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Ebenfalls mein erster, ebenfalls in Fürth

Ebenfalls mein erster, ebenfalls in Fürth

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Liebes Forum, vorgestern habe ich meinen ersten Marathon erfolgreich absolviert und berichte hier über den Lauf. In meiner Trainingszeit haben mich die Berichte anderer Läuferinnen und Läufer immer sehr motiviert...

Motivation
Meinen ersten Wettkampf bin ich erst im August 2009 gelaufen, der 5.6km lange Cityrun in Duisburg. Nur Spasseshalber mitgelaufen, war ich sehr fasziniert von der Atmosphäre. Die fixe Idee, einen Marathon zu laufen, spukt jedoch schon seit mehreren Jahren in meinem Kopf herum.
Animiert durch einen Bekannten nehme ich erst am Lichterlauf 2009 in Duisburg teil, den ich mit 49.08min auf 10 km laufe, das ist zu der Zeit mein absolutes Limit. Danach, auch durch weitere Motivation von aussen und die Faszination und den Spass, den ich bei Wettkämpfen empfinde, melde ich mich zur Winterlaufserie in Duisburg an (10km, 15km, HM). Mein Spass an der ganzen Sache wird immer grösser. Ich nehme mir 1h53min für den HM vor, wenn ich das schaffe, soll in diesem Jahr ein Marathon dran sein. Ich laufe 1h51min.

Training
Mein erklärtes Ziel ist der Marathon in Duisburg. Ich kaufe mir das grosse Laufbuch von Herbert Steffny und beginne mit dem 10 Wochen-Plan für 3h59min. Ab jetzt vier mal die Woche laufen, mein Pensum des letzten Jahres waren zwei, maximal drei Läufe pro Woche, jeweils max. 10km. In Monatsabständen manchmal 20km am Stück.
Nach zwei Wochen Training bin ich Montags, nach dem ersten 25km-Lauf sehr kaputt. Ich habe das Gefühl, genau einen Tag knapp zu regenerieren um wieder laufen zu gehen. Nach drei Wochen habe ich mich daran gewöhnt, nach fünf ist es fast normal für mich, auch wenn ich den Zeitaufwand sehr spüre. Die langen Läufe bis 32km finde ich enorm anstrengend, zweifle sehr oft daran, 42km überhaupt durchzuhalten. Aber dranbleiben, ich halte mich genau an den Plan, lasse nur drei kurze Läufe aus, möchte ein eventuelles Scheitern nicht auf mangelnde Vorbereitung zurückführen können..
Meine Aufregung steigt, aus terminlichen Gründen kann ich den Marathon in Duisburg nicht laufen, der nächste Termin, der in Frage kommt, ist der 13.06 in Fürth, fünf Tage vor meinem 30. Geburtstag. Also ab nach Süddeutschland...

Marathon
Meine Freundin und ich reisen Samstag an und holen die Unterlagen ab. Meine Aufregung hält sich endlich etwas in Grenzen, nachdem ich mir die letzten zwei Wochen diverse Erkältungen, Gelenkschmerzen und Sehnenentzündungen eingebildet habe, die meinen grossen Tag hätten verhindern können.
Sonntag stehen wir um 7 auf, ich ziehe mich an, schreibe die 5km Zeiten auf die Arme und esse ein Brötchen und eine Schale Müsli. Auf zum Start, der Startschuss fällt gegen 9h35, ich laufe los.
Mehr als 10 Mal schreibt Herbert Steffny, man solle nicht zu schnell loslaufen. Gestern habe ich das noch belächelt, heute passiert es mir sofort. Ich laufe nicht die 5min38 auf den km, sondern 5min15. Ich drossel mein Thempo, die erste von einigen Steigungen lässt die nächsten km auf 6min sinken. Ich werde aufgeregt, denke an mein gewünschtes Polster von 2min nach dem HM und beschleunige. Nehme wieder Thempo raus, beschleunige wieder.
Nach 21km und der ersten Runde liege ich 4min unter meiner Zwischenzeit. Ich nehme mein erstes halbes päckchen Gel und laufe weiter. Immer noch locker, das wird ein Klacks, denke ich. Bis dahin habe ich an jeder Station einen Schluck getrunken, auf das Essen werde ich abgesehen vom Gel verzichten, habe ich nicht im Training geübt, also keine Experimente.
Bis km 28 läuft es gut, ab da wird es immer schwerer. Jeder meiner Bekannten und Freunde, die die Marathondistanz gelaufen sind, haben mir erzählt, dass die letzten 10km schlimm sind. Sie hatten recht. Die lange Steigung von 30 Höhenmetern auf 500m raubt mir Kraft, jeder km dehnt sich. Die Gerade am Kanal entlang, in der ersten Runde noch wunderbar, um mein Tempo zu finden, wird unerträglich. Von allen Teilnehmern sind nur ca 600 Marathonläufer, dementsprechend ist das Läuferfeld nach der ersten Runde stark geschrumpft und auch das Publikum nicht mehr so dicht. Jedoch trotzdem noch sehr motivierend.
In meinem Kopf fängt das Gedankenkarussel an, sich zu drehen: Ich könnte auch aufhören, 35km sind schon sehr viel, jeder würde es verstehen. Es wär sofort alles wieder leichter. Ich höre nicht hin, nicht auf mich, laufe weiter. Bis km 38 wird es schlimmer, mein Kopf ist nur noch erfüllt von einem Gedanken: Du gibst nicht auf. Du hast nicht so lange, so viel, so früh und so anstrengend trainiert, um jetzt aufzugeben. Bei km 40 realisiere ich, dass der 4h Zugläufer 50m vor mir ist. Ich versuche aufzuholen, möchte so gerne unter vier Stunden bleiben, schaffe es aber nicht. Ab km 41 ist eine Läuferin neben mir, ungefähr in meinem Tempo. Es motiviert sehr, ich denke und sage, dass wir nur noch einen km machen müssen. Selbst hier, mitten in Fürth, nach 40 gelaufenen km denke ich darüber nach, einfach stehenzubleiben. Und tue es nicht. Auf den letzten 200m bleibt die Läuferin, die längst vor mir ist, stehen, ruft mir zu, ich solle schneller laufen. Ein letztes Mal beschleunige ich, nehme die jubelnden Menschen am Rand nicht mehr war, mein Kopf ist leer, ich denke nicht daran, auf Fotografen zu achten oder die Hände zu heben, ich denke nichts. Im Ziel angekommen, schiessen mir Tränen in die Augen, ich habe es tatsächlich geschafft, 4h01min36sec. Ich bin zufrieden, diese Euphorie hält immer noch an.
An dieser Stelle möchte ich mich bei den Veranstaltern und vor allem dem tollen Publikum bedanken, die diesen Tag für mich unvergesslich gemacht haben. Allen, die gejubelt, Rasensprenger an die Strasse gestellt, Aufmunterndes zugerufen und einfach nur zugeschaut haben. Allen, die alle 1.5km Wasser und Essen angereicht haben. Denen ich nachher Stumm das Wasser aus der Hand genommen habe, weil ein Danke zu anstrengend war. Ohne das alles wär ich vielleicht nicht bis zu Ende gelaufen.

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Hallo an0pheles,

zuerst mal willkommen im Forum,
auch wenn du hier gleich mit der Tür ins Haus gefallen bist....

gratuliere, ganz tolles Debut :daumen:

Dein Bericht und deine Zielzeit erinnern mich auffallend an meinen eigenen ersten.
Trennen werden uns vermutlich die Lebensjahre, man weiß ja sonst nichts von Dir.


Gute Erholung und weiterhin viel Spass beim Laufen

Gruß, Norbert
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