Die Glückszahlen des Wochenendes
Bericht vom 18. Kornwestheimer Triathlon am 19.09.2010
Skifahren ist meine Sache eher nicht. Folglich wäre zu klären, wieso an meinem Fahrrad derzeit ein Aufkleber der Skizunft Kornwestheim klebt. Den bekam ich zusammen mit der Startnummer 443 an jenem Sonntag in der Schwimmhalle in Kornwestheim. Die dortige Skizunft richtete nun schon zum 18. den Triathlon auf der Sprintdistanz aus, und ich war erst acht Tage vorher als Nachrücker ins Feld gerutscht.
Dabei war es bereits meine dritte Teilnahme in Folge, und mich reizt immer wieder die exzellente Organisation des Wettkampfs, die kurze Anreise und natürlich das opulente Kuchenbuffet im Ziel, das ich 2008 flugs als Entscheidungskriterium für künftige Triathlon-Starts benannt hatte. Aber der Kuchen wollte erst verdient werden, wozu eben noch 500 m geschwommen, 22 km geradelt und gut 4,1 km gelaufen werden sollten. Und zwar äußerst flott! Von „flott“ konnte allerdings bei der Anreise erst einmal nicht die Rede sein, denn die Bahn legte unterwegs erst einmal eine längere Stehpause ein, was mein Nervenkostüm durchaus zum Flattern brachte. So war ich denn erst eine halbe Stunde vor dem geplante Start um 13:50 h vor Ort, erhielt meine Startunterlagen ließ mir die 4-4-3 auf die Oberarme malen, flitzte zur nahen Sporthalle, checkte das Rad ein, richtete den Wechselplatz ein, zog mich um, flitzte zurück… Die Kenntnis der Örtlichkeiten war dazu schon mal ein klarer Vorteil.
Das Wetter ist sonnig und herbstlich warm. Ich fühle mich richtig wohl in meiner zweiten Haut, als ich zum Start gehe. Zwar darf ich den neuen Neo heute nicht tragen, aber der wenigstens erhält der schwarzweiße Einteiler heute seine Wettkampftaufe. Beides (und manch anderes) habe ich in Hamburg auf der Messe beim City-Triathlon erstanden und soviel steht ja jetzt schon fest: Nächs-tes Jahr will ich dort auf den blauen Teppich!
Nach der obligatorischen Wettkampfbesprechung ab auf die Bahn 2, die orangefarbige Badekappe übergezogen und kurz mit den anderen Kollegen das Tempo geklärt. Die zehn Minuten habe ich diesmal drauf, im Training war ich schon unter 9:30 min. Folglich soll ich als zweiter schwimmen, doch beim Start ist davon nicht mehr die Rede. Ich werde kurzerhand unter Wasser gedrückt und kann als letzter losschwimmen. Ich bin sofort wieder dran, aber die drei vor mir sind vom Typ „Kantholz“ bzw. „Treibgut“ und schwimmen nebeneinander her, und dann auch exakt im gleichen Tempo! Mit weit seitlich ausschwingenden Beinschlägen ist jeder Überholversuch zum Scheitern verurteilt. Auf der zweiten und dritten Bahn das gleiche Spiel. Keine Chance. Die drei rauben mir den letzten Nerv – und eine gute Schwimmzeit obendrein!
An den Wenden rufe ich den dreien irgendetwas zu, aber beim Versuch, mich jeweils vorbeizu-drängeln, endet mit einem Ellbogen bzw. einigen Füßen im Gesicht, so dass ich erneut zurückste-cke. Erst auf der vorletzten Wende nutze ich die kurze Verschnaufpause und greife entschlossen an. Ruckzuck bin ich vorne und lege schnell eine halbe Bahn zwischen mich und die „Bremsklötze“. Stinksauer klettere ich aus dem Becken, reiße mir die Kappe runter, höre gerade noch „Orange: 10:48“ und bin auch schon auf dem Weg nach draußen.
Zum Glück ist der Teppich diesmal breiter und griffiger! So bleibt dem großen Ficus benjamini meine stürmische Umarmung erspart, die ich ihm im Vorjahr hatte zuteil werden lassen, als ich vom rechten Weg abgekommen und mit den nassen Füßen in der Kurve gewaltig ins Schleudern geraten war. Den letzten Halt bot eben jener Ficus-Baum, den ich dabei fast umgerissen hätte.
Doch diesmal geht alles gut, ich sprinte zur Wechselzone und komme schier nicht in die Schuhe rein. Der Wechsel dauert eine gefühlte Ewigkeit! Irgendwann sprinte ich dann aber doch zum Rad-ständer, der 50 m weiter steht, schnappe mir den roten Renner und mache mich auf die Jagd nach den „Kanthölzern“, die mich beim Wechsel überholt haben. Nach kurzer Fahrt ist man außerhalb der Stadtmauern, auf den nahen Feldern, über die uns ein asphaltierter, aber recht hügeliger Kurs führt, der 3mal zu bewältigen ist. Wobei ein asphaltierter Feldweg keineswegs bedeutet, dass es dort gut zu fahren ist. Schlaglöcher, Risse und andere Unebenheiten lassen es geraten erscheinen, den Lenker sehr gut festzuhalten. Zunächst geht es erstmal langgestreckt zügig bergab, aber dann müssen wir nach einer scharfen Linkskurve bald wieder hoch. Da heißt es schalten und treten! Außer den Streckenposten gibt es keine Zuschauer, weshalb ich mich über jeden ermunternden Kommentar freue. Rechts ab, dann wieder eine lange Gerade runter, so dass der Tacho ungewohnt hohe Zahlen vermelden kann. Und dann wieder fast auf Null runtergebremst, denn unten erwartet uns eine 180-Grad-Wende, ab der es wieder aufwärts geht.
„Vier-vier-drei!“ rufe ich den Rundenzählern zu und versuche in einen gleichmäßigen Rhythmus zu kommen. Es ziiiieht sich, also versuche ich mich abzulenken. So fällt mir ein, dass ich heute noch gar nichts von meinem Zahn gespürt habe, der mir in den letzten Wochen so zu schaffen machte. Das fehlte jetzt gerade noch!
Ich habe ein gutes Gefühl in den Beinen, trotz fehlender Trainingskilometer, aber es rollt gut und die 3. Runde ist nicht ganz so zäh wie im Vorjahr. Noch einmal mit 42 km/h in Richtung Wechselzone, am Schild „Stop nach 50 m“ bremse ich runter, springe an der Linie ab. Weiter geht’s im Laufschritt. Das Rad wird mir nach kurzer Strecke von kleinen, aber engagierten Helfern abgenommen, ab zum Wechselplatz, dabei die Startnummer nach vorn gedreht, Helm in die Kiste und gleich wei-ter. „Vier-vier-drei wechselt auf die Laufstrecke“, verkündet der Platzsprecher. „Auf, Peter, da geht noch was!“
Runter vom Sportplatz und ab Richtung Innenstadt. Das Laufgefühl kommt erfreulich früh in die Beine, dem Koppeltraining sei Dank! Allerdings hatte ich in der Erinnerung die steile Fußgänger-brücke ausgeblendet, die gleich am Anfang der knapp zwei Runden durch den Stadtpark steht. Puh! Schnaufend stapfe ich da rüber, muss erst einmal das richtige Tempo finden. Ich erkenne die Straßen und Wege wieder, auch die kleine Stichstraße, die wir – der Radstrecke ähnlich – runter und nach Umrundung eines roten Hütchens wieder rauflaufen dürfen.
An der Abzweigung am Marktplatz bekommen wir auch in diesem Jahr als Rundenzeichen ein weißes Haargummi, das ich mir übers Handgelenk streife, und ab geht’s zurück zum Sportplatz und das Ganze von vorn. Wieder über die steile Brücke, wieder über die vorbildlich mit weißen Pfeilen nur so gespickten Parkwege, noch einmal "volle Pulle" die kleine Wendestrecke runter und wieder rauf, dann mit fliegenden Schritten zum Marktplatz, die letzte Linkskurve. Der Zielspurt will gar nicht so recht gelingen, und als ich durch das etwas schmucklose, aus Gerüstteilen gezimmerte Zieltor eile, bin ich müde und genervt. Das war wohl nicht so toll… Eine gute AK-Platzierung habe ich vorhin schon im Schwimmbecken gelassen, da beißt keine Maus den Faden ab.
Nachdem ich mich etwas erholt und etwas getrunken habe, schlendere ich zurück zum Start und feuere unterwegs die Athleten an, die sich noch durch den Park kämpfen. Ich bin in Gedanken schon bei der Dusche, beim Kuchenbuffet und bei der Tombola, bei der ich mal wieder nichts gewinnen werde.
Unter der Dusche kehren die Lebensgeister zurück und zusammen mit anderen Athleten stelle ich fest, dass dies doch eigentlich ein feiner, gelungener Wettkampf war. Wieder zurück am Marktplatz, registriere ich überrascht, dass man die Tombola offensichtlich vorgezogen hat. Statt wie üblich hinterher, werden die Losnummern (für jede Startnummer eine) schon vor der Siegerehrung gezogen. Na so was! Wenn ich denn mal Losglück haben würde … wenn … dann hab ich’s jetzt garantiert schon verpasst.
Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Jemand möchte wissen, wie es mir ergangen ist. Ich erzähle etwas und bin nur noch mit einem halben Ohr bei der Tombola. „Vierhundertdreiundvierzig“ sagt die Stimme im Hintergrund plötzlich. Wie bitte?? Wieder ist da diese Stimme: „4-4-3!“ Ich fass es nicht! „Du, ich glaube, ich hab ’was gewonnen“, unterbreche ich meinen Gesprächspartner aufgeregt, krame mit fiebrigen Händen die Startnummer aus der Sporttasche und stürme zur Bühne. Ein paar Laufschuhe sind tatsächlich mein Preis, den ich strahlend in Empfand nehme.
Während die letzten Preise der Tombola verlost werden, wird bekanntgegeben, dass jetzt die Ergebnislisten aushängen und in Kürze mit der Siegerehrung begonnen würde. Also gut, schlappe ich doch mal rüber, um zu sehen, ob ich wie im Vorjahr Siebter der AK geworden bin oder noch schlechter. Mit den Augen durchkämme ich die Liste, meine handgestoppte Zeit zur Orientierung. Da, Platz 202 gesamt … wirklich nicht berühmt … und in der Alterklasse? … die Zahlen verschwimmen … das gibt’s doch nicht … Platz 3!
Und wenig später stehe ich zum ersten Mal im Leben auf dem Treppchen, bekomme meinen ersten Pokal
, eine schöne Urkunde und komme unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zur Belohnung plündere ich dann ausgiebig das Kuchenbuffet. Glücksmomente schmecken unglaublich süß!
Swim: 10:48 min
T1: 2:52 min
Bike: 46:15 min
T2: 1:12 min
Run: 20:18 min
gesamt: 1:21:15 h
Pl. ges. 202 (293)
Pl. TM55 3 (8)
für die Glückwünsche - gerade Ihr jabt ja schon ganz andere Strecken gemeistert. Und wenn die Gesundheit mitspielt, hoffe ich ja im kommenden Jahr die Leistungsstagnation zu überwinden.
So`n Quatsch Foxi! Die "Kleinen" sind besonders giftig, meinst Du, ich wüsste das nicht? Und Dein Ergebnis ist nicht schlecht. Siehst'e doch selbst, sonst hätteste keinen Pokal 
