letztes WE stand für mich zum fünften Mal mein "Heimrennen" in Frankfurt auf dem Programm, mein sechster Marathon in Summe. Ich hätte mir ursprünglich nie träumen lassen dieses Rennen so oft zu laufen, aber es gibt für mich noch immer gute Gründe dort immer wieder an den Start zu gehen.
Das Rennen liegt direkt vor der Haustür, ist prima organinisiert, das Wetter aufgrund des späten Termins meistens sehr erträglich und die Strecke ist last but not least wirklich flott.
Dies ist wohl auch das Hauptargument für mich dort noch öfters an Start zu gehen, bis ich mal das Gefühl habe mit meinen persönlichen Möglichkeiten das optimale Ergebniss aus der Strecke gequetscht zu haben.
Damit sind wir auch schon beim Thema das sich bei mir wie wohl bei den meisten von uns wie ein roter Faden durch zu Vorbereitung zog ... Was ist möglich ?? Welches Tempo bringt mich zu einem guten Ergebniss ohne mich nach 2/3 der Strecke kläglich verenden zu lassen ?
Die im Mai erzielte HM Zeit von 1:29 lässt eine Marathonzeit von 3:10 bis 3:15 möglich erscheinen, aber in diesem Bereich arbeiten die meisten Trainingspläne zwingend mit 5 Einheiten pro Woche und einem Umfang der bei mir zeitlich einfach nicht drin ist.
Um familiären Stress zu vermeiden habe ich mich mit meiner Frau mal auf maximal 4 Einheiten pro Woche geeinigt und da wird die Luft unterhalb meiner aktuellen PB von 3:25 langsam dünn, zumal wenn man von Natur aus nicht unbedingt mit einer 60 KG Marathonläuferfigur gesegnet ist
So stand mein Ziel bald fest, die Sub 3:20 eine Schwelle die mir schon lange im Kopf rum geisterte wird angegriffen und alles was noch drunter liegt ist reiner Bonus.
Das erste Highlight des Wochenendes gab es dann sogar schon Samstag. Da unsere flotten Forumsmädelz mit zwei Staffeln am Start waren, gab es endlich mal die Möglichkeit viele bekannte "Profile" mal persönlich kennen zu lernen. Hat mich sehr gefreut und war wirklich ein schöner Pastaparty - Nachmittag, bei dem auch die Rhein-Main-Connection Läuferline, Planktion, und Ric anwesend waren.
Nach einem weiteren kurzen Foritreffen am Sonntag in der Festhalle (nochmal Grüsse an alle die da waren) ging es dann endlich in die Startaufstellung die mir 15 Minuten vor dem Start diesmal deutlich voller als noch letzes Jahr vorkam
Ich konnte mich mit Mühe und Not noch bis in das erste Drittel des Commerzbank Blocks vorarbeiten, obwohl ich mit meiner bei der Anmeldung sehr optimisch angegebenen Zielzeit von 3:15 eigentlich in den Asics Block weiter vorne eingeteilt war.
Aber da ich beim letzten Test-HM in Bensheim "dank" einer dummen und viel zu risikoreichen Rennstrategie am Ende böse eingegangen bin war es mir jetzt gar nicht so unrecht nicht zwischen den ganz schnellen Leuten zu stehen. Dieses Rennen würde ich seriös und konservativ beginnen, dass hatte ich mir in den letzten Tagen immer wieder geschworen.
Etwa 2 Minuten nach dem Startschuss ging es dann über die Startlinie und auf ins 42,2 lange Abenteuer. Bis auf einige unvermeidliche "Ich laufe einen 6:30'er Schnitt und stelle mich aber trotzdem ganz vorne auf" Läufer die umkurvt werden mussten, war das Tempo um mich herum ganz passend, so daß ich glücklicherweise schnell in meinen Rhytmus finden konnte und schon ab KM 1 meinen geplanten Schnitt von 4:40 - 4:42 laufen konnte. Einigen Anderen erging es da wohl nicht so gut wie ich hinterher erfahren musste
KM 1 - 10
Die Anfangsschleife durch die Innenstadt verlief eigentlich recht ereignisslos und die Konzentration lag darauf das MRT stur durch zu laufen. Wie schon in den letzten Jahren war die Pace Anzeige des Forerunner in der Frankfurter Innenstadt absolut nicht zu gebrauchen und schwankte von KM zu KM mal von 4:20 auf bis zu 5:10
Aber wenn ich die Runden am KM Schild abdrückte konnte ich auf dem Display dann doch immer die gewünschte KM Zeit lesen. So einiges an MRT Training macht sich was das Tempogefühl betrifft zum Glück dann doch bezahlt 
Zur Abwechslung suchte ich immer mal wieder die Läufer in meiner Umgebung nach dem markanten Shirt der Mädelz Staffel ab, da Mika recht flott anlaufen wollte und mich eigentlich irgendwann in dem Bereich überholen müsste, aber wie ich hinterher erfuhr hatte die arme aufgrund der langsamen Läufer vor ihr kaum die Gelegegenheit mal mehr als 200 Meter am Stück ihr Tempo zu laufen
KM 11 - 20
Nach der Innenstadtschleife geht es am ersten Staffelwechsel vorbei über den Main rüber auf die Sachsenhäuser Seite von Frankfurt und hier dann auch bald auf den ersten ruhigeren weil zuschauerarmen Abschnitt über die Kennedy-Allee in Richtung Niederrad.
Hier wird es zum ersten Mal richtig gefährlich, denn das MRT das sich im Training noch teilwiese so "unmöglich" angefühlt hat ist jetzt ein lockerer Trab und die Versuchung zu beschleunigen allgegenwärtig. Ich denke das viele Läufer in deiesm Bereich des Wettkampfs die Körner verschwenden die dann am Ende so bitter benötigt würden.
Als ich gerade zufällig über meine linke Schulter schaue düst Bohne gerade an mir vorbei die den zweiten und dritten Abschnitt der Staffel A läuft. Es reicht gerade noch für ein kurzes "Daumen hoch" und dann ist sie auch schon vorbei und bald aus meinem Blickfeld entschwunden.
Sehr viel langsamer zieht eine Gruppe aus drei Männern und einer Frau an mir vorbei und obwohl ich sowas absolut nicht machen wollte, kann ich doch der Versuchung nicht wiederstehen mich für einige Zeit an die Gruppe zu hängen.
Diese zwei Kilometer werden in 4:35 und 4:36 absolviert, es fühlt sich noch immer leicht an und die Versuchung ist soooooo groß weiter dran zu bleiben, aber ich entscheide mich glücklicherweise dann doch die Gruppe ziehen zu lassen und wieder mein Tempo zu laufen. Dei Dame habe ich dann übrigens bei KM 39 wieder gesehen
KM 21 - 30
Es geht durch Goldstein am Schwanheimer Ufer entlang und wie aus dem Nichts falle ich plötzlich in ein Loch
Das Tempo lässt sich noch halten, aber es fühlt sich plötzlich um so viel schwerer an als noch 2 KM zuvor. Was zum Henker ist denn nun los ? Meine Vorbereitung war eigentlich recht gut, wenn auch bestimmt nicht 100% optimal und das ich nicht strahlend, lachend und wie auf Wolke sieben schwebend ins Ziel laufen werde war mir schon vorher klar, aber wenn ich jetzt und hier schon anfangen muss zu kämpfen dann kann das ja ein lustiger Mittag werden... Ausgerechnet hier geht es jetzt über über die Schwanheimer Brücke wieder zurück auf die andere Mainseite. Die Brücke ist eigentlich nicht besonders hoch und der Anstieg nicht besonders steil, aber trotzdem ist der Abschnitt jedes Jahr wieder irgendwie zum ...
Ich lasse hier bewusst mal 20 Sekunden liegen, trabe so entspannt wie möglich die Brücke hoch und versuche auf dem Stück bergab wieder etwas Kraft zu sammeln und genehmige mir mein zweites Gel. Und etwa bei KM 26 ist das Loch so plötzlich verschwunden wie es gekommen ist
Ich spüre natürlich so langsam die Anstrengung aber trotzdem fühlt sich das Tempo jetzt plötzlich wieder lockerer an. Kurz vor KM 27 sehe ich an der Steigung Melrose vor mir und werfe ihm im vorbei laufen noch ein paar aufmunternde Worte zu.
Bis KM 30 geht es jetzt wieder im üblichen Trott weiter ich ich nutze die Gelegenheit um mich geistig und moralisch auf den lustigen Teil vorzubereiten......
KM 30 - 42
Bei KM 30 ist der Anfang der von vielen so gefürchteten Mainzer Landstr. erreicht und die letzten 12 KM liegen vor mir.
12 KM ?? Was ist das für ne fast schon lächerliche Strecke wenn man sie mal eben im Training läuft und wie verdammt lang kann sie werden wenn man schon 30 in den Beinen hat.
Das Feld wird jetzt langsam durcheinander gewürfelt, viele werden langsamer, einige packen jetzt die Kohlen die sie gespaart haben ins Feuer und setzen zum Endspurt an und wieder andere suchen Leidensgenossen die so etwa das gleiche Tempo laufen um Zweckgemeinschaften zu bilden die dann meistens am nächsten Getränkestand wieder zerrissen werden. Auch wenn es einem selbst langsam weh tut, diese Veränderungen um mich rum ab diesem Abschnitt zu beobachten macht für mich einen ganz gehörigen Teil der Faszination Marathon aus.
Ab KM 32 fangen meine KM Zeiten langsam an zu bröckeln 4:44 - 4:48 nicht schön aber alles noch kein Beinbruch. Wenn ich jetzt krampfhaft versuchen würde die 4:40 zu halten dann würde das vielleicht für 2 KM gut gehen, aber der Absturz danach wäre um so schlimmer.
So laufe ich einfach am gefühlten Maximum und lasse mich am Ende das KM einfach mal überraschen was so auf der Uhr steht. Diese Taktik hat mich in den letzten Jahren immer halbwegs erfolgreich über die letzten KM gebracht.
Bei KM35 lasse ich mein letztes Gel stecken und genehmige mir stattdessen einen Becher Cola und einen Schluck Wasser zum nachspülen.
Ab KM 36 wird es dann wirklich hart... die Oberschenkel haben in der Zwischenzeit gefühlt den doppelten Umfang als noch am Start und ich bekomme die Beine kaum noch hoch. Die Zwischenzeiten liegen jetzt so um die 4:50, aber mir ist klar das ich die Sub 3:20 nach wie vor nach Hause bringen kann wenn ich mir jetzt bloß keine lange Gehpausen machen muss oder einen richtigen Einbruch erlebe.
Doch obwohl es mir selbst jetzt nicht mehr wirklich gut geht kann ich wesentlich mehr Läufer aufsammeln als das ich selbst überholt werde, den Läufern um mich rum geht es also mindestens ebenso besch... wie mir. Aus dem Leid der Anderen Motivation zu schöpfen ist zwar nicht gerade die feine Art, aber es hilft in diesem Moment
Bei KM 39 kommt zum ersten Mal der jährliche Moment bei dem ich mir schwöre "Nie wieder !!" und kurz vor KM 40 geht es nochmal leicht bergauf (jetzt weiß ich warum die HOCHstrasse heißt
) , jetzt sind hier nicht nur die Oberschenkel dick sondern auch die Lunge funkt SOS. Am Scheitelpunkt angekommen habe ich endgültig das Gefühl "Nichts geht mehr" und muß jetzt doch eine ganz kurze Gehpause am Getränkestand einlegen. Ich schütte mir 2 Becher Cola in die Figur und lasse die Atmung wieder etwas zur Ruhe kommen. Das Anlaufen klappt dann auch dank des folgenden bergab Stücks einfacher als befürchtet und der schlimmste Part der Strecke liegt hinter mir. KM 41 finde ich in FFM halb so wild weil es zum Großteil abwärts geht und wenn man auf KM 42 wieder in die Friedrich-Ebert-Anlage abbiegt und der Messeturm immer näher kommt, dann sind die schlimmsten Schmerzen eh vergessen.
Zieleinlauf
Kurz vor der Festhalle sehe ich eine 3:18:xx auf der Uhr und mir wird klar das mit der 3:18 knapp wird, aber das ist mir in diesem Moment absolut wurscht.
Ich bin bis dahin 4 x in die Festhalle eingelaufen und kann mich nur ein 1x so richtig daran erinnern, diesmal will ich es genießen !!!
Ich jogge entspannt und gemütlich über den roten Teppich und in der Halle wird gerade "One Moment in Time" von Whitney Houston gespielt. Dieses Lied wir ja gerne im Fernsehen im Zusammenhang mit Sportereignissen gespielt wenn Träume wahr werden und Sportler den Lohn für ihr hartes Training einfahren dürfen.
Und jetzt läuft das genau in dem Moment in dem ich mir mein großes Ziel erfülle...wie geil ist denn dieses Timing
Ich laufe über die Ziellinie und aus dem Boxen schreit Whitney "You are a winner for a liftetime" .. Genau Baby .... egal wie alt, dick und unsportlich ich vielleicht mal werden sollte, diese 3:19:00 die da auf der Uhr stehen kann mir niemand mehr weg nehmen.
Nach einigen sehr bewegenden Momenten im Zielbereich treffe ich dann im Verpflegungsbereich hinter dem Ziel noch einige Foris die ich nochmal besonders grüssen möchte :
Greogor.. der nimmermüde Dauerwettkämpfer der Zeiten läuft die jenseits meiner Vorstellungskraft liegen
Line.. Hat eine Zeit rausgehauen von der sie ebenso wie ich vor 12 Monaten noch nicht zu träumen gewagt hätte. Und die 3:29 wird bald zu 100 % fallen
Die flotten Mädelz ... Haben den zweiten und vierten Gesamtplatz der Damenstaffeln belegt. Hierzu nochmal meinen herzlichen Glückwunsch
Jungens.... wir haben die hübschesten, sympathischten und flottesten Mädels der Republik hier im Forum
.... Wieso habe ich mir eigentlich keine Autogramme geben lassen 
Und Ric ... diese Jahr sollte es einfach nicht sein, aber deine Stunde wird kommen !!!!
Beim humpeln durch den Verpflegungsbereich wäre ich dann beinahe Sabrina Mockenhaupt die zwischen einigen anderen Läufern in die Wärmefolie gewickelt auf dem Boden saß noch auf die Finger gelatscht, na das wäre ein krönender Abschluß geworden...
Grüsse
Sascha
Um das Treffen mit den Mädels kann man dich beneiden 
).
