Beginn. Manche unmittelbar ab dem ersten Schritt, andere nach zwei, drei Minuten. Allesamt verschwinden sie unter die Wahrnehmungsgrenze (meist), wenn ich warmgelaufen bin.

Das ist für mich der Normalzustand. Sowohl das frühere, als auch das jetzige Empfinden. Es ist nur scheinbar ein Widerspruch, dass mir heute, da ich doch leistungsfähiger bin als in der Frühzeit, der Anfang schwerer fällt. Tatsächlich laufe ich jetzt natürlich schneller an als früher. Außerdem hat mein Ruhestoffwechsel durch das Training ein deutlich niedrigeres Niveau, als ehedem. Im Moment des Loslaufens liefert mein "schlafender" Energiestoffwechsel vermutlich weniger Leistung als das früher der Fall war.

Zu dir: Warmlaufen muss sich jeder Organismus. Das dauert in der Regel 5 bis maximal 15 Minuten. Je nach Veranlagung. Weshalb du nun 45 Minuten brauchst bis es dir leichter vom Fuß geht, dafür habe ich keine Erklärung. Darum fische ich nun ein bisschen im Trüben: Kann es sein, dass du einfach VIEL ZU SCHNELL losläufst? Der Fettstoffwechsel - das ist ein Teil aus dem die Laufmuskulatur Energie bezieht - braucht ca. 20 Minuten, um optimal auf Touren zu kommen. Wenn du von Beginn an zu schnell unterwegs bist, könnte es sein, dass sich diese Zeit verlängert, weil der Fettstoffwechsel bei zu hoher anaerober Beanspruchung gedämpft wird. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass jemand in so einem Höllentempo losrennt, aber man weiß ja nie ... Hast du es mal mit einem bewusst langsamen Beginn versucht?

Je mehr ich darauf herum denke, umso mehr nährt sich mein Verdacht, dass es etwas mit deinem Anfangstempo zu tun hat :confused:

Dass die Achillessehnen erst nach 3 bis 4 km aufmucken, könnte auch darauf zurück zu führen sein, dass du zu schnell anläufst. Vielleicht würden sie sich gar nicht melden, wenn du dich 5 bis 10 Minuten sehr langsam einläufst. Ich habe selbst damit zu kämpfen, laufe mich aber immer verhältnismäßig zaghaft ein. Bei mir melden sie sich bereits nach ein paar Minuten, um weitere paar Minuten danach zu schweigen.

Auch dass du mit der Atmung von Beginn an offensichtlich Probleme hast nährt den Verdacht eines zu schnellen Beginns. Ich merke eigentlich selten, dass ich überhaupt atme. Nur bei strammem Tempo, oder Intervalltraining oder in Berganpassagen.

Unterstellt, du läufst nicht zu schnell los: Dann ist das Verhalten deines Körpers widersinnig. Vielleicht gibt es da eine mentale Sperre, die sich erst nach einer Weile löst. Aber auf diese abwegige Spekulation will ich mich nun wirklich nicht weiter einlassen. Also angenommen es gibt keine augenfällige Erklärung ,wie das beschriebene zu schnelle Anfangstempo: Dann kann, nach allem was ich weiß, gar nicht sein, was du beschreibst. Da es aber tatsächlich so ist, könntest du dir durch eine Blutuntersuchung Gewissheit darüber verschaffen, dass dein Energiestoffwechsel nicht durch irgendeine Mangelsituation anfänglich blockiert ist. Zum Beispiel kann Eisenmangel Schwäche beim Laufen bedeuten (würde aber eher nicht das erklären was du beschreibst).

So, nun habe ich lange genug meine Ratlosigkeit dargestellt. Vielleicht bekommst du durch meine Einlassungen einen Hinweis, der dich weiter bringt :confused: .

Ich wünsche dir, dass sich deine Extremeinlaufphase bald auf erträgliches Maß verkürzt :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo,

mir erging es ganz ähnlich wir Dir,
die achillessehnen scheinen explodieren zu wollen und wenn man lange genug durchgehalten hat,
kommt man in ein ganz anderes, angenehmeres Laufgefühl

Bei mir bin ich ziemlich sicher, dass es daran liegt, dass ich zu schnell beginne und mich kaum warm mache.
Mit der Sachen habe ich noch ein Problem, war doch für mich "Laufen" immer eine Art Aufwärmen für eine andere Sportart.
(Hier ist ja quasi das "Laufen" an sich die Sportart)

Grüße

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Vielen Dank für eure Tipps und Anregungen!

Ich dachte eigentlich immer ich beginne meine Läufe in einem recht moderatem Tempo. Daher habe ich nach euren Vermutungen und Tipps meine letzten beiden Läufe mal fast Schneckentempoartig begonnen und dieses Tempo mindestens 15-20 Min beibehalten. Und was soll ich sagen? Auch wenn es sehr schwierig ist sich auf derart langsames Laufen zu konzentrieren, es hat tatsächlich geholfen!!! Die Atmung war die ganze Zeit über kontrolliert und Achillessehne und Oberschenkel machten sich kaum bemerkbar. Zum Thema Achillessehne/Wade muss ich allerdings auch sagen, dass ich mich schon kurz vor und ausgiebig nach jedem Lauf entsprechend dehne, sich aber ich die Achillessehne trotzdem in jedem Lauf bemerkbar macht. Dehnen, Kühlen, Querfriktion, alles schon gemacht, hat aber bis dato nur mäßig etwas gebracht. Ich vermute ich muss mit der selbst erstellten Diagnose: verkürzte Achillessehnen leben!!!
Wieder zurück zum ursprünglichen Thema. Nach 30 Min habe ich das Tempo langsam gesteigert und es die nächsten 30-45 Min konstant gehalten.
Meine subjektives Gefühl des "glücklichen" Laufens hat sich auch wieder eingestellt, wenn auch nicht so intensiv wie sonst, was ich mir so erkläre, da sonst der Übergang aus "quälendem Laufen" und anschließendem "Supertollem Laufgefühl" viel abrupter war. Jetzt habe ich versucht sukzessiver in die einzelnen Phasen überzulaufen und merke daher wahrscheinlich den Unterschied nicht so stark.
Muss ich aber auch nicht so lange ich insgesamt ein schönes Laufgefühl habe.
Ich werde den Tipp mit dem langsamen Warmlaufen weiterhin beherzigen, wobei ich nochmal wiederholen möchte, dass ich vorher subjektiv nie das Gefühl hatte viel zu schnell anzulaufen. Aber offensichtlich doch, was mich ehrlich sehr verwundert. Aber was solls. Auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig ist derart angsam anzulaufen, es hat die letzten beiden Läufe wirklich etwas gebracht und ich bedanke mich bei allen nochmal für eure Erfahrungen und Tipps!!!

Viele Grüße,

SushiPushi
Gesperrt

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