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9,2 km Isselhorst: Stimmung, Schnaps und Besenwagen

9,2 km Isselhorst: Stimmung, Schnaps und Besenwagen

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Im Zuge des Nightcup 2010 fand am Samstagabend ein Volkslauf über 9,2 km statt. Isselhorst, verkehrstechnisch günstig zu Bielefeld und Gütersloh gelegen, hat durch diese geografische Lage im Berufsverkehr entsprechend viele Fahrzeuge, die sich durch die zentrale 30er-Zone mühen. Im Gegensatz dazu war um 21 Uhr alles für Fahrzeuge gesperrt, aber nun war erst recht kein Durchkommen wegen der vielen Menschen. Ich fand es enorm, wie viel gut gelaunte, begeisterungsfähige Besucher sich im Ortskern und um die gesamte Strecke herum versammelt hatten.

Gelaufen wurde auf einem Rundkurs in Form einer 8. Start/Ziel war im Zentrum, wo sich zum leicht verzögerten Beginn des Hauptlaufes um 22:14 Uhr über 800 Läufer versammelt hatten. Getreu meinem Motto vom letzen Mal (ich überhole so gerne) reihte ich mich in die hinteren Reihen ein. Nach dem Startschuss ging es recht gemütlich los, die Straße war für die Läufermenge recht schmal. An Überholen war gar nicht zu denken, erst nach 500 m taten sich erste winzige Lücken auf, die ich hakenschlagend wie ein Hase ausnutzte. So ab km 1 hatte sich alles einigermaßen eingependelt und ich konnte meinen Stiefel laufen. Die Temperatur war endlich gesunken, lag bei gut 25° und war wegen fehlender Sonne recht erträglich, in der ersten Runde konnte man die Strecke noch gut erkennen.

Nach gut 1,5 km kam die Showmeile, dicht gedrängt standen die Zuschauer längs der Strecke an der Hauptstraße. Nach weiteren ca. 500 m passierten wir die ehemalige Brennerei Elmendörfer. Bis zur Umstellung des Branntweinmonopols wurde dort noch Schnaps gebrannt. Seit 2001 ist das Gelände ein Museumshof, wo man unter anderem das 20.000 l große Eichenholzfass besichtigen kann. Der Rest der Strecke ging durch Wohngebiete, in denen die Anwohner sich mit Stühlen und Tischen an der Strecke postiert hatten. Überall wurden die Läufer angefeuert, keine Spur von zurückhaltendem Ostwestfalen. Die erste Runde lief ich für mich gesehen relativ schnell und die Showmeile deutlich zu schnell, wofür ich den nächsten km Tribut zollen musste in Form von Atmung am Anschlag. Zu Beginn der zweiten Runde hatte sich das dann wieder beruhigt und ich lief mein Tempo durch. Einige Läufer vor mir konnte ich nach und nach einsammeln. In Runde zwei kam die unvermeidliche Überrundung durch die Topläufer. Aus der Erfahrung vom letzten warmen Lauf wollte ich mit Flüssigkeitszufuhr nicht so lange warten und so nahm ich dann gerne bei ca. km 3 einen Becher Wasser für interne und externe Kühlung. Das Tempo war stramm und an einem Damenduo blieb ich längere Zeit hängen. Ich konnte zwar mal kurz überholen, nach einer halben Runde war ich dann wieder hinter den Beiden. So pendelte ich weiter über den Rundkurs: Auf dem ersten Teilstück die Getränkestelle mit Kühlwasser, dann Tempoerhöhung auf der Showmeile und leichte Erholung auf dem Reststück. Je später der Abend desto weniger Durch- und Überblick mangels Licht. Dafür stieg der Romantikfaktor durch die an der Strecke verteilten Windlichter. In der dritten Runde begann ich mich zu fragen, ob es denn nun volle vier Runden wären wie in der Ausschreibung oder eher 3,5 Runden bis zur Taille der 8 um dort in den Zielkanal zu schwenken. Am Ende von Runde drei wollte ich den Läufer neben mir dazu befragen, wobei er mir mit der gleichen Frage zuvorkam. Beiderseitiges Achselzucken führte dann zum Beginn der vierten Runde. Ein für mich immer noch strammes Tempo lag an.

Von hinten näherte sich eine junge Frau, die mir dann Auskunft geben konnte. Wie vermutet war der Zielkanal zu Beginn der Showmeile dran, was zu rund 1,5 km bis zum Ziel führte. Tempo anziehen, endlich Abstand vom Damenduo gewinnen und auf dem Teilstück außerhalb vom Ortskern noch ein paar Läufer überholen war angesagt. Die letzte Getränkestelle fiel aus, das wäre vor dem Zieleinlauf sowieso nicht mehr bis in die Blutbahn gelangt. Und dann die Überraschung für mich: Auf den letzten 500 m konnte ich das Besenfahrrad überholen. Wer das schafft, der kann noch ganz andere Dinge. Das nächste vor mir laufende männliche Wesen war auch noch dran überholt zu werden, was auch bis zur letzten Kurve ohne nennenswerte Gegenwehr klappte. In Sichtweite des Zieles setzte er dann doch noch zu einem Endspurt an und wollte mich überholen. Das muss ein Reflex sein bei mir, aus den Augenwinkeln sein Tempo sehen und noch mal richtig Gas geben war eins. Nach dem erfolgreichen Zieldurchlauf kämpfte ich gegen die bereits bekannte Schnappatmung, ging langsam Richtung Getränkestand und wurde dort bestens mit Apfelsine, Banane, Handtuch und Getränken versorgt. Etwas eng war es schon, was aber angesichts der Menge an Läufern auch kein Wunder war. Trotzdem lief die Versorgung und das Warten darauf stressfrei ab.

Die spätere Auswertung der Daten ergab eine Zeit knapp unter 48 Minuten, leicht geringere Pulsfrequenz als beim letzten Lauf und Spitzentempi von bis zu 4:30. Schon erstaunlich, wozu einen Zuschauer animieren können. Das Motto „Steady pace wins the race“ war erfolgreich durch „Gas geben und ausruhen“ ersetzt worden. Wenn jemand einen kleinen familiären Lauf mit super Stimmung an der Strecke sucht, dann ist er in Isselhorst genau richtig. Trommeln, Bands, Vuvuzelas, Anfeuerungsrufe, gute Laune – alles vorhanden.

Viele Grüße
Der Luke
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