Geschafft! Noch nicht alle Eindrücke verarbeitet, aber auf dem Weg dahin...
Begonnen hatte alles mit der Anmeldung zum Cologne Triathlon Weekend 2010 für die Langdistanz, zur Weihnachtszeit 2009 als ich aufgrund von Streitigkeiten mit der Freundin allein über die Feiertage war. Noch nicht so bewusst auf was ich mich da einlassen würde, waren alle Klicks getätigt und die Gebühren überwiesen.
Im neuen Jahr, als die Geschäfte wieder öffneten, beichtete ich einem Freund was ich getan habe. Er erzählte vor geraumer Zeit mal beiläufig, dass er schon 7mal den Ironman gefinisht hat und knapp an Big Island vorbeischrammte. Er erklärte sich bereit mir die Trainingspläne zu gestalten. Er selbst bekam seine damals von (Lothar L.!)
Anfänglich gingen wir von dem Ziel aus - Einfach nur heil zum Ziel. Wenn es perfekt wird unter 15h!
Das Problem:
Laufen (naja, immerhin intensiv) betrieb ich erst seit 1,5Jahren, bin vorher nie mehr als 10km Rad gefahren und war froh nach 200m aus dem wasser zu sein.
Anfänglich war es schwierig, da der Winter bekanntlich lange seine weiße Pracht präsentierte. Also die Zeit nutzen um über das Laufen eine gewisse GA aufzubauen. Diese hatte ich vorher nicht, da es bis dato für mich immer nur laufen am Anschlag gab. Zögerlich kam das ein oder andere Mal Fahrradergometer dazu und manchmal schwimmen.
Die ersten Wochen liefen ganz ok, wobei das Pensum selbst da schon bei 10h anfing. Mein Coach meinte irgendwann mal dass es genüge bis maximal 15h/Woche zu gehen um einfach nur das Ziel beim Ironman zu sehen.
So komplett ausgelastet hat es mich bis dahin aber nicht, was meinen Coach dazu trieb, ab März schonmal die 15h-Woche anzukratzen. Auch die verkraftete ich ohne irgendwelche Probleme zu bekommen. Das Rad fahren wurde vonb Mal zu Mal mehr. War ich am Anfang noch froh nach 60min vom Sattel zu steigen, gingen jetzt auch schonmal 3h. Mitte/Ende April hatte ich bereits ein Wochenpensum von 20+h.
Leider gab es anfänglich dahingehend Rückschläge, da ich so dumm war mich damals für ein Schlammrennen (Braveheartbattle) anzumelden und teilzunehmen, was mich wegen folgender Krankheit wieder zurückwarf.
Zum antesten wie es denn mit dem Wechsel funktioniert, nahm ich Anfang Juni an einem Volkstriathlon teil. Natürlich ging Wechseltechnisch alles schief was hätte schief gehen können. Aber das war gut so, denn 3 Tage später bestritt ich meinen ersten ernsthaften Wettkampf im Triathlon. Ferropolis Halbdistanz. Voll aus dem Training heraus, den Wettkampf von 3 Tagen vorher noch in den Knochen, war es die Hölle! Über 35° bei dem viele kapitulieren mussten - selbst der ein oder andere Profi. So quälte ich mich bei 5h19min über das Ziel. Das beruhigende daran war, die 73schnellste Laufzeit zu haben, nachdem ich so ziemlich "Last out of water" war.
Wochen über dem 20h Pensum waren jetzt schon Gang und Gebe.
Ein ums andere Mal kamen ein paar kleine Laufwettkämpfe aus dem vollen Training dazwischen. Zum einen schafften wir bei der Firmenstaffel in Magdeburg einen Streckenrekord (auch wenn ich der langsamste des Quintetts war) zum anderen schaffte ich den Sprung in die Top10 beim Halbmarathon zum Elb-Brückenlauf in Magdeburg.
Koppeleinheiten wurden langsam so ein richtiger Schwerpunkt. Die verliefen ebenfalls immer besser. 1,5 Monate vor meinem Ironman war ich in der Lage, 36km in einer 5er Pace zu laufen - und das im GA1 Bereich.
Nach der Zuversicht folgte wieder ein Fall. Eine Erkältung warf mich mal wieder zurück und der Tag X kam unaufhaltsam näher. Ich hatte das Gefühl, nichts läuft mehr zusammen im Training. An die vorherigen Zeiten war nicht mehr zu denken! Nun ging im GA1 Grenzbereich maximal eine 5:15er Pace - und das ohne Vorbelastung durch schwimmen und Rad
Hinzu kommt die schlechte Einschätzung - bei jedem Gedanke an den Wettkampf war der Puls automatisch gute 5Schläge höher als er sollte.
In der letzten Besprechung für die Renntaktik sagte dann auch noch mein Coach: "Im Normalfall kommst Du auf 11h30min, wenn es super läuft auf 11h15min wenn es ein perfektes Rennen wäre - kann ich mir bei Dir eine 10h59min vorstellen!"
SUPER!!! Was für eine Ansage! Was für ein Druck! Wenn ich meine Zeiten hochkalkuliere, komme ich auf 12h! Was glaubt er was ich da vollbringen soll?????
Die letzten 2 Wochen liessen wir relativ ruhig angehen, nur das der Körper nicht verlernt sich zu bewegen.
DER TAG DAVOR
Plan sagt: 5km locker mit 5x30sec Wettkampftempo und 30sec Tarb dazwischen. Doch irgendwie passt das schon wieder gar nicht! der Puls bei viel schlechterer Pace viel zu hoch! Was ist los mit mir? Virus im Anmarsch? Die Gedanken machen mich fertig. Auf was habe ich mich da eingelassen! Habe ich genug trainiert? Habe ich hart genug trainiert? Das Richtige?
Als bei Bike Check in mein Bike-Nachbar auch noch ein Loch in meinem hinteren Schlauchreifen feststellt, weiß ich nicht damit umzugehen- alles wird mir plötzlich egal! Sch..ßegal, hauptsache ich komme irgendwie über diese blöde Ziellinie. Wozu hat man schließlich 16h Zeit?
PAFF - Die Last war endlich weg!
DER TAG
Die Anfahrt war die Hölle - alles gesperrt - nix ausgeschildert - dem Nervenzusammenbruch schon wieder nahe!
Als wir da waren, war es noch verdammt kühl. Fahrrad fertig prepariert - die Luft ist noch da, prima na dann kann es ja losgehen. Ab in den Neo und runter zur Wettkampfbesprechung. Kurz vor 0700Uhr - die Dämmerung hat ein Ende. Alle schwimmen vom Schwimmeinstieg zum Start. Ich nicht - ich bin froh wenn ich die 3,8km gut überstehe, warum also jetzt schon ins Wasser und auf der Stelle schwimmend sich wartend schon verausgaben? Als der Moderator dann noch 5min ankündigt, gehe auch ich ins Nass. Überraschen warm (ich glaube es waren 19-20°C). Das ist schonmal gut, kommen die Krämpfe später.
Auf einmal will die Brille nicht mehr so passen wie sonst immer - Wassereinbruch, egal wie ich sie aufsetze! Jetzt ist´s egal, muss ich eben einäugig schwimmen oder es geht irgendwann. Gerade mit dem Gedanken abgefunden, zählt der Moderator nicht mehr Uhrzeitkonfirm herunter - noch 2min. Ok, dann schwimme ich jetzt mal rüber! Gerade los fordert er die Zuschauer auf 10...9...8... Was ist denn jetzt los???? Das feuerwerk erhellt alles, der see dampft vor den knallenden Armen der Krauler! Nur einer kleinen Anzahl von Athleten ging es wie mir und mussten jetzt schon hinterherschwimmen ohne über die Startlinie zu sein und die Zeit läuft schon. Was für ein Anfang! Zu meiner Überaschung habe ich bei 500m bereits zu einem kleinen Teil der Krauler aufgeschlossen, war nicht mehr letzter! Und das trotz Brust schwimmen!!! Na dann, Mario... Der Coach meinte auch: "Du treibst nur wie ein Stück Holz im Wasser, damit reißt Du nichts! Lass die Zeit egal sein, spar die Kräfte und roll in den anderen Disziplinen von hinten auf!" Okay, denke ich - wenn ich bis zur Wendemarke komme ohne einen Krampf, dann schaff ich das. Und es hat echt gepasst - der erste kleine Wadenbeisser kam bei ca 2400m und dann ab und zu. Bei 3400m noch mal ein Schreck - verschluckt. So ein Mist, warum immer ich? Ohne auf die Uhr zu schauen gehe ich am Schwimmausstieg locker in Richtung Wechselzone 1, als mir meine freundin zuruft: "1h33min - Wahnsinn Mario und hinter Dir noch Leute! Achja der erste Quadrathlet ist bei 5km in gut 55min aus dem Wasser!" Wie geht das bitte????
In der Wechselzone lasse ich mir Zeit - gute 6min vergehen, aber ich ziehe mich in Ruhe an und esse eine Banane. Ab aufs Rad. Der Puls pendelt sich auf den ersten Kilometern bereits bei 145-152ein. So ein Mist, das bei einem schnitt von nicht mal 31km/h. Das wird wohl nix heute. Aber irgendwie will er auch nicht runter gehen. Dafür geht die Geschwindigkeit hoch und der Puls bleibt stabil. Okay schauen was geht, die Strecke ist lang und das erste Mal komplett ohne Pause oder Ampel.
Doch irgendwie läuft es gut. Nach und nach hole ich ein nach dem anderen ein bei konstantem Tempo. Strecke ist Ideal für mich - reine Drückerstrecke würde mein Coach sagen. Das liegt mir. Bisher haben mich nur 6Mann überholt, ich glaube zwei Quadrathleten, zwei Staffelathleten und 2-3 von der halben Distanz. Vor Beginn meiner letzten Runde fährt dann auch der Gesamtführende an mir vorbei. Jetzt wird es peinlich. Er mit Begleitfahrzeugen voraus, hole ich ihn im Tunnel mit knapp 45km/h wieder ein, da er schon beginnt sich auf den Marathon mit Streckübungen vorzubereiten. Das Blöde daran: 400m vor seinem Ziel ist ein Anstieg wo die Zuschauermassen und Fotografen/Kameras stehen. Er geht aus dem Sattel in den Wiegetritt und kämft sich hoch. Ich komme im Sattel sitzend immer näher und bin knapp davor ihn einzuholen - super warum wird er jetzt langsamer Um ein peinliches bzw prolletisches Bild zu vermeidern muss ich bremsen - Danke! Dann verliere ich auch noch meinen Strohhalm um direkt am Lenker drinken zu können. Ich muss mich für die letzten 60km einschränken um meine Position nicht zu verlassen. Jetzt kommt auch noch Gegenwind dazu - und wieder die Frage: Warum immer ich?
Als ich meine letzte Runde dann auch beendet habe schaue ich erstaunt auf meine Uhr:
5h 38min - Habe ich mich verstoppt?
Egal ab auf´s Dixie und raus zum Marathon. Wechselzone 2 wieder 6min.
Die erste Runde lief optimal. Ich glaube 47min. Aber irgendwie zeichnete sich ab, das es hart werden würde. Also runter vom Gas. Pace um die 5-5:10 angepeilt. Den halben dann auch gut überstanden. Ab und zu ein Isogel und trinken. Die dritte Runde anzufangen ist schon derbe Meine Zehen schlagen am Schuh an - na Supi und das bei der Hälfte - Wieso immer ich? Die dritte Runde kostete dann auch eine Menge Körner. Denn Schnitt nach unten gerissen so um die 5:20-5:30. Meine Zehen explodieren, meine Muskeln fangen langsam das Krampfen an. Mario schalte einfach ab! Ein Blick auf die Uhr sagt mir das ich bei einem guten 5:15Schnitt tatsächlich etwas reißen könnte. Aber die Krämpfe haben etwas dagegen. Ich muss mittlerweile auf den "Plattfußlaufstil" umschalten. Möglichst wenig Muskelbewegung in den Beinen, die Sohlen nach vorn schmeißend auf den Asphalt platschen lassen. Egal wie blöd es ausschaut, egal wie sehr ich nach Dampflock klinge! Ich überhole indes ein ums andere Mal Läufer die sich aufgeben. Bei Getränken habe ich nun auf Cola umgestellt -hauptsache Kraftstoff. 2km vor dem Finish überschlage ich noch einmal die Zeit... GIB GAS MARIO!!!!! Die letzten 2km packe ich mit schmerzverzehrtem Gesicht zwischen 5 und 5:15. ZIEL!!!!
Keine Uhr zu sehen Indes kommt meine Freundin strahlend auf mich zugerannt und erzählt verwirrt etwas von 10:58... Es bricht heraus - ich schreie alles hinaus was ich noch habe! Ab zum Erdinger-Alkoholfrei Stand - Flüssigkeiten SOFORT! Ich telefoniere mit meinem Coach - auch er ist aus dem Häuschen: "Und das mit dem schwimmergebniss! Tue etwas, dann können wir über andere Ziele reden!"
Ich freu mich, es hält sich jedoch in Grenzen. Ich weiß dass da noch Reserve war beim Rad fahren. Ich habe lediglich 2xPowerbar, eine Banane und 6x Isogel sowie ca 3-5Liter Flüssigkeit zu mir genommen. Ich habe keine verherrenden Krämpfe, nur mein Fußnagel überlegt sich mich zu verlassen. Nie wieder Ironman sage ich am Abend.
DER MORGEN DANACH
Es geht mir erstaunlich okay. Muskelbeschwerden da ich mich nicht mehr dehnen konnte. Ein wenig die Kniegelenke und er Fußnagel. Hmm, naja, vielleicht im nächsten Jahr ein paar Mitteldistanzen und das Jahr darauf noch einen Ironman.
HEUTE
Immernoch alles im Weitesten Okay (ausser der Nagel). Ich schließe für das nächste Jahr einen Ironman nicht mehr ganz aus. Und Sonntag? Naja, vielleicht gehe ich da schonmal locker joggen - nur mal so ohne Plan und Zwang
DAS RESÜMEE
Training seit Mitte Januar 2010 vorher nie schwimmen / Rad fahren
Wochenschnitt zwischen 15-27(max) Stunden reine Bewegungszeit
Schwimmen 96km // Rad:5870kmkm // Lauf: 1990km
ZEITEN:
10:58:22 --- 1:33:37//6:37//5:35:01//6:00//3:37:12
DANKE:
Markus (Coach) für die Trainigspläne! Manuela (Freundin) für alle Geduld, Zeitaufwand, Finanzen und Nerven!!!!!!
Achja: Und ab März 2011 bekommen wir einen Grund zum Nichttrainieren
Auch mein längster Tag ist nun vorbei
1PB: HM 1:24:01 - M: 2:59:xx
23.10.2009 0640Uhr - Uhuru Peak 5895m
Cologne 226 2010 --- 1:33:37//6:33//5:35:01//6:00//3:37:12 --- 10:58:22
IM Wales 2011 --- 1:16:06//0:12:28//6:25:07//0:5:39//3:30:38 --- 11:29:57 Das härteste je erlebte! Brutal!
IM Kentucky 2012 --- 10:45xx 131. und 22nd off the bike:D
23.10.2009 0640Uhr - Uhuru Peak 5895m
Cologne 226 2010 --- 1:33:37//6:33//5:35:01//6:00//3:37:12 --- 10:58:22
IM Wales 2011 --- 1:16:06//0:12:28//6:25:07//0:5:39//3:30:38 --- 11:29:57 Das härteste je erlebte! Brutal!
IM Kentucky 2012 --- 10:45xx 131. und 22nd off the bike:D