Gueng hat geschrieben:Natürlich stimmt es nicht (auch wenn es immer wieder behauptet wird). Das weiß jeder, der mal auf der Stelle - also "unendlich langsam" gelaufen ist.
Genauso wenig stimmt, dass man bei "schnellem" Tempo automatisch auf dem Vorfuß läuft, Bei maximalem Tempo laufen die meisten auf dem Ballen, aber auch nicht alle. Und es gibt doch einige Leute die verdammt schnell über den Mittelfuß oder die Ferse kommen.
Ich habe oder hatte aber schon zwei oder drei Kinder im Training, denen man erst bei bringen muss, auf dem Vorfuß zu sprinten, die laufen einfach immer über den ganzen Fuß. Ist schwer zu glauben, aber wahr, ich kann es bei Gelegenheit mal filmen.
Und "auf der Stelle laufen" ist leider ein ganz ganz schlechtes Beispiel.Wer auf der Stelle läuft, macht automatisch schwere technische Fehler. Wenn er die nicht machen würde, würde er vorwärts kommen.
Bei ungefähr 50-60 Leuten die bisher in meiner Zeit in der Trainingsgruppe waren ist mir übrigens bisher ein einziger aufgefallen, der bei langsamen Tempo freiwillig von alleine auf dem Vorfuß läuft. Der läuft ansonsten aber nicht besonders schön, da gibt es noch einiges zu arbeiten.
Gueng hat geschrieben:
Meines Erachtens gibt es für einen halbwegs normal gebauten Menschen bei keiner Laufgeschwindigkeit einen vernünftigen Grund, mit der Ferse zuerst den Boden zu berühren.
Warum machen es dann so viele? Wegen der bösen Schuhkonzerne? (Die ähnlich "böse" sind wie die meisten anderen Konzerne der Größenordnung in unserem kapitalistischen System eben sind.)
Oder hat es ihnen jemand falsch beigebracht? Wenn ja, wer?
Wenn du gehst, mit welchem Teil des Fußes berührt dein Fuß zuerst den Boden?
Gueng hat geschrieben:
Es sei denn, die verwendeten Laufschuhe haben eine so große Sprengung, daß sie sich nicht zum Ballenlaufen eignen. Aber das wäre eher ein Grund, sich schleunigst andere Schuhe zu besorgen
.
Ich hab noch keine Laufschuhe getragen, in denen ich nicht auf dem Vorfuß hätte laufen können, wenn ich wollte. Und wenn da bei zig verschiedenen Paaren noch keins dabei war, mit dem das nicht geht, kann das nicht so häufig vorkommen.
Versteh mich nicht falsch, ich stehe nicht auf der Seite der Schuhindustrie. Natürlich werden Läufern viele Sachen für teure Geld angedreht, die sie nicht brauchen. Aber es zwingt einen ja keiner den größten und überteuerten Mist zu kaufen.
Mein neuester Erwerb, in denen ich manche Runde drehe, kommt mal wieder aus dem "Retrolifesytle Segment", hat eine simple dünne EVA Sohle ohne Stütze, Gel und Laufkissen und wird als "Sneaker" verkauft. Für mich ist das ein 240g schwerer Trainingsschuh, Kostenpunkt ca. 20 Euro (regulär wären es vielleicht 70,-). Ein Kumpel von mir hat keine Knieschmerzen, wenn er in den adidas "Samba" läuft - ein im Vergleich zu den meisten Laufschuhen brettharter Volllederschuh der fürs Fußballspielen auf Hartplätzen und in der Halle gedacht ist. (Aktuell auch ein Lifestyle-Schuh.
)
Das was der mit den Samba macht oder viele andere Läufer mit ihren Schuhen machen ginge gar nicht, sondern endete mit Sicherheit in sofortiger Verletzungskatastrophe, wenn man den Aussagen mancher Schuhverkäufer glauben würde. Wenn ich in einen Schuhladen gehen und mich dumm stellen würde, käme ich möglicherweise nachher mit 2 Paar überteuerten, mir zu schweren gestützten Schuhen raus und hätte noch eine Empfehlung für einen Einlagenmacher oder Orthopäden, der mich dann nochmal zur Kasse bitten würden für die Einlagen (ich trage seit etwa 20 Jahren keine Einlagen mehr und bin so gut wie nie verletzt).
Doch selbst mit dieser Ausrüstung könnte ich auf dem Vorfuß, dem Mittelfuß oder über die Ferse laufen. Das ist eine Entscheidung, die ich mir doch nicht von einem Laufschuh diktieren lasse.
Aber viele abenteuerliche Thesen vieler Barfussfreaks , Vorfußlauf- oder Fußfetischisten teile ich auch nicht. Viele können ja nicht mal zwischen Ballen-und Mittelfußlauf unterscheiden. Und so lange es so viele erfolgreiche und gesunde Läufer gibt, die fast ausschließlich den Fersenlauf praktizieren, gibt es keinen Grund den Fersenlauf pauschal zu verdammen. Und aufhören, das Klischee zu verbreiten, dass die meisten Fersenläufer ihre Ferse mit gestrecktem Bein in den Boden rammen, können manche leider auch nicht.
Warum ich hauptsächlich auf dem Mittelfuß laufe, hat übrigens einen banalen Hauptgrund: Ich kann gefühlt schneller beschleunigen und schneller auf den Ballen wechseln und dann noch schneller beschleunigen.
Dennoch würde ich nie auf die Idee kommen, dass ich mir was gutes tun würde, wenn ich z. B. 20km oder mehr auf dem Ballen laufen würde.
Ach so, auch wenn meine Definition vom Ballenlauf erst einmal seltsam klingen mag, sie ist wenigstens schmerzhaft eindeutig: Für mich ist es dann "reinrassiger Ballenlauf", wenn du unter der Ferse einen Reißnagel mit der Spitze nach oben verstecken könntest und dann beim Laufen keinen Piekser spüren würdest (Einnahme von Schmerzmitteln und örtliche Betäubung ausgeschlossen.
)
Also anders formuliert: Die Ferse berührt den Boden nicht oder nur so leicht, dass da kein wirklicher Aufprall stattfindet, der dir den Reißnagel in die Ferse treiben würde.
Wenn du jetzt minimal mit dem Vorfuß zuerst aufkommst, dann aber in der Stützphase über den ganzen Fuß läufst, sehe ich das eher noch im Bereich Mittelfußlauf. Ich verstehe schon, warum das einige lieber Vorfußlauf nennen wollen.
Und meine Definition mag jetzt nicht sofort logisch erscheinen, ist es aber möglicherweise doch, wenn ich einen Sprinter bei voller Geschwindigkeit als Vorbild für diese Art zu laufen nehme. Und von der muskulären Belastung ist der Unterschied imo riesengroß. Das eine (den "reinrassiger Ballenlauf") halten viele maximal einen km durch, das andere (wenn man es nicht Mittelfuß lauf nennen will, kann man es von mir aus Vorfuß mit Tendenz zum Mittelfußlauf oder eher umgekehrt nennen, oder Vor/Mittelfußlauf oder Hauptsachenichtfersenlauf.
) viele recht bald über 45' und mehr.
Und jetzt habe ich wieder den Fehler gemacht, dass ich einen ganzen Beitrag über so ein so wenig wichtiges Detail des Laufstils, von dem weit aus wichtiger Elemente eher wenig abhängen, verfasst habe, womit ich die Diskussion, die meist leider mehr von Gläubigen als von Wissenden bestimmt wird, unnötig aufgewertet habe ...
Wenn ein Läufer sonst technisch alles richtig macht, was die technisch besten Kenianer richtig machen, braucht er sich wenig Gedanken machen, mit welchem Teil des Fußes er zuerst aufsetzt.
Im Volkslauf habe ich auch mal einen nicht gerade langsamen Läufer kennengelernt, der sehr stolz auf seinen Laufstil war. Der lief wirklich auf den Vorfuß. So, dass er den Vorfuß bei jedem Schritt in den Boden rammte und nicht richtig abrollte. Bei jedem Schritt bremste der sich selbst aus und verschwendete Energie. Armarbeit stimmte auch nicht, sein Stil war eine einzige Katastrophe. Aber Vorfußläufer und stolz drauf.
Mit welchem Teil des Fußes ein Läufer zu erst aufsetzt, sagt wenig bis nichts darüber aus, was er sonst alles technisch falsch oder richtig macht.
Gruß
C.