Vor ca. 2,5 Jahren, fing ich mit der Lauferei an. Vorher dachte ich, das ist einfach nicht mein Ding. Hätte mir noch vor ca. 1 Jahr jemand gesagt, ich würde auch nur mal an Marathon denken, hätte ich gedacht, der halluziniert oder macht Witze.
Seit dieser Zeit habe ich die Umfänge immer weiter gesteigert, und als ich im November arbeitslos wurde, reifte der Gedanke, jetzt wär doch der richtige Zeitpunkt, mal die Umfänge weiter zu auszubauen und zu sehen ob und was drin ist. Das war auch der Zeitpunkt, als ich mich im Forum angemeldet hatte.
Ich möchte meine Schwierigkeiten und Rückschläge nicht nochmal hochkochen. Nur ganz kurz: Im Januar und Anfang Februar hatte ich deutliche Probleme mit der Achillessehne. Irgendwie hatte ich das Problem nach ca. 5 Wochen (davon 2,5 Wochen Totalpause) überwunden.
Erst vor ein paar Wochen hatte ich dann riesige Schmerzen im Schienbeinbereich (als ob ein Projektil drin steckt) und konnte kaum auftreten. Die Schmerzen wurden aber jeden Tag um die Hälfte besser und nach 5 Tagen Totalpause absolvierte ich meinen letzten >30er (knapp über 35km).
Noch eine kleine Erwähnung (einige werden es mittlerweile wissen): Ich habe komplett ohne Uhr (stört mich einfach), nur nach Gefühl trainiert und deshalb natürlich keinen Trainingsplan streng beachtet. Allerdings habe ich alle wichtigen Elemente eingebaut (einschließlich 9 >30er seit Dezember). Mein größter Wochenumfang waren ca. 84km.
So, heute (bzw. gestern, jetzt ist es 2:28, ich glaub, schlafen kann ich jetzt nicht) war es soweit. Kein zurück mehr...
Mein Vater und ich fuhren um etwa 13:00 Uhr los und besuchten noch kurz seine Schwester und ihren Freund in Mannheim. Gemeinsam gingen wir los und fuhren mit der Straßenbahn Richtung Rosengarten.
Durch massive Blähungen, die nicht verschwanden bekam ich schonmal einen Dämpfer und fragte mich, ob das gut gehen kann.
Los ging es mit einer ¼ Std. Verspätung vom Startblock A2 (um 17:45 Uhr), hinter dem 4:00 Std.-Pacer. Irgendwie war ich erst der irrigen Meinung, das wäre der 3:30er. Nach den ersten km kam mir die Sache allerdings komisch vor. So langsam war ich selten unterwegs. Bin dann immer weiter zum Ballon aufgeschlossen, bis ich ohne Brille erkannte, dass es eben der 4er war. Nein, der sollte auf keinen Fall vor mir sein, also lies ich immer mehr Teilnehmer hinter mir zurück, bald auch den Pacer.
Nach ca. 7km hörte ich schon welche Schnaufen. Ich glaube, hätte ich 1 Min. die Luft angehalten hätte ich trotzdem noch so weiterlaufen können. Hätten die sch... Blähnungen mein Wohlbefinden nicht etwas eingetrübt, hätte ich mich so gut, wie noch nie gefühlt. Aber ich bin einiges gewöhnt, und so konnte ich ganz gut damit umgehen. Auch, als sich die Leistengegend leicht meldete.
Langsam aber sicher zog ich an immer mehr Läufern vorbei. Irgendwie fand ich das Getrappel von den vielen Teilnehmern monoton aber beruhigend. So ging es immer weiter ... ... ohne dass ich wirkliche Schwierigkeiten bekommen hätte. Selbst die berüchtigte Brücke fand ich auf dem Hinweg gar nicht so schlimm („heimzus“ aber dann wirklich hart), eher interessant. Und irgendwie tat mir die Ruhe sogar ganz gut. Auf der anderen Seite kam mir der kenianische Sieger und das Führungsfahrzeug entgegen.
Immer noch schaffte ich es, wesentlich mehr Leute zu überholen, als dass ich selbst überholt wurde.
Ich versuchte einfach immer an den Läufern vor mir dranzubleiben und irgendwie zogen meine Beine automatisch so an, dass ich langsam dran vorbeischleichen konnte. Immer wieder klatschte ich Hände von Kindern ab.
Natürlich waren die letzten 7km schwierig, aber ein besonderes Schwächegefühl hat mich erst auf den letzten 3km übermannt. Da wollte ich einfach nur, dass es vorbei ist. Mein Fuß fing an, etwas Probleme zu machen und in den Beinen merkte ich es insgesamt recht deutlich.
Am Ziel riss ich vor einem Fotografen die Arme hoch und konnte, glaub ich, dabei noch lachen.
Irgendwo vorher habe ich schonmal vor einem Fotoapparat gewunken.
Die genaue Zielzeit sah ich nicht, und da ich ohne Uhr unterwegs war, wusste ich gar nicht, was ich jetzt fabriziert hatte. Im Kongresscentrum Rosengarten fragte ich jemanden, wieviel Uhr es ist. Da wars so 21:37. Ha, da wusste ich, dass ichs in unter 4:00 Stunden geschafft hatte.
Ich habe in einer Nettozeit von 3:46:16 gefinisht und bin auf den 333. Platz (kein Scherz) gekommen und noch im 1. Drittel dabei.
Zwischenzeiten:
10km : 53:45 (wollte ich ja eigentlich etwas schneller angehen)
HM: 1:53:43
34,6km: 3:03:31
Irgendwie habe ich es anscheinend doch geschafft, kontinuierlich schneller zu werden und die zweite Hälfte besser gepackt.
Und soll ich euch was sagen? Ich sitze jetzt vorm PC (2:59 Uhr) und ich merke fast nix mehr. Ich fühle mich besser als bei den Langen. Wobei ich denke, dass mir morgen (heute) noch der mörderische Muskelkater bevorsteht.
Jetzt könnte man spekulieren, dass da noch einiges mehr gegangen wäre. Nein, wie gesagt, auf den letzten 3km merkte ich deutlich, wie meine Kräfte schwanden. Der Fuß fing auch zu zicken an. Hätte ichs schneller angegangen wäre ich möglicherweise so stark eingebrochen, dass ich dieses Ergebnis nicht erreicht hätte.
Ich bin voll zufrieden und der Meinung im Endeffekt alles richtig gemacht zu haben.
PS: Ich hab tatsächlich niemanden am Straßenrand rumliegen sehen. Diese Sorge war mal wieder total unbegründet.
Last but not least möchte ich mich bei allen, die mir mit hilfreichen Tipps und moralischer Unterstützung zur Seite standen, bedanken. Speziell bei AndreaKa und natürlich bei Hennes. Aber auch bei allen anderen und dem gesamten Forum. Ich glaube, ohne euch hätts nicht so gut geklappt.
Bevor ich evtl. weitere Pläne mache, möchte ich das jetzt erstmal etwas genießen und sacken lassen und dann weiter sehen.
Nachtrag: Ich bin auch an einem Känguruh vorbeigeschlichen (nein, keine Hallus). Der muss ja wahnsinnig geschwitzt haben in dem Kostüm. War aber witzig.
I did it mmmyyyyyy waaaayyyyy
1Viele Grüße
Jürgen
"... its aint over till
it's over ..."
"... es ist nicht vorbei,
bevor es vorbei ist ..."
-Zitat: Rocky Balboa-
Jürgen
"... its aint over till
it's over ..."
"... es ist nicht vorbei,
bevor es vorbei ist ..."
-Zitat: Rocky Balboa-