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Völlig überraschende Bestzeit - City-Marathon Bremerhaven

Völlig überraschende Bestzeit - City-Marathon Bremerhaven

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Zwei Tage hartes Tapering liegen nun hinter mir. Hart deshalb, weil es mir immer sehr schwer fällt, absichtlich weniger zu laufen. Aber ohne Tapering keine guten Wettkampfergebnisse, also musste ich da wohl durch.

Bereits gestern war ich zum Startnummerabholen (und shoppen ;) ) in Bremerhaven. Hier wollte ich heute im Rahmen des Sparda-Bank City Marathons zu einem 10 Km Lauf antreten. Geplant war eine Zeit unter 45 Minuten oder im Notfall zumindest unter meiner Bestzeit, die bei 46min07sek lag.

Zur Startnummernausgabe selbst ist nicht viel zu sagen. Sie lief relativ schnell ab, obwohl man gemerkt hat, dass sich das Team noch nicht eingespielt hatte. Allerdings war ich auch direkt nach der Öffnung dort. Ich bekam einen DinA4 Umschlag ausgehändigt, in dem sich außer meiner Startnummer und dem Zeitmesschip nur noch vier Sicherheitsnadeln befanden. Damit war alles dabei was man braucht, aber eben auch nicht mehr. Von der Möglichkeit sich Zielzeitbändchen drucken zu lassen machte ich nicht Gebrauch und fuhr dann erstmal wieder nach Hause.

Bereits am Abend bereitete ich alles, was ich brauchen würde, vor: Die Startnummer wurde am Laufshirt fixiert und der Zeitmesschip am Schuh befestigt. Wobei Chip in diesem Fall nicht unbedingt zutreffend war. Es handelte sich vielmehr um ein kleines Stück etwas dickere Pappe. Ich hatte nicht unbedingt grenzenloses Vertrauen in diese Technik, aber befolgte die Anleitung Schritt für Schritt und hoffte, dass alles gut gehen würde.

Am Morgen gab es dann noch das typische Wettkampffrühstück: Toastbrot mit Nutella. Sonst würde ich nie auf die Idee kommen, so zu frühstücken, aber vor Wettkämpfen ist es einfach ideal. Man verspürt keinen Hunger und hat trotzdem kein schweres Gefühl im Magen.

Etwa eine Stunde vor dem Start kam ich in Bremerhaven an, fand schnell einen Parkplatz und machte mich auf den Weg zum Kleiderservice. Der Weg dahin war relativ einfach zu finden: ich folgte einfach der Läuferschlange, bis diese an dem kleinen, gut versteckten Hinweisschild stur vorbeilief und bog selbst in die andere Richtung ab.

Jetzt musste ich nur noch meinen Kleiderbeutel abgeben, mich in die Toilettenschlange einreihen, kurz Einlaufen und dann war ich auch schon ziemlich spät dran ;)

Ich erhielt schnell die, auf der Homepage als "Kleiderbeutel für ihre Wechselsachen" angekündigte, Lidl-Tragetasche und ging dann zum Start-/Zielbereich. Wie immer war die Schlange unheimlich lang, aber ich wurde gut abgelenkt. Zunächst kam Flo vorbei. Er hatte mal wieder einen Start gewonnen, dieses Mal zu einem Halbmarathon. Danach steuerte ein offensichtlich geistig Behinderter mit seinem Betreuer im Schlepptau direkt auf mich zu.

"Hallo", begrüßte er mich freundlich und streckte mir die Hand entgegen. Ein wenig perplex erwiderte ich seinen Gruß auf die gleiche Weise und fragte mich, was nun passieren würde. Ein kurzer Blick auf den Betreuer zeigte mir, dass auch dieser relativ ratlos gewesen ist.

"Ich mag Kinder." -Jetzt war ich völlig verwirrt. Immerhin schaffte ich es ein, "Das ist ja schön", hervorzustammeln, womit der Mann sich auch zufrieden gab. Danach ging er weiter und begrüßte weitere junge Läufer.

Ich lag nun super in der Zeit und lief mich noch kurz ein. Ein paar kurze Steigerungen am Ende zeigten mir, dass alles am Körper so funktionierte, wie es sollte und ich reihte mich in die Startaufstellung ein.

Durch einen umherschweifenden Blick fand ich zum einem Flo, mit dem ich mich noch kurz unterhalten habe und stellte fest, dass die meisten Starter heute am Halbmarathon teilnahmen. Insgesamt kamen dabei 379 ins Ziel. Der 10 Km Lauf war mit 314 Läufern auch noch gut besetzt und am wenigsten Starter hatte der Marathon (108)

Ich reihte mich etwa eine Minute vor dem Start ein, als gerade "Final Countdown" eingespielt wurde. Das ganze wäre sicherlich noch stimmungsvoller gewesen, wenn noch etwas mehr Zuschauer dort gewesen wären. Für einen Stadtmarathon, der mitten in der Fußgängerzone gestartet wurde, waren es mit vielleicht 300-400 Menschen wirklich sehr wenige.

Als der Startschuss fiel tat sich zunächst einmal gar nichts. Aber das war dank der Nettozeitnahme (so sie denn funktionierte) ja kein Problem. Nach der Startlinie setzte auch ich mich in Bewegung und stellte schnell fest, dass ich mal wieder viel zu weit hinten stand. Aufgrund der breiten Straße konnte ich jedoch dennoch schnell mein Tempo laufen.

Bevor ich allerdings weiter von meinem Rennen berichte, hier zunächst ein kleiner Überblick über die in diesem Jahr neue Streckenführung:

Nach etwa 300-400m verließ man die Fußgängerzone und lief in einem weiten Bogen durch die Innenstadt. Spätestens hier war es mit den Zuschauern dann endgültig vorbei. Grob geschätzt würde ich sagen, dass zwischen Kilometer zwei und acht maximal hundert Menschen am Straßenrand gewesen sind. Aber man ist ja für neue Bestzeiten da und nicht um angefeuert zu werden ;)

Die Strecke ging jedenfalls weiter auf einer Schotterstrecke an einem Binnengewässer vorbei und dann in den Bürgerpark. Hier wurden auch die 10 Kilometer Läufer von den anderen getrennt, so dass es hinter, und vor allem vor mir, relativ leer wurde. Nach etwa 100m im Bürgerpark ging es weiter über Feldwege und langsam zurück Richtung Innenstadt. Allerdings wurden vorher noch auf diversen Schotter- oder Pflastersteinpassagen einige Bundesstraßen überquert oder ganz kurz belaufen. An einem kurzen Stück mussten wir sogar auf den Bürgersteig ausweichen, da die Straße nicht gesperrt war.

Ab Kilometer acht war man langsam wieder in der Innenstadt und blieb dort auch bis ins Ziel.

Insgesamt glaube ich, dass die Streckenplaner wirklich jede Steigung (abgesehen vom Deich) mit ins Programm genommen haben. Es ging ständig hoch und runter und manchmal auch um ziemlich spitze Kurven. Als Beschreibung möchte ich gerne den Kommentar eines Mitläufers aus der Dusche wiedergeben: "Also Bestzeiten laufen kann man hier nicht".

Davon mal ganz abgesehen ist die Strecke allerdings schön und abwechslungsreich.

Nun zurück zum Rennverlauf: Ich möchte die ersten fünf Kilometer kurz zusammenfassen. Ich fühlte mich ganz hervorragend, hatte schnell meinen Platz im Feld gefunden und lief konstant mit den gleichen Läufern mit. Mein Versuch mich zu bremsen blieb jedoch erfolglos, so dass ich befürchtete, später noch einzubrechen. Bei einem Ziel von 45 Minuten lagen meine ersten fünf Kilometerzeiten nämlich immerhin bei:

4:21
4:15
4:23
4:21
4:23

Zumindest behauptete das mein Forerunner, aber der piepte schließlich auch jedesmal direkt neben dem Kilometerschild. Das Schild für den sechsten Kilometer kam dann jedoch nicht. Nach 150m Verzögerung hatte ich schon erwartet, dass ich es übersehen hatte, dann tauchte es allerdings doch noch auf. Etwas irritiert blickte ich auf meine Uhr: 5:22 für diesen Kilometer. War ich wirklich so langsam geworden? Plätze verloren hatte ich nicht, aber in der Mitte des Rennens ist es bei mir meistens so, dass der Lauf vom Gefühl her deutlich anstrengender wird. Bleibt noch die Möglichkeit, dass das Schild falsch stand, immerhin sagte der Forerunner, dass der Kilometer 1200m lang war und lauf Garmin war ich gut in der Zeit. Andererseits lief ich zuletzt in ziemlich dicht bewaldeten Gebiet und da ist es mit GPS ja immer so eine Sache.

Ich enschschied mich, bis zum nächsten Kilometerschild zu warten, doch das beruhigte mich überhaupt nicht: 7,40Km auf dem Forerunner, Kilometerzeit 5:15. Damit verabschiedete ich mich innerlich von jedem Zeitziel, aber versuchte dennoch etwas zu beschleunigen. Immerhin sammelte ich mittlerweile Läufer um Läufer ein.

Kurz vor Kilometerschild acht warf mir jemand, "Glückwunsch, erste Frau", zu und ich fragte mich, ob er blind oder zu Scherzen aufgelegt war.

Beim Schild selbst stellte ich fest, dass meine Anstrengung belohnt wurde. Der Forerunner zeigte 8,40Km und ich hatte eine Zeit von 4:19 erreicht. Es war noch Kraft für eine Tempoerhöhung da, also legte ich noch etwas zu. Aber was war das? Das nächste Schild kam nach 9,20 Km. Meine Zeit für den Kilometer war dementsprechend bei 3:37 - eine Zeit, für die ich mich bei 1000m solo schon ziemlich strecken müsste.

Ich schaute mich um und sah bereits die große Kirche, an der das Ziel lag ziemlich nah bei mir. Während ich mich noch fragte, wo ich noch eine Schleife laufen sollte, musste ich links abbiegen und fand mich etwa 200m vor dem Ziel wieder. Jetzt hieß es nochmal alles geben.

Nach dem Ziel stoppte ich meine Uhr und laß dort eine 42:36 ab. Das konnte ich natürlich zunächst nicht glauben, da ich mich so viel schlechter wähnte und am Ende vor Anstrengung kaum noch mitbekam, dass die letzten beiden Kilometer viel zu kurz waren. Offiziell lief ich nämlich auf den letzten 1000m eine Zeit von 2:20min - dazu sag ich mal lieber gar nichts. Ich ließ mir noch eine sehr schöne Medaille umhängen und erhielt einen Infozettel, auf dem ich lesen konnte, wo ich Fotos vom Laufen finden könne.

Das Essensbuffet im Ziel war dann vollkommen ausreichend. Es gab Bananen, Äpfel, Orangen und natürlich Wasser, Iso, Cola und Erdinger Alkoholfrei für die Läufer. Da noch nicht allzu viele im Ziel waren, war auch alles schön leer.

Ich lief mich noch kurz aus, ging Duschen und holte mir dann meine Urkunde ab.

Darauf war eine Zeit von 42:32 ausgewiesen - damit fast drei Minuten schneller als meine bisherige Bestzeit und 13. Platz des Gesamteinlaufs, sowie 5. in meiner Altersklasse.

Ich war mit meinem Ergebnis deshalb natürlich sehr zufrieden und machte mich auf den Weg nach Hause.

Fazit: Der Lauf ist gut organisiert und findet auch relativ großen Läuferzuspruch. Schade ist nur, dass sich die Zuschauer sehr in Grenzen halten. Darüber hinaus kann man hier wirklich keine Bestzeiten laufen, wenn diese nicht bereits so alt wie meine gewesen ist.

Ich hoffe jedoch nicht, dass die T-shirts, die ich mehrmals gesehen habe, die offiziellen, kaufbaren Finisher-Shirts waren. Es handelte sich nämlich um ein Knallgelbes Shirt mit blauen Rändern und einem großen Logo von Lidl - ohne jeglichen Hinweis daraus, bei welcher Veranstaltung man dieses bekommen hatte. Außerdem bin ich sehr auf die Fotos gespannt, da ich zwar mehrere Fotografen gesehen habe, jedoch jeweils viel zu erschöpft war, um nicht verkrampft zu gucken.
"Der Weg nach Süden in den Westen führt zuweilen nach Norden - ostwärts"

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Gratuliere zur Bestzeit - das mitm Finisher Shirt hört sich ja toll an ;)

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Ja solche Momente sind rar im Leben, normalerweise zumindest. Also genieße sie in vollen Zügen.
Trotzdem nochmal von mir einen herzlichen Glückwunsch.
Gesperrt

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