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Mentaltraining pur - Weil ein Marathon nicht 36 Km lang ist

Mentaltraining pur - Weil ein Marathon nicht 36 Km lang ist

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Da stand ich nun in meiner Haustür, die ich nicht einmal selbst öffnen musste, da sie vom Wind direkt auf mich zu gedrückt worden war. Nachdem ich mit vorher beim Einkaufen und Behördengängen rund zwei Stunden auf dem Fahrrad nassregnen lassen durfte, stand nun mein heutiger Trainingslauf an: Ein 10 Km Tempodauerlauf in 4:45min/km mit einem Kilometer Ein- und drei Kilometern Auslaufen.

Ich beobachtete noch den prasselnden Starkregen auf der Motorhaube direkt vor mir und war bereits nach dem Zubinden meiner Schuhe ziemlich nass. Auf jeden Fall stand schonmal fest, dass irgendjemand heute etwas gegen mich hatte. Aber es nützt ja nichts. Nass wird man sowieso und ohne Training lässt sich kein Marathon laufen. Also, auf gehts!

...und wenn dann richtig. Ich hätte mich natürlich in den schützenden Wald verziehen können, aber ich nahm direkten Kurs auf den Norden der Stadt mit seinen freien Feldern und Weiden. Dazu entschied ich mich für eine Wendepunktstrecke: 6 Km hin mit Rückenwind, dann 6 Km zurück gegen den Wind - und dann ab unter die warme Dusche.

Mitleidige Blicke von allen Seiten einsammelnd machte ich mich auf den Weg. Die konnten ja nicht wissen, dass ich keineswegs im Trockenen losgelaufen war. Die ersten Kilometer liefen viel zu schnell.

Ach egal, ist ja mit Rückenwind, das gleicht sich nach der Wende schnell aus.

So absolvierte ich die erste Hälfte in einem Schnitt von 4:41min/km. Kurze Strecke mit Seitenwind; dann Abbiegen und - wow da wäre ich beinahe direkt umgepustet worden. Aber ich wollte es ja so. Kurzer Kontrollblick auf den Forerunner: "Laufen sie 4:40min/km für die nächsten 5 Km." Was?! Spinnt der?! Hab ich mein Training falsch einprogrammiert?
Dann kam die schmerzhafte Erkenntnis: Die Einheiten stand schon immer so im Trainingsplan. Ich hatte es schlicht nur vergessen.

Wörter, von denen Schleifer und Dreckskerl noch die harmlosesten waren, schossen wir beim Gedanken an meinen Trainer durch den Kopf. Aber an wen sollte ich die Flüche adressieren? Dummerweise schreibe ich meinen Plan nämlich alleine. Ok, da sich selbst lauf anzuschreien nur bedingt den gesellschaftlichen Normen entspricht, beschimpfte ich mich still im Inneren.

Ich überlegte kurz einfach zwei gleichmäßige Teile zu laufen und damit ungefähr auf das gleiche Ergebnis zu kommen, aber wenn man sich schon fertig machen will, dann richtig. Ziel war von nun an eine Kilometerzeit von 4:35 pro Kilometer.

Das Ganze war ziemlich anstrengend, lief aber erstaunlich gut. Den letzten Kilometer noch eben in 4:10 zu Ende gebracht, dann noch einen Kilometer mit 5:30 ausgelaufen und schon konnte ich meine Wohnung sehen. Dort drin befand sich meine Dusche; ich konnte das warme Wasser schon fast auf meiner Haut spüren. Fehlte nur noch der Forerunner, der durch ekstasisches Piepen das Ende des Trainings verkündete. Doch das blieb aus. Stattdessen stand auf dem Display: "Noch zwei Kilometer Auslaufen."

Ok, normalerweise hätte ich wissen sollen, dass ich das Training immer verlängere, um insgesamt auf mehr Kilometer zu kommen. Dieses Wissen wurde aber wohl unterwegs zusammen mit den vielen Litern Wasser, die auch mich niederregneten herausgespült. Immerhin wusste ich ja mittlerweile wieder, wer meinen Trainingsplan schrieb. Und der Autor darf seinen Plan ja auch ändern oder?

Den Kopf kurz nach links gewendet, den Schweinhund auf meiner Schulter angeguckt, tief luftgeholt - und ihn ganz weit weggepustet. Irgendwas werde ich mir bei den zusätzlichen Kilometern schon gedacht haben und außerdem ist es doch relativ unwahrscheinlich, dass der Herbstmarathon dieses Jahr ebenfalls um 15% verkürzt wird. Da blieb also nur: Direkt an der Haustür vorbei rennen udn noch eben zwei Kilometer anhängen. Schnitt dabei waren 5:00 pro Kilometer - So kam ich immerhin ein bisschen schneller zur Dusche ;)

Heute wird mich wohl niemand mehr dazu bewegen können, das Haus zu verlassen. Erst Morgen wieder, wenn das nächste Training ansteht.....;)
"Der Weg nach Süden in den Westen führt zuweilen nach Norden - ostwärts"

Mein Blog

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treffend beschrieben :daumen:

..alles Kopfsache :)

bei uns hats noch immer Sommer Sonne 27°C,
aber es stürmt schon aus Westen, lang kanns nicht mehr dauern :motz:
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