Endlich bin ich wieder so richtig dabei. Beim Laufen. Kennt mich noch jemand? So hab ich gestern mal wieder einen Halbmarathon bestritten. Es war der Förderlauf in Wedel. Laufen für einen guten Zweck, dann auch die große Runde, dachte ich mir. Ein Krankenhaus ist gleich in der Nähe, dieses soll nämlich mit dem Lauf gefördert werden. Genau! Deshalb der Name Förderlauf.
Die meiste Zeit dachte ich an den neuen Schleswig-Holstein-Song, den der Radiosender R.SH ausgelobt hat: Willst du n Schaf aufm Deich steh’n seh’n, pack Deine Sachen ein und komm nach Schleswig-Holstein (Quelle: Kompliment, „Allens kloor“). So lief man lange lange am Deich längs; rechts und links ausschließlich Schafe. Die meisten waren gänzlich unbeeindruckt und knabberten hochkonzentriert das Deichgras auf englische Länge. Das eine oder andere kleine Schäfchen versteckte sich hinter einem großen, aber es gab auch ein paar die blökten. Ich fand das sehr aufmerksam von ihnen, wo es hier so einsam war.
Einsam war es für mich, da ich ziemlich schnell dazu auserkoren war, dem Auto der DLRG den Weg zu zeigen. Sprich ich war wieder einmal Letzte. Dass es so kommen würde, war mir allerspätestens klar, als ich mir die überschaubare Läuferschar am Start angeschaut hatte. Alles superfitte, schlanke, muskulöse Männer und Frauen. Nicht mal ein Zausel. Naja, ich hatte mich vergewissert, ob sie auf mich warten würden, also meldete ich nicht um, sondern begab mich auf die lange Runde.
Am Anfang, als noch alle beisammen waren, erinnerte ich mich an den einen oder anderen Schmittcast, den ich Samstag noch zur Einstimmung hörte. Unter anderem war auch „Der Klingelbeutel“ dabei, ich musste grinsen. Fröhlich einen Lauf zu beginnen ist doch prima.
Es gab keine Kilometermarkierung, so dass man nie genau wusste, wo man sich befindet. Einen Streckenplan kann ich mir nie richtig merken. Die letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi. Wo ist denn jetzt bloß dieses blöde Krankenhaus, an dem wir losgelaufen sind. Das kann doch wirklich nicht mehr weit weg sein; das kann man doch nicht übersehen. Die Strecke schlängelte sich über Wiesen mit Wind von vorne. Sogar einen Berg haben sie kurz vor Schluss noch aufgeschüttet. Oben war ein Verpflegungsstand. Der freundliche Herr der mir das Wasser reichte, pflichtete mir bei „Blöder Berg, was?“ und zog dabei den Wasserbecher zu sich, den ich gerade greifen wollte. Ich bedankte mich und suchte weiter nach dem Krankenhaus.
Kurz vor der Abbiegung zum Krankenhaus wartete der DLRG-Wagen auf mich. Der Sani meinte, der Veranstalter hätte den Lauf gerade beendet, ob ich noch weiter laufen wolle. Klar wollte ich, nun war es ja wirklich nicht mehr weit. Was für eine Frage? Sauer war ich aber, wo ich doch vorher noch gefragt habe, ob gewartet wird. Als ich auf die Zielgerade biege, wartet auch der Medaillenverteiler und mein Kollege mit Familie und alle begrüßten mich freudig. Nix mit Lauf beendet. So ein doofer Sani. Eigentlich wollte ich mich bei den beiden bedanken und ihnen Kuchen ausgeben, aber so nicht.
Ende vom Lied: Neben dem letzten Gesamtplatz hab ich auch noch den ersten meiner Altersklasse errungen. Ich lach mich weg.
Beste Grüße vom wiederlaufenden langsamen Flachlandschaf
Anne
Groupende Schafe hinterm Deich - Förderlauf in Wedel
1Musik hören ist Lesen im Kochbuch. Selber Musizieren ist Genießen, ist „Auf der Zunge-Zergehen-Lassen“. (Hermann Lahm)
:in tuepfels küche :tuepfel in Bewegung :tuepfel im bilde
:in tuepfels küche :tuepfel in Bewegung :tuepfel im bilde