Die Nacht der Nächte – meine 38,5 km von Biel

Nachdem es letztes Jahr zeitlich nicht gepasst hat, soll es dieses Jahr endlich klappen: ich laufe in Biel. Vorbereitung war mit rund 2000 TrainingsKm seit 1. Januar und einigen Vorbereitungsläufen plus sorgfältigem Tapering voll im Plan, Anfahrt mit dem Zug auch wunderbar.
Erste Merkwürdigkeiten ab ca. 19 Uhr: mir ist nicht so gut im Magen. Hm.
Ich denke erst noch an den zuvor genossenen Trinkjoghurt und werfe den Rest in die Tonne. Leider bleibt das Gefühl. Mit Hilfe von viel Wasser und ein bischen Selbstberuhigung (nur ein bischen den Magen verrenkt, das wird beim Laufen schon wieder) bin ich beim Start trotzdem ganz zuversichtlich.
Nach den ersten 10Km bin ich ganz stolz auf mich: 6er Schnitt gut getroffen und erstmal gehalten, weiterhin alles im Plan. Nur der Magen...
Es wird nicht wirklich besser.
Schon die Km nach Aarberg ziehen sich. Der Ort mit vielen Menschen, die Brücke, lenkt mich erstmal ein bischen von meiner eigenen „Innenwelt“ ab. Als dann die Radler dazustossen ist mir schon irgendwie klar, dass da bei mir was absolut nicht stimmt.
Ich giesse regelmäßig Wasser in mich, an irgendwelche Nahrung ist nicht zu denken. Dafür suche ich jetzt nach stillen Plätzchen ausserhalb der Ortschaft...
Gut, dass ich Klopapier dabei hab, so bin ich nicht ganz auf die Blätter des Waldes angewieesen (im Dunkeln ja immer etwas mißlich). Die 30er Marke kommt schleichend. Schon seit einiger Zeit muss ich mich nicht mehr bremsen. Das fühlt sich alles gar nicht gut an. Für kurze Abschnitte geht es mal wieder fast wie gewohnt, aber dann schaltet immer gleich so ein Depp den Strom ab.
Lange schleiche ich mit schwachen Beinen und wehem Bauch durch die Nacht, das 35er Schild will nicht kommen. Ich mache bei leichten Steigungen schon Gehpausen (???).
Es fühlt sich an wie bei 80Km, zu schnell angegangen, und nicht nach erstem Drittel. Wackelig schleiche ich über die ungeteerten Wege, stolpere auf dem Weg nach Oberramsern ein paarmal fast über die Fahrbahnbegrenzung. Ups.
Dann der Ortseingang von Oberramsern. Der 6er Schnitt ist längst eine fast vergessene Sage aus besseren aber leider vergangenen Tagen. Ich schleppe mich mit Bauchschmerzen, bleischweren Beinen und ausgedörrter Zunge ins Licht der Ortschaft. Erstmal nur die Wechselstation (Mist). Dann die Etappe.
Als ich mir nochmal klar mache, dass das erst Km 38,5 ist und ich mich schon richtig quäle und mir verdammt übel ist und ich auch schon viermal im Wald war (Klopapier längst alle) und es mir leider nicht gelungen ist, meinen Mageninhalt am Wegrand auszustülpen, reift der Entschluß:
Hier geht nichts mehr. Keine Chance noch auf Erholung unterwegs. Ich gehe zur Sanitätsstation, erzähle kurz, wies mir geht und höre, was ich längst selber am besten weiß: es ist vernünftiger, hier rauszugehen und gleich den Bus zu nehmen, als irgendwo in der Pampa zu stehen oder aus den Latschen zu kippen.
Irgendwann ist ja immer das erste Mal.
Wenn ich hier rausgehe brauche ich ja auch nur auf meine Liebste zu warten (Nachtmarathon) und wir können zusammen zurückfahren – wenigstens praktisch und allemal netter als allein.
Gesagt getan. Durch den Abbruch kommen wir früh wieder in die Halle. Ich schlafe ein bischen und wir machen uns mit dem ersten Bus auf zum Bahnhof. Immerhin bekommen wir so noch den Zieleinlauf der drei erste mit.
Noch am Vormittag sind wir wieder zu Hause: 1. Badewanne, 2. Bett.
Samstag: bin leicht weggetreten und habe Fieber. Durchfall auch noch etwas und Essen kann ich mir gar nicht so recht vorstellen.
Glücklicherweise geht es mir nach viel Schlaf am Sonntag wieder besser. Immerhin reichts schon wieder für ein ganz kleines Entspannungsläufchen :-)
Und Montag kann ich schon wieder zur Arbeit. Toll.

Fazit: wahrscheinlich Magen-Darm-Infektion.
Ich denke, es war goldrichtig den Lauf abzubrechen. Vielleicht hätte ich mich mit Willenskraft irgendwie über die Strecke schleppen können, aber das wäre sehr lang und sehr schmutzig geworden (und vermutlich nicht gerade gesund).
Immerhin hab ich - nach hoffentlich völliger Wiederherstellung meines Verdauungstrakts – ja vielleicht noch ein paar Körner übrig für den Fidelitas oder so...

Gratulation an alle, die in Biel durchs Ziel laufen durften!!!
(ja, ist schon nett da - soweit ich das mitgekriegt hab)
Von Rennrum

Tut mir leid für dich.
So unterschiedlich sind die Erfahrungen. Aber bei dieser Strecken in der Nacht schlägt jede kleine Unpässlichkeit voll durch.

Grüße

Jörg

Rennrum hat geschrieben:... Samstag: bin leicht weggetreten und habe Fieber. Durchfall auch noch etwas und Essen kann ich mir gar nicht so recht vorstellen.
Glücklicherweise geht es mir nach viel Schlaf am Sonntag wieder besser. ... Fazit: wahrscheinlich Magen-Darm-Infektion. Ich denke, es war goldrichtig den Lauf abzubrechen. Vielleicht hätte ich mich mit Willenskraft irgendwie über die Strecke schleppen können, aber das wäre sehr lang und sehr schmutzig geworden (und vermutlich nicht gerade gesund) ...

Schade für dich und es ist sehr bitter so einen Lauf, auf den man sich lange vorbereitet hat, dann abbrechen zu müssen ... du hättest es bestimmt geschafft, dich bis zum Ende durchzukämpfen, mit viel Willenskraft. Es gehört aber mindestens genauso viel Willenskraft dazu die Vernunft walten zu lassen, wo es nötig ist, und die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, gerade wenn die dann in diesem Moment sehr sehr bitter ist ... aber bei so einem langen Lauf muss dann auch alles zusammen passen ...

Kopf hoch, aber du hast ja schon die nächsten Pläne ...

Gruß, Manfred

Schade, dass es für dich auch nicht geklappt hat.
Aber Biel ist jedes Jahr!

Gruß,
Gero

Hallo,
danke für die Aufmunterung!

ist schon blöd. das Jahr hat 365 Tage und ausgerechnet am 11.6. muß das zuschlagen.

Aber mit zwei Tagen Abstand betrachtet denke ich immer noch, dass es richtig war, abzubrechen und an einem (für mich) besseren Tag wiederzukommen. Ich gehe ja doch davon aus, dass der Lauf noch ne Weile Bestand hat

Grüße
Rennrum

schade rennrum! und es war sicherlich richtig sich aus dem rennen zu nehmen, zumal es ja nicht besser geworden wäre und man muß auch vernunft zeigen, das hast du getan!
biel kommt wieder und wenn ich so das forum durchwurschtel dann gibt es einige die sich nächstes jahr erneut in biel beweisen möchten, weil es ihnen ebenso nicht so gelang wie es in deren vorstellung lag, aber auch leute geben wird die sicherlich erstmals nächstes jahr in biel an den start gehen werden (evtl. gar ich?!?).
schade nur, dass du ausgerechnet wenn`s wieder ans malochen geht fit bist ;) - bis zum nachtlauf in KA hast du ja noch knapp 2 wochen und da müssten körner vorhanden sein!

Schade, dass es nicht geklappt hat. Aber die Entscheidung war sicher die Richtige.
Komischerweise ging es vielen so (nicht unbedingt Magendarm).
Ich war als Radbegleitung unterwegs, mein Läufer mußte in Kirchberg (km 56) aussteigen.
Dieses Jahr sind viele Läufer schon recht früh gegangen, nachdem die Durchlaufzeiten alle etwas schlechter waren, was wohl auch am Wetter lag.

Erhol Dich gut und lange ...

Tut mir leid, dass der Lauf bei dir so rasch zu Ende war.
Wegen dem Entscheid und auch den Gründen zur Aufgabe musst du dich nicht grämen. Ich kenne unterdessen einige Biel-Berichte, wo die Leute genau aus den gleichen Gründen aufgeben mussten. Ist zwar ein Sch***ss, aber kann nächstes Jahr genau so gut ausbleiben.
Ausserdem bist du jetzt super fit für neue Taten und musst dich nicht erst lange erholen.
Mit den besten Wünschen

Marianne

Tut mir leid für Dich, Eckhard!
Da hast du ja einen echt unglücklichen Zeitpunkt für solche Beschwerden gefunden!!
Aber was kannst du machen - nix.
Und deine Entscheidung aufzuhören war das einzig Richtige zu tun.

Gute Besserung und viel Erfolg bei deinen nächsten Unternehmungen!

Walter

Rennrum hat geschrieben:Ich denke, es war goldrichtig den Lauf abzubrechen. Vielleicht hätte ich mich mit Willenskraft irgendwie über die Strecke schleppen können, aber das wäre sehr lang und sehr schmutzig geworden (und vermutlich nicht gerade gesund).

Stimmt. Du hättest Dein Immunsystem in Grund und Boden gerammt. Das wäre nicht gerade ein konstruktiver Beitrag im Kampf gegen den Magen-Darm-Virus gewesen. Außerdem ist das Risiko einer "Herz-Beteiligung" einfach zu hoch - und damit die Wahrscheinlichkeit von Langzeitschäden. Du hast also das absolut Richtige getan . Und Biel läuft Dir ja nicht weg ....

Echt sehr schade für Dich, RennRum. Ich bin glücklicherweise gut durchgekommen, aber das weiß man halt erst in dem Augenblick, wenn sich auf der Zielgerade befindet. Respekt für Deine Vernunft, nach solch intensiver Vorbereitung abzubrechen. Ob ich so gewesen wäre? Ich weiß es nicht. Du hast es bestimmt richtig gemacht. Laß den Kopf nicht hängen, es gibt weitere Gelegenheiten!
LG
Wolfgang

Hallo,

ein Rennen wie den 100er in Biel nicht zu Ende laufen zu können ist sicherlich bitter, aber wenn es Dir auch am Sonntag noch schlecht ging, war es sicherlich die richtige Entscheidung. Bei meiner diesjährigen Premiere ist mir das DNF nach dem "Diver" auf dem Ho Chi Minh Pfad nur erspart geblieben, weil ich mich für die restlichen km bis zum Ziel an Jörg anhängen konnte.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall gute Besserung und weniger Pech beim nächsten Start!

Nochmal danke!
Ihr bestätigt mir doch, dass es richtig war.

Und allen, bei denen es gut lief, oder doch bis ins Ziel gereicht hat, dicke Gratulation!

Natürlich komm ich wieder. Ich will doch auch mal

@ Walther: Du hast es sicher schon gemerkt: ich bin nicht Eckhardt (ders ja geschafft hat), sondern Wolfgang. Trotzden danke.

Ich bin mir halbwegs sicher, dass ich in knapp zwei Wochen in Karlsruhe am Start sein werd. Ist zwar dann schon die dritte Wiederholung, aber von was Schönem kann man ja nie zuviel kriegen
Alternative wäre natürlich Ulm...
Mal sehen.

Grüße
Wolfgang

Hey Wolfgang,

ich weiß, wie es ist in Biel auszusteigen Ist ja kein 5km-Citylauf, den man 100 mal im Jahr in Reichweite hat.

Und ich kenne den Ärger gut und den Zwiespalt: "Hätte ich noch weiter gekonnt?" - "Nee, war schon richtig abzubrechen." - "Aber ich habe nicht alles versucht" - "Aber immerhin war ich am nächste Tag wieder fit und nicht drei Wochen krank" - "Aber vielleicht wäre es auch wieder weggegangen" - "Scheiße - wie teuer wird / war dieser Abbruch jetzt?" - "Nie wieder Hunderter" - "Kannmich niemand hier abholen?" - "Boh scheiße, stell ich mich jetzt an oder ist da echt so schlimm?"

Kopf hoch - es war mit Sicherheit das Richtige und nur der Stolz will Dir das Gegenteil erzählen. Wann hast Du schon mal im Training ein falsches Bauchgefühl? Das sollte auch im Wettkampf gelten, auch wenn man es da etwas mehr überhören kann als wenn's nicht um die Wurst geht. Wenn Man sich die ganzen "Bewertungen" - ob eigene oder fremde - mal weg denkt und das ganze wertfrei betrachtet ist die Entscheidung klar wie Klosbrühe. Auch wenn man gerade Biel nie niemals wertfrei betrachten können wird

Aber mal im Erst: wie kannst Du was zu Dir nehmen, was abführend wirkt? Dazu noch ohne Fett oder Salz? Das sind die beiden Dinge, die ich mir immer vor langen Läufen reinziehe. Genau das, was die Senioren nicht dürfen. Salz hilft gegen alles, finde ich und es hilft, das Wasser im Körper zu halten! Viel Salz im Körper -> viel Wasser im Speicher.

Aber nu gute Erholung, denn Du hattest es bestimmt schwerer als so mancher Finisher!

Grüße,

Guido