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Mein Lauf durch den Schwarzwald

Mein Lauf durch den Schwarzwald

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09.08.-14.08.2010

Schon lange reizte mich der Gedanke über mehrere Tage mit einem Rucksack eine Strecke von A nach B zu laufen. Also alleine einen Etappenlauf zu machen, ohne Wettkampfcharakter. Meine erste Überlegung war, den Bodensee zu umrunden, wie es ja viele Radfahrer machen. Ich habe mich dann aber für den Schwarzwald Westweg entschieden, aufgrund der abwechslungsreicheren und nicht so überlaufenen Strecke. Also von Pforzheim nach Basel, 280 km mit ca. 10.000 Höhenmetern. Meine Planung sah vor, dies in einer Woche zu bewältigen. Da ich noch nie zuvor mehrerer Tage hintereinander eine längere Strecke gelaufen bin, hatte ich meine Befürchtungen, dies zu schaffen. Das größte Problem war natürlich das Gepäck für eine Woche. Es sollte ja noch möglich sein, damit laufen zu können. Einen Rucksack mit 30 Liter hatte ich mir bereits besorgt. Ich kam dann nach langer Planung auf knapp 7 Kilo (inkl. 1,5 l Wasser in der Trinkblase). Mit dem befüllten Rucksack habe ich dann 5 Mal trainiert und musste feststellen, dass das gar nicht so einfach war. Ich hatte den Eindruck nicht vorwärts zu kommen. Aber auf die Zeit kam es mir auch nicht an. Ich hatte eh vor, einige Gehpausen einzulegen, besonders bei den größeren Anstiegen. Jetzt hoffte ich nur noch, dass das Wetter einigermaßen mit macht.

Tag 1: Pforzheim-Forbach (51 km)

Mein Start war beim Gasthaus Kupferhammer in Pforzheim, wo der Westweg beginnt. Das Wetter meinte es mit Sonne und 22 Grad gut mit mir. Ich hatte mir vorgenommen 2 Wander-Tagesetappen zu laufen, also bis nach Forbach. Mein Zwischenziel war die Ortschaft Dobel. Hier wollte ich mich verpflegen und kurz rasten. Irgendwie hatte hier aber gerade alles Ruhetag oder Mittagspause. So ging in zu Schlecker und holte mir ein paar Energieriegel und Getränke, da es leider keine Isoquellen im Schwarzwald gibt :) Nach einer Pause ging es weiter. Mit müden Beiden erreichte in dann mein Tagesziel Forbach.

Tag 2: Forbach-Ruhestein (32 km)

Nach dem Frühstück in meiner Pension lief ich noch ziemlich geschafft vom Vortag los. Am Nachmittag legte ich dann einen beeindruckenden Sturz hin. Es war aber nicht auf einem der steinigen und wurzligen Pfade, sondern auf einer normalen Forststraße :klatsch: , die allerdings etwas steil bergab ging. Peinlich war nur, dass ich gerade eine größere Gruppe Wanderer überholt hatte :peinlich: Ohne mich umzudrehen konnte ich das hämische Grinsen auf den Gesichtern der Wanderer sehen. Unbeeindruckt stand ich auf und lief weiter. Zum Glück kam nach einem halben Kilometer der Mummelsee, wo ich meine Schürfwunden etwas abwaschen konnte. Mein heutiges Etappenziel sollte das Wanderheim Alexanderschanze sein. Als ich mittags dort anrief, erhielt ich von einem Anrufbeantworter die Nachricht, dass sie gerade Betriebsferien hätten. Toll! :motz: Auf diesem Streckenabschnitt gab es nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten. Teure Hotels kamen für mich nicht in Frage. Deshalb entschied ich mich, meine Etappe heute kürzer zu machen und fand in meinem Wanderführer einen Hof mit Übernachtungsmöglichkeit ca. 6 km von der Strecke entfernt. Ich wurde an der Strecke abgeholt und am nächsten Tag wieder dort hingebracht.

Tag 3: Ruhestein-Hausach (45 Km)

Das Wetter war heute wieder ideal zum Laufen. Bewölkt und knapp 20 Grad. Bis zum Nachmittag lief es ganz gut. Dann verspürte ich in meinem rechten Fuß einen Schmerz, der mir nicht unbekannt war. Die Plantarsehne ärgerte mich mal wieder :sauer: Der Schmerz wurde zunehmend stärker und ich zählte jeden Kilometer bis nach Hausach. Ich rechnete schon damit, dass das jetzt das Ende meines Laufs ist. Aber so schnell wollte ich natürlich nicht aufgeben. In Hausach angekommen fand ich einen kleinen Bach, in dem ich meine Füße kühlen konnte. Dort blieb ich etwa 20 Minuten drin stehen und das tat auch sehr gut. Meine Bedenken waren groß, ob ich am nächsten Tag weiterlaufen könnte. Schließlich hat mich die Plantarsehne schon öfters zu einer 1-wöchigen Laufpause verdonnert.

Tag 4: Hausach-Neueck bei Furtwangen (36 km)

Nach dem Aufstehen prüfte ich gleich bei den ersten Schritten, wie es meinem Fuß ging. Glücklicherweise spürte ich kaum noch etwas von den Schmerzen. Aber ich traute der Sache noch nicht und vermutete, dass später beim Laufen die Schmerzen wieder zurückkommen. Die heutige Etappe begann mit einem steilen Anstieg auf den Farrenkopf. Das schöne Wetter war nun vorbei und aus dem anfangs leichten Regen wurde ein Starkregen. Das Wasser lief sturzbachartig den Pfad herunter. Da ich nicht mehr nasser werden konnte, wich ich dem Wasserlauf und den Pfützen nicht mehr aus. Ich weiss nicht, ob es an den nassen kalten Füssen lag, aber die Plantarsehne meldete sich nicht mehr :D Der nicht mehr aufhörende Regen wurde langsam unangenehm und ich hielt Ausschau nach einer Einkehrmöglichkeit. An einem Hof sah ich ein Schild „Vesperstube / Kaffee und selbstgemachter Kuchen“ :daumen: Genau das brauchte ich jetzt. Ich musste an der Eingangstür klingeln und die Hausherrin bat mich in eine kleine gemütliche Stube. Ich stärkte mich mit einer Kanne Kaffee und 2 Stück Heidelbeerkuchen. Da ich es aufgrund der Schmerzen vom Vortag nicht herausfordern wollte, beendete ich die Etappe heute etwas früher und übernachtete im Gasthaus Hirschen bei Furtwangen

Tag 5: Neueck-Rinken (42 km)

Heute sah es wieder trocken aus. Meine Schuhe waren natürlich noch nicht ganz trocken, aber es blieb mir ja nichts anderes übrig als wieder da reinzusteigen :frown: Es ging jetzt Richtung Titisee, wo es nur so von Touristen wuselte. Die sahen mich teilweise an, als wäre ich ein Alien :confused: Wahrscheinlich hatten sie noch nie einen Läufer mit großem Rucksack gesehen. Ich war mir noch unsicher, wo ich heute meine Etappe beenden sollte. Hinterzarten war mir noch zu früh und danach kommt der Feldberg, wo die Übernachtungsmöglichkeiten auf ein paar Hütten beschränkt sind. Ich versuchte es zunächst beim Raimartihof in der Nähe des Feldsees. „Alle Zimmer sind belegt“ bekam ich zu hören :frown: Die Dame am Telefon meinte, ich solle es mal beim Gasthaus Jägerheim auf dem Rinken versuchen und gab mir die Telefonnummer. Dort erhielt ich die glückliche Nachricht, dass noch Zimmer frei sind :) Nach kurzer Rast am Titisee mit Fußbad machte ich auf den Weg zum Rinken. Dieser liegt eigentlich nicht auf direkt auf meiner Route, aber der Umweg hielt sich in Grenzen. Nach etwas längerer Suche fand ich das Gasthaus Jägerheim und wurde dort von einem holländischen Ehepaar empfangen, die das Gasthaus betreiben. Der Chef versorgte mich mit einer Kraftbrühe und einem ordentlichen Vesper.

Tag 6: Rinken – Kandern (51 km)

Nach einem guten Frühstück begann heute wohl die anstrengendste Etappe meiner Reise. Es ging zunächst auf den Feldberg. Der Anstieg hielt sich in Grenzen, da ich auf dem Rinken bereits auf einer gewissen Höhe war. Den Feldberg ließ ich schnell hinter mir. Nun ging es auf den Belchen zu. Hier war der Anstieg schon etwas anstrengender. Ein schöner Ausblick ins Tal blieb mir leider verwehrt, da es zunehmend nebliger wurde. Ich machte auf dem Belchen, wo das höchste gelegene Gasthaus in Baden-Württemberg steht, Rast. Frisch gestärkt ging es auf den nächsten Berg zu, den Blauen. Der Nebel wurde jetzt immer stärker und es sah wieder nach Regen aus. Am Blauen vorbei ging es jetzt talwärts nach Kandern. Die 800 Höhenmeter nach unten gingen noch mal kräftig in die Beine. Dazu kam noch mal ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer. In Kandern angekommen, war für mich der Lauf durch den Schwarzwald beendet. Der Westweg geht zwar noch 24 km weiter bis nach Basel, aber die restliche Strecke war für mich mehr so interessant, um noch einen Tag dranzuhängen. Nach ungewohnten 257 km in 6 Tagen war ich nun ziemlich geschafft, aber glücklich mein Ziel erreicht zu haben :zwinker2:

Ein paar Sprüche von Wanderern:

„Hast du es etwa eilig?“
„Ist das nicht anstrengend?“
„Du brauchst nicht so zu rennen, Junge. Die Darmstädter Hütte hat heute zu!“
„So bin ich früher auch mal gelaufen“ (ein etwas älterer Herr)

Heiko

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Schöner Bericht und für mich sehr interessant, da ich auch mit dem Gedanken spiele, im nächsten Jahr mal alleine mit dem Rucksack einen der bekannten Fernwanderwege zu laufen. Ich weiß noch nicht genau, ob Westweg, Goldsteig oder Altmühltaler Panoramaweg, aber tendiere zu letzterem.
Vielleicht könntest du mal deine Ausrüstung auflisten, würde ich gerne wissen.

"I thought they said Rum!"

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Hallo Heiko,

das scheint ja ein richtig schönes Lauferlebnis gewesen zu sein, klasse Leistung und dann noch alleine ... :daumen:

Ich glaube übrigens nicht, dass die Wanderer nach deinem Sturz tatsächlich hämisch gegrinst haben, auch wenn du sie kurz vorher überholt hast. Im Gegenteil, die hätten dir sicherlich gerne wieder hoch geholfen und sich um dich gekümmert - in der "Wildnis" hält man zusammen, egal ob Läufer oder Wanderer, da gibt es keinen Unterschied, so zumindest meine Erfahrungen ... und mit den "dummen" Sprüchen wollte man vielleicht nur mit dir ins Gespräch kommen ... ;-)

An einen Etappenlauf habe ich mich selber bislang noch nicht heran gewagt, wegen dem zusätzlichen Gepäck, das man mitschleppen muss, und der Organisation der Übernachtungsmöglichkeiten. Man kann ja meist nicht klar planen, wann man wo ankommt, und da kann ja unterwegs immer etwas dazwischen kommen ... und ob ich mich am zweiten, dritten, vierten Tag morgens dann noch aufraffen kann weiter zu machen, ist auch noch die Frage ... Schauen, wir mal, am Rheinsteig gibt es jedes Jahr eine organisierte Etappen-Lauf-Veranstaltung ...

Bist du denn tatsächlich größtenteils gelaufen? Mit Gepäck im Gelände auf einer langen Strecke ist das ja alles viel anstrengender ... und berghoch bringt das ja auch nicht so viel Zeitgewinn ... Bist du vorher schon mal lange Strecken gelaufen? Habe hier im Forum nur deine Jahreskilometer gefunden, Respekt!

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

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@Peter7Lustig

Das war meine Ausrüstung. Kann dir gerne mal noch die genaue Liste zukommen lassen.
Dateianhänge
08082010051.jpg 08082010051.jpg 1196 mal betrachtet 605.37 KiB

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Super Idee und Super Beitrag!

Danke!

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@Manfred

Da es auf der Strecke doch viele größere und längere Anstiege gibt, bin ich schätzungsweise 80% gelaufen und den Rest gegangen. Je nach Etappe mal mehr, mal weniger. Die Gehpausen habe ich dann zum trinken und essen genutzt. Wie bereits erwähnt, habe ich 5 Testläufe mit vollgepackten Rucksack mit Streckenlängen zwischen 30 und 40 km in hügeligem Gelände gemacht.

Gruß
Heiko

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257km in 6 Tagen - Hut ab!!
Klasse Leistung!

Bin die Strecke letztes Jahr in etwa gleich mitm Bike gefahren - ging natürlich schneller.
Der Schwarzwald ist wirklich schön und man sieht zwar "nur" Wald - aber dafür einen sehr abwechslungsreichen. Stelle mir die teilweise extrem langen aber nicht sehr steilen Anstiege ganz schön zermürbend vor...

Hatte aufm Bike übrigens "nur" nen 20l Rucksack dabei, reichte mir aus...

Nen Fernwanderweg - aber am liebsten über die Alpen - will ich auch unbedingt mal noch Laufen.

Gruß
Olli

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Super Aktion, da hätte ich auch mal Lust dazu.
Jetzt am WE bin ich auch im Südschwarzwald und habe eine längere Runde geplant. Wenn es klappt (mein rechtes Sprunggelenk meckert etwas) werde ich berichten.
Go Faster! hat geschrieben: Das war meine Ausrüstung.
Keine Ersatzschuhe und nur ein paar Socken zum Wechseln?! Was hast du denn abends im Gasthof angezogen?

Gruß Matthias
Pain is temporary, pride is forever (Dave Scott)

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Hi,

schön zu lesen. Aber damit bei allen berechtigten Fragen zu Ausrüstung und sportlicher Leistung das wichtigste nicht zu kurz kommt - die herrliche Natur im Schwarzwald und der wirklich super angelegte und sehr empfehlenswerte Westweg, möchte ich auch auf diesen Aspekt verweisen.

Wir haben uns diesen Sommer - Ende Juno Anfang Juli ebenfalls auf den Westweg von Pfortzheim nach Basel gemacht - allerdings sportlich nicht ganz so ambitioniert. Wir waren 10 Tage unterwegs mit vorgebuchten Übernachtungen und Gepäcktransport. Wir haben die Strecke lauf-wandernd mit etwa fifty-fifty Anteil bezwungen und hatten ein Naturerlebnis der Extraklasse. Absolut empfehlenswert!

Eigentlich ist dieses herrliche Stück Natur fast schon zu schade, um es mal eben im Laufschritt zu durchmessen. Obwohl natürlich auch der bewusste Genusslauf die Natrur sicher herrlich erleben lässt.

Übrigens in dem Fluss in Haussach haben wir auch unsere müden Beine gekühlt - jeder noch mit einem Magnum als Belohung auf der Faust - hach, was war es schön!
Gruß Acki
OstseeMan 2009

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@Matthias

Ja, ohne ein zweites Paar Schuhe ist das gar nicht so unproblematisch. Vor allem nach dem Regentag stand ich vor einem Problem :confused: Bin dann ohne Socken in die nassen Schuhe geschlüpft und zum Essen gegangen :) Es waren 2 Paar Socken, die noch dabei hatte. Meistens bin ich mit den CEP-Strümpfen gelaufen. Hatte ja sonst auch keine Alltagskleidung dabei. Aber zum Glück eine lange weite Laufhose. Abends im Restaurant in Kurztights rumlaufen sieht auch ein bisschen komisch aus :D

Gruß
Heiko
Gesperrt

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