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Welche HM-Zielzeit für mich als Erstläufer?

Welche HM-Zielzeit für mich als Erstläufer?

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Hallo zusammen,

Ich wollte nicht lang stören, nur kurz vor meinem ersten Halb-Marathon nach meiner idealen Zielzeit / Pace fragen, denn am Sonntag in Saarbrücken ist es dann soweit.

(ich habe in vielen anderen Berichten gestöbert, aber die individuelle Zielzeit kann man nicht aus fremden Threads lesen)

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Ich habe die letzten 10 Wochen ungefähr so in der Woche trainiert:
1-2x normaler Lauf
1x Tempo
1x langsam und länger
(und 2 x anderer Sport)

Ich habe seit April auch 18 Kilo abgenommen (bin 1,94 groß, von daher sind 107 Kilo nicht so wild). Nun geht's auch schon viel einfacher und scheller. :-)

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Zu den Zeiten:

- Am Sonntag habe ich Vollgas gegeben und bin 10 km in 56 Minuten gelaufen (wobei ich nach 5 km ~4 Minuten nur gegangen bin, zum Ausruhen weil ich auf einen Freund gewartet habe). Die 5 km hatte ich nach 26 Minuten. Das war aber dann meine Leistungsgrenze und mit hohem Puls.

- Auf dem Laufband im Fitneßstudio bin ich langsamer, da laufe ich 1:03 Minuten für 10 km (deshalb habe ich mich gewundert, dass ich draußen auf Asphalt 7-8 Minuten schneller bin). Das verwirrt mich bzgl. meiner Zielzeit, wenn ich es mit Draußen vergleiche.

- Ich bin in der Vorbereitung einmal 21,1 km in 2:49 Minuten als langsamer Dauerlauf (hatte fast 2:15 Minuten einen Puls < 140) gelaufen.

Da ich beim langsamen Dauerlauf über die HM-Distanz angekommen bin, bin ich überzeugt, dass ich es schaffe.

Allerdings weiß ich überhaupt nicht, welche Zeit ich angehen soll. Nehme ich als Grundlage die Zeit vom Laufband, dann rechnet mir Greif-Rechner eine Zielzeit um knapp 2:20 - 2:25 aus.

Nehme ich den oben beschriebenen hochpulsigen Lauf vom Sonntag auf Asphalt, wo ich wirklich alles gegeben habe, dann rechnet er eine Zielzeit von 2:06 aus (wobei ich nicht weiß, ob ich es schaffe, 2 Std. an meiner Pulsgrenze zu laufen).

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Nun meine konkreten Fragen:

Welche Zeit würdet Ihr für mich als realistisch sehen?
Soll ich für diese Zeit dann eine gleichbleibende Pace laufen?
Sind die letzten Tage so in Ordnung?
Di, Mi nochmal zügig laufen
Do Badmin-Doppel (das ist easy)
Fr, Sa RUHEPAUSE
So Halb-Marathon?

Vielen vielen Dank! Ihr nehmt mir viel Unsicherheit! :-)

LG
SeventhSon

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Hallo!
Ich möchte mal versuchen, deine Fragen zu beantworten.
Seventh-Son hat geschrieben: Nun meine konkreten Fragen:

Welche Zeit würdet Ihr für mich als realistisch sehen?
Soll ich für diese Zeit dann eine gleichbleibende Pace laufen?
Sind die letzten Tage so in Ordnung?
Di, Mi nochmal zügig laufen
Do Badmin-Doppel (das ist easy)
Fr, Sa RUHEPAUSE
So Halb-Marathon?
Ich denke, es ist o.k. die 56er Zeit auf 10km als Grundlage zu nehmen, trotz der Geh- und damit Erholungspause. Die errechneten 2:06 entsprechen dann ca. 6 Min/km, also ca. 24 sec. pro km langsamer als bei dem 10er-Trainingslauf.
Das müsste dich für dich gut zu machen sein. Laufe in dem 6er Schnitt los, und wenn du ausreichend längere Läufe um die 20km trainiert hast, wird du diese Pace wohl bis zum Ende halten können. (Vorausgesetzt es wird nicht zu warm...)

Ich würde am Dienstag und am Mittwoch nicht zügig laufen, sondern ruhige Läufe machen. Den Mittwoch evtl. auch streichen wegen Badminton am Donnerstag. Wichtig ist, ausgeruht am Start zu stehen.
Vor meinem letzten HM (an einem Sonntag) bin ich am Dienstag 13km langsam gelaufen und am Donnerstag 7,5km in wechselndem Tempo. Freitag und Samstag geruht.

Viel Erfolg
Jürgen

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Hallo Seventh-Son,
Seventh-Son hat geschrieben: Di, Mi nochmal zügig laufen
Do Badmin-Doppel (das ist easy)
Fr, Sa RUHEPAUSE
So Halb-Marathon?

Vielen vielen Dank! Ihr nehmt mir viel Unsicherheit! :-)

LG
SeventhSon
Das würde ich sein lassen. Eher so:
Mo ein kurzer schneller Lauf
Di Pause
Mi 30 min joggen
Do Badminton
Fr. Pause
Sa. 20 min langsam, mehrmals kurz beschleunigen, langsam weiterlaufen
Wichtig ist, in der letzten Woche nicht zu viel zu laufen.

Zum Tempo würde ich auch sagen, 6 min/km ist o.k, aber konservativ. Vielleicht geht es auch schneller Aber das musst Du selbst wissen.

Hau rein! Und berichte !

Gruß motes :winken:

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Hallo Seventh-Son,

nimmt man deinen Testlauf über 10 km und korrigiert die Zeit noch ein bisschen nach oben, weil du unter Wettkampfbedingungen und gleichbleibender Pace ein besseres Ergebnis als 56 min erreicht hättest, dann ergibt sich als mögliche HM-Zeit etwa eine 2:03 h. Dabei solltest du dir um deinen Puls keine Gedanken machen. Einen HM läuft man durchaus bei Pulswerten die knapp unter 90% liegen können. Das ist natürlich auch vom Läufer abhängig.

Diese Voraussage, also die 2:03 h, steht natürlich unter dem Vorbehalt, dass dein HM-Training der letzten Wochen einigermaßen effizient war. Die aufgezählten Trainingseinheiten scheinen das zu bestätigen, aber wissen kann man das nicht, weil ja nicht bekannt ist, was du z.B. unter Tempotraining verstehst. Wenn du Zweifel hast wirklich gut trainiert zu haben, dann korrigiere deine Zielzeit lieber auf 2:05 bis 2:10 h.

Wenn du dich hinsichtlich der Zielzeit entschieden hast, dann rechne dir ein Kilometertempo aus, das du an den Km-Marken kontrollieren kannst und dann versuchst über die komplette Strecke so gleichmäßig wie möglich zu laufen. Das gilt für flache Strecken, aber davon dass die Strecke hügelig wäre, schreibst du nichts.

Was dein Restprogramm angeht: Badminton ist ein Störfaktor und in seiner Auswirkung nicht berechenbar. Keine Ahnung wieso das "easy" sein soll. Wenn meine Freunde Badminton spielten, dann waren die immer völlig fertig (und oft auch verletzt). Aber das musst du selbst wissen. Auf jeden Fall sind drei Tage Laufpause vor dem HM zu viel. Du solltest - Badminton hin oder her - am Donnerstag noch einmal einen Lauf absolvieren. 5 min Aufwärmen, 4 km im geplanten HM-Tempo, und 5 min Auslaufen, wäre eine Möglichkeit. Mittwoch Laufpause, Dienstag ein zügiger Lauf vielleicht 6, 7 km.

Ich wünsche dir viel Erfolg und noch mehr Spaß :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo Seventh-Son,

dann können wir am So. zusammen laufen :D

Gruß
twiki

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Hallo und Wow! Vielen Dank für die Antworten :-)))

@ Moorlooper (was ist das für ein geiler Name)

ich hatte in der Vorbereitung:
12,3 km
13,4 km
17,1 km
18,2 km
21,1 km als lange Läufe innerhalb der letzten 8 Wochen.

Meine Fettverbrennung ist soweit ganz gut, war sie eigentlich schon immer, hatte mein Leben schon viele lange Fahrradtouren gemacht oder 2,3 Sportarten hintereinander. Mein Problem sah ich bisher eher in der Geschwindigkeit. Wobei jetzt beides das erste mal zusammenkommt... und nun wirklich der Trainingszustand des Fettkreislaufs zu seinem ersten Härtetest kommt :-)

Die letzten 17,1 und 18,2 und 21,1 km lange Läufe waren dann nicht durch die Ausdauer limitiert, sondern muskulär und vom Bewegungsapperat (also die hätten mich zuerst zum Aufgeben gebracht :-))

Was mich verunsichert ist, dass ich das Tempo, was ich nun offensichtlich auf Asphalt erreiche (10 km in 56 Min. - X), dass ich das trotz der gefühlten Sauerstoffknappheit 2:06 Stunden halten können soll. Da ist das eine interessante Erfahrung. Und zur Not darf ich als HM-Anfänger ne Gehpause einlegen, dann dauert's halt 2,3 Minuten länger. Danke Jürgen.


@Mottes: Danke Dir sehr... ich wäre jetzt voll defensiv rangegangen und hätte überlegt, dass ich 2:20 oder 2:15 als Ziel ins Auge fasse. Dein Beitrag bestärkt mich, mal das schnellere zu versuchen. Ich mache dann diese Woche nicht mehr so viel.


@Udo:

Übrigens: Herzliches Kompliment erst mal für Deine Webseite. Sehr toll, wissenschaftlich fundiert, einfach geschrieben. Ich finde, dass der enorme, nützliche und hart erarbeitet Content ganz unten in der Navi untergeht und in seiner üppigen Qualität keinesfalls gewürdigt wird. Ich weiß nicht, was der Fokus der Seite ist, z.B. die Laufberichte, aber ich würde das tauschen und vor allem schon die Unterpunkte direkt aufklappen, damit man den enormen Inhalt direkt sieht. Toll gemacht! :-) Sorry für den Offtopic.

Danke für Deinen Beitrag. Du bestärkst mich auch nochmal wirklich etwas schnelleres als meine ursprünglich gedachten 2:20 zu versuchen. Dann mache ich mir wegen meinem Puls mal keine Sorgen :-) Wenn der da wirklich mal länger hoch ist. Ich glaube meine Pulsgrenze liegt so bei 163, das ist der Punkt wo mir das Reden schwer fällt und ich merke, dass ich jede Luft brauche. Beim schnellen Lauf am Sonntag war ich auf dem hinweg dann nach 15 Minuten ca. 165 gelaufen und auf dem Rückweg ging's dann kurz vor Ende auf 170 hoch. Aber auch das ging. Deshalb traue ich mich mal :-))

Neben den oben beschriebenen langen läufen gab es dann einmal die Woche ne Tempoeinheit, ich meine damit irgendeine schnelle Einheit, mal Intervalle, mal Fahrtenspiel, mal Steigerung mal ein schneller Lauf. Ich habe das immer ganz unterschiedlich gemacht, wie's in die Woche grad reingepaßt hat.

Badminton ist halb so wild. Spiele das seit sechs Jahren zweimal die Woche. Mein Körper hat sich da total dran gewöhnt, im Doppel steht man eh' zur Hälfe nur rum und viele Reserven zum Laufen habe ich direkt danach auch noch, dann mache ich morgen noch die von Dir empfohlenen 4 km in 6:00. :-)


@Twiki:

Ja, ich habe das auch schon gelesen. Bist Du aus SB? Ein guter Zufall. Wenn Du ungefähr im gleichen Tempo läufst (2:05 - 2:10), können wir das gerne auch zusammen machen (dann lästern wir über Moorlooper, Motes und Udo... *hehe* Kleiner Spaß :-)). Wir können dann halt nicht reden, aber stillschweigend ins Ziel rennen :-) Ich habe noch einen superfiten Freund, der das bestimmt in 1:45 schafft (auch wenn der nie nach Plan trainiert), der wird irgendwie vorne weglaufen :-)

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Ich würde mir an deiner Stelle garnicht soviel für den ersten HM vornehmen. Eine Zeit von 2:10-2:20h sollte wohl realistisch sein. Du hast bislang nur 3 längere Läufe gemacht, das ist recht wenig. Von daher glaube ich nicht, dass du dein 10km-Tempo auf die HM-Distanz durchhalten kannst. Lauf doch einfach locker und entspannt mit, die Zeit sollte nicht so wichtig sein. Um die kannst du dich auch noch bei 2.,3.,4...... HM kümmern.

Gruß,
Thomas
PBs: 5 km: 19:56min (Darmstadt Juni10) 10km: 41:17min (Wolfskehlen Mai13) HM: 1:31:27h (Griesheim April13) M: 3:27:50h (Kandel März 13) Ironman: 11:36h (FFM Juli 12)

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Nepumuk hat geschrieben:Von daher glaube ich nicht, dass du dein 10km-Tempo auf die HM-Distanz durchhalten kannst.
Das glaube ich auch nicht. Aber das möchte seventh son ja auch gar nicht. Sein 10km Tempo liegt bei 5:36 Min/km, für den HM wird ihm eine 6:00 Min/km Zeit empfohlen. Und diese Zeit liegt schon im Bereich des Möglichen (,obwohl es sicher günstiger gewesenwäre, mehr lange Läufe zu machen).

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SeventhSon hat geschrieben: Was mich verunsichert ist, dass ich das Tempo, was ich nun offensichtlich auf Asphalt erreiche (10 km in 56 Min. - X), dass ich das trotz der gefühlten Sauerstoffknappheit 2:06 Stunden halten können soll. Da ist das eine interessante Erfahrung. Und zur Not darf ich als HM-Anfänger ne Gehpause einlegen, dann dauert's halt 2,3 Minuten länger.
Dein Tempo beim 10er war 5:36 Min/km, den HM würde ich natürlich deutlich langsamer angehen.
Der von mir angesprochene 6 Min/km-Schnitt weist auf eine Zielzeit von 2:06. Und dieses Tempo dürfte bei dir eigentlich nicht zu Sauerstoffknappheit führen.
Also auf gar keinen Fall dein 10er Tempo laufen.

Da du aber nur drei längere Läufe hattest, was vielleicht ein bisschen wenig ist, weiß ich nicht, ob das mit den 2:06 klappt. Besser ist es, grundsätzlich auf Ankommen laufen und etwas langsamer den ersten Streckenabschnitt angehen. Vielleicht mit 6:15 auf den ersten km.
Ansonsten Nepomuks Tipp beherzigen, locker laufen, die Zeit für nicht so wichtig nehmen und lächelnd und glücklich im Ziel ankommen.

Jürgen

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SeventhSon hat geschrieben:ich weiß nicht, was der Fokus der Seite ist, z.B. die Laufberichte, aber ich würde das tauschen und vor allem schon die Unterpunkte direkt aufklappen, damit man den enormen Inhalt direkt sieht. Toll gemacht! :-) Sorry für den Offtopic.
Hallo SeventhSon,
du brauchst dich nicht beschweren, wenn du für unsere Seite Werbung machst. Ich bin frei genug mich darüber zu freuen ... Und um deine Frage zu beantworten: Die Seite entstand aus meiner Leidenschaft am Gestalten und Formulieren, als persönliche Spielwiese. Anfangs nur Laufberichte, dann immer mehr Wissensabschnitte, weil ich mich nie damit zufrieden geben konnte meinen Körper erfolgreich auf mehr Ausdauer zu "frisieren", sondern immer wissen wollte, warum und wie das "funktioniert". Du musst dir das so vorstellen: Mit der Zeit ist der Kopf so voller Fakten, dass man das nicht mehr sich alleine herum tragen kann. Das muss raus und erzählt werden ... Wahrscheinlich müsste ich in psychologische Behandlung, wenn es kein Internet und kein Forum gäbe, wo ich Menschen mit alledem "beglücken" kann :D . Möglicherweise säße ich auch in der Geschlossenen, weil ich wildfremde Menschen auf Straße angequatscht und ihnen vom Laufen erzählt hätte ... :P

Im Ernst: Meistens macht es einfach nur Spaß die Seite zu pflegen und auch im Forum zu schreiben. Und vielen hat es - entsprechend ihrer Rückmeldung - auch weiter geholfen. Was will ich mehr?

Die Reihenfolge sehe ich durchaus noch wie von dir geschildert, weil die Laufberichte 100% eigen sind und der Wissensteil notgedrungen zu einem großen Teil recherchiert und mit Selbsterfahrung durchsetzt.

Ich wünsche dir Laufspaß, das ist alles was Läufer wirklich brauchen :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo zusammen :)

Vielen Dank - Mission erfüllt. Ihr seit unglaubliche Hellseher: ich habe 2:06 erreicht :-) Da hätte ich aber keine Sekunde mehr rausholen können. Ein kleiner, genauerer Bericht folgt morgen, wenn ich etwas Zeit hab. Jetzt geht's erst mal in die Badewanne.

LG
Der siebte Sohn

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SeventhSon hat geschrieben:Vielen Dank - Mission erfüllt. ... ich habe 2:06 erreicht
Super und herzlichen Glückwunsch !!! :daumen:

Jürgen

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Der erste Halb-Marathon: Saarbrücken

Ich laufe seit ca. 15 Jahren, mal mehr oder weniger regelmäßig, mache allgemein viel Sport, habe mir trotzdem in den letzten Jahren ein Übergewicht von knapp 35 Kilo angefuttert :-), welches ich von April bis heute um knapp 18 Kilo reduzieren konnte.

Die Zielzeit prognostizierten die Foren-Experten wegen meines 10 km-Laufes auf mögliche 2:06 Ich begann zu zweifeln (eigentlich war mein Ziel 2:20)... ist es wirklich möglich ein so schnelles Tempo über zwei Stunden zu halten? Ich habe keine Erfahrung. Was mache ich, wenn der Puls zu hoch ist?

Die ganzen Eindrücke, die ich an dem heutigen Tagen sammeln würde, waren verrückt und einmalig. Es waren morgens um 7.15 Uhr nur 3 Grad. Wenigstens schien die Sonne... Muß ich eine Jacke anziehen? Lange Laufhose? Ich frühstückte mit einem Freund und einer Freundin 4 Toasts und eine Banane, so wie es andere empfohlen. Habe ich das rechtzeitig verdau und liegt es um 10:00 nicht schwer im Magen?

Die Fahrt ging los. 15 Minuten später in Saarbrücken am Staatstheater am Info-Schalter angekommen, schaute ich mir den weg an... hey, das kenne ich ja alles! Ein Rundkurs von 10,6 km, am Saarufer entlang, durch die Fußgängerzone: Ich war schon in jeder dieser Straßen, teilweise zum Joggen, zum Shoppen oder zum Trinken :-) Es beschlich mich ein Gefühl von Sicherheit... hier auf vertrautem Terrain, da kann eigentlich nichts schiefgehen. Sicherheit gaben mir aicj meine Begleitern : meinem besten Freund, der als Leichtgewicht viel schneller ist, und die Freundin, nur zum Unterstützen. Ich stopfte noch 3 Stückchen Traubenzucker in die Hose, die es am Info-Stand gab, stattete mich mit Pflastern auf der Brustwarze aus, forcierte den Garmin Pulsmesser, der mir jedoch einen ca. 10-20 Schläge höheren Puls präsentierte... oh nein da ist er, der hohe Puls. Ich würde doch nicht erkältet sein? Ich wußte vom Lesen der Berichte, dass es so kommt, auch wenn ich die Aufregung gar nicht wirklich spüren konnte. Es wird schon. Ich entspannte mich wieder.

Noch wenige Minuten, es ging in den Startbereich. Ich entschied mich, es defensiv anzugehen und platzierte mich hinter dem 4:30 Zeitläufer... eine 2:15 Zielzeit - das wollte ich schaffen. 4:30 Läufer doppelte Strecke... nochmal nachrechnen. Ja, ich stehe richtig. Noch eine Minute: ich bekam Gänsehaut... die Musik, die Einpeitscher, die Läufer, die die Hände hochielten, die Stimmung ergriff mich.

Startschuß - ich konnte ihn 150m weit weg gar nicht richtig hören, Pulsuhr gestartet. Es ging zäh und langsam los, es dauert bis sich die Massen erst mal in Bewegung gesetzt haben. Ich klebte dem 4:30-Mann an den Fersen. Verlier ihn bloß nicht. Es fühlt sich an, wie in einer Pferde-Herde sich warmzulaufen. Die Pace auf dem Forerunner zeigte nach knapp 10 Minuten noch eine 7:00 an. Es ging gemütlich weiter... erst nach ca. 20 Minuten am schönen Saarufer und als es etwas Platz gab zog der Zeitläufer das Tempo an. Ich merkte, das wird anstrengender. Jetzt merkte ich erst körperlich: Du bist im Wettkampf. Die ersten Gedanken kamen... kann ich das Tempo mitgehen? Er beschleunigte, bis er eine Durchschnittspace von 6:20 erreicht hat. Er wurde langsamer. Ich war irritiert, hatte mich doch grade erst ans schnellere Tempo gewöhnt. Es waren 40 Minuten vorbei. Ich spürte: da geht mehr. Kann ich ihn überholen? Soll ich mich trauen? Der schnellere Rhytmus lag mir besser. Ich beschleunigte wieder... wagte es "todesmutig" vor den Zeitläufer zu laufen.

Ich überholte, die ersten Läufer, ganz langsam... wurden sie langsamer oder ich schneller? Ich glaubte, dass sie zu schnell gestartet sind und nun zurückfielen. Ich war überrascht. Es käuchten und hechelten manche Läufer schon... wie soll das erst bei zwei oder gar vier Stunden werden? Verstehen muß man das nicht. Hatte ich es mit meiner Taktik es langsamer angehen zu lassen, und dann zu beschleunigen richtig gemacht?

Wohl schon, das wußte ich aber noch nicht. Im Verlauf des restlichen Rennens, sollte ich knapp 100 Läufer überholen, wurde selbst kaum mehr überholt - lediglich von den Spitzenläufern der Marathon-Gruppe überrundet Nach knapp 50 Minutenzeigte die Durchschnitspace 6:07. Lange war ein Vakuum vor mir. Die 4:30--Läufer hinten dran... die langsam überholt. Da tauchten nach einigen Minuten zwei attraktive Mädels vor mir auf, die irgendwie genau meinen Rhytmus liefen, aber irgendwie die ganze Zeit einen Tick schneller waren als ich, sich aber die ganze Zeit entspannt unterhielten. Ich entschloss mich dran zu bleiben.

Knapp die Hälfte der Strecke war geschafft. Das Publikum in der Fußgängerzone und am Ziel pusht. Sofort hat man nochmal 5% mehr Kraft. Wieso? Diesen Effekt kannte ich nicht, sollte sich aber nachher noch als sehr wichtig herausstellen. Die Uhr bei der Ziellinie zeigte 1:05 an, ich wußte zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich ein später mehrere Sekunden gutgeschrieben bekomme, weil ich wegen der Menschenmasse erst verspätet losstarten konnte. Ich sah die Freundin am Rand, die "Gut, Peter" rief... ich freute mich, hatte aber nur Augen für die Getränkestation, die gegenüber war, bei der ich mir 2 Wasser nahm.

Die Hälfte geschafft... nun ging es wieder von vorne los... das ganze lediglich noch einmal. Durch's Grüne, nochmal an der Saar entlang, nochmal durch die Stadt. Es war ein tolles Gefühl, die Häfte geschafft zu haben. Ich sagte mir: Nur noch einmal diese Strecke - dann hast Du's. Ich fühlte mich gut, hatte Kraft, das Tempo war perfekt - ich wagte zu hoffen, dass ich es mit diesem Tempo ins Ziel schaffen könnte. Ich nahm mir sogar vor, die letzten 2,3 Kilometer nochmal schneller zu laufen - da zeigte sich jedoch später meine Unerfahrenheit.

Mein Blick schwelgte an den anderen Läufer vorbei und ich hatte das Gefühl, dass ich eigentlich mit 108 Kilo (bei einer Größe von 194 cm) der schwerste Teilnehmer sein dürfte. Auch das machte mich nochmal stolz... der schwerste und nicht der letzte? Ich drehte mich auf einer langen Gerade um, es waren hunderte Läufer hinter mir. Immer wieder vielen ein paar neue zurück, ich sah die ersten gehen. Auch hier fragte ich mich... warum müssen die schon kurz nach der Hälfte gehen? Der eine schien total kaputt, der andere dagegen relaxt, wollte wohl aber keine "Schmerzen" aushalten. Ich klopfte dem auf die Schulter "Komm das schaffst Du", ich hätte ihn am liebsten an der Hand genommen und mitgezogen.

Die beiden Mädels waren immer noch vor mir, sie waren mein Fixpunkt. Sie forcierten etwas das Tempo. Die Durchschnittspace verlor Sekunde um Sekunde, sie zeigte inzwischen 6:01 an. Und dann unglaublich: der 4:15er Zeitläufer war mit seinem Luftballon in Sicht. Ich war stolz. Stolz, dass ich jetzt in der schnelleren Gruppe mitlief. Natürlich verschob sich hier kaum noch etwas und es dauerte endlose Minuten, bis man mal einen Abstand verringern konnte. Es kam eine Station, ich trank ein Wasser und ein Iso-Getränk. Der Kilometerstand war bei 14,5 km. Ich ertappte mich dabei, wie ich immer häufiger auf den Kilometerstand blickte. Alle paar hundert Meter. War ich mit meiner Kraft bald am Ende... warum denke ich die ganze Zeit daran. Unterbewußt spürte ich wohl, dass es langsam enger werden würde.

Ich wollte endlich die 3/4 erreichen... auch in meinem Training war das mental immer ein wichtiger Punkt. Da wußte ich, dass ich dann einfach nur noch 1/3 der bisherigen Strecke laufen muß, einfach noch mal die Hälfte zurück (meine "Lohneliness of the long distance runner" fülle ich gerne mit Gedankenspielen um den Rest der Strecke kleinzureden bzw kleinzudenken). Es zog sich.. eine kleine Gruppe mit Percussion-Instrumenten am Rand des Weges gab mir nochmal Kraft für ein paar 100m Kraft. Nach 2,3 mal auf die Uhr gucken, da waren sie endlich15,8 Kilometer.

Langsam spürte ich meine Beine, auch den rechten Wadenansatz zur Achillessehne. Mußte ich etwa abbrechen, wenn das schlimmer werden würde (ich bin wegen Hypertonus der Wadenmuskulatur da verkürzt, stretche aber fleißig und habe Physio, normal merke ich das nicht mehr)? Kann sich etwas entzünden? Ich dachte mir... nein, die Wade ist verkürzt, es ist Zug an der Stelle, natürlich reizt dass etwas. Beiß auf die Zähne, Peter. Die erste Überrundung stand an - da wartete ich die ganze Zeit drauf: der führende der Marathon-Gruppe zog mit der Leichtigkeit eines Vogels an allen Läufern vorbei... es war ein Heavy Metaller, lange Haare hatte er. Da dachte ich noch: Coole Sau. Einmal grade aus, dann rechts... Kilometer 17,5: es ging direkt durch die Fußgängerzone... Zuschauer klatschen... es hilft. Die schweren Beine spürt man kaum, man bekommt wieder Kraft.

Ich denke nach: Kann es sein , dass ich während des ganzen Laufes noch nicht einmal auf meinen Puls geschaut habe. Ja. Unfassbar. Ich beschließe es so zu lassen, weil ich befürchte, dass er zu hoch ist. Ich lasse mich durch diesen potentiellen Störfaktor jetzt nicht verunsichern. Heute ist alles anders. 18,5 km... Es geht an einer Verpflegungsstation vorbei. Ich weiß, dass ich eigentlich nix brauche, mein Herz läuft, mein Kopf ist klar: für's "Entertainment" hole ich ein Stückchen Banane und ein Wasser. Ich sabbere beim Trinken etwas, weil ich mit dem Becher noch so unerfahren bin. ;-) Aber das geht den anderen auch so. 19 km...ich merke jetzt die Beine immer stärker, sie sind schwer, ich spüre Druck auf meiner Lunge. Ich esse die Traubenzucker, die jedoch ohne Wirkung bleiben. Ich beginne zu zweifeln, ob ich die 2,1 km wirklich noch laufen kann?

Ich spreche die beiden Mädels, die mich die ganze Zeit mitzogen, mein Fixpunkt waren, an... ich bedanke mich, sage, dass ich mich an ihre Fersen geheftet haben - und sie mir voll Kraft gaben. Sie sagten es sei toll, dass sie neben ihrem eigenen Lauf dem auch noch andere unterstützen. Auch sie reden jetzt weniger. Die eine der beiden sagt, dass die andere eigentlich die Schnelle ist, und auch sie mitzieht. 19,2 km.

Mein innerer Kampf beginnt, ich kämpfe mit dem Schweinehund, so wie ich das selten gewohnt bin. Ich habe bis jetzt eine Zeit gelaufen, die viel besser ist, als ich wollte... warum jetzt nicht einfach ne Minute gehen? Eine einzige Minute. Ein Minütchen und alles ist gut... ich träume... Gehen ist Frieden, es ist Atmen und luxuriös Luft bekommen, es sind Glückshormone, die auf Dich warten. Ich konzentriere mich wieder und spreche stattdessen mit den beiden Damen. Die "Schnelle" sagt, dass wir jetzt gemeinsam ins Ziel laufen. Sie würde sonst vorne dran stehen bleibt und auf uns wartet. Pah... es bleibt mir nix anderes übrig als zu Laufen. Ich laufe. 20,5 km... es geht einfach nicht mehr, ich habe meine Leistungsgrenze erreicht. Meine Pace liegt sicherlich bei 5:57 (die Uhr zeigt wegen der Startverzögerung stets alles etwas schwächer an). Ich kann nicht mehr. Es gibt physische Grenzen... ich muß Tempo rausnehmen.

Ich bin erleichtert, dass die beiden Damen weiterlaufen und sich nicht irritieren lassen. Sie sind kurz darauf 50 m vor mir. Noch 300 m vor Zielende... ich merke, ich muß gehen... bis hierhin ging es, jetzt geht es nicht mehr weiter. Keine Kraft, schwere Beine, mein Wille ist gebrochen. Ich werde langsamer, setze an zur Gehbewegung... es sind wieder die ersten Zuschauer da, da es vom Flußufer langsam zur Zielgeraden in der Stadt geht, ich will gerade gehen.. und dann eine Frau ruf... "Hey nicht gehen! Es sind noch 200m. Das schaffst Du"... mein Gott sie hat so Recht.. noch 200m... sie werden sich anfühlen wie 1 km. Aus der Bremsung beschleunige ich nochmal... es tut weh. Egal. Diese Minute zieht sich unendlich. Ich sehe das Ziel. Rechts auf der Seite sehe ich meine Freunde "Hey Peter... gib alles" zu. Ich kann nicht mehr geben, ich habe bereits alles gegeben... 30 m Aua, 20 m Aua.

Ein Betreuer sagt "hier rechts rein"... das tue ich. Ich sehe die schnelle der beiden Damen, die mit mir abklatscht... war sie das? Ich kann sie gar nicht richtig warnehmen... bin irgendwie geschmeichelt. Bin ich über die Ziellinie? Darf ich endlich gehen? Ich halte an, gehe... es tut so gut. Ich merke aber meine Lunge deutlich. Das kenne ich gar nicht. Ich merke meine Lunge nie. Habe ich zuviel gemacht? Meine beiden Begleiter kommen und fragen "Und welche Zeit?". Ich kann nicht antworten... ich muß 20 Sekunden atmen. Ich merke, ich kenne meine Zeit gar nicht... ich schaute rechts auf sie und auf den Betreuer, nicht auf die Uhr. Meine Pace zeigt 6:00 an... aber es ist noch die Startverzögerung eingerechnet. Wo ist der Luftballon-Zeitläufer 4:15? Bin ich tatsächlich vor dem ins Ziel? Ich habe ihn lange nicht gesehen. Trinken... Trinken... rechts gehe ich an den Ständen lange. Ich trinke 2 Wasser, 2 Iso, 2 Cola, 2xetwas, dass ich nicht kenne. Apfelsinenstückchen... super Sache... 1,2,3,4,5,6 Stücke... 2xCola. Ich fühle mich jetzt körperlich wohl... die Glücksgefühle überlagern. Auch wenn ich kaum Laufen kann. Hinter mir kommen dünnere ins Ziel. Ich merke: ich war "schnell" Ich bleibe noch etwas... klatsche für die anderen Läufer. Es ist vollbracht: Der erste Halbmarathon und mit einer Pace von 5:58 die Experten Lügen gestraft... haha. Kleiner Spaß. :-)

Ich habe den Erfahrungsbericht auch im entsprechenden Unterforum gepostet.. aber ich denke hier gehört er hin. Hier fing letzte Woche alles an :-)
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