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Herrieden – mein Waterloo - oder wie eine Hassliebe zu Ende geht

Herrieden – mein Waterloo - oder wie eine Hassliebe zu Ende geht

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Der Stadtlauf Herrieden ist eine solide organisierte Veranstaltung mit einem amtlich vermessenem schnellen Kurs. Eine optimale Versorgung auf der Strecke und im Ziel, Massageservice, viele Zuschauer im Stadtkern usw. machen den Lauf zu einer mehr als gelungenen Veranstaltung. Trotzdem verbindet mich mit Herrieden seit meinem ersten Start dort eine Art Hassliebe.

2007 bin ich zum ersten Mal in Herrieden über die 10 km gestartet. Es war heiß, ich hatte noch sehr wenig Wettkampf- und Lauferfahrung, wollte aber unbedingt unter 50 min bleiben. Nach der Hälfte der Strecke musste ich der Hitze Tribut zollen und kam nach über 51 Minuten ins Ziel.

2008 verbrachte ich das Wochenende in der Nähe von Herrieden und entschloss mich kurzfristig zum Start beim Halbmarathon. Es war wieder heiß, die Sonne brennt, Startzeit 14:00 und kein Schatten auf der Strecke. Die ersten 15 km waren ok – danach wirkte die Strecke doch sehr zusammengestöpselt . Vom Ziel aus ging es zu einem etwa 1 km entfernten Wendepunkt und zurück – das ganze 3 mal. Die Zeit war ganz ok, aber dieses Geeiere zum Wendepunkt nicht wirklich Spaß – dazu die Mittagssonne. Ich schwor mir nie wieder in Herrieden zu starten.

2009 bin ich nach langem zögern doch wieder bei den 10 km angetreten – natürlich war es wieder heiß und der Start nachmittags um 14:00 Uhr. Dieses Mal wollte ich es unbedingt wissen und unter 40 min bleiben – die Strecke ist flach und sollte eine solche Zeit hergeben. Mit über 44 Minuten bin ich in Herrieden mal wieder grandios eingegangen. Jetzt reichts – ich beschließe endgültig nicht mehr in Herrieden zu starten.

April 2010. Zufällig schaue ich mal auf der Homepage des Stadtlauf Herrieden vorbei –und siehe da: Es hat sich einiges getan. Der Halbmarathon startet bereits um 10:35 um der größten Hitze zu entgehen und die Strecke wurde überarbeitet und attraktiver gestaltet. So beschloss ich – wider besseres Wissen – Herrieden noch mal eine Chance zu geben; vor allem weil der Halbmarathon so gut in mein Marathon-Training passt und um ein paar alte Rechnungen zu begleichen.


Der Wettergott schien es diesmal gut zu meinen – die für Herrieden übliche Hitze sollte ausbleiben. Der Wetterbericht meldete kühle 9 -13 °C – optimale Bedingungen für einen schnellen Halbmarathon. Am Wettkampftag hatte es dann tatsächlich nur etwa 10 °C und der Himmel war bedeckt. Eigentlich perfekt, aber als ich auf die Terrasse ging um das Wetter zu begutachten bließ mir ein kräftiger Wind ins Gesicht. Mal sehen – vielleicht ist es in Herrieden ja besser.


In Herrieden angekommen merkte ich sofort, wo der Wind herkommt. Nach dem umziehen stand ich frierend vor dem Stadttor an der Startlinie und wartete darauf dass endlich der Startschuss gegeben wurde. Jetzt ging es erstmal für etwa 7 km westwärts – genau dahin wo der Wind herkam. Ich merkte sofort, dass es heute keine sehr schnelle Zeit geben würde und beschloss gleich vom Start weg das Tempo niedrig zu halten und mir meine Kräfte einzuteilen. Die ersten 2 Kilometer lief ich unter 4:10/km – aber bei dem Wind würde ich das Tempo nicht halten können. Um Kraft zu sparen korrigierte ich das Tempo etwas nach unten - das Rennen war noch lang und es lagen noch 5 km Gegenwind vor mir. Meine Gruppe, in der wir uns gegenseitig etwas Windschatten gaben, aber die Gruppe wurde immer langsamer und fiel nach und nach auseinander so dass ich ab km 3 allein gegen den Wind kämpfte. Vor mir lief eine Vierer-Gruppe die mir etwas Windschatten hätte bieten können, aber ich kam einfach nicht heran. Die Kilometerzeiten pendelten sich jetzt bei 4:15 – 4:20 ein – innerlich stelle ich mich auf Zielzeit um die 1:31 ein, und dass wo ich heute zum ersten Mal für meinen Verein starte.

Jedes mal wenn die Strecke links oder rechts abbiegt hoffe ich auf weniger starken Gegenwind. Aber der Wind kommt entweder von Vorne links, Vorne rechts oder frontal von Vorne – also immer irgendwie ungemütlich von Vorn.

Langsam geht es dem westlichsten Punkt der Strecke bei km 7,5 entgegen – und ich kämpfe immer noch alleine gegen den Wind. Rechts abbiegen und zurück Richtung Stadt und endlich ist der Wind weg. Schlagartig bekomme ich neue Kraft und das Tempo pendelt sich bei 4:05/km ein. Jetzt drehe ich richtig auf kann etwa eine Handvoll Läufer einsammeln.
Nach 15 km sind wir wieder am Start vor den Toren der Stadt. Trotz des ungemütlichen Wetters hat sich dort ein richtiges Stimmungsnest gebildet, und der Moderator und die Zuschauer heizen uns an für die letzten 6 km. Frisch motiviert und mit Rückenwind geht es an der Stadt vorbei dem östlichen Wendepunkt bei km 18 entgegen. Das zog sich jetzt ewig hin, vor allem da ich wusste dass wir genau dieses Stück auch wider zurück mussten. Die 18 km Marke erreichte ich nach 1:15 – rein rechnerisch sollte das jetzt locker für eine Zeit unter 1:30 reichen.

An der Verpflegungsstation beim Wendepunkt nehme ich einen Becher Wasser gegen meinen trockenen Hals. Irgendwie verschlucke ich mich und werde ein paar Meter weiter dafür mit Seitenstechen belohnt. Toll, neben dem wieder einsetzenden Gegenwind auch noch das.

Nach ein paar Metern ist das Seitenstechen zum Glück ausgestanden. Nachdem es die letzten Kilometer ohne Wind, bzw. mit Rückenwind, so gut und leicht lief war es jetzt verdammt schwer, noch mal alle Reserven für den Kampf gegen den Wind zu mobilisieren und meinen Rhythmus zu finden. Ich kämpfte mit aller Macht gegen den Wind, aber schneller als 4:20/km war nicht mehr drin. Wenn man vorher mit 4:05/km unterwegs war fühlt sich das natürlich unendlich langsam an und ich konnte mein Tempo nicht realistisch einschätzen. Daher immer wieder bange Blicke auf die Uhr und angestrengtes Kopfrechnen. Bei km 20 dann endlich erlösende Gewissheit 1:23:30 – so langsam kann ich gar nicht laufen um das noch zu vergeigen. Es folgt noch eine Schleife durch Altstadt – dort ist fast windstill. Seit einigen Kilometern schon sehe ich vor mir einen Läufer mit einem leuchtend roten T-Shirt. Hinter mir ist niemand mehr zu sehen – also kann ich mich voll auf das rote T-Shirt konzentrieren. Auf dem Weg durch die Altstadt mache ich Meter um Meter gut. Aber mir geht langsam die Strecke aus – zum Ziel sind es nur noch ca. 500 m – das wird verdammt eng. Jetzt geht es um die letzte Häuserecke und dann kann man schon das Ziel sehen – es sind noch ca. 250 m. Jetzt da man das Ziel sehen kann zieht das rote T-Shirt noch mal etwas das Tempo an. Ich will mitgehen, bin aber für einen wirkungsvollen Gegenangriff noch nicht nah genug dran und begnüge mich mit einer kleinen Tempoverschärfung um mir die 1:28er Zeit zu sichern.

Anschließend ging’s zur Massage bei einer sehr netten Physiotherapeuthin und einer heißen Dusche ins Sportheim. Als ich vom Duschen kam hingen schon die Ergebnisse vom HM aus – 1:28:38– es hat in der M30 leider nur zum undankbaren 4. Platz gereicht (aufgrund der Vorjahreslisten hätte eine sub 1:30 für einen Podestplatz in der M30 gereicht).

Es geht ja doch. Im Vierten Anlauf habe ich es endlich geschafft in Herrieden eine zufrieden stellendes Ergebnis einzulaufen. Die neue Strecke ist flach, schnell und landschaftlich sehr schön zu laufen. Ich habe mich heute mit Herrieden versöhnt. Mit dem 10er werde ich mich wahrscheinlich nicht mehr anfreunden, aber ich freue mich schon auf den 5. Altmühl-Halbmarathon 2011 in Herrieden.
27.09.2009 10 km von Röthenbach (10 km) - 38:58
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47

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Ja so kanns gehen Max,

Toller Bericht, man kann richtig mitlaufen...
ist ja auch wirklich ein Läuferfrühjahr, von Hitze keine Spur.

LG, Norbert
(der schon froh ist, etwas joggen zu können)

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Max Power hat geschrieben:
Anschließend ging’s zur Massage bei einer sehr netten Physiotherapeuthin und einer heißen Dusche ins Sportheim.
Du hast dich also VOR dem duschen massieren lassen? :klatsch: Pfui deibel, die Physios können einem ja echt leid tun. Sollte man nicht so viel Anstand haben und das NACH dem duschen machen lassen? :nene:
Ich versuche durch Training schneller schnell zu werden als durchs Alter langsam :)

PB: 5k: 19:07 // 10k: 40:04 // HM: 1:28.58,8 // M: 3:17:39
Ziele: 5k: 18:59 // 10k: 39:59 // HM: 1:29:59 // M: 3:14:59

http://www.feelinggood24.de/page-rauchstop.html
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