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Läufer ante Portas, der Limes-Marathon 2010

Läufer ante Portas, der Limes-Marathon 2010

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Läufer ante Portas, der Limes Marathon 2010

Die alten Römer sind weg. Oder doch nicht? Der Hauptsponsor des Veranstalters wirbt jedenfalls mit einem entsprechenden Sprudelnamen. Ein kleines Dorf im Schwäbischen Wald hat zum Wettstreit gerufen woraufhin hunderte von Läufer nach Welzheim eingefallen sind. Wie Gladiatoren stehen Sie um 9.00 Uhr aufgereiht. Kunterbunt gemischt sind die Farben der Startnummern. Wir Marathonis tragen Himmelblaue; ein deutlicher Kontrast zum grau verhangenen Himmel. Es ist mein zweiter Lauf über diese Distanz und dank meiner Erfahrung :zwinker2: folge ich diesmal dem Herdentrieb zum blauen Starttor. :daumen: Auf meinem kanariengelben Laufshirt steht mein Motto für diesen Tag: „42195 m laufen macht glücklich!“ Zunächst mal hoffe ich, dass mein Gesicht :D dies auch ausdrücken wird, denn vor 10Tagen nach meinem letzten langen Lauf bekam ich im rechten Knie Schmerzen. Daraufhin hab ich es darauf bewenden lassen mich in der letzten Woche nur noch mental auf das Rennen vorzubereiten und darauf zu hoffen das bis zum Sonntag alles gut wird.

Und schon geht’s los. Die Masse aus 508 Halbmarathon- und 68 Marathonläufern setzt sich in Bewegung, die ersten Meter dicht gedrängt. Nach einem kurzen Stück bergab verlassen wir den Ort und biegen aufs angrenzende Feld. In Sichtweite taucht bereits das Ostkastell des Limes-Grenzwalls auf. Dieser gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist mit 550 km Länge das zweitlängste Baudenkmal nach der chinesischen Mauer. Leider nicht so gut erhalten. Unter dem Torbogen zwischen den beiden Wachtürmen stürmen wir durch. Kommt ein bisschen Berlin-Feeling auf.

Der Nieselregen verzieht sich langsam als wir in den kühlen Wald eintauchen. Von nun an geht’s auf weichen Wegen. Mein Knie ist zufrieden und hält still. Hoffentlich hält das an. Rechts vom Weg verläuft seit gestern wieder die Bahnlinie der Schwäbischen Waldbahn die durch das Wieslauftal von Rudersberg heraufführt. Für den ersten Dampfzug ist es allerdings noch zu früh, der wird erst gegen 10.55 Uhr hier auftauchen. So können wir den Bahnüber-gang kurz vor Breitenfürst ohne Blickkontakt passieren. Schade eigentlich, die Bahnfans hätten uns beim außerplanmäßigen Halt sicher angefeuert. Denn außer den Streckenposten gibt’s kaum verbale Unterstützung.

So langsam komme ich in meinen Rhythmus, wobei die Kilometerzeiten noch deutlich Vorderwasser zeigen. Auf den Wald folgt ein öder Fahrradweg entlang der Umgehungsstraße, die nach 6 km gekreuzt wird. Über einen Waldrandweg erreichen wir das gut gedüngte Gaus-mannsweiler. Puh, aber Luft anhalten fällt heute flach. Leider wiederholte sich dieser olfsche Belästigungsfaktor im Laufe meines Vormittagsprogramms noch häufiger. Ich versuche zur Ablenkung wieder eine Assoziation zu Berlin und seiner berühmten Luft herzustellen. Leider ist es wie beim Durchgang durch das Limeskastell, dieser müffelige Abschnitt wird zum Schluss nochmals in umgekehrte Richtung durchlaufen. Aber zunächst erreichen wir den nördlichsten Punkt beim Eulenhof kurz vor Kaisersbach und biegen ab in den Wald. Nun geht es entlang des Bächleins Lein, dass zum idyllisch gelegenen Aichstruter Stausee führt. Zwischenzeitlich lugt ab und an die Sonne hinter den Wolken hervor, aber es bleibt angenehm kühl. Bei Km 18 nehme ich das erste Gel und bereite mich seelisch schon mal auf den berüchtigten Anstieg bei km 20 vor. Zunächst hört man plötzlich eine Blaskapelle, nicht schön aber laut, und schon teilt sich die Strecke für die Halbmarathonis die hier zum Schlussspurt ansetzen. Für mich zeigt die Weiche auf Linksabzweig und dann wird’s bergig. Ein giftiger Stich am Waldrand nimmt Tem-po und mahnt mit den Kräften zu haushalten. Dadurch bin ich plötzlich allein. Mindestens 150 m vor mir ist der nächste Läufer und dem kann ich nicht folgen. Komm mir jetzt ein bisschen einsam vor.

Die Strecke biegt immer wieder ab; meistens ohne Posten. Da heißt es aufgepasst. Wie bei einer Schnitzeljagd nach den Kreidepfeilen oder kleinen Richtungstäfelchen Ausschau halten. Komm mir vor wie ein Pfadfinder beim Fährtensuchen. Nach Einbiegen in die langgezogene Schleife, die zurück zum Eulenhof führt, bläst ein scharfer Gegenwind übers freie Feld. Was würd ich jetzt für einen Hasen mit Windschatten geben.

Aber es hilft nichts, das Tempo wird angepasst. Sollte ich meinen Split einigermaßen halten können, wäre für meine Wunschzeit noch alles drin. Mit dem Blick auf die Achterbahn, die zum Schwabenpark in Gmeinweiler gehört, lenke ich mich etwas ab. Weil man von einem Läuferfeld schon lange nicht mehr reden kann kommt es mir vor als sei hier ansonsten der tote Hund begraben.

Als endlich der letztmalige Umkehrpunkt bei km 30 erreicht war konnte ich meine Depri-Phase endlich abschütteln und mit der neu gewonnen Motivation schaffte ich es beim Homerun tatsächlich Läufer einzusammeln. Zudem überholte mich 6 km später ein junges Mädchen auf einem Fahrrad und meinte aufmunternd: Jetzt ist es nicht mehr so weit bis zum Glück. Ach ja mein Laufshirt. Endlich hatte mein Aufmunterungssprüchle mal eine Reaktion bei jemand ausgelöst.

Aber nicht nur mein Geist war wieder willig auch das Fleisch, in Form meines rechten Knies, war noch lange nicht schwach. Die nächsten beiden Kilometer überlegte ich ob und wann ich Gas gebe. Ich entschied mich ab km 38 zuzulegen, dann sind’s ja nur noch ca. 3 Kilometer. Dass ich mich da schlichtweg um einen Kilometer verhauen habe fiel da noch nicht auf. Erst mal wurden zahlreiche Läufer überholt bevor es, diesmal von der andern Seite, wieder durchs Limeskastell ging. Als bei km 41 Welzheim wieder erreicht wurde, setzte ich zum Schlusssprint an; 195 m die mir endlos vorkamen? :confused: Wieder und wieder ging es um eine Straßenecke, da fiel bei mir endlich der Groschen. :klatsch: Holla auf deinem Shirt steht’s doch, wie lange du laufen musst. Leider auf’m Rücken? Endlich rief ein Posten: „Noch 300 m, dann geht’s links ins Stadion. Na, das ist doch eine klare Perspektive. Also das Glückslächeln aufgesetzt und auf die Schlussgerade eingebogen. Die Welzheimer haben nämlich kein Aschenbahnrunde, sondern nur eine Sprintgerade zu bieten.

Mich interessierten jetzt aber doch mehr die roten Ziffern der Zeitmessung. Ja, das sah gut aus die SUB 4 sind deutlich pulverisiert worden. Am Ende stehen dort 3:43:54. Das war aufgrund des hügeligen und eckigen Kurses mehr als ich erwartet hatte. :daumen:

Und jetzt beim Auslaufen schien auch noch die Sonne und es war windstill, so dass man den Erfolg so richtig auskosten konnte. Der Verpflegungsstand hatte leider nur die römischen Wasserprodukte und Saftmischungen des Hauptsponsors. Wieder kein „Alkoholfreies Zischbier“, nicht mal ne Cola. :frown: Zudem waren die Bananen schon alle, der Veranstalter wurde wohl von der Zahl der kurzentschlossenen Vor-Ort-Anmelder überrascht. Aber heute gibt’s keinen Grund sich zu Ärgern. Selbst mein Knie hat sich nicht mehr zu Wort gemeldet. Ich vermute, dass sich das spätestens morgen ändern wird.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin
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