Hallo zusammen,
es ist zwar schon eine Regenerationswoche her, aber ich wollte doch noch allen Interessierten mein Marathondebüt schildern.
Für mein Marathondebüt hatte ich mir den Lauf in Köln ausgesucht. Nach Aussage von meinem Bruder, der in Köln wohnt, sollen einen die Zuschauer die letzten Kilometer „tragen“.
Am Tag zuvor war ich mit meiner Frau noch auf der Messe, hab mich noch mit ein paar Forumskollegen im Deutzer Bahnhof getroffen und am Abend noch die Punkte besprochen, wo meine Verwandtschaft, die mich anfeuern wollten, sich positionieren sollten.
Da stand ich also am 3.10.2010 im weißen Startblock und wollte zwischen 3:45 und 3:59 im Ziel wieder ankommen. Nachdem um 11:35 der Startschuss viel und sich die Startblöcke nacheinander auf den Weg machten, war es dann gegen 12:00 für mich soweit. Sabrina Mockenhaupt stand noch neben mir auf einem Podest und wünschte allen viel Spaß, da ging es schon los.
Ich hatte mich recht weit vorn im Block einsortiert. Ich hatte eigentlich damit gerechnet meine angestrebte Pace von 5:20 auf den ersten vier bis sechs km wegen Überfüllung nicht laufen zu können und das als Einlaufen zu nutzten. Es war aber erstaunlich leer. So bin ich gleich mit 5:20 los. Vor km drei, am Rudolfplatz“ stand meine Familie und feuerte mich zum ersten Mal an. Die Stimmung war echt bombastisch. Von dort aus ging es Richtung Süden weiter. Nach zwei größeren Schleifen, würde ich wieder am Rudolfplatz ankommen und sie ein weiteres Mal sehen. Davor lagen aber noch ca. 16km. Ich überholte sehr viele Läufer, aber ohne groß im Zickzack laufen zu müssen. Meine Zeit drückte ich teilweise mit 5:35 ab. Noch i.O. für eine Sub4, was mein „hartes“ Ziel war, aber doch erschreckend langsam.
So zog ich die Geschwindigkeit etwas an. Ab km 13 merkte ich aber schon eine nicht erwartete Erschöpfung. Ich freute mich förmlich auf das zweite Gel, was ich beim VP4 (km16) nehmen wollte. Das erste hatte ich beim VP2 (km8) genommen. Das hatte ich so nicht erwartet.
Als ich kurz nach km19 meine Familie wieder gesehen habe, war die Freude groß, die Stimmung großartig, aber die Beine schon etwas schwer. Meiner Frau rief ich noch zu: „Ist das anstrengend“. Sollte es wirklich schon so früh mit dem „durchbeißen“ losgehen? Damit hatte ich eigentlich erst nach km30 gerechnet. Den Halbmarathon lief ich in 1:57 und ich war erschöpfter, als ich mir es vorgestellt hatte. Die 1:57 zeigte nicht viel Reserve für eine Sub4 und war weit von der 3:45 entfernt.
Die nächsten km drückte ich wieder teilweise in 5:35 ab. Das Tempo, was ich lief fühlte sich eigentlich wie die x-fach gelaufene 5:20er Pace an, aber irgendwie stimmte das nicht. Bin ich vielleicht doch zu wenig 30er gelaufen?
Beim VP6 (km23) nahm ich das nächste Gel. Die Erschöpfung wurde immer größer. Am Ebertplatz wartete meine Frau auf mich. Sie schaute etwas erschrocken und bot mir gleich an meinen Gelvorrat in der Hüfttasche aufzustocken. Zu dem Zeitpunkt fand ich den Marathon schon nicht mehr lustig.
Das nächste Stück des Marathons führte nach Norden Richtung Zoo. Auf der Karte, so erinnerte ich mich, würde jetzt eine lange Zeit die Motivation durch die Zuschauer ausbleiben, da dieser Teil doch recht abgeschieden ist. Ich weiß nicht, wann ich das erste Mal ins gehen verfallen bin, es war aber spätestens beim VP7 (km26). Ich habe auch dort, entgegen meinem Plan alle 8km, ein Gel genommen. Ich kämpfte mich mit Gehpausen von VP zu VP. Immer ein Gel und etwas Banane essend. Es wurde auch immer schwerer wieder anzulaufen. Den Läufern neben mir ging es aber wohl auch nicht besser, soviel bekam ich noch mit. Viele gingen, ein paar setzten sich hin und/oder massierten sich diverse Muskeln oder versuchen Krämpfe zu lösen. Zweimal haben wir den Krankenwagen Platz gemacht. Ist Marathon immer so?
Die Sub4 war schon lange nicht mehr greifbar. Es war mir auch sch…egal, ich wollte nur noch ankommen. Wie oft überlegte ich nach Ausreden, um nur nicht mehr weiterlaufen zu müssen.
Bei Km36 war ich wieder am Ebertplatz angekommen. Meine Frau wartete dort auf mich und redete mir gut zu. Das brauchte ich jetzt. Der Rest der Verwandtschaft meldete sich just in dem Moment per Handy und wollte wissen, ob ich schon bei ihr durch gekommen wäre. „Gebt ihm noch 15min, dann sollte er bei Euch sein“, sagte sie. Und so zog ich weiter. Ab dort wurde auch das Getümmel am Straßenrand wieder mehr. Immer wieder wurde mein Name gerufen: Mathias, Du schaffst das. Tolle Leistung. Weiter so. Ist nicht mehr weit. Das war also das „Tragen“ und ich traute mich nicht mehr so einfach anzuhalten.
Kurz nach km38 kam ich zum dritten Mal am Rudolfplatz vorbei, wo ich wieder von der Familie bejubelt wurde, diesmal ohne meine Frau, weil die sich schon auf dem Weg zu Ziel machte. Sie zu sehen, spendete Mut für die letzten Kms und tat sehr gut. Die haben einen super Job gemacht und wohl gerade deshalb, weil mir die Erschöpfung anscheinend in Großbuchstaben aus dem Gesicht schrie.
Ich lief weiter, wohlwissend, dass gleich noch diese fiese „Domschleife“ kommen würde. Ich gewann dem positives ab, weil es bedeutete, dass nur noch zwei km zu laufen sein würden.
Kurz mach dem Dom, der sich sehr beeindruckend erhob, führte uns die Strecke doch tatsächlich über ein grobes Kopfsteinpflaster. Das tat ordentlich weh in den Beinen. Was für Sadisten haben sich das ausgedacht, dachte ich mir.
„Jetzt nur noch über die Deutzer Brücke, dann hab ich es geschafft. Dann bin ich ein Marathonläufer“, motivierte ich mich. Und tatsächlich, nach zwei weiteren Kurven, die ich noch heftigst verfluchte, weil sie das Zielschild nicht preis gaben, lief ich mit 4:18 ins Ziel.
Sehr glücklich es geschafft zu haben.
Und ob man es glaubt oder nicht, ich habe den Marathon verflucht und mir geschworen, so einen Sch… nie wider zu machen. Als ich übers Ziel gelaufen war, die abgedrückte 4:18 las, sagte ich mir: „Dann wird eben der nächste unter 4h“.
Gruß
Willma
Marathondebüt Köln 2010
1PBs
05.09.10:Wolfsburg HM: 1:43:23
13.06.10: Adenbüttel, 10km, 45:23
Plan 2010
02.05.10 Hannover, HM; 1:49:27
03.07.10: Himmelgeist, HM, 1:52:17
05.09.10: Wolfsburg, HM, 1:43:23
03.10.10: Köln, M, 4:18
:
05.09.10:Wolfsburg HM: 1:43:23
13.06.10: Adenbüttel, 10km, 45:23
Plan 2010
02.05.10 Hannover, HM; 1:49:27
03.07.10: Himmelgeist, HM, 1:52:17
05.09.10: Wolfsburg, HM, 1:43:23
03.10.10: Köln, M, 4:18
: