Banner

Keine sichtbaren Forschritte zu sehen/spüren

Keine sichtbaren Forschritte zu sehen/spüren

1
Hallo zusammen,

Dies ist mein erster Beitrag hier im Forum. Also stelle ich mich mal kurz vor. Ich bin 29 und wohne in Luxemburg. Ich habe vor rund einem Jahr mit dem Laufen/Joggen angefangen. Mal mehr, mal weniger regelmäassig. Anfangs lief alles sehr gut. Ich konnte sehr schnell Erfolge verbuchen und schaffte immer weitere Läufe. 10KM sind mittlerweile kein grösserer Problem. Ich habe auch im Mai einen 19KM gemacht. Da war ich zwar total am Ende, bin aber letzendlich angekommen :-)

Wie auch immer. Ich versuche 2-3 mal die Woche laufen zu gehen. Habe ehrlich gesagt aber keinen richtigen Trainingsplan. Ich lauf halt drauf los. Wenn ich mich gut fühle, laufe ich 50-60Minuten. An schlechten Tagen nur so um die 30Minuten.

Ich geh auch nur laufen um bisschen fit zu bleiben und vielleicht ein paar pfündchen loszuwerden. Habe aber keine grossen Ziele was Wettkämpfe angeht.

Letzendlich wundere ich mich aber, dass ich schon seit Monaten nicht richtig weiterkomme mit der Leistung. Ich laufe so mit etwa 9-9,5km/Stunde. Steigere ich das Tempo auf über 10, bin ich sehr schnell ausser Atem. Ich hätte gedacht, dass dies mit der Zeit besser geht und dass ich das Tempo bisschen erhöhen könnte. Wie gesagt ist das jetzt nicht ein primäres Ziel, jedoch würde es mich schon freuen ein bisschen flotter unterwegs zu sein.

Nennenswert ist vielleicht, dass ich (wie mir scheint) einen sehr hohen Puls habe (hab mir eine Polar Uhr besorgt). Bei normaler Laufleistung (also da wo ich locker flockig unterwegs bin und mich auch noch unterhalten kann) bin ich schon bei 180. Steigere ich das Tempo komme ich sehr schnell an die 200 ran. Wenn ich Zuhause aus der Tür rausgehe zum Laufen, bin ich so aufgeregt, dass ich da auch schon auf 100 bin :-)

Ich freu mich schon auf eure Kommentare.

Gruss

Gilles

2
Hi Gilles :winken: ,

da kann man Dir wohl nur raten, mal in Anwesenheit eines Sportarztes auf einem Laufband einen Leistungstest zu machen.

Hoffentlich hast Du bereits die Partnerin für's Leben gefunden. Wenn Dir die nämlich unverhofft über den Weg laufen würde, könnte diese Aufregung ja verheerende Folgen haben :zwinker5: .

Knippi

Schnell kommt vo schnell

3
Hallo,

eine allgemeine Regel beim Laufen / Lauftraining ist. "Wer schneller laufen will, muß schneller laufen!"

Das soll bedeuten, wenn Du immer in deinem Trott von 6:10 min/km läufst, wirst Du auch Deine Fähigkeit nicht verbessern, schneller als 6:00 min/km laufen zu können. Das gelingt nu, wenn Du auch mal schneller läufst.
Am einfachsten führt man sich mit Intervaltraing heran, also immer mal eine definierte Strecke in einem vorher festgelegten schnelleren Tempo zu laufen und dazwischen fest definierte Erholungsphasen einzubauen, die etwas kürzer sind als die Belastungsphasen.
z.B. Einlaufen
1000m in 5:40 min
600 min traben
1000m in 5:40 min
600 min traben
1000m in 5:40 min
600 min traben
1000m in 5:40 min
Auslaufen

Natürlich sind auch Steigerungsläufe und Fahrtenspiele für die Erhöhung der Geschwindigkeit förderlich.
Dazu gibt es eine Menge Literatur, sowohl auf Papier, als auch im WWW.

Zumindest hast Du nun schon eine gewisse Grundausdauer in den letzten Monaten aufbauen können, somit sollte bei gezieltem Training auch in der Geschwindigkeit schnell Fortschritte erzielbar sein.

Wie wäre es mit dem Beitritt in einen Lauftreff?

Viel erfolg und natürlich Spaß weiterhin!!!

NanoGold

4
hardlooper hat geschrieben: da kann man Dir wohl nur raten, mal in Anwesenheit eines Sportarztes auf einem Laufband einen Leistungstest zu machen.
Ja, das hab ich mir auch schon überlegt. Werde das wohl bei Gelegenheit tun.
hardlooper hat geschrieben: Hoffentlich hast Du bereits die Partnerin für's Leben gefunden. Wenn Dir die nämlich unverhofft über den Weg laufen würde, könnte diese Aufregung ja verheerende Folgen haben :zwinker5: .
Hehe, die hab ich schon lange gefunden, und habs überlebt :-) Nun ist aber ein Baby unterwegs, das könnte nochmal sehr gefährlich für meinen Puls werden :D

5
Hallo Gilles,

du schreibst, du versuchst 2-3 mal pro Woche zu laufen. 2 mal genügen gerade als Erhaltungstraining. 3 mal ist das Mindeste, um Verbesserungen zu erzielen.

Aber: immer mit gleicher Geschwindigkeit dieselbe Strecke bringt nach einer Weile keinen Leistungszuwachs. Der Körper hat sich an diesen Belastungsreiz gewöhnt und warum sollte er sich weiterhin anpassen?

Laufe also möglichst abwechslungsreich sowohl was die Strecke als auch die Geschwindigkeit betrifft. Laufe 1 mal pro woche locker und langsam und dehne nach und nach die Dauer jede Woche um 5 min aus. Laufe 1 mal deine Stunde und mache pro km eine Steigerung über ca. 100 m bei der du bis zur Sprintgeschwindigkeit beschleunigst und laufe dann locker weiter. Suche dir einen Hügel den du einige Male flott hochläufst und langsam wieder herunter. Mache pro Woche einen schnellen Lauf. Dazu 2 km einlaufen, dann mit 20 min schnell laufen anfangen und nach und nach auf 40 min steigern. Danach locker 1-2 km auslaufen.

Damit sind Leistungsfortschritte eigentlich unvermeidlich.

Gruß 0815runner

Bild
Bild


Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft - Emil Zatopek

Running is not a sport, it´s a biological nessessity
- Yannnis Couros

Every human being is the author of his own health or desease
- Buddha

6
0815Runner hat geschrieben:du schreibst, du versuchst 2-3 mal pro Woche zu laufen. 2 mal genügen gerade als Erhaltungstraining. 3 mal ist das Mindeste, um Verbesserungen zu erzielen.
Ok, gut zu wissen.
0815Runner hat geschrieben: Aber: immer mit gleicher Geschwindigkeit dieselbe Strecke bringt nach einer Weile keinen Leistungszuwachs. Der Körper hat sich an diesen Belastungsreiz gewöhnt und warum sollte er sich weiterhin anpassen?
Klingt irgendwie logisch.


Ich werde mir deine Trainingsvorschläge zu Herzen nehmen und versuchen die umzusetzen. Vielen Dank.

7
Off Topic, aber Gruß aus dem Nachbarort :winken:

8
JoeHell hat geschrieben:Off Topic, aber Gruß aus dem Nachbarort :winken:
He cool. Wer weiss, vielleicht sind wir uns schon mal im Wald begegnet? :D

9
Meistens habe ich den ganzen Wald für mich alleine. Es ist aber offensichtlich, dass er auch von Reitern gerne genutzt wird. Ich nenne eine von meinen Strecken auch liebevoll "Pferdeapfel-Slalom".

10
Hallo Gilles,

ich finde du würdigst deine Leistung zu negativ. Immerhin ist es dir nach einem Jahr möglich jederzeit 10 km zu laufen und bei "Einsatz aller Reserven" hast du sogar mal 19 km erreicht. Das kann nicht jeder Einsteiger von sich behaupten. Das ist doch was!

Dass es mit dem Tempo (noch) nicht klappt, sollte dich nicht wundern. Verbesserungen stellen sich durch zielgerichtetes Training ein. Dazu gehört zweierlei: Regelmäßiges Laufen mindestens dreimal pro Woche und eine jeweils geeignete Reizsetzung. Beides ist bei dir nicht vorhanden. Du trainierst nicht, du "gehst Laufen". Dagegen ist nun absolut nichts einzuwenden, denn deine Zielsetzung ist allgemeine Fitness und Gesundheit. Und dafür reicht das durchaus.

Wenn du mehr willst - also zum Beispiel schneller laufen - dann musst du investieren: Zeit und Mühe. Schneller wird man nur durch schnelles Laufen. Aber auch das nicht blindlings, sondern methodisch richtig. Daher empfehle ich dir zwei Änderungen in deinem Laufverhalten: Trainiere definitiv und jede Woche mindestens dreimal. Und gestalte einen dieser Läufe, einen der kürzeren, als Fahrtspiel. Fahrtspiel bedeutet, dass du phasenweise schneller läufst und zwar nach deinem Empfinden. Du kannst dir zum Beispiel im Flachen vornehmen, bis zu einem Baum in einiger Entfernung mal schnell zu laufen. Oder du läufst eine Steigung und versuchst dabei das Tempo zu halten, was von der Intensität her auf dasselbe hinaus läuft. Nach einer solchen Belastung trabst du langsam weiter, bis du dich einigermaßen erholt fühlst. Dann nimmst du einen weiteren schnellen Abschnitt unter die Füße und so weiter.

Das Fahrtspiel soll nicht so ablaufen, dass du am Ende nur noch auf dem Zahnfleisch joggst. Aber - und das gilt generell, wenn du schneller werden willst - die Anstrengung muss man bei jeder Belastung deutlich fühlen und am Ende ist man dann durchaus stark ermüdet. Ich scheue mich ein wenig das zu sagen, weiß aber, dass es viele Läufer (ich auch) so empfinden: Gegen Ende der Belastungsphase "tut das schon weh". Da stellt sich ein recht unangenehmes Gefühl im Körper ein. Denn immerhin will dich der Körper dazu zwingen, mit diesem Quatsch aufzuhören und das lässt er dich spüren ...

Also nicht übertreiben aber auch nach der Devise verfahren "von nix kommt nix".

Ich wünsche dir Fortschritte und weiterhin Laufspaß :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

11
rizman hat geschrieben:Nennenswert ist vielleicht, dass ich (wie mir scheint) einen sehr hohen Puls habe (hab mir eine Polar Uhr besorgt). Bei normaler Laufleistung (also da wo ich locker flockig unterwegs bin und mich auch noch unterhalten kann) bin ich schon bei 180. Steigere ich das Tempo komme ich sehr schnell an die 200 ran. Wenn ich Zuhause aus der Tür rausgehe zum Laufen, bin ich so aufgeregt, dass ich da auch schon auf 100 bin :-)

Ich freu mich schon auf eure Kommentare.

Gruss

Gilles
Hallo Gilles,
das könnten meine Pulswerte sein, hast du die geklaut??? :zwinker4:
Spaß beiseite, mir kamen die Werte auch zu hoch vor und bin dann langsamer gelaufen. Dann ist mir das noch komischer vorgekommen, dann hab ich einen Laktattest machen lassen. Der hat dann ergeben, dass ich ein Hochpulsler bin, und meine Schwelle bei 192 liegt :wink:
Ich persönlich würde dir in dem Fall auch einen Latkattest raten, weil es mir geholfen hat
Patricia

12
@Udo: Herzlichen dank für deine Erläuterungen. Nur, negativ berwerte ich meine Leistung nicht wirklich. Das kam vielleicht bisschen falsch daher in meinem Beitrag. Ich bin mehr als stolz gewesen, als ich 19km gelaufen war. Da war ich in Urlaub am Schluchsee im Schwarzwald. Ich wollte unbedingt den Seerundweg laufen. Ich dachte es wären rund 15km. Am Ende waren es dann doch 19km :-)
Ich hab mir das ganze vielleicht bisschen falsch vorgestellt, dass wenn och laufen gehe, sich auch meine Leistung automatisch verbessert. Aber letztendlich scheint es mir doch sehr logisch, dass "von nix nix kommt". Ich denke aber, dass ich mir mal einen Trainingsplan aussuchen werde, da ich mit "nur laufen gehen" nicht mehr genug habe. Wie gesagt habe ich keine Wettkampf Ambitionen, aber ich würde doch schon gerne Fortschritte machen. Mit dem Ziel vielleicht nächstes Jahr den Halbmarathon in Luxemburg Stadt mitzulaufen. Ankommen reicht mir da völlig aus (ING europe-marathon luxembourg: Homepage) Das wär schon sehr toll und ich denke auch ganz realistisch wenn ich denn richtig trainiere, oder glaubst du eher nicht?
Das mit dem Fahrtspiel habe ich auch schon gemacht, wenn auch ohne zu wissen, dass es so heisst. Da ich jedoch ohne Trainingsplan laufe eher unregelmässig und ohne mir Ziele zu stecken. Einfach Tempo erhöht und dann bis zur nächsten Gabelung das Tempo durchziehen. Da ich dann jedoch auch dazu tendiere, zu übertreiben, bin ich so erschöpft, dass ich dann 300m gehen muss. Ist ja an und für sich nichts schlimmes, jedoch sicherlich nicht Sinn des Ganzen.

@Patty:
Nee, das sind meine ganz eingenen Werte ganz alleine :-)
Was genau meinst du mit 'Schwelle liegt bei 192'? Ist das dein HFmax? Oder ein Prozentsatz von HFmax den man nicht überschreiten sollte? Könntest du micht da bisschen aufklären bitte? Jedenfalls wollte ich auch mal so einen Test machen lassen. Schaden kanns ja nicht.

13
rizman hat geschrieben:Da ich dann jedoch auch dazu tendiere, zu übertreiben, bin ich so erschöpft, dass ich dann 300m gehen muss. Ist ja an und für sich nichts schlimmes, jedoch sicherlich nicht Sinn des Ganzen.
Das würde ich ganz locker sehen. Du musst 300 m gehen - na und? Ein Trainer, der hier häufig zitiert wird, meint zu den Wiederholungsläufen über 1000 m: "Heute gibt es wieder Hartes. Die Organisation des Trainings ist dir jetzt schon bekannt. Vergiß nach dem Tempostück nicht 100 m zu gehen!".

Knippi :winken:

14
rizman hat geschrieben:@Patty:
Nee, das sind meine ganz eingenen Werte ganz alleine :-)
Was genau meinst du mit 'Schwelle liegt bei 192'? Ist das dein HFmax? Oder ein Prozentsatz von HFmax den man nicht überschreiten sollte? Könntest du micht da bisschen aufklären bitte? Jedenfalls wollte ich auch mal so einen Test machen lassen. Schaden kanns ja nicht.
Mit Schwelle meine ich die aerobe/anaerobe Grenze, sprich, wenn im Blut mehr als 4,0 mmol/l gemessen werden. Dann komm ich von dem aeroben in den anaeroben Bereich, also findet die Ermüdung viel, viel schneller statt. HFmax ist bei mir so um die 210
Mein Test ist jetzt 1 1/2 Jahre her, hab nächste Woche Termin für einen neuen Test, weil die Werte sich glaub ich geändert haben.
Ob man so einen Test machen soll oder nicht, ist Geschmacksache, die einen sind dafür, die anderen dagegen. Das muss man denk ich für sich selbst entscheiden. Ich jedenfalls bereue es nicht, den ersten Test gemacht zu haben

15
patty hat geschrieben:Mit Schwelle meine ich die aerobe/anaerobe Grenze, sprich, wenn im Blut mehr als 4,0 mmol/l gemessen werden.
Hi Patty, hi rizman
wenn ich's richtig in Erinnerung habe, ist auch die anaerobe Schwelle individuell (bei meinem Test hieß das IAS=individuelle anaerobe Schwelle), also nicht zwingend bei 4 mmol/l, sondern da, wo die Kurve anfängt stark zu steigen. Eigentlich muss man das alles auch nicht so ganz genau wissen und beachten. Mich hat's halt auch mal interessiert, als ich angefangen hab zu laufen, es war aber eher frustrierend (ich war beim Test zum ersten Mal auf dem Laufband, ich glaub das kann man gar nicht so richtig werten). Jetzt mache ich aus der Lauferei sowieso keine Wissenschaft mehr (siehe talentfrei-fred).

Viele Grüße
Chazara

16
chazara hat geschrieben: Jetzt mache ich aus der Lauferei sowieso keine Wissenschaft mehr.
Unterschrieben, gestempelt und gesiegelt !! :daumen:
Grüße
Martin :hallo:

17
@Hardlooper/knippi: hinter dem "sicherlich nicht Sinn des Ganzen" hätte eigentlich ein Fragezeichen stehen sollen :-) Naja, ist ja egal.
Das Laufen macht Spass und letztendlich ist es das was zählt. Mit meinen 95kg bei 189cm werde ich eh nie zum Leistungssportler werden. Dafür esse und trinke ich zu gerne mal was Gutes :-) Ist ja auch nicht mein Ziel. Hauptsache Bewegung, fit sein und Gesund (und die Kalorien vum guten Essen und Trinken abbauen) Und hin und wieder mal einen Volkslauf nur der Stimmung wegen.

@patty: Danke für die Erläuterung. Damit kann ich was anfangen, Wikipedia sei dank :-)

@chazara: In der Tat schein die Grenze von 4mmol/l eher ein Durchschnittswert zu sein. Laut Wikipedia (Anaerobe Schwelle ? Wikipedia) (ich weiss, ist nicht immer alles ganz so richtig was dort steht, aber hier scheint der Artikel doch schon Sinn zu machen) ist die Schwelle sehr individuell. Dort wird auch die individuelle anaerobe Schwelle (iANS) erwähnt.

18
rizman hat geschrieben: Ich denke aber, dass ich mir mal einen Trainingsplan aussuchen werde, da ich mit "nur laufen gehen" nicht mehr genug habe. Wie gesagt habe ich keine Wettkampf Ambitionen, aber ich würde doch schon gerne Fortschritte machen. Mit dem Ziel vielleicht nächstes Jahr den Halbmarathon in Luxemburg Stadt mitzulaufen. Ankommen reicht mir da völlig aus (ING europe-marathon luxembourg: Homepage) Das wär schon sehr toll und ich denke auch ganz realistisch wenn ich denn richtig trainiere, oder glaubst du eher nicht?...


...Da ich dann jedoch auch dazu tendiere, zu übertreiben, bin ich so erschöpft, dass ich dann 300m gehen muss. Ist ja an und für sich nichts schlimmes, jedoch sicherlich nicht Sinn des Ganzen...

Hallo Gilles,

ich denke, es ist notwendig ein wenig Begriffe zu wälzen, um Missverständnissen vorzubeugen. Das Ding heißt "Wettkampf". Bei fast jedem Volkslauf, ob 3 km weit oder mit Marathonlänge, wird offiziell die Zeit genommen und alle Teilnehmer, die das Ziel erreichen, erscheinen im Klassement. Und in der Tat rennen da einige hart um die Wette. So auf den Plätzen 1 bis 10 gesamt und 1 bis X in den Altersklassen. Insbesondere bei Läufen, an denen tatsächlich das (Lauf-) Volk teilnimmt, geht es aber für 99% aller Teilnehmer überhaupt nicht ums wettkämpfen. Im Vordergrund stehen andere Motive. Zum Beispiel der Spaß mit anderen zur selben Zeit zu laufen oder der gestellten Laufaufgabe gerecht zu werden. Und wenn einer kämpft, dann gegen eigene innere Widerstände und möglicherweise für eine neue persönliche Bestzeit auf der Strecke.

So gesehen widersprichst du dir, wenn du einerseits darauf bestehst keine "Wettkampf Ambitionen" zu haben, andererseits jedoch von einer Marathon-Teilnahme in Luxemburg-Stadt träumst.

Ich verstehe dich gut. Mir ging es vor dem Start zu Wettkämpfen so gut wie nie um den Wettkampfgedanken. Schon deshalb nicht, weil ich meist nicht die mindeste Chance hatte, mich an der Spitze zu platzieren. Dennoch stand in meinem Fokus immer die Verbesserung meiner Leistung oder die Herausforderung einer neuen Strecke. Wenn ich dann und wann merkte, an diesem Ort, bei diesem Lauf und an diesem Tag etwas "reißen" zu können, dann erwachte der Wettkämpfer und ich gab dann alles, um auch gut platziert zu sein. Dennoch behaupte ich auch von mir keine wirklichen Wettkampf-Ambitionen zu besitzen.

Zu deinen Marathon-Plänen: Wenn du heute in der Lage bist mit Ach und Krach 19 km zu laufen, dann sollte in einem Jahr ein Marathon mit Zeitziel "Ankommen" drin sein. Allerdings setzt das aufbauendes Training voraus. Wirkliches Training und nicht einfach die Laufschuhe schnüren, wenn einem danach ist. Aufbauendes Training meint, dass du den Zwischenschritt Halbmarathon vorher absolvieren solltest, damit sich dein Körper langsam an die weiteren Distanzen gewöhnt. Bereits im Training zum Halbmarathon wirst du häufiger (aber höchstens einmal pro Woche) Distanzen von über 15 km laufen. Über den Halbmarathon wirst Marathon-fähig.

Es geht mir bei dieser Empfehlung nicht um starre Denkschemata der Art "wer einen M. laufen will, muss vorher einen HM gelaufen sein" oder ähnliches. Das Ganze sehe ich mehr "püschologisch" und vor allem vom Ende her: Um einen Marathon zu laufen, musst du einen Marathon-Trainingsplan - wie immer der auch aussehen mag - absolviert haben. Sonst scheiterst du. Und um reif für einen Marathon-Trainingsplan zu werden, musst etwa das läuferische Potenzial besitzen, das einer hat, der gerade einen Halbmarathon erfolgreich absolvierte. Wie erreicht man das? Natürlich am einfachsten indem man einen HM-Trainingsplan abarbeitet. Dies wird jedoch, da der Geist willig, das Fleisch aber schwach ist, nur der mit gebotener Ernsthaftigkeit und Vollständigkeit tun, der an einem Tag X tatsächlich auch einen HALBmarathon laufen will. Es ist schwer für ein imaginäres Ziel zu trainieren und um einiges leichter, wenn man schon einige Euro Startgebühr bezahlt und einige Freunde informiert hat ...

----

Zu Teil zwei des Zitats aus deinem Beitrag: Erst heute vormittag habe ich den Satz gelesen, dass nicht der am schnellsten und weitesten läuft, der am meisten und härtesten trainiert. Was ist damit gemeint? Das ist nicht in einem Satz zu erklären, ich versuche aber eine Kurzform: Der Zugewinn von körperlicher Leistungsfähigkeit funktioniert so: Man ermüdet den Körper heftig (in der Trainingslehre spricht man von "Reizsetzung"). Dann - und das ist noch wichtiger als das Training selbst - gibt man ihm genügend Zeit sich zu erholen. Das Bestreben biologischer System ist es, künftig für ähnliche und stärkere Belastungen gewappnet zu sein. Deshalb stellt der Körper durch Erholung nicht nur die ursprüngliche Leistungsfähigkeit wieder her, sondern etwas mehr als das (in der Trainingslehre spricht man von Superkompensation). Durch eine Folge von Trainingsbelastungen mit Erholphasen (Regeneration) zeigt sich dieser Zugewinn als deutliche Leistungssteigerung. Das Ganze hat aber einige Haken. Einer davon ist, dass man sich in einzelnen Trainingseinheiten nicht zu tief, zu sehr ermüden darf. Darunter leidet nämlich das nächste Training, weil man dann noch nicht ausreichen erholt ist. Im Grunde wäre es sehr einfach einen Trainingsplan aufzustellen, denn anhand von Erfahrungswerten ist bekannt, welche Trainingseinheiten nötig sind, um zum Beispiel einen Marathon in knapp vier Stunden zu finishen. Wäre einfach, wenn da nicht die Schwierigkeit bestünde die einzelnen Belastungen so auszutarieren, dass der Organismus immer genügend Zeit erhält sich zu erholen.

Lange Rede kurzes Fazit: Es ergibt keinen Sinn sich in einer einzelnen Trainingseinheit völlig zu erschöpfen.

Abgesehen vom fehlenden Trainingswert ist solches Handeln auch mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden - um das noch zu ergänzen.

---

Abschließend noch ein paar Sätze zum Begriff der anaeroben Schwelle. Man versteht darunter jenes Lauftempo, bei dem der Milchsäurewert in der Muskulatur immer weiter ansteigt, auch wenn man die Belastung nicht weiter erhöht. Die anaerobe Schwelle liegt per Definition bei 4 mmol/l Milchsäure im Blut. Man weiß schon sehr lange, das diese Schwelle wie alles andere eine individuelle Ausprägung besitzt. Daher operiert man seriöser Weise mit der IANS der individuellen anaeroben Schwelle. Insbesondere intensives Training verändert den Schwellenwert. Und eine Bestimmung durch einen Leistungstest mit Laktatwertbestimmung ergibt immer nur eine Augenblicksaufnahme.

Allerdings hat diese Schwelle für Freizeitläufer nicht wirklich eine Bedeutung. Das Ziel schneller und/oder weiter zu laufen lässt sich mit einfacheren Mitteln als Laktattests genauso gut erreichen. Wer anderes behauptet, dem wurde das nach meiner Auffassung eingeredet. Meist aus wirtschaftlichem Interesse, weil man mit einem solchen Test Geld verdienen kann. Letztlich ist der Test, um bezahlbar zu bleiben, so angelegt, dass man durch definierte Temposteigerungen eine ansteigende Laktatkurve gewinnt und zu dieser die gleichermaßen ansteigende Herzfrequenz korreliert. Allerdings gibt es keine Sicherheit, wo in dieser Kurve dann tatsächlich die IANS liegt. Durch mathematische Verfahren wird die IANS aus dieser Kurve bestimmt. Allerdings dürften die wenigsten Teilnehmer an solchen Verfahren darüber informiert werden, welche Unsicherheiten in den Messungen an sich und der folgenden Auswertung liegen.

Weil das so ist, würde sich kein Trainer von Spitzenathleten auf die Laktatkurve allein abstützen. Die übrigens laufend im Training bestimmt wird und nicht nur einmalig (sie ist eben nur eine Momentaufnahme). Ein weiterer Hinweis für die geringe Bedeutung von Laktattests für Otto Normalläufer ...

Zusätzlich werden im Leistungssport andere wichtige Parameter bestimmt, wie zum Beispiel die die Sauerstoffaufnahme (genauer: relative maximale Sauerstoffaufnahmekapazität). Und vor allem vertrauen Trainer und Athleten auf ihre Erfahrung. Lauftraining hat viel mit angewandter Wissenschaft zu tun, ist jedoch beileibe etwas anderes als eine exakte Wissenschaft. 1+1 ist beim Lauftraining nicht immer genau gleich 2 ...

Zu guter Letzt: Falls du dereinst einen Weg zum Marathon gehen willst, empfehle ich dir die entsprechende Serie auf unserer Laufseite. Auch einen Trainingsplan "Laufend Ankommen" findest du dort. Und wenn du zum Komplex Laktattest, IANS, Herzfrequenz mehr wissen willst, wirst du auch auf unserer Laufseitefündig. Allerdings solltest du genügend Sitzfleisch zum Lesen mitbringen. Wie dieser Beitrag schon zeigt, ist die Erörterung schwieriger Fragen mit Lesearbeit verbunden ... :D

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo

PS: Seit ich vor ein paar Jahren mal für eine Woche beruflich in Luxemburg war und die Schönheiten der Stadt kennen lernen durfte, steht der Marathon auf meiner Wunschliste
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

19
Hey Udo,
Erstmals vielen vielen Dank für deinen Beitrag. Ich musste ihn zwar 2 mal lesen, um alle Informationen die dadrin stehen aufzunehmen, er war aber sehr lehrreich.

Das Missverständnis mit den Wettkämpfen kommt vermutlich daher, dass Deutsch ja nicht meine Muttersprache ist. Was ich halt meinte ist, dass ich keine Ambitionen habe, vorne mitzumischen. Nur halt mitlaufen und ankommen möchte ich. Aber ich verstehe was du meinst. Jedes Rennen ist wohl somit auch ein Wettkampf gegen den inneren Schweinehund :-)

Zur Sache mit dem Marathon. Da hast du dich verlesen. Ich würde gerne den Halbmarathon nächstes Jahr in Luxemburg mitlaufen. Den Marathon laufen möchte ich mir, jedenfalls jetzt, noch nicht antun. Trotzdem fand ich deinen Kommentar höchst interessant. Dieser lässt sich ja auch dann sozusagen 'runterschrauben' auf die HM Distanz. Zuerst sich z.B an die 10Meilen rantrainieren. Und später dann den HM.
Erst heute vormittag habe ich den Satz gelesen, dass nicht der am schnellsten und weitesten läuft, der am meisten und härtesten trainiert.
Hier auch danke für den Kommentar. Erst heute musste ich leider schmerzhaft feststellen, dass ich es diese Woche über übertrieben habe. Ich hatte nämlich an 2 Tagen (Mittwoch und Donnerstag) jeweils einen schnellen Lauf absolviert (war vermutlich ein Fehler). Hab dann Freitag und Samstag Pause gemacht. Heute morgen wollte ich dann einen langsamen Dauerlauf machen. Musste aber feststellen, dass meine Schienbeine nach knapp 2km schmerzten. Um mich nicht einer Verletzungsgefahr auszusetzen, hab ich dann die Abkürzung nach Hause genommen.
Spätestens jetzt denke ich, ist es Zeit, mir einen richtigen Trainingsplan aufzustellen und nicht nach Gutdünken drauf los laufen.

Danke auch für die Erklärung zur anaeroben Schwelle und auch die Links zu deiner Seite. Werd ich mir auf jeden Fall bei Gelegenheit ansehen.

Zum Marathon in Luxemburg: Die Stimmung ist auf jeden Fall immer grossartig. Jedenfalls am Seitenstreifen. Mitgelaufen bin ich ja noch nicht. Es ist mit die grösste Veranstaltung überhaupt hier in Luxemburg die jedes Jahr stattfindet.

Gruss

Gilles

P.S. Ich hab in nem anderen Thread was über die Vibram Five Fingers gelesen (diese Zehenschuche). Was hällst du denn davon? Hab mich bisschen rumgelesen und die Sache interessiert mich schon ziemlich. Hast du vielleicht schon Erfahrung damit?
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“