Naturschutz contra Laufstrecke

Hallo Foristen und Forensiker,

ich habe ein persönliches Anliegen. Eigentlich ein lokales und es könnte auch Euer anliegen sein, wenn Ihr denn in der Nähe wohnt.

In Wuppertal gibt es eine stillgelegte Bahntrasse. Ich meine nicht die Sambatrasse, denn die ist schon fertig für Fußgänger / Radfahrer / Kinderwagenschubser und Hundezerrer ausgebaut worden und führt durch den Wald. Stockenten vergessen. Die sind auch da.

Ich meine die Nordbahntrasse. Das ist nämlich eine Bahnstrecke (eine stillgelegte), die mitten durch die Stadt geht. Also eigentlich oben drüber. Wuppertal ist eine Wurst und in der Mitte ist die B7, die Wupper, die Schwebebahn und parallel dazu die Nordbahntrasse. Sieht im Winter so aus.

Die wird vom Verein Wuppertal Bewegung seit geraumer Zeit in eine Lauf / Rad / Kinderwagen / Inline-Strecke verwandelt und 2km von 22km(!)sind schon fertig.
Der BUND Wuppertal hat jedoch der Fortsetzung des Baus durch Tunnel der Strecke den Riegel vorgeschoben. Es geht um Fledermäuse, die mittlerweile in den Tunneln wohnen und unter Naturschutz stehen. Doch statt konstruktiv mit dem Verein eine Lösung zu erarbeiten, fährt der BUND juristische Geschütze auf, da ihm nach eigenen Aussagen die Kapazitäten für eine Beraterrolle fehlen.

In einem offenen Brief möchte ich zusammen mit einer Gruppe von Menschen, denen Ihre Stadt am Herzen liegt, die Bundesgeschäftsstelle des BUND bitten, den Wuppertalern zu einer umweltschonenden Lösung zu verhelfen und diese verfahrene Situation aufzulösen.

Wenn der hier verlinkte Brief auch Euch betrifft, weil Ihr Euch wenigstens ab und zu in Wuppertal bewegt, dann schaut doch mal, ob Er nicht auch Eure Unterschrift wert ist.

Danke und Gruß,

Guido

Edit: Wobei es ja eigentlich gar nicht um "Naturschutz contra Laufstrecke" geht, sondern eher um "kleiner Naturschutz contra großer Naturschutz"

Ich habe zwar keine Ahnung, wie Fledermäusen in Tunneln leben, aber ich stelle mir vor, die hängen doch eher an der Decke. Manchmal sind die einfachen Löungen ja die besten und mir ist beim Lesen direkt die Idee gekommen da einfach eine Zwischendecke einzuziehen - oben die Fledermäuse, unten die Menschen und beide hätten ihre Ruhe, oder ist das dann doch zu einfach?

MegaCmRunner hat geschrieben:Ich habe zwar keine Ahnung, wie Fledermäusen in Tunneln leben, aber ich stelle mir vor, die hängen doch eher an der Decke. Manchmal sind die einfachen Löungen ja die besten und mir ist beim Lesen direkt die Idee gekommen da einfach eine Zwischendecke einzuziehen - oben die Fledermäuse, unten die Menschen und beide hätten ihre Ruhe, oder ist das dann doch zu einfach?

Ich weiß, dass genau das bei einem Tunnel auf dem Maare-Mosel-Radweg (Nähe Daun/Eifel) getan wurde. Der hat in einem Abschnitt eine Zwischendecke aus Holz, zumindest ein Winterquartier für die Fledermäuse ist dadurch geschaffen. Allerdings kann ich nicht beurteilen, ob das a) generell ausreicht zum Schutz der Tiere und b) für jede Fledermausart gleichermaßen sinnvoll ist.

Ich weiß gerade nicht mehr, wo das war, muss ich erst suchen.
Aber auf irgendeiner Radtour musste ich einen Umweg nehmen, weil der Tunnel gesperrt war: Die Feldermäuse machten dort ihren Winterschlaf oder so. Das war auch auf einer alten Bahntrasse.
Also, zumindest gibt es anscheinend Phasen, wo die Flatternager mit laufenden, radelnden ...Menschen gut zurechtkommen und sich nicht dran stören. Und wenn die ihre Ruhe brauchen, müssen Menschen eben draußen bleiben.
Dort scheint es zu funktionieren

Edit: Das war in Frankreich. Aber ich glaube ja nicht, dass französische Fledermäsue sich so sehr von deutschen unterscheiden, dass das eine Rolle spielt.
Dort ist der Tunnel nur tagsüber von April bis Oktober geöffnet.
So eine Einschränkung könnte doch durchaus eine Möglichkeit sein?

(Der Tunnel ist der Tunnel du Bois-Clair, in der Nähe von Macon)

pingufreundin hat geschrieben:(Der Tunnel ist der Tunnel du Bois-Clair, in der Nähe von Macon)

Genau. Beim Milseburg-Tunnel auf dem Milseburg-Radweg ist es ebenso geregelt. Könntet ihr denn mit einer zeitweiligen Sperrung des Tunnels leben oder ist das nicht akzeptabel?

tina

Hallo Guido,

mir stellt sich die Frage oft :
Wieso geht das woanders, in Wuppertal aber nicht?

Jetzt aber konkret zum "Fledermausproblem".
Gibt es keine Gespräche über zeitlich begrenzte Nutzung? -Oder sind die Fronten so verhärtet?

Der Schulenburgtunnel in Hattingen ist z.B. des Nachts abgeschlossen.
Der Kückelheimertunnel im Sauerland ist im Winter 5 Monate für den Winterschlaf der Fledermäuse reserviert.

Natürlich unterstütze ich aber auch die Aktion mit meiner Unterschrift.

LG
Andreas

Bei solchen Fällen ergeben sich natürlich immer Fragen.

Wo waren die Fledermäuse denn vorher, wenn man nicht gerade Kreationist ist?

Fledermäuse wechseln im Sommer auch alle paar Tage ihr Quartier und verbleiben nur für den Winterschlaf an einer Stelle. Ausweichmöglichkeiten sind also auf jeden Fall vorhanden.

Eine Zwischendecke wäre die einzig sinnvolle Lösung, denn auf Dauer ist es auch nicht lustig ständig durch den Fledermauskot zu joggen.

Da machen also mal wieder Umweltschützer die Welle um ihre Existenz zu rechtfertigen.

Naja - der BUND (Geschäftststelle Wuppertal) hat so Worte wie "nicht verhandelbar" und so weiter in den Raum geworfen.
Ich suche ja auch nicht nach Lösungen - derer Vorschläge gibt es Hunderte! Der Tunnel (Schlitzohr-Tunnel?) an der Mosel
war da auch schon im Gespräch.

Deshalb versuchen wir nun über den Bundesverband eine Lösung zu finden, für die der Lokalverband nicht ausreichen besetzt oder was auch immer ist. Und damit der sieht, wie wichtig es den betroffenen ist, sammeln wir Unterschriften die sagen "Ja, das ist mir wichtig - bitte klärt das auf eine Weise, die das große ganze sieht."

Zum Thema "verhärtete Fronten" kann ich den Europäischen Gerichtshof anbringen
Dem BUND geht's in erster Linie um die Baumaßnahmen, um die Tunnel z.B. winterfest zu machen. Das würde die Tiere stören und sie vertreiben. Kann ich verstehen. Es wurde aber auch noch kein Vorschlag gemacht, diese Arbeiten durchzuführen, wenn die Jungs z.B. übern Winter zeitweise woanders wohnen und denen das schnuppe sein könnte, wenn da gebohrt wird.

Es ist festgefahren und der BUND in Wuppertal stellt sich quer. Ob er nur überlastet ist oder unqualifiziert für ein so großes Projekt - keine Ahnung. Wir wollen einfach nur dem BUND in Berlin zeigen, dass es den Bürgern wichtig ist, einen solchen Weg zu haben und dass er mehr nützt als schadet.

Update: mittlerweile haben über 2.000 Personen unterzeichnet. Wow.

pingufreundin hat geschrieben:
Edit: Das war in Frankreich. Aber ich glaube ja nicht, dass französische Fledermäsue sich so sehr von deutschen unterscheiden, dass das eine Rolle spielt.
Dort ist der Tunnel nur tagsüber von April bis Oktober geöffnet.
So eine Einschränkung könnte doch durchaus eine Möglichkeit sein?

(Der Tunnel ist der Tunnel du Bois-Clair, in der Nähe von Macon)

Hi
sind Fledermäuse nicht nachtaktiv und brauchen tagsüber Ruhe??

Jo. Aber wenn die pennen, dann fliegen die ja nicht durch den Tunnel

chuuido hat geschrieben:Jo. Aber wenn die pennen, dann fliegen die ja nicht durch den Tunnel

Hast du Bock drauf, dass jede Nacht zig Fledermäuse in deinem Schlafzimmer rumfliegen? Oder solltest du Kinder haben: Magst du es, dass sie in der Nähe der Kinderbetten vorbeisausen? - Nein? Warum sollten den Fledermäusen dann Radler und Läufer im Tunnel recht sein?

Nee, es muss schon eine Lösung mit Zwischendecke her, ansonsten funktioniert eine gemeinsame Benutzung des Tunnels durch Mensch und Fledermaus nicht (bzw. die Fledermaus zieht den Kürzeren).

Hi,
ich habe meinen Namen auch mal dahin gesetzt...also seit ich von diesem Projekt weiß, warte ich darauf, dass es endlich weitergeht. Ich würde mich so freuen wenn das klappt, dass ein Kompromiss gefunden wird, für Läufer und Umweltschützer.

Was mich noch mal interessieren würde, liebe Fledermausexperten, sind die Fledermäuse eigentlich erst seit der Stilllegung der Bahnlinie im Tunnel oder gab es da schon immer so etwas wie eine friedliche Koexistenz zwischen ihnen und den Zügen? Falls ja, dann müsste das doch eigentzlich auch mit Läufern und Fahrradfahrern möglich sein.

Falls nein, wer hat denen denn gezeigt, dass sie nach der Stilllegung der Bahnlinie die Tunnel benutzen können/sollen/dürfen? Die Frage klingt vielleicht erstmal blöde, aber zielt darauf ab, ob es ggf. nicht einfacher/billiger ist Ausweichquatiere für die Tierchen anzulegen, als die Tunnel für die Menschen zu schließen und aufwändig Umfahrungswege einzurichten. Eine Art größere Röhre in der Nähe der Tunneleingänge am Hang entlang zu errichten sollte doch technisch relativ leicht machbar sein, muss ja gar nicht in den Berg hinein getrieben werden und muss ja wohl auch nicht vom Querschnitt so groß sein wie der jetzige Tunnel. Und den neuen Privat-Fledermaus-Tunnel werden die Tierchen dann doch sicherlich auch selber finden, die sind ja nicht blöd ...

Gruß, Manfred

@kobold
Klar - es müssen getrennte Schlafzimmer her, keine Frage. Es geht auch nicht um das "wie soll es mal aussehen" sondern um "es darf nix umgebaut werden".

@pina
Merci und so weiter! Sollte ich mich überhaupt bedanken - so generell? Ich verspreche mir ja nicht mehr Davon als jeder unterschreibende auch. Trotzdem - danke

@theManfred
So weit ich weiß, sind die erst nach der Stilllegung der Bahnlinie eingezogen. Ist aber auch Wurscht, denn nu sind sie da und darauf muss geachtet werden. Es gibt mittlerweile sehr viele Vorschläge für ein friedliches Nebeneinander - aber genau da stecken wir jetzt fast. Vorschläge werden gemacht, Gutachten gewedelt, andere Vorschläge gemacht, andere Gutachten gewedelt und so weiter.

Ich verstehe sehr gut, dass der BUND die Tiere schützen will und muss. Ich unterstütze das auch. Aber nicht, ohne das millionenschwere Projekt zu beraten und umweltgerecht anzuleiten, statt es zu blockieren. Das ist so wie ne Politesse, die Dir alle 5 Minuten sagt, dass Du so nicht parken darfst, Dir aber nicht sagen will, WIE Du parken sollst, damit sie zufrieden ist.

Ich denke, der BUND ist einfach der falsche Ansprechpartner für diesen Brief. Wenn er meint, euch nicht beraten zu können, dann wird er dafür seine Gründe haben. Was wollt ihr also mit dem Brief erreichen?

Warum wendet ihr euch nicht z.B. an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz?

Wir haben uns erst mal an den gewandt, der das Projekt blockiert. Eine Beratung im eigentlichen Sinne ist nicht notwendig, denn es gibt genügend Fachmenschen im Team dieses Vereins.

Der BUND weist darauf hin, dass da ein Konflikt vorliegt. Er entscheidet nichts und er kann somit auch nichts blockieren. Er ist, wie gesagt, der falsche Ansprechpartner und deshalb würde ich den Brief auch nicht unterschreiben.

Aber ihr habt ja bereits viele Lösungsvorschläge und werdet hoffentlich eine für alle befriedigende Lösung finden. Hat ja an anderen Orten auch geklappt.

Ich weiß ja, dass der BUND auch nur seine Aufgabe erledigt. Aber die Art und weise, wie es es macht - und wie es in den lokalen Medien präsentiert wird - lässt es so aussehen, als wäre Naturschutz eine total bescheuerte Sache und dem Menschen ein Hindernis.

chuuido hat geschrieben:Ich weiß ja, dass der BUND auch nur seine Aufgabe erledigt. Aber die Art und weise, wie es es macht - und wie es in den lokalen Medien präsentiert wird - lässt es so aussehen, als wäre Naturschutz eine total bescheuerte Sache und dem Menschen ein Hindernis.

Hallo chuuido

Ich finde es toll wie Du dich (und natürlich auch die Initiative) für eine Lösung engagierst.
Im letzten Jahr durfte ich eine Gesprächsrund incl. Herrn Liesendahl (BUND Wuppertal) erleben. Die Argumentation dieser Gruppe war schon recht militant - in welchem Auftrag handelt sie ?
Herr Liesendahl hat auch schon einmal 4 Jahre gebraucht um seine Ankündigung bei einer Schulklasse, mit ihr Nistkästen zu bauen, in die Tat umzusetzen.
Ich kenne 2 Tunnels (Solingen Korkenziehertrasse & Hattingen Schulenburgtunnel) die beleuchtet sind und wo kein Heck-Meck darum gemacht wurde wer da jetzt drin wohnt oder nicht. Das der Hattinger Tunnel auf/zugeschlossen wird ist eine kosmetische aber richtige und (leider) notwendige Angelegenheit - die Gründe möchte ich mal nicht aufführen, das gibt dann wieder ein Geheule hier im Forum.

Ich wohne selbst an der Trasse und kann mich noch an den Betrieb erinnern. Dampfloks, Güterzüge, Schienenbusse und Militärtransporte. Die Strecke ist praktisch ein grüner Streckenabschnitt und führt direkt zur Hattinger/Sprockhöveler Trasse.

Ich habe Herrn Liesendahl denn auch an dem Abend gefragt wie er sich das denn vorstellt wenn Familien mit Kleinkindern vor dem Tunnel Schee wieder auf die Strasse müssen (Steigungen erklimmen, Kreisverkehr, Autobahn zu/abfahrt, Bundesstrasse) und ob er denn die Verantwortung übernähme wenn durch seine Blockade nachweislich ein Unglück geschehen würde. Da war er verdammt ruhig und anschließend warf er einige Worthülsen in den Raum, die so wertvoll waren wie ein Hundefurz.

chuuido!! Von der LG habe ich auch schon den Link erhalten, meine Unterschrift ist der Initiative sicher.

Bis bald

Stefan