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10 km, oder darf's etwas mehr sein?

10 km, oder darf's etwas mehr sein?

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Sonntag Morgen, die Welt ist noch in Ordnung. Der Wetterbericht meldet keinen Regen wie noch vor ein paar Tagen. Soll ich wirklich aufstehen? Kalt ist es ja schon, nur 6,5 °C laut Fahrzeugthermometer. Ach was, bei dem Sonnenschein wird es sicher noch richtig schön heute. Also keine Ausreden mehr, die gestern bereitgestellten Sachen geschnappt und los geht's Richtung Föckinghausen im Sauerland.

Die Hinfahrt ist ein echter Traum. Kaum Autos unterwegs, die Sonne scheint noch sehr flach und verschlafen (wie ich) über den Horizont. Sie beleuchtet eine herrliche Herbstlandschaft, in der sich die ersten Blätter bunt färben. Auf halbem Weg liegt rechter Hand neben der Autobahn ein See. Leichte Nebelschleier schweben dicht über dem Wasser, und der Gedanke an eine Runde im kleinen Schwarzen läßt mich fröhlich lächeln. Aber nun gut, der Neoprenanzug liegt zuhause, die Zeit ist knapp, also auf die Aufgabe konzentrieren (Jaja, diese Triathleten halt :zwinker5: ).

Das Thermometer fällt zwischendurch bis auf 2,5 °C ab, und der Plan in kurz/kurz zu laufen gerät in's Wanken. Endlich angekommen, werde ich sogleich zu meinem persönlichen Parkplatz geleitet. Das ist Service, ein Einweiser regelt die Parkschlange auf der Zufahrtstraße. Ich statte mich noch mit Jacke und Mütze über den kurzen Laufsachen aus und marschiere Richtung Anmeldung. Das ist noch was, einfach bis eine halbe Stunde vor dem Start den Heiermann hinlegen (keine Nachmeldegebühr) für 10 km Volkslauf und schon ist man dabei. Ein sehr übersichtlicher Start-/Zielbereich mit Wendepunkt für den HM und Marathon direkt am Zielbereich wird von einer kleinen Handvoll Läufer und Organisatoren bevölkert. Ich beginne mich 15 Minuten vor dem Start warmzulaufen, beobachte den Start der Halmarathonies 10 Minuten vorher und bringe Jacke und Mütze in den Umkleideraum. Ganz kurz vor dem Start wird noch die Streckenführung erläutert. Um die Steigungen vor dem Bergfest am Lörmecketurm etwas freundlicher zu gestalten, hat man die Streckenführung angepasst. Mal eben 1,5 km mehr Laufen für's gleiche Geld, wo gibt es das schon? :daumen:

Läufer und Walker starten gemeinsam nach dem Startschuss, und mit den nur halbherzig vorgewärmten Muskeln geht es gleich die erste Steigung hoch nach 10 m Strecke. In dem sehr überschaubaren Starterfeld gibt es kein Gedrängel, jeder hat sich seinen Platz gesucht und kann eigentlich sofort sein Tempo laufen. Wieso rennen die hier eigentlich so, es geht doch bergauf? Nach rund 200 m schwenken wir nicht nur die in der Richtung ab, auch die Steigung wechselt zu einem erfreulichen Gefälle. Der Untergrund wechselt von Straße auf Wiese, dann geschotterter Waldweg. Sehr schön, da kann ich mal rollen lassen. Nur nicht zuviel Gas geben, nach 500 m kommt dann die lange Steigung hoch zum Gemeinheitskopf. Der Geländepunkt heißt wirklich so :hihi: . Vor mir zwei Frauen, 10 und 20 m entfernt. Und das ändert sich die nächsten 3 km auch nicht, obwohl ich schon stramm dabei bin. Wenigstens überholt mich keiner, auch wenn noch Einige hinter mir sind.

Die lange Steigung zieht und zieht sich dahin, der Puls rast, und der Abstand wird einfach nicht kleiner. Da naht bei ca. km 3 endlich der Streckenposten, die Anhöhe ist erreicht und wir laufen halbwegs waagerecht Richtung Lörmecketurm. Die Landschaft ist sehr schön, und nach Kyrill kann man auch wieder weiter sehen als vorher. Etliche Hügelkuppen sind wie glattrasiert, der Windbruch ist bereits komplett geräumt worden. Die Wege schlängeln sich so dahin, alles könnte so schön sein, nur die beiden Mädels vor mir kommen einfach nicht näher. Immer wenn ich gefühlt etwas anziehe, dann geht vor mir auch der Turbo an. Hat die Rückspiegel dabei? Mittlerweile kommen uns die ersten 10k-Läufer entgegen, der spätere Sieger fliegt leichtfüßig über die Strecke dem Ziel entgegen. Dann kündigt sich die Hälfte der Strecke an, es steigt wieder an und ich werde von einem Geschlechtsgenossen überholt. Indem ich mich dranhänge, kann ich auch endlich an den beiden Damen vorbeiziehen und mich mit Vollgas zum Lörmecketurm hochquälen. Wenn ich hier nicht die Uhr im Auge hätte, dann wäre ich wirklich gerne noch hochgestiegen. Es ist ein recht neuer Turm aus runden Holzstangen, die so mikadomäßig in zwei gegeneinander verdrehten Ringen aufgetürmt sind und Platz für eine erkleckliche Anzahl an Stufen haben, die für warme Oberschenkel beim Entern sorgen würden. Der Ausblick von der Spitze ist traumhaft (Ich war letztes Jahr schon mal oben).

Und nun geht's abwärts, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die ersten Meter lasse ich mal zügig, aber noch nicht stramm rollen. Dabei merke ich, dass ich auf den Gefällestrecken schneller bin als mein Vordermann. Also habe ich gleich die Renntaktik angepasst, versuche auf den Kilometern bis zum Gemeinheitskopf dranzubleiben und als wir endlich auf die Gefällestecke abbiegen, ja da geht die wilde Jagd los. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man nicht jeden Schritt berab kontrollieren muss, dann wird man schneller. Stimmt wirklich, nach einem ersten Stück und abschalten des Selbsterhaltungstriebes macht es sogar Spaß. Sagte ich Spaß? Ich bin ja hier nicht zum Ausruhen, also lass fliegen.... Der Puls bleibt oben, die Geschwindkeit steigt auf für mich sagenhafte 4er-Pace und schwupps, schon habe ich einen beruhigenden Vorsprung herausgelaufen. Jetzt gilt es, auf den letzten 2 km nicht einzuberechen, wenn die Steigung kommt.

Das gelingt mir wider Erwarten recht gut, und auf der grünen Wiese kann ich noch jemand aufrollen, der in Schritt verfallen ist. So schlecht die Steigung am Start war, so gut ist dann das Gefälle zum Ziel hin. Nur nicht noch hinfallen, das lange geübte Lächeln trotz Maximalpuls auflegen und ab über die Ziellinie. Kein Gedränge, alles ist immer noch so überschaubar wie vor einer guten Stunde und so komme ich gleich an die Becher mit Getränken. Würstchenduft vom Holzkohlegrill steigt mir in die Nase, nebenan ist ein tolles Kuchebuffet aufgebaut, und so vergehen die Minuten der Selbstfindung im Sonnenschein wie im Flug. Irgendwann ist der Pus wieder zweistellig, der erste Durst gelöscht, und die Halb- und Ganzstarken, äh längeren Distanzen sind auch da. In dem Gelände hier gute drei Stunden für den Marathon, Respekt. Nachdem die Urkunden ausgedruckt sind verabschiede ich mich wieder Richtung Heimat.

Es hat mir gut gefallen, super Wetter wenn auch kalt, hierher komme ich gerne wieder. Lieber hier als im Gedränge der Hauptstadt über den Asphalt zu hetzen. Hier eine Handvoll Läufer, dort fast 41.000 Menschen auf der Strecke. Jeder wie er mag. Föckinghausen ist zwar nicht bestzeitentauglich, dafür sind die AK-Platzierungen die Reise wert. Selbst meine 1:03:xx reichen für einen einstelligen AK-Platz :D . Wer landschaftlich schöne Strecken mit wenig Läufern mag, der ist hier richtig. Föckinghausen, besser als wie man denkt....


Gruß
Der Luke
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