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"Und ist der Weg auch noch so steil, a bisserl was geht alleweil", Hochgratberglauf

"Und ist der Weg auch noch so steil, a bisserl was geht alleweil", Hochgratberglauf

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Plötzlich ist es da. Das mulmige Gefühl. Ich schau noch mal kurz hoch. Da will ich hinauf? Ich versuche die sich an den Hang schmiegende Bergstation auszumachen. Nur 6 Kilometer aber 850 Höhenmeter liegen dazwischen. Wenige Minuten, trennen mich von meinem ersten Berglaufabenteuer. Die Gedanken rasen. Musste es dafür gleich der Hochgrat sein? Der höchste Gipfel der Westallgäuer Nagelfluhkette. Sein markantes Felsmassiv hat sich bei mir irgendwann im Kopf eingebrannt. Was vielleicht auch kein Wunder ist wenn man, bedingt durch ein elterliches Ferienhaus, diese Gegend liebgewonnen hat. Diese Liebe reicht zufälligerweise genauso weit zurück wie der Ursprung dieses Laufes. Nun aber genug der Symbolik sonst wird das Ganze noch theatralisch. Ich brauche jetzt einen klaren Kopf sonst endet das heut noch als Drama.

Um mich abzulenken überdenke ich nochmals meine Ambitionen. Die reine Wanderzeit ist mit ca. 2 Stunden angegeben, der Vorjahresletzte war in ca. 1:15 oben. Ist das für mich heute zu schaffen? Ich bin zwar vom Bergsteigen zügiges Gehen gewohnt aber ich habe noch nie versucht so viele Höhenmeter hoch zu rennen. Meine heimatliche Hausstrecke hat zwar auch einen wüsten Steilstich, aber halt nur kurz. Bleiben meine noch frischen Urlaubserinnerungen an Rhodos und der Gipfelsturm zur Kapelle, wo über einen Kilometer 325 Höhenmeter bei brütender Hitze zu bezwingen waren. Der Urlaub diente aber nicht nur der Abhärtung sondern hatte auch erholsame Seiten, die ich mal lyrisch verpackt habe.

Schön war der Urlaub im August
38° - ich hat‘ gar keine Lust
mir fehlten die Worte
zu laufen Rekorde.

Es wurd All-Inclusive geboten,
die Auswahl war zu loben.
Dabei hab‘ ich ganz vergessen,
durch mein ständiges Fressen,
wölbt sich bald die Wampe.
Egal, - ich hau rein mir die Pampe
und 2…3 Bierchen noch dazu,
damit ich besser ruh.
Das alles von morgens bis nachts,
jetzt ist‘s zu spät, was macht‘s. :D

Doch kaum daheim ächzen die Waagen, :motz:
5 Kilo Übergepäck, sind zu beklagen. :peinlich:
Damit muss ich mich jetzt Blagen. :sauer:
Am Sonntag auf,
den Hochgrat hinauf. :klatsch:

Nun gut, wenigstens ist es heute nicht so heiß, 13° bei leicht bewölkten Himmel geben kein Grund zur Klage. Der Starter erinnert in seinem Rückblick gar an den allerersten Lauf, wo es 30 cm Neuschnee am Vortag gegeben haben soll.

Bevor meine Nervosität sich weiter steigern kann wird um 10.30 endlich der erlösende Startschuss abgegeben und die Meute setzt sich in Bewegung. Leider endet schon nach ca. 100 m der flache Straßenabschnitt und es geht scharf links ab in die erste Steigung. Und die hat es gleich in sich. Ich lasse mich in der Kurve ganz nach außen tragen um möglichst viel Schwung mitzunehmen und dann einen Gang zurücklegen zu können. Meine Mitläufer zischen derweil nur so an mir vorbei. Jetzt bloß cool bleiben, das heutige Feld ist eine andere Liga. Ruck zuck wird’s licht um mich, hinter mir bleiben nur eine Handvoll Versprengter. Ist für mich doch etwas ungewohnt aber ich zwinge mich meine verhaltene Anfangspace zu halten. Das erste gerade Steilstück geht nahtlos in einen asphaltierten Ziehweg über. Von hinten höre ich einen Läufer kommen. Er freut sich über mein Laufshirt: „Tschüss Wellness, jetzt geht’s ans Eingemachte“. Wie wahr. Leider fehlt mir die Luft für einen Smalltalk, aber als er passiert verschlägt‘s mir eh die Sprache. Seine Laufschuhmarke heißt Barfuß. So hat sich das Salomon, als Namensgeber der heutigen Bergcupwertung, wohl nicht vorgestellt.

Ich versuche dem halbnackten zu folgen. In knackigen Schlangenlinien geht es bis zur Unteren Lauchalpe auf ca.1000 Meter Höhe. Kurz danach endet hier die Teerstraße und geht in einen grob geschotterten Ziehweg mit steilen Serpentinen über. Nun ziehe ich gemächlich am unten herum blanken Läufer vorbei. :) Dafür hab ich nun einen Spruch direkt vor Augen: "Seit 75 Jahren Nichtraucher". Woher ist denn der so plötzlich aufgetaucht. Leider kann ich den drahtigen Naturburschen bis zum Ziel immer nur von hinten bewundern. Eine Wandergruppe am Wegesrand meint jedenfalls, dass dies aufgrund seines Aussehens nicht stimmen kann.

Zwischenzeitlich geht es wieder wüst bergauf und ich überlege mir ob ich nicht in meinen schnellen Wanderschritt wechseln sollte. Aber erst kurz vor der Oberlauchalpe geb ich mir die Blöße und es heißt für mich: „Läufst du noch oder walkst du schon“ :confused: . Da ich beim Verpflegungspunkt bei Kilometer 4 auf 1350 Meter Höhe eine Geschäftskollegin :winken: erwartet hatte raffe ich mich dazu auf wenigstens in einen ganz, ganz langsamen Joggingschritt zu verfallen. Nachdem ich aber leider keine Fanunterstützung erfahre :sauer: und die Strecke jetzt richtig giftig wird :teufel: , versuche ich erst gar nicht wieder in ein Lauftempo zurück zu kommen. Ich bin vollauf damit beschäftigt mich nach oben zu schrauben. Ab und an gelingt es mir sogar vor mir liegende Läufer zu passieren. Oh tut das gut. Endlich nach einem weiteren Kilometer wird der Anstieg etwas wadenfreundlicher. Obwohl vor mir etliche Gehen setze ich meinen Laufapparat langsam wieder in Gang. Das Stauferhaus ist nun in Sicht. So langsam wird mir klar, du kannst es schaffen heute nicht letzter zu werden.

Die Bergstation ist in Reichweite aber davor wartet noch die gnadenlos steile Zielrampe. An deren Ende ragt verheißungsvoll der Finnisherbogen in den Himmel. Das Tor zur Glückseligkeit? Von einem Zieleinlauf oder gar Schlussspurt bin ich so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Und so sieht es auch aus, Moonwalk statt Skyrun. Für diese darstellerischen Fähigkeiten wird man mich nicht auf dem Walk of Fame verewigen.

Noch während ich röchelnd nach Luft schnappe wird mir den Zeitchip vom Fußgelenk gerissen. Willkommen in der Wirklichkeit. Von der Sonnenterrasse aus muntern mich meine beiden Jungs auf und um mich herum wuselt es nur so. Wanderer die zum Gipfel hoch - und Geisterläufer die schnell vom Zielbereich zur Bergstation wollen. Aber das nehme ich nur am Rande wahr. Es ist geschafft, trotz des starken Teilnehmerfeldes, den strammen Allgäuer Burschen und den feschen Mad‘ln, bin ich nicht als letzter ins Ziel gekommen bei meiner Berglauf-Premiere. Ich habe Blut geleckt für weitere Auftritte auf der Bergbühne. :geil: Und wenn es unbedingt sein muss mach ich nochmal den Walker :zwinker2:
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Glückwunsch zum Berglauf-Debüt und Danke für den gelungenen Bericht!

Gruß,
Gero

3
850 hm auf 6 km :mundauf: :mundauf: Klasse Bericht! Gratulation zum finish und - Danke für den Tip :daumen:

Gruß us´m in´s Ländle

Uli

7
Ja lieber Herr Schauläufer,

einmal Berg, immer wieder Berg!
Da wird der Schauläufer zum Bergläufer. :nick:

Danke für den schönen Bericht. :nick:

Mein Vorschlag für 2011: 3. Juli Nebelhornberglauf (10,5 km mit 1.405 Hm) :teufel:
Davon gibt es in meinem Blog auch einen kleinen Bericht

Gruß
Gutenberg1964 :winken:

8
Gäu-Läufer hat geschrieben:Berglauf-Debüt geglückt,
Blut geleckt,
und nicht verreckt,
wann wird der nächste Berg beglückt.

Gruß Horst

Holla, die Waldfee, super gedichtet Horst. Der letzte Satz bräuchte eigentlich ein Fragezeichen.
Guckst du bei Niko, der würde mich am liebsten zwangsverpflichten :D
Gutenberg1964 hat geschrieben:Ja lieber Herr Schauläufer,

einmal Berg, immer wieder Berg!
Da wird der Schauläufer zum Bergläufer. :nick:

Danke für den schönen Bericht. :nick:

Mein Vorschlag für 2011: 3. Juli Nebelhornberglauf (10,5 km mit 1.405 Hm) :teufel:
Davon gibt es in meinem Blog auch einen kleinen Bericht

Gruß
Gutenberg1964 :winken:

Den Bericht und auch deine anderen Schandtaten hab ich natürlich längst alle intus, Infizierungsgefahr ist sehr hoch muss ich sagen :zwinker2: Aber von nichts kommt nichts.
Spontan würde ich sagen: Ja das muss ich machen. Wenn das Nebelhorn mich ruft bin ich Ihm hörig. :hihi: Aber wie in unserem wilden Bergthread schon mal angedeutet fehlt mir da noch einiges an Kondition, und was nächstes Jahr wird bleibt abzuwarten. Für den Juni 2011 hab ich aber etwas völlig anderes im Hinterkopf. Um mich nicht zu verzetteln werde ich versuchen erstmal das anzugehen dann sieht man weiter. Auf meiner "Ich will"- Liste steht das Nebelhorn schon mal drauf.

Grüßle Klaus
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Schöner Bericht, gut dass ich den nicht verpasst habe. Sogar noch mit Prosa, senstionell!! Herzliche Gratulation zum sehr gelungenen Einstieg.
Falls du noch ein Bergläufchen zum Entspannen suchst - am Samstag gäbs in der Region Bern einen kleinen, hübschen Halbmarathon, ganz nach deinem Geschmack.

Startseite - 18.09.2010: Gantrisch-Halbmarathon (Schweiz)


Gute Regeneration und viele Grüsse, Marianne

10
Schöne Leistung!

Ich kenn die Strecke ja aus der anderen Richtung (was zwar schneller geht, aber auch nicht so angenehm ist). Da hast du dir schon einen richtigen Hammerlauf ausgesucht. Gut gemacht!

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de
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