... ich versuch´s mal kurz und knapp :
Der Plan war: Wenn Berlin, dann aber richtig!
Aus dem ersten Halbjahr 2010 brachte ich drei Sachen für den Marathon mit:
1. Eine gute Grundlage aus dem schönen, langen, kalten Winter 2010
2. Eine Halbmarathon-PB vom Paderborner Osterlauf - die Geschwindigkeit passte!
3. Eine gute Regeneration nach den Frühjahrswettkämpfen
Nachdem auch aus dem Familienkreis grünes Licht für das Projekt Berlin 2010 gegeben wurde, konnte die Vorbereitung beginnen; es sollte alles so wie letztes Jahr von der Bühne gehen, nur noch ein bisschen besser! Also fand zunächst eine 5-wöchige Einstiegsphase für das Marathontraining statt: Erste lange Läufe, langsamer Aufbau von schnellen Einheiten, Gewöhnung an die Sommerhitze u.s.w....
Es folgte die unmittelbare Vorbereitung - wieder mit dem CD von Greif nur diesmal mit Feinabstimmungen: Der Plan wurde von acht auf neun Wochen verlängert. Ziel war es, durch die weitere Woche eine ruhigere Phase in das Training einzubauen. Auch was den Umfang anging, sollte nicht gekleckert werden... Am Ende waren es in den neun Wochen immerhin durchschnittliche 130 km/W - soviel hatte ich noch nie gemacht. Die Zielzeit legte ich bei 2:48:30 fest. Dies entsprach meinem Traum von 3:59 min/km auf Marathondistanz. Basierend auf der guten HM-Zeit aus dem Frühling empfand ich das noch so gerade als realistisch.
Die Vorbereitung selbst lief dann erst etwas holprig an, was aber zu erwarten war. Im weiteren Verlauf zeichnete es sich immer weiter ab: Der Traum könnte in Erfüllung gehen! Der von acht auf neun Wochen "gepimpte" Plan erwies sich als voll funktionsfähig: Nach 7 1/2 Wochen harten Trainings und 10 Tagen "Erholung" stand dann der große Tag an:
26.09.2010 - Marathon in Berlin:
Es war bereits absehbar! Wie 2009 würde das Wetter in 2010 nicht werden: Kein blauer Himmel mit sommerlichen Temperaturen bereits vor dem Start. Heute war es kühl... und nass! Also stand ich da am Start mit meinem alten Schlumpf und der Sponsorenregentüte am Leib. Etwas in der Kälte herumhüpfend, etwas unter den Bäumen zurückgezogen für die ein oder andere lockere Dehnübung. Zum Start wurden dann die wärmenden Klamotten entsorgt und es ging in "kurz/kurz" Richtung Startlinie... Was für ein Glück: Diese selten dämliche und nicht enden wollende, neue Titelmelodie ( "Time to fall asleep" ) durfte ich direkt unter dem Schutz der großen Startbrücke über mich ergehen lassen! Dann Countdown und Startschuss - Sport frei!
1-10K:
Wie befürchtet, lief es etwas zu gut. Konnte ich den ersten KM noch mit einer 3:53 einigermaßen kontrolliert ruhig abwickeln, rutschte mir bereits beim zweiten und dann beim vierten KM eine Zeit von unter 3:50 raus - "das sollte nicht zu oft passieren"! Da ich mir sowohl auf den ersten als auch auf den zweiten 5K-Abschnitt diese Ausraster leistete, lag die Zwischenzeit nach 10K bei 38:25. Eigentlich zu schnell, aber mein Körper, meine Herfrequenz konnten das so nicht bestätigen. Ich lief bei konstant niedriger HF und fühlte mich ausgesprochen gut. Ganz kurz kam der Gedanke auf: "Was geht denn heute wirklich?" Näher drüber nachgedacht, entschied ich mich, zumindest annähernd bei dem trainierten Tempo zu bleiben. Auch wenn der Kreislauf wahrscheinlich wegen des kühlen Regenwetters einen robusten Eindruck machte, hätte ich mir um den muskulären Bereich Sorgen gemacht.
11-21,1K:
In diesem Abschnitt reduzierten sich die Ausraster auf nur noch 3 Stück. Das Wetter war auf der einen Seite genial (Kreislauf) und auf der anderen Seite schlecht (Muskulatur): So mancher Pfütze konnte ich nicht ausweichen; die Schuhe wurden schwerer und es läuft sich mit nassen Füßen nicht wirklich optimal. Der Grip auf der nassen Strasse war meistens gut, aber halt auch nicht durchweg optimal. Der zweite Zehner wurde dann in 39:03 abgewickelt; HM-Zeit lag bei 1:21:47 ... Immer noch alles ziemlich zügig und deutlich schneller als trainiert. "Wird das gutgehen oder schieße ich mich gerade ab?" Das waren nach der HM-Marke so in etwa meine Gedanken.
bis 30K:
Da ich den ersten HM jedoch wirklich locker und schmerzfrei laufen konnte, dachte ich mir: "Lauf´ jetzt einfach nach Gefühl und verabschiede Dich von 2:48. Da geht mehr; vielleicht sind 2:45 drin!" Die kommenden 10K lief ich dann relativ konstant bei 39:18. Hätte auch etwas schneller von der Rolle gehen können, wenn mir der rechte Schuh nicht kurz nach der HM-Marke aufgegangen wäre - kurz mal rechts ran und neue Schleifen machen dürfte wohl etwas Zeit gekostet haben. Positiv: Beim Bücken gab es keine Beschwerden. Waden, Oberschenkel... alles o.k.!
ab 31K:
Bereits nach dem "Wilden Eber" bei 28K war ich mental nur noch auf den Weg zum Ku´Damm. Gerade recht kam mir dann auch ein schneller Läufer, der mich überholte. Da ich gerade alleine lief und bis zu der Gruppe vor mir noch so zwanzig bis dreißig Meter Platz waren, hängte ich mich an den Schnellen dran - Windschatten! Ich konnte das Tempo für einen KM gut mitlaufen, ließ ihn dann aber ziehen, als ich auf die Uhr schaute: Ich hatte KM 31 mit 3:43,1 absolviert! Tolle Leistung, nur viel zu schnell, auch wenn meine HF immer noch voll im grünen Bereich lag! Also den Schnellen habe ich laufen lassen und mich stattdessen artig in eine Gruppe eingeordnet - eine gute Entscheidung.
Auf dem Ku´Damm dann bei KM 34/35 an der Gedächtniskirche vorbei: "Nur noch gute 7K bis ins Ziel und immer noch keine Probleme!" Gut, das letzte meiner drei Gels hatte ich mir bereits bei KM 30 reingedrückt, da mein Magen erfahrungsgemäß irgendwann danach dicht macht. Aber heute lief es wirklich hervorragend! Als nächste Station hatte ich mir traditionsgemäß das Erreichen des Gendarmenmarktes zurecht gelegt. Auch bis dahin keine wirklichen Probleme. Ich musste Potsdamer Straße bei KM 37 anfangen, etwas zu drücken... aber meine Güte: Das war schon KM 37! Ab dem Gendarmenmarkt (~KM 40) wurde es dann eng: Die Schritte fielen ab hier sehr schwer und ich musste mich konzentrieren: "Lauf´ jetzt möglichst sauber und fang´ nicht an rumzueiern. Effizientes Laufen!" Der Gedanke war toll, die Umsetzung erzeugte Schmerzen! Keine Krämpfe oder so... es tat einfach weh! Als ich dann endlich auf die letzte Linkskurve zulief, waren die Schmerzen vergessen. Ich wusste, was jetzt kam: "Unter den Linden" und KM 41. Wer in Berlin läuft, kann sich ab hier durch das Publikum, durch die Kulisse bis ins Ziel tragen lassen. Bereits nach kurzer Zeit baute sich das Brandenburger Tor vor mir auf: Der schönste Laufmoment diesen Jahres! Für kurze Zeit vergesse ich mein eigentliches Ziel und freue mich einfach, diesen Weg von Ost nach West durchlaufen zu dürfen, ohne durch eine Mauer aufgehalten zu werden. Die 4:07 für den letzten KM nehme ich gerne in Kauf! Die letzten Meter ins Ziel werden nochmal voll durchgelaufen. Ich sehe die Zeit an der Uhr im Ziel!!! Wahnsinn ! Ich laufe über die Matte und drücke die Zeit an meiner Uhr ab, gehe ein paar Schritte und realisiere erst jetzt vollständig, dass es für eine 2:44 gereicht hat!
Es war wohl der perfekte Tag. Da machst Du Dir Gedanken wegen des starken Regens. Guckst morgens um 06:00 Uhr aus dem Fenster und denkst "Rumheulen hilft nichts - da musst du jetzt durch!"... läufst mit nassen Füßen einen Marathon, musst im Wettkampf deine Schuhe zubinden und am Ende war es dann doch der perfekte Lauf - noch nicht mal eine Blase an den Füßen!
Was für ein Tag!
Asenberger
Wenn´s regnet, schnell laufen! BM 2010
1Achtung: Manche Artikel enthalten ironische Passagen. Diese sind nicht immer als solche gekennzeichnet!
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25.03.2012 Venloop HM
29.04.2012 Hermannslauf 31,1K
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