Banner

An manchen Dingen möchte man nicht riechen.

An manchen Dingen möchte man nicht riechen.

1
Dazu gehören 1. Katzenklos, 2. Schwimmbeutel nach einer Woche im Auto im Sommer und 3. seine Laufklamotten und Schuhe, wenn man 100km durch Remscheider Gebüsch gelaufen ist.

Wo fange ich an, was gehört dazu? Vorab - es gibt von mir dieses Mal keine Bilder oder Videos. Die Schönheit des Röntgenlaufs kann man nicht in Bilder einfangen oder mit Fotos dokumentieren. Es gibt keine Berge zu sehen, keine weiten Ausblicke, keine weiten Straßen, keine Prunkbauten. Die Schönheit des Röntgenlaufs steckt zwischen den Zeilen, im Licht, im plätschern von Bächen, im Rascheln von Laub, im prasseln von Regen und im kurzen Auftauchen aus der einen Realität in die andere, wenn man aus dem Wald kommt, um unter Applaus eine Asphalt-Straße zu überqueren, um dahinter wieder in die Stille einzutauchen.

Wer jetzt Zeit und Lust hat hole sich ein Bier, denn es wird dauern. Ich bin mächtig stolz und habe viel zu erzählen :D

Im Herbst des letzten Jahres schrieb der Michael von einem 100km-Lauf auf der Röntgenlauf-Strecke. Da ich die 63-km-Version damals schon drei mal absolviert hatte, wurde ich sofort nervös. 100km? Bei "meinem" Röntgenlauf? Schließlich liegt Remscheid direkt neben Wuppertal und ist für mich das, was man einem Heimat-Marathon nennen könnte. Als ich dann die vierte Runde ziemlich gut absolviert hatte und die Anmeldung für die 100'er Strecke verkündet wurde, schlug ich zu. Zwar wäre das dann mein "dritter erster" 100'er, aber wenn nicht zu Hause, wo dann? Mein erster erster 100'er war Biel, mein zweiter erster 100'er war am Mont Blanc, beide habe ich verkackt. Aber bei beiden glaubte ich, dass es eher der Sonnenbrand war, als die Beine. Also: anmelden! Gewünschte Startzeit? Hm... man sehen. Die 63 bin ich im 5'er Schnitt gelaufen. Langsamer als ein 6'er Schnitt werden die 100 nicht werden, hoffe ich. Im Block um 4 starten die, die zwischen 6 und 7 Minuten auf den km laufen wollen, um 3 starten die, die sich keine 7 Minuten zutrauen. Also letzter Startblock um 5 für mich. Nur Mut!

Es ziehen die Monate ins Land. Ein Halbmarathon im Frühjahr, ein paar Spaß-Aktionen, eine Fahrradtour, ein Zehner im Herbst. Kilometer sollte ich mal reißen. Also werden die Strecken ausgedehnt und die kurzen fallen ganz weg. Ich tausche flache Teilstrecken gegen welche mit Höhenmetern wo es nur geht. Im August habe ich eine Hausrunde von 29km mit über 600 Höhenmetern und die liegt für mich genau zwischen "och nö" und "na gut".

Oktober. Wie wird das Wetter werden? Wie transportiere ich die Pflichtausrüstung? Was ziehe ich an? Ich besorge mir ein langärmliges Shirt und spiele mit Transportmethoden. Ich habe keine Lust mit Rucksack zu laufen. Dann würde ich eh zu viel mitnehmen. Also: ankleben. Auf die Haut. Ein Versuch mit dem Regen-Poncho zeigt: es funktioniert. Sogar, wenn ich mir das Ding einfach zwischen Haut und diesem Kompressions-Shirt klemme. Da brauche ich mir also keine Sorgen machen. Pfeife: kann ich mir einfach an das Shirt oder die Hose klemmen, Streckenkarte - wofür das denn? Na gut. Reflektoren - hm... Ok dann doch ganz anders. Ich klebe alles in eine Warnweste - die kann ich dann bei km41 komplett in den Kleiderbeutel stopfen und bin auf einen Schlag den ganzen Kram los. Lediglich das Handy kommt weiterhin mit. Ok, passt alles.

Der Vorabend. Ich bin relativ nervös, das ist aber auch schon mal schlimmer gewesen. Generalprobe - alles anziehen - sitzt. Schuhe? Ich suche mir welche aus, die erst wenige Kilometer runter haben - fast neue Pegasus, vielleicht fünf mal gelaufen. Scheiß auf Profil - Schlamm ist Schlamm. Verpflegung gibt es nur bei km21 und 41. Bis dahin muss ich also selbst für alles sorgen. Tee finde ich super, also wird Earl Grey mit Milch und Zucker vorbereitet. Lebkuchen? Klar, der ist süß, das muss gut sein. Weingummi? Jo, muss auch mit, aber erst ab km41. Im Startbeutel gibt es auch einen Hafer-Riegel in Apfel-Zimt, der kommt auch mit. Reichen 250ml die ersten 21km? Klar, Guido! Es wird kühl, Du läufst nicht zu schnell an und Du hast was zu Beginn dabei. Eine Flasche homöopathische Einschlafhilfe, schlafen.

Schlafen ist übertrieben, denn der Wecker geht um 2:30 Winterzeit. Wie das vorher so ist bin ich vorher etwas zappelig. Duschen? Klar. Ich hasse es, wenn jemand beim Laufen riecht, als wenn er heute schon drei mal gelaufen wäre. Tee, Müsli, gespielte Entspannung prägen die frühen Morgenminuten. Meine Freundin ist mindestens so aufgeregt wie ich. Rucksäckli packen. Fertig. Auto. Heizung. Regen. Straße gesperrt, Umweg fahren. Panik, Ruhe. Ok, passt. Angekommen. Parkplatz ist um 03:45 Uhr kein Problem.

Ein freundliches "Mahlzeit" tönt uns von einem völlig übernächtigten Orga-Menschen entgegen. Ich bin noch müde und kann mit der lockeren und ironischen Stimmung des Orga-Teams noch nichts anfangen, da mein Gehirn noch im Bett liegt. Einige Starter sitzen schon in Lauerstellung und warten auf die Abfahrt des Shuttlebusses. "Ist noch Zeit, mach' langsam" - ok, sehr gerne. Ich ziehe mit meiner Freundin weiter, schlürfe auf den Rängen der Sporthalle noch die Kanne Tee leer und hefte mir die Startnummer ans Shirt. Ich kann sie nicht "immer sichtbar" tragen, weil das Wetter heute nicht so ist, dass ich 9 Stunden die gleiche Schicht oben tragen werde. Wird schon passen, das Problem werde ich ja nicht als einziger haben.

Es wird unruhig. Mein Gepäck wird mir abgenommen und untergebracht, der Beutel mit den Wechselklamotten ebenfalls. Es geht los. Ein Gelenkbus hält direkt vor der Tür und meine Freundin gibt mich beim Betreuer ab. Sie wird noch mal schlafen gehen und mich später kompetent bemuttern. So, wie man das braucht, wenn man sich selbst irgend einen Mist eingebrockt hat. Beim Einstieg gibt jeder eine schriftliche Erklärung ab, sich an die Regeln zu halten und sämtliche Pflichtausrüstung mitzuführen. Winke winke, Abfahrt.

Im Bus herrscht verhaltenes Schweigen. Da auf den Startnummern der 100'er auch die Namen stehen, kann ich sehen, dass der Peter gegenüber von mir nervös ist. Nicht, dass ich weniger nervös wäre - jeder geht anders mit den Minuten vor dem Start um. Ein anderer betrachtet seine Hände, wieder ein anderer trinkt ein Holsten und plaudert unter Gelächter mit seinem Sitznachbarn und Kumpel. Die 20 Minuten Fahrt ziehen sich. Man kann ja nicht mal rausgucken weil es noch dunkel ist und bei nur 10 Mann und einer Andrea im Bus hat man irgendwann die zufälligen Blicke alle aufgebraucht. Der Busfahrer erzählt noch mal von der Strecke und den Gegebenheiten und outet sich damit als Kenner. Ankunft am Clemenshammer in Wuppertal Cronenberg. Die Straße ist nass, aber es regnet gerade nicht. Kaum sind wir aus dem Bus, fängt das Gequatsche an, als hätte die Schulglocke die Pause eingeläutet. Jeder redet mit jedem, alle grinsen, lachen, fragen sich kurz aus - die Spannung ist spürbar von uns abgefallen. Es gibt nichts mehr zu durchdenken, es geht jetzt los. Die einzige Frau in der 5 Uhr Gruppe ist diese Andrea. Eigentlich müsse sie nur ankommen, dann würde sie automatisch gewinnen, sage ich.

Ein gelber Strich ist auf die Straße gesprüht und es steht "Start 100km" dran. Total unspektakulär, sehr sympathisch. "noch 2 Minuten" sagt der Mensch mit der Warnweste. So eine ähnliche wie ich habe. Nur irgendwie scheint seine leichter zu sein. Kommt mir vielleicht auch nur so vor. Das Startsignal wird per Funk an den "Hackenberg" zum Wettkampfbüro übertragen, sonst weiß da ja niemand beim Zieleinlauf, wann genau wir losgelaufen sind. Ich überlege, ob ich noch schnell fragen soll, wer auch einen 5'er Schnitt laufen will, aber das ist mir jetzt zu doof. Die sehen alle richtig angsteinflößend aus. Also ganz normal. Keiner, der so aussieht, wie man sich einen "Sportler" vorstellt. Also alle, denen das Laufen wichtiger ist als die Show drum herum. Puh... das wird mal eine interessante Veranstaltung.

Halbherzig wird von 10 herabgezählt, dann geht es los. So wie mit Feuerwerk, nur genau umgekehrt. Einfach so "na gut, auf geht's". Ein paar Meter die Straße entlang, rechts herum und schon sind wir auf der Röntgen-Runde. Ich erkenne die Stelle wieder und weiß, wie die nächsten Kilometer werden. Die bin ich vor ein paar Wochen schon mal mit dem Rad abgefahren. Das ist er dann also jetzt. Der 100km-Lauf.

Ein Armband-Raumschiff piept. Wir laufen alle zusammen. Komischer Start. So wenig Leute in der Startgruppe und alle laufen gleich schnell. Ein weiteres Piepen durchsticht das Geklacker von Schotter und Gematsche von Schlamm. Ein erster mieser Anstieg, aber nicht so schlimm. Ist schnell vorbei. Das Raumschiff piept erneut. Ich frage den Captain, ob das ein mal pro Kilometer passiert und er bestätigt. Gar nicht so schlecht, so im Dunkeln und auf unbekannter Strecke, denke ich mir. Der braucht nicht ständig auf die Uhr zu sehen oder nach Schildern Ausschau zu halten. Wir laufen noch immer im Rudel, wie ich bei einem Blick in einer Kurve feststelle. Ich will mich nicht zu sehr umsehen, sonst blende ich noch irgend wen. Ich will nicht derjenige sein, der einen umgeschlagenen Knöchel zu verantworten hat.

Neben mir läuft der Peter, der mir im Bus gegenüber saß. Er hat eine 2:44 auf Marathon stehen und läuft erst seit diesem Jahr längere Strecken. Die Brocken Challenge hat er mal gemacht, die reizt mich auch. Bei den Steigungen müsse er allerdings aufpassen, da er aus Münster (oder der Nähe von?) kommt. Dann gibt es noch den anderen Peter. Der hat den Bericht über den Ecotrail geschrieben, der um Paris stattgefunden hat und im Trail Magazin erschienen ist. Oder ich verwechsle ihn jetzt, weil es dunkel war und meinem Gehirn die Nahrungsgrundlage teilweise entzogen wurde. Als Führungsduo vorne weg laufen der Holsten-Mann in rot und sein Sitznachbar mit dem bunten Radtrikot und dem Überlebens-Gürtel. Mal wechselt Eco-Peter mit dem Holsten-Mann, mal laufen die beiden zusammen und erzählen sich was. Ich mampfe meinen Hafer-Riegel aus dem Startbeutel in kleinen Stückchen und gieße süßen Earl Grey hinter her. Großartig. Ich habe mir vorgenommen von Beginn an zu essen, damit ich keine Lücke in der Versorgung habe und es keine großen Schwankungen im Arbeitsaufwand für die Verdauung gibt. "Süß" ist die Devise. Bissl schwierig, das Gerät mit den fluffigen Handschuhen aus der Verpackung zu schälen, sich nicht dabei vollzusauen und nicht für 50% Fusselanteil im Hafer zu sorgen.

Nach etwa 10km werde ich unruhig. Was ist los? Klar. Ist nicht Dein Tempo, Guido. 10km mit Handbremse laufen bringt Unruhe mit sich. Ich weiß, dass die Gefahr groß ist es zu übertreiben, aber es bietet sich gerade auch einiges an taktischem Vorteil. Ich laufe im Training nie 5min/km oder langsamer, also empfinde ich diese Tempo gerade für unbequem. Da hilft nur eins: weg, vorne raus. Denn was würde passieren, wenn jemand anderes jetzt vorne raus laufen würde? Er würde alle anderen verunsichern, er würde vielleicht nicht ernst genommen werden, er würde die Gruppe sprengen oder was weiß ich. Auf jeden Fall aber würde er den anderen das Fahrrad wegnehmen. Das Gerät mit der super Beleuchtung, mit dem Typen drauf, der die Strecke kennt.

Hin, her, hin her - ja, nein? Ja. Links neben den Typen mit Radtrikot und Schnäutzer setzen, warten ob jemand mit beschleunigt. Nix. Ein, zwei, drei Meter vorne raus laufen - es geht bergauf. Noch immer nix. Das Rudel bleibt zusammen. Fühlt sich gut an? Jo, passt. Die rechte Arschbacke zwickt sowieso schon von Beginn an, als wenn die noch sauer auf irgend eine schnelle Einheit wäre. Egal, die kann eh nicht beleidigt zurückbleiben, die ist an meine Entscheidung gebunden. Ich laufe schräg hinter dem Rad - die Lampe ist großartig. Ich schaue mich um - niemand kommt mit, obwohl ich nicht viel schneller als der Rest bin. Aber der Abstand wächst konstant. Ich würde wahrscheinlich auch jeden, der sich auf 100km nach 10km vorne aus der Gruppe löst für einen Wahnsinnigen oder einen Überläufer halten. Bei beiden würde es sich nicht lohnen hinterher zu laufen, weil man den Wahnsinnigen nach km 20 eh wieder eingeholt hat und dem Überläufer eh nicht die Stirn bieten kann. Nach ein paar hundert Metern Abstand und in einer Kurve merke ich, dass die anderen meinen Vorstoß einfach nicht ernst genommen haben, jetzt aber irgendwas wittern, denn jetzt löst sich der leuchtende Klumpen zu einer leuchtenden Kette.

Bei km 12 gibt es einen total weichen, matschigen Weg, der am Vortag noch mit dem Rüttler platt geklopft wurde. Das erzählt zumindest Uwe, der Führungsradler. Ich habe mich ihm inzwischen vorgestellt, da ich davon ausgehe, dass wir einige Zeit zusammen verbringen werden. Er kommt auch aus Wuppertal und hat den gleichen Arbeitgeber wie meiner Mutter. Und er fährt sehr viel Rad. Am Ende dieses Weges gibt es eine Kontrollstelle. Also Warnweste und Jacke hochziehen, Nummer Zeigen und sogar den Tee kann ich auffüllen. Warmen Zitronentee, wie man ihn in Krümmelform überall kaufen kann. Süß wie ich es mag. Hinter dem Baustrahler, der in Laufrichtung brüllt, taucht eine weiße Kappe auf. Eco-Peter. Er schnappt sich etwas und läuft weiter. Keine Panik, der Weg ist noch weit. Seine Bestzeit auf 100km liegt bei 10:17 oder so, wobei er noch nie die 100 auf Zeit gelaufen ist und dieses Jahr schon zehn Ultra-Langstrecken in den Beinen hat. Das hat er mir zuvor erzählt, als wir alle auf den ersten Kilometern Geschichten ausgetauscht haben. Entweder der ist nicht ganz erholt oder nicht ganz dicht. Oder beides. Auf jeden Fall nicht ohne. Ich fülle meine kleine Flasche auf, die ich mir am Vortag besorgt habe. Für 99 Cent, pfandfrei habe ich sie im Netto erstanden. Es war Mango-Maracuja-Pampe drin. Eigentlich waren es 250ml, aber der Abstand des Etiketts zur Flasche ließ nach dem Einfüllen des heißen Tees durch mein Support-Team am Morgen darauf schließen, dass es nun nur noch etwa 200ml fassen würde :)

Weiter geht's. Da ist der Peter in Sichtweite und es scheint, als versuche er das gleiche Spiel umgekehrt. Abstand nach hinten aufbauen. Ich laufe hinterher, etwas verhalten, weil es auf Asphalt bergab geht und Laub auf der Strecke liegt. Nicht witzig, wenn man es nicht geübt hat. Ich erinnere mich an letzten Winter und den Schnee und beuge meinen Oberkörper ein kleines Stück nach vorne. Ungewohnt, wenn man bergab läuft. Wenn ich aber jetzt rutsche, dann rutsche ich nur geradeaus, weil mein Schwerpunkt in die Mitte des Fußes verlaget ist, nicht auf die Ferse. Das gibt Sicherheit und es geht schneller bergab. "Peter" :D

Peter und ich laufen zügig weiter. So, wie ich die Unterarme immer viel zu hoch nehme, nimmt Peter sie immer viel zu tief. Für die Statistik jedenfalls. Wir sehen bestimmt lustig aus, wenn uns hier jemand sehen könnte. Mitten im Nirgendwo, Sonntags morgens um 6. Vielleicht müssen wir deswegen Reflektoren tragen. Damit die Bild schreiben kann "So läuft Deutschland" oder "Wir sind 100". Titelseite, obere Hälfte.

Der Mensch im Radtrikot kommt dazu. Wir wechseln uns ab. Mal ist Peter vorne, mal der Mensch, mal ich. Bei km 20 sehe ich das erste mal ein Schild, mit dem ich was anfangen kann. Auf manchen steht "km 75" oder so, aber das mit dem umrechnen hat mir schon so manches mal etwas versaut. Nach einer Minute komme ich auf die Idee, dass ich mal auf meine uhr drücken könnte. Nur so für den Überblick. 1:41 - passt. Ich mampfe den ersten von zwei Lebkuchen, die ich im Gefrierbeutel mit mir herumschleppe. Super Zeug, ich bin das erste mal in meinem Leben dankbar dafür, dass Weihnachten wirtschaftlich schon im September beginnt. Danach muss das Freibad kommen, und es kommt. Wir sind ja quasi 41km "hinter" dem Start gestartet, um dann mit einer verkürzten Version 63'er Runde die 100 voll zu machen. Jetzt ist für uns etwa 21, wo für die anderen 42 ist. Vor dem Freibad stelle ich mich schnell an einen Baum, da ich im Freibad für die gleiche Aktion bei ordnungsgemäßer Ausführung mehr Zeit benötigen würde. Routenplanung, Anreise von der Strecke, Abreise zur Strecke.

(Jetzt weiß ich nicht mehr genau, ob es vor oder hinter dem Freibad war. Mir dämmert es, dass ich froh war, beim Pinkeln nicht überholt worden zu sein, bin mir aber nicht sicher.)

Hinter'm Freibad treffe ich wieder auf Eco-Peter. Den anderen Peter habe ich nicht mehr gesehen, genau so wenig wie der Holsten-Mann, vor dem ich gestern noch gewarnt wurde (in läuferischer Hinsicht) und auch nicht den Radtrikot-Mann. Es gibt also hier nur den Peter und mich (und den Uwe eirn paar Meter weiter). Ich kündige mich beim Peter mit den Worten "Nu wieder ich" an, um ihm zu sagen, dass ich nun den Radtrikot-Menschen ersetze, der ihn zuletzt begleitet hat. Es kommt aber keine Antwort und auch kein Tempo. Ich laufe an ihm vorbei, er kommt nicht mit mir. Gut, dann soll es so sein - hatte ich eh vor. Der zweite Lebkuchen wird verdrückt, der leere Gefrierbeutel wieder verstaut. Ich habe im Vorfeld jeden Läufer aus der Starterliste gegoogelt und nur 4-5 Leute gefunden, von denen ich ausgehe, dass sie mich schlagen könnten. Der Peter gehört auch dazu, der war hier im letzten Jahr auf den 63km nur eine Minute vor mir im Ziel. So kam ich auf die Idee, dass ich gerne auf's Treppchen würde, auch wenn ich da noch nie vorher stand. Und so war der Plan heute.

Es dämmert. Dank der Zeitumstellung nicht erst um 8, sondern schon gegen sieben ist es so hell, dass ich ohne Lampe laufen kann. Ich freue mich schon auf den Hackenberg, denn dort kann ich meine Lampe und die Warnweste inklusive Pflichtausrüstung loswerden. Langsam aber sicher laufe ich auf die ersten 100'er aus den früheren Startgruppen auf. Ich grüße jeden und freue mich, weil alle, ohne Ausnahme, gut gelaunt antworten. Viele wünschen mir Glück, wahrscheinlich weil die den Uwe in seiner Funktion erkannt haben. Cool :) Ich bin noch nie ganz vorne gelaufen und irgendwie laufen ja auch jetzt ganz viele Leute vor mir, aber es ist schon komisch, als "erster" erkannt zu werden.

Kurz vor der Talsperre treffe ich auf Manfred. Ihn habe ich letztes Jahr zum ersten mal hier getroffen und er hat meinen Bruder und mich auch unserem Wochenendausflug ein ganzes Stück durch die Nacht begleitet. Ich erkenne ihn erst im Vorbeilaufen und wir begrüßen uns und quatschen kurz. Beste Wünsche, Verabschiedung, Weiterreise. Uwe hält an, um sein regenjacke anzuziehen. Es regnet übrigens durchgehend, nun auch ne Nummer stärker. Die Talsperre kommt und hinter der Talsperre geht es nicht wie gewohnt rechts herum, sondern links einen sehr viel freundlicheren Hügel herauf. Danke! Also rauf und dem Hackenberg entgegen. Ich sehe die kleine Holzhütte, aus der nachher vom Andreas Menz der Zieleinlauf moderiert wird. Cool! Blick nach hinten: niemand da, der mir bekannt vorkommt. Gut so. Ab in die Hütte. C032, wo bist Du? Ah, etwa 20 Beutel pro Reihe, also Reihe 2. Auf. Weste aus. An der Weste hängen Poncho, Karte und Pfeife. Alles in den Wasserfesten Sack. Winddichte Jacke auch rein? Nee, noch nicht. Man kann die Startnummer durch erkennen, so dünn ist die. Also eigentlich kein Problem. Handschuhe auf, in den Sack, dünne Handschuhe an, Beutel zu, Tee auffüllen, Futter rein stopfen, weiter. Weiter? Gefrierbeutel entsorgen, Weingummi einstecken. Check... Ja, ich habe alles, was ich brauche. Also wirklich weiter. Meldung bei Uwe "Ich mache mich mal auf den Weg" - er füllt sich selbst noch auf. Ich laufe "verkehrt herum" vom Hackenberg weg. Also so, wie alle anderen in ein paar Stunden hier ankommen werden. Ich hoffentlich auch. Es sind verdammt viele Leute dort. Es ist etwa 08:25, ganz knapp vor dem Start der übrigen Distanzen. Alle laufen sich ein, natürlich auch hinter dem Startblock. Ich also rein ins Gewusel - wahrscheinlich völlig unerkannt, dass ich mich nicht einfach nur einlaufe. Der Uwe tankt ja auch noch und niemand achtet auf die Farbe der Startnummern. Muss ich nu rechts oder links lang? Ich entscheide mich für rechts. Keine Markierung, kein Pfeil, kein Ordner. Oder keinen, den ich erkenne, keiner, der mich erkennt. Eine Gruppe Mountainbiker mit Warnwesten wartet in einer Bushaltestelle und ist unfähig mir zu antworten, so sehr sind sie mit sich selbst beschäftigt. Erst am Ende der Straße können mir eine Walkerin und ein junger Polizist bestätigen, dass ich hier richtig bin und nur um die Kurve muss um wieder auf Kurs zu sein. Puh - das war ein bisschen nervig und kann ich eigentlich gar nicht gebrauchen. Bin schon aufgeregt genug.

Hinter'm Hackenberg geht's wieder auf schmale Wege. Es scheint gerade die Zeit zu sein, zu der der gemeine Remscheider seinen Hund an den Wegesrand schickt. Hinter mir höre ich pünktlich den Uwe. Ich kann sein Reifengeräusch mittlerweile von den anderen Reifengeräuschen unterscheiden. Ich bin froh, dass er ein Schutzblech am Rad hat, dass auch entsprechend tief herunter geht. Im letzten Jahr bin ich oft genug von Begleitern beschossen worden. Pünktlich, weil ich das Schild "42,195 Kilometer" zusammen mit ihm genau nach 3:30:00 passiere.

Kurz nach dem Hackenberg (bei "normal" km 5 oder so) treffe ich an einerm Verpflegungsstand auf Michael. Natürlich in grün. Er beschwert sich darüber, dass ich schon bis zu ihm aufgeschlossen habe. Ich entschuldige mich und versorge mich mit dem Pfeilgebotenen. Nein, tu ich nämlich nicht! Ich bin hier her gelaufen. Passt. Ich habe hier kurz verweilt, passt. Ich bin weiter gelaufen. Passt. Moment. Phase zwei hätte im Detail heißen müssen "Ich habe mich versorgt und aufgefüllt", stat dessen hieß sie "ich habe mit Michael geplaudert". Verdammt. Flasche? Hm.. halb voll. Kein Futter eingepackt, nichts gegessen. Dabei wollte ich doch immer essen wenn es nur ging. Ach - passt schon. Beim nächsten mal besser aufpassen!

Die Kilometer fliegen nur so dahin. Ich habe die Hälfte hinter mir. Klingt viel, kann man aber auch "ich muss noch 50km laufen" nennen. Dann klingt das eher fies. Ich entscheide mich für "die Hälfte ist geschafft" und freue mich. Ich laufe auf einen Erhan auf, den ich anfeuern kann, bevor ich sein Gesicht sehe. Er hat die Startnummer am Startnummernband nach hinten gedreht. Er dreht sich um und grinst. Erhan feuert mich an, wir beide grinsen und laufen beide unseren eigenen Kampf. Die Beine melden sich langsam und legen ein leises Veto ein. Ich kann sie zwar nicht beruhigen, aber immerhin einen Urlaub nach dem heutigen Tag in Ausicht stellen. Wir einigen uns auf eine Vertagung der Entscheidung.

Die Kilometer werden länger. Hatte ich anfangs noch recht flotte Zwischenzeiten, merke ich wie ich nach und nach mehr drücken muss, um das Tempo halbwegs zu halten. Es sind sogar ein mal 5km in 35 Minuten dabei. Im Gegensatz zu den 23, die heute schon mal drin waren. Gut, das kann an der Lage eines Verpflegnungsstandes liegen oder auch daran, dass ich mir kurz ein Kilo Schotter aus den Schuhen schütten musste. Egal, es fühlt sich nicht so langsam an, wie die Uhr mir weismachen will. Die nächste Zwischenzeit liegt auch wieder bei angenehmeren 30 Minuten.

Mein Bauch macht Ärger. Ab Bauchnabel abwärts brennt und zieht es, wenn ich drauf drücke. Ich versuche unregelmäßig zu atmen, um mal links und mal rechts zu landen, wenn ich ausatme. So dass die Belastung wechselt. Nicht gut, es bremst mich ein wenig. In der Kurve, in der mich in der ersten Runde der Eco-Peter eingeholt und überholt hat, sehe ich hinter mir in einigem Abstand weiße Ärmel schlackern. Und ne weiße Mütze. Der Peter. Die Sau. Der kann doch nicht einfach wieder zu mir aufschließen! Ich melde Uwe schon mal, dass ich gleich abgelöst werde, da ich Peter gesichtet habe. Ich weiß, dass ich gerade langsamer werde. Einige Kilometer lang passier aber nichts. Dann werde ich überholt. Ha! Es ist ein Jan, kein Peter. Alles gut. War auch keine weiße Mütze, waren eine graue, die durch die Kurve, durch die Bäume einfach sehr hell aussah.

Das Freibad naht. "Ultra links" heißt es zum zweiten mal. Ich werde beklatsch und der Mikrofon-Beauftragte erzählt was von einer "Wahnsinnszeit". Meint der jetzt mich? Kann ich mir nicht vorstellen. Meine wuppertaler Lauf-Kollegen stehen regengeschützt unter einem Pavillon und warten auf ihren Staffelläufer. Fremde Menschen klatschen und schauen mich dabei an. Das ist mir noch nie passiert. Also in einer Kurve irgendwo im Nirgendwo - klar. Aber nicht so geballt, so deutlich. In der kurve klatschen die, weil die gerade zufällig da sind, wenn ich da zufällig vorbei komme. Jetzt ist das irgendwie anders. Besonders, wenn vor mir keiner ist, den ich sehen kann und hinter mir auch nicht.

Verpflegung ist angesagt. Tee auffüllen, Sesam-Riegel reinschieben. Es ist schwer diese Dinger zu essen, meine Kiefermuskulatur tut weh. Die scheint gerade schwächer zu sein als meine Beine. Meine Jacke werfe ich einem Vereins-Kollegen zu, der sie in sein Auto legt. Ich will aber vor der Fortsetzung noch mal schnell das Töpfchen probieren. Vielleicht gehen die Bauchschwerzen weg. Handschuhe und Flasche lege ich am Getränkestand ab, flitze schnell um die Ecke und sichte die Kabine. Kein Papier. Draußen hängt eine Stange an der Wand mit vier Rollen drauf. Hä? Ok. Muttern losschrauben, Stange abziehen, Rolle nehmen. So ist der Plan. Aber da würde ich ne halbe Stunde schrauben - geht mal gar nicht. Also pro gelaufenem Kilometer ein Blatt auf Vorrat abgerissen und wieder in die Kabine. Man kanns auch einfacher haben...

Bei Wiedereintritt in die Athmosphäre kommt ein Typ an mir vorbeigelaufen - weiße Ärmel, weiße Kappe, rote Startnummer. Der Peter. Also Doch. Keine Panik, es ist noch weit und der wird auch nicht mehr davon sprinten können wie ein Reh. Also Handschuhe wieder an, noch einen Tee reinkippen und weiter. Kurz nach dem Freibad sehe ich Peter, wie er Dinge aus seinem Rucksack im Gebüsch entsorgt. Na das hätte er aber auch ein paar hundert Meter vorher besser erlegigen können. Aber immerhin steht er dabei und ich kann zu ihm aufschließen. Er wird das Ding nur noch ganz ruhig zu Ende laufen, sagt er. Das kommt mir sehr gelegen und macht mir Mut. Ich bin zwar auch im Eimer, aber nicht so, dass ich daran denke Tempo raus zu nehmen. Mittlerweile bin ich zwar nicht mehr im 5'er Schnitt sondern im 6'er Schnitt unterwegs, aber nach der gelaufenen Strecke mache ich mir keine Sorgen, dass das schlimm wäre oder den anderen nicht passieren würde. Ich muss ja nur vor'm Peter bleiben, dann ist alles gut.

Es wird wirklich anstrengend. Etwa 80 km liegen hinter mir und ich ächtze und stöhne bei jeder Bodenwelle. Aber gestern Abend habe ich noch mit meinem Bruder telefoniert. Er hat die 100 schon in der Tasche. Und er hat mir gesagt "Denk dran: immer Laufen, außer am Verpflegungsstand. Nicht aufhören zu Laufen!" Und das mache ich auch so. Nicht weil es meine Idee gewesen wäre, sondern weil ich immer seine Stimme im Ohr habe und irgendwo weiß, dass er Recht haben muss. Mein kleiner Coach im Kopf. Als zweiter Coach trage ich meine Freundin mit mir, die mich mit ihrem Siegeswillen infiziert hat. Er sagt "Laufen!" und sie sagt "Lass den Peter auf gar keinen Fall noch mal vorbei!" und gemeinsam scheuchten Sie mich Richtung Ziel. Nicht aufgeben, nicht langsamer werden.

In Bergisch Born, km 85, höre ich ein "Guido!" über gefühlte 2 Kilometer Distanz. Meine Freundin steht dort und hüpft auf der Stelle - wie geil! Ich werfe ihr meinen stinkenden Körper entgegen und freue mich wie ein Kind. Sie läuft ein Stück mit mir bis zum Verpflegungsstand. Ich weiß gar nicht, was ich alles gesagt habe und was sie gesagt hat. Sie wollte mich eigentlich schon bei km 60 besuchen, allerdings ist auf dem Weg dorthin vor ihr ein Auto auf der Straße ausgerutscht und von der Straße abgekommen. Da hat sie sich erst mal gekümmert, und ich war dann schließlich schon durch, als sie da war. Ich weiß schon, warum ich lieber laufe, statt Auto zu fahren... Sie schickt mich wieder auf die Strecke und ich freue mich, sie gesehen zu haben. Siegeswillen aufgetankt, frisch und im Geiste grinsend geht's weiter.

15km noch. Nur nicht langsamer werden. Die Sonne kommt raus und es ist mir schon fast zu warm. Mir kann man aber gerade eh nix recht machen. Ich bin noch nie so weit gelaufen. Jeder Schritt ist eine neue Bestmarke. Ist ein witziges Gefühl, sich das bewusst zu machen. "Hey Uwe, nach der Talsperre, muss ich dann diesmal links oder rechts herum?" - "Keine Ahnung" - super :) Er erkundigt sich und es stellt sich heraus, dass wir dieses Mal rechts herum müssen. Da ich schon seit einigen Kilometern grummelig bin, lässt er mir viel Freiraum. Ich habe ihn sogar um Anstand gebeten, als er sich mit einem Mountainbike-Kollegen unterhalten hat. Das war da einfach zu viel für mich. Ich ackere mich halb zu Tode und die quatschen über Urlaub oder so. Normal kein Problem, aber je näher ich an meine Grenzen komme, desto intoleranter werde ich gegenüber äußeren Einflüssen. Normalerweise verziehe ich mich dann, geht jetzt gerade aber echt nicht. Aber er macht alles genau richtig. Noch mal die lange, lange Steigung hoch. Ich mag die, weil die nicht in der Steigung schwankt, sondern konstant ist. Da kann man sich drauf einstellen und findet einen Rhythmus - eine der wenigen Stellen des Röntgenlaufs, wo das funktioniert.

[...]
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

2
[...]


Uwe fährt ein Stück vor und bleibt an der Strecke stehen. Er bleibt auch stehen, als ich vorbeilaufe. Ok, er lässt mir Freiraum. Nach ein paar Minuten kommt er angeradelt (Reifengeräusch) und verkündet "1:05". Ich danke ihm. Das gleich Spiel passiert noch mal. "1:25" - cool! Es geht auf die letzte Straße Richtung Talsperre. "2 Minuten" - was? Moment mal... "Das sind noch 8 Kilometer. 2 Minuten? Das schafft der nie!" sage ich. "Das hat er auch gesagt." sagt Uwe. Das muss mir egal sein, denn sowohl ich als auch Uwe als auch Peter können sich irren. Also immer schön den Bruder und die Freundin im Ohr. Nur noch 8km! Ich schlürfe eine Brühe und eile weiter. Wenn man noch von "eilen" reden kann. Das ist eines der Geheimnisse des Ultralaufs. Man kann sich beeilen, ohne dass jemand es merkt :D Den letzten Getränkestand lasse ich links liegen. Rechts. Für 3km brauche ich nix mehr. Wenn ich jetzt verhungere, dann kann mich eh nix mehr retten. Weiter, Guido, weiter! Den Berg hoch. Der miese letzte. Ich nehme mir vor zu gehen. Ich gehe ein bisschen, laufe, gehe - ich will's nicht übertreiben. Wenn er mich jetzt noch holen sollte, dann würde ich mich schwarz ärgern. Also vorsichtig und dennoch zügig den Berg hoch. Ok, oben. Noch einer, der wirklich letzte! oben sagt jemand "Höchster Punkt!" und ich freue mich. Wenn ich nicht wüsste, dass er Recht hat, wäre ich vorsichtig. Immerhin habe ich letztes Jahr auch für "noch einen Kilometer bis oben!" ganze drei Stunden gebraucht. Es geht nur noch seicht bergab - Richtung Ziel! Noch 500 Meter, weniger! Jeder an der Strecke applaudiert. Wirklich jeder. Sogar Jungs in meinem Alter und jünger, was ich so aus dem "echten Leben" überhaupt nicht kenne. Dass man Anerkennung vorbehaltlos und neidlos ausdrückt. Ich freue mich, Gänsehaut! Durch die Bäume schimmert der Zielbogen - wow! Letzte Kurve - Ankunft in 30 Metern!

Arme hoch gerissen, Freude, Gänsehaut. Es ist unglaublich. Nicht nur, das ich 100km durchgehalten habe, auch dass ich als erster ins Ziel gelaufen bin. Moment - was hat der Andreas gerade gesagt? Zweiter? Nene, das kann nicht sein. Der Peter war hinter mir. Ich werde aufgeklärt. Ein schneller Läufer ist um 4 statt um 5 gestartet. Er war schneller als ich. Das kann doch nicht wahr sein! Da laufe ich 85, 90km mit dem Uwe als führender um dann doch noch geschlagen zu werden? Ok, er war fast ne halbe Stunde schneller als ich. Aber geht das denn? Die Startzeiten waren ja vorgegeben. Und man kann nicht auf 100km mal eben "aus versehen" über eine Stunde schneller sein als geplant. Zumal er, seinen Zwischenzeiten nach, auch nie ein langsameres Tempo als einen 5'er Schnitt angelaufen ist. Ich bin frustriert. Ich habe fast 8 Stunden um den Sieg gekämpft, um ihn doch noch abgenommen zu bekommen, ohne etwas dagegen tun zu können. Ich habe den Knilch nicht mal gesehen, konnte nicht mal mitgehen oder ihn ziehen lassen. Ich beschließe ihn als "unsportlich" zu verbuchen und mich mit dem zweiten Platz zufrieden zu geben. Der ist eh zehn Jahre älter als ich, ich hab noch viel Zeit um den zu schlagen :D

Im Zielbereich erhalte ich meinen hart erkämpften Taler und meine Vereins-Menschen reichen mir ein alkoholfreies Weizen. Ich lehne erst ab, weil ich echt nicht so gerne Bier trinke, entschließe mich dann aber doch dafür. Gar nicht so übel. Aber ich würde jetzt wahrscheinlich alles trinken. Dieser Verdacht bestätigt sich später am Abend, als ich zum ersten mal in meinem Leben freiwillig Champignons esse :) Meine Freundin freut sich mindestens so wie ich und sie begleitet mich zu meinem Gepäck. Roboterdusche in Variation von verschiedenen 90-Grad-Winkeln und Grimassen, verkrustete Socken in den Rucksack stellen, Schuhe eintüten. Glücklich zusammensacken, Tee und Pommes verdrücken.

Und zum zweitem mal in meinem Leben steh ich auf / vor dem Treppchen. Das zweite Mal auf einer Strecke, die neu für mich ist. Als vorletzter an diesem Tage werde ich geehrt und freue mich (mal wieder). Auch der Walter (den ich schon bei km 79 getroffen habe) steht vor der Bühne. Sehr schön. Ein gelungenes Wochenende als Abschluss für fast ein halbes Jahr Vorbereitung. Danke!

Durchgangszeiten (die ich mitbekommen habe):
20km - 1:41
25km - 2:04
35km - 2:51
40km - 3:16
45km - 3:44
55km - 4:38
60km - 5:08
65km - 5:43
70km - 6:12
75km - 6:42
Und dann hat die Uhr keine Zwischenzeiten mehr gespeichert :) Die Zeitung hat mich auch erwähnt. Ich freue mich darüber, weil dadurch der Laufsport etwas an Gewicht gewinnt und vielleicht etwas ernster genommen wird.

Es war der Knaller!

Grüße,

Guido

Nachtrag: Bilder sind online
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

3
Gratulation :daumen:

was für ein Lauf, was für ein Bericht :geil:

LG, Norbert

4
Herzlichen Glückwunsch!!!
:party:

Einfach Hammer: deine Leistung, dein Bericht, deine Platzierung....
Was für ein Debüt - hat mir sehr viel Spaß gemacht, daran teilhaben zu dürfen

Grüße
Domborusse
Die beliebtesten Diagnosen der Orthopäden:

"Da ist nix"
"Das ist nicht schlimm"
"Das haben viele"
"Da kann man nix mehr machen"
"Ja, wir werden alle nicht jünger!"
"Dat krieje me wieder hin!!!":zwinker2:
"Das ist in 2 Wochen wieder weg!"
Von RennFuchs geklaut: "Das dürfte eigentlich garnicht wehtun"
"...ja wenn das schon so lange weh tut, dann muss das eigentlich operiert werden"
gefolgt von: ..."aber nehmen sie zur Sicherheit erstmal noch 14 lang Tage die Tabletten":klatsch:

Mein lieber...

5
...Herr Guido :D
Mit ein paar Tagen Abstand wid´s erst richtig deutlich, was Du da gemacht hast :teufel:
Sehr geile Leistung :daumen: der Du mit Deinem Bericht nochmal einen drauf setzt :nick:
Bin immer noch sehr beeindruckt vom Röntgenlauftag in diesem Jahr...was insbesondere auch am 100 km Lauf liegt! Habe übrigens zwei Bier für den Bericht gebraucht :peinlich:
Großartig!
Bild
Bild


10km-Bestzeit:36:22min. (Leverkusen 2009)
HM-Bestzeit:1:21:02h (Venlo 2010)
M-Bestzeit:2:54:54h (Düsseldorf 2010)

6
Was kann man zu so einem Lauf, zu so einem Bericht jetzt schreiben außer:
:respekt2: :respekt2: :respekt2: und natürlich :groesste:

Und dann nimmt der Kerl sich auch noch immer wieder Zeit uns Anfängern im "talenfrei" thread Tipps zu geben !

Und immerhin hast du meine Laufpremiere hier auf der KÖ ein paar Laufschritte lang begleitet und fotografisch festgehalten.

Schön , dich zu Kennen ! :nick:

Viele Grüße

Ulli
5K 24:53 / 10K 52:31 / 15K 1:22:11/ HM 1:57:27/ M 4:10:33 / 50K walk 8:26:20

7
Meine Güte, einen 5er Schnitt laufe ich nur beim Halbmarathon
und auch nur ohne Steigung - unglaublich :nick:
Nur schade dass ich dir nicht zujubeln konnte, aber du
warst ja schon an mir vorbei bevor ich gestartet bin.
Hut ab :daumen:
Markus
__________________
2014 (so ist´s geplant)

6 Stunden in Rotenburg
Weiltal Marathon
Rennsteig SM (der macht süchtig :daumen:)
kl. Kobolt (den will ich noch einmal laufen)

was sonst - mal sehen


Bild
[/size]

8
:tocktock:

und trotzdem immer noch nicht größenwahnsinnig - zudem hast du auch noch einen sympathischen Beruf :) :D
Auch das mit dem Nikotinfrei im Zeitungsartikel finde ich i-wie lustig... für den einzigen 100er beim Röntgenlauf kann man das wohl mit perfekt einfach zusammenfassen, oder?
Ein erster Platz wäre fast schon zu viel des Guten gewesen, da blieben ja überhaupt keine Ziele und Steigerungsmöglichkeiten mehr - :respekt: und nochmal herzlichen Glückwunsch :daumen: , danke fürs teilhaben lassen - da weiss man schon, worauf man sich irgendwann (vielleicht) auch mal freuen kann :nick:
Bild


Running, on our way

:donotfeedthetrolls:

9
Witziger Bericht, genialer Einfall mit der Weste und dann noch so erfolgreich.
Kurz: witzig, genial, erfolreich = du bist ein Star Guido
Sampai

10
chuuido hat geschrieben:... In Bergisch Born, km 85, höre ich ein "Guido!" über gefühlte 2 Kilometer Distanz. Meine Freundin steht dort und hüpft auf der Stelle - wie geil! Ich werfe ihr meinen stinkenden Körper entgegen und freue mich wie ein Kind. Sie läuft ein Stück mit mir bis zum Verpflegungsstand. Ich weiß gar nicht, was ich alles gesagt habe und was sie gesagt hat. Sie wollte mich eigentlich schon bei km 60 besuchen, allerdings ist auf dem Weg dorthin vor ihr ein Auto auf der Straße ausgerutscht und von der Straße abgekommen. Da hat sie sich erst mal gekümmert, und ich war dann schließlich schon durch, als sie da war. ... Sie schickt mich wieder auf die Strecke und ich freue mich, sie gesehen zu haben. Siegeswillen aufgetankt, frisch und im Geiste grinsend geht's weiter. ...
einfach klasse ... aber nur eine von vielen toll erzählten Stellen in deinem Bericht ... :daumen: :daumen: :daumen:
chuuido hat geschrieben:... Weiter, Guido, weiter! Den Berg hoch. Der miese letzte. Ich nehme mir vor zu gehen. Ich gehe ein bisschen, laufe, gehe - ich will's nicht übertreiben.
Psst, Guido, genauso habe ich es an dieser Stelle auch gemacht ... :D

Das mit dem Führenden auf der ganzen Strecke, der nach dem Zieldurchlauf dann doch nur Zweiter ist, das ist wirklich eine sehr tragische Sache, die bei dieser insgesamt toll organisierten Veranstaltung so nicht hätte passieren dürfen. Warum konnte man dich nicht auf der Strecke über den jeweils aktuellen Stand in der Wertung informieren, zumindest an den großen VP's, da waren doch die Durchgangszeiten der früher gestarteten bekannt :confused: Wahrscheinlich hat mit dieser Möglichkeit vorher keiner wirklich gerechnet ... nur du hattest da anscheinend bereits vor einem Jahr so eine Vorahnung, damals hattest du auf die Ankündigung der 3 Startgruppen gepostet:
chuuido hat geschrieben:Ach Du Kacke, wie soll man denn da sortieren, an welcher Position man ist?
Guido, du bist ein toller Läufer ... und ein toller Erzähler ... und auch ein ganz toller Mensch!

:danke:

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

11
Wunderbarer Bericht, wunderschöne Geschichte und vor allem
Geniale Leistung

nochmals meinen herzlichen Glückwunsch :party2: und vielen Dank fürs teilhaben lassen!!!

Und nicht zuviel grämen (schon blöd gelaufen :nene: ) stimmt wahrscheinlich schon, irgendein Ziel brauchst Du ja noch! :daumen:

Alles Gute, erhol'Dich,
Grüßchen, Sanne

12
MegaCmRunner hat geschrieben:Guido, du bist ein toller Läufer ... und ein toller Erzähler ...
dem kann ich nur zustimmen. Respekt! Ich bin total beeindruckt von dieser Leistung. Herzlichen Glückwunsch dazu!!!
MegaCmRunner hat geschrieben: ... und auch ein ganz toller Mensch
dies glaube ich auch, wobei wir uns ja nicht "wirklich" kennen. Ich hoffe aber, wir kriegen das mal hin!

Beeindruck
Ruby :hallo:

13
Hi Guido,

von mir auch herzlichen Glückwunsch!
MegaCmRunner hat geschrieben:Das mit dem Führenden auf der ganzen Strecke, der nach dem Zieldurchlauf dann doch nur Zweiter ist, das ist wirklich eine sehr tragische Sache, die bei dieser insgesamt toll organisierten Veranstaltung so nicht hätte passieren dürfen.
Also das ist etwas, das imho völlig indiskutabel ist. Beim Swiss Alpine (K78) gab es dieses Jahr auch einen Frühstart, aber da wurden die Frühstarter ggfs. (und mit Vorankündigung) unterwegs aufgehalten, damit sowas nicht passiert. Das fand ich eine sinnvolle Maßnahme.

Dass der Frühstart in Davos aus anderen Gründen trotzdem Mist war, ist eine andere Geschichte.

Gruß Matthias
Pain is temporary, pride is forever (Dave Scott)

14
Nochmals Kompliment.... nach nem ultra noch so einen ultra... langen Bericht...
aber nein sehr schön geschrieben einfach toll (beides Leistung/Zeit und die Reportage)..
Bin sprachlos
Gruß Tom
Bild
Bild


Mein Leben, mein Alltag, mein Sport, mein Blog!

15
Hallo Guido,

das ist grandios! Gratulation zu der Superleistung :respekt2: und danke für den unterhaltsamen Bericht - sehr geil zu lesen.

Natürlich ist die Sache mit dem Frühstart ärgerlich und darf m.E. nicht sein.

viele grüße,
3fach
Bild

Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

16
Guido, Guido, was soll man da noch schreiben. Großartiger Bericht, großartiger Lauf. Ich ärgere mich, dass ich nicht zum Applaudieren da war, als Du ins Ziel gekommen bist!

Sehr sympathisch, dass Du nach 50 km "vergessen" hast, nachzutanken :P
Bild

PB: HM 1:44:46, 10km 49:37, M 4:19:28 (alle 2011), 24h 84,97 km (2013)

17
chuuido hat geschrieben:... seine Laufklamotten und Schuhe, wenn man 100km durch Remscheider Gebüsch gelaufen ist. ...
Guido, mit schmutzigem Wasser kannst du deine Schuhe auch nicht sauber bekommen ... nur so als Tip ... :wink:

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

18
Auch auf diesem Wege nochmals: Ganz herzlichen Glückwunsch, Guido!!!

Da hast du ja echt eine läuferische Großtat begangen!

So locker wie du nach 79 km am Schwimmbad drauf warst, das war schon sehr beeindruckend! Und bei der Siegerehrung dann sowieso, trotz der temporären Enttäuschung uber den "geklauten" Sieg.

Hast du eigentlich mal mit dem Veranstalter wegen des Starts des späteren Siegers "zur falschen Zeit" gesprochen?
Ich finde das echt unfair, denn dessen Leistungen waren ja schließlich bekannt. So wie Matthias schon geschrieben hat wäre es, meiner Meinung nach, die Pflicht der Orga gewesen da einzugreifen.

Gute Erholung und bis demnächst mal.
Walter
You can only fail if you give up too soon

Bild
Bild

19
Danke, danke, danke! Bei manchen Kommentaren werde ich ganz rot vor dem Bildschirm :)

Ich weiß nicht, ob ich mich noch weiter über den zweiten Platz ärgern möchte. Eigentlich ist es die Aufgabe des Läufers, sich richtig ein zu sortieren, aber als Veranstalter müsste ich auch verhindern, dass sich jemand auf diesem Wege der Konkurrenz entzieht. Es ist ja ein Rennen und kein Zeitfahren.

Ich bin aber total glücklich mit dem Ergebnis und gönne dem Alexander den Sieg. Meine Freundin sagte mir auch, dass es ganz eigenartig war zu mir zum Zieleinlauf zu fahren und während dessen im Auto schon das "Siegerinterview" im Radio zu hören :)

@Manfred
Ja, mir wurde gesagt, dass um 4 wohl einer gestartet sei, der auch schnell sei. Und das war ungefähr die Information die ich hatte.

Ich war nicht davon ausgegangen, dass jemand auf der 4-Uhr Gruppe gewinnen "darf", weil die Startzeiten ja in der Ausschreibung festgeschrieben waren. Es wurde aber auch geschrieben, dass diese Startblöcke dazu dienen, die Verpflegung auf den letzten 60km zu gewährleisten. Jetzt könnte man darüber streiten, wie das auszulegen sei. Ob die Startblöcke bindend sind oder nicht. Will ich aber gar nicht mehr. Ich finde es zwar total doof, aber ich finde es eben so doof, mich über eine Platzierung zu streiten. Das hat auch nix mit Sport zu tun. Es hat einfach nur zur Folge, dass ich nicht nochmal bei einer Veranstaltung starten werde, in der ich nicht sehen kann, auf welcher Platzierung ich bin.

Als ich ihn an der Massage getroffen habe, hat er mir ja gesagt, dass er um 4 gestartet sei, weil da die Wege noch besser seien als um 5. Nicht so ausgelatscht. Allerdings war ich ja auch schon bei km 12 oder 15, als mich die ersten überholten. Also Daniel Schmidt mit 1:09 auf den HM und so weiter.

Das Selbe "Schicksal" scheint übrigens auch auf die Frauen zuzutreffen, denn die einzige Frau im 5-Uhr-Block ist ja auch zweite geworden ;)

In der Nacht zum Montag habe ich nicht durchgeschlafen, bin mindestens vier mal aufgewacht, schweißgebadet, habe geglüht und gezittert :D Am Montag war ich dann zwar noch schwach, aber alles war wieder in Butter. Ich habe mir Sonntag Abend noch extra Futter reingepresst, obwohl ich eigentlich zu platt war. Aber ich wusste, dass ich etwas essen muss, weil ich sonst am Montag genau so platt gewesen wäre. War auch richtig so. Zwar hatte ich gestern keinen Hunger und heute auch noch nicht, aber irgendwann wird's wohl wieder so sein :)

@Matthias
km 41 durfte auch nicht vor 07:30 verlassen werden. Ich war um 08:26 dort. Theoretisch wäre also Platz genug für einen Frühstarter, im Spätstart-Tempo durch zu laufen. Praktisch hat das einer gemacht :)
7:30 wäre ja genau 3:30 für die 4-Uhr-Starter. Hat leider gepasst...

Damit das keiner falsch versteht - ich freue mich wie doof :)
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

20
Aber ich frage mich gerade, wie der sich versorgt hat, wenn der ne Stunde vor allen anderen durch die Pampa gelaufen ist. Private Radbegleitung war ja ausdrücklich verboten. Bäche und Beeren?
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

21
Ein echt toller Bericht. :daumen:
Da bekommt man fast Lust darauf.

Marathon hätte ich früher für unmöglich gehalten.
63 klingen jetz unmöglich. 100 absolut utopisch.
Aber wer weiß. :teufel:

Auf jeden Fall eine tolle Leistung. Auch als zweiter.

Gruß
Willma
PBs
05.09.10:Wolfsburg HM: 1:43:23
13.06.10: Adenbüttel, 10km, 45:23

Plan 2010
02.05.10 Hannover, HM; 1:49:27
03.07.10: Himmelgeist, HM, 1:52:17
05.09.10: Wolfsburg, HM, 1:43:23
03.10.10: Köln, M, 4:18
:

22
chuuido hat geschrieben:Aber ich frage mich gerade, wie der sich versorgt hat, wenn der ne Stunde vor allen anderen durch die Pampa gelaufen ist. Private Radbegleitung war ja ausdrücklich verboten. Bäche und Beeren?

Na, vielleicht ist er deshalb früher los um noch ein paar Bären...äh Beeren zu jagen :teufel:

Bin froh, dass Du es mit Humor nimmst... Das Argument der "noch nicht ausgelatschten Wege" finde ich persönlich selten dämlich, aber naja...

Grüßchen von der immer noch demütig erstarrten Sanne :zwinker5:

23
So beschreibt Michael Irrgang, der Siebtplatzierte beim 100km Lauf, die Startphase in der 04:00 Uhr Gruppe: (von den DUV-Seiten hier)
Michael Irrgang hat geschrieben:Von Troisdorf aus reisten wir in der Nacht an. Die Vereinskollegen Elke Dörnfeld und Martin Büchter wollten um 4 Uhr starten. 5 Minuten bevor der Bus losfuhr, habe ich mich dann entschieden, nicht noch eine Stunde zu warten und auch diese Startgruppe zu nehmen. Es war im Nachhinein sicherlich eine gute Entscheidung! Bei mittleren Temperaturen, Windstille und einer recht hellen Nacht erfolgte ziemlich lautlos der Start. Wir, etwa 50 Läufer und höchsten 3 Läuferinnen, hatten zwei Führungsfahrräder, die uns die gesamte Strecke begleiteten. Ich wollte in der Spitzengruppe bleiben, um das "Flutlicht" der Räder und die Ortskenntnisse der Fahrer zu nutzen. Das war allerdings schwierig, weil vorne einer so richtig Dampf machte! Der Anfang ging tendentiell bergab und nach 2 Kilometern, die wir nach 10 Minuten erreichten, kam der erste Anstieg. Ich hatte kurz vorher zu Alexander Wildschütz aufgeschlossen, der allerdings am Berg unbeeindruckt sein Tempo fortsetzte. Er wolle konstant möglichst lange einen 5er Schnitt laufen, waren seine letzten Worte, bevor ich ihn ziehen ließ. Und weg war er, zusammen mit beiden Radbegleitern und ich war alleine in der Nacht im Wald. Ich liebe einfache Pläne, aber konnte das gut gehen? ...
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

24
chuuido hat geschrieben: Es war der Knaller!
Der Bericht auch! :daumen:

Super, dass Du bei all dem gelaufe noch Zeit hattest alles zu notieren damit nix vergessen wird. :daumen:

und noch einer: :daumen:

gruss hennes

25
Ne, das ist ja wohl nicht witzig... wenn er schon wußte und geplant hatte einen 5er Schnitt zu laufen... Ich denke Guido hat mit dem Begriff "unsportlich" das ganz gut beschrieben...
Jetzt sag ich aber nix mehr dazu...

Grüßchen, Sanne

P.S. Laut der offiziellen Durchgangszeiten hätte niemand aus der 4Uhr Gruppe unter 10h laufen sollen... nur so nebenbei...

26
wow! sehr geile leistung und danke für den bericht! :nick:

schade, dass du so viele km in dem glauben gelassen wurdest, du würdest den lauf gewinnen. wer würde sich da nicht ärgern, auch wenn der andere schneller war.

vielleicht überlegt sich der veranstalter da ja mal was. (sicherlich nicht einfach...)

du hast auf jeden fall eine hammerleistung gebracht! sehr stark.

lg,
line
Bild
Bild

Bild
Bild

PB: 5km: 21:14 (Juni 2010) - 10km: 43:38 (Juni 2011) - HM: 1:37:39 (Sept. 2010) - M: 3:31:47 (Oktober 2010)

27
Fira hat geschrieben:Ne, das ist ja wohl nicht witzig... wenn er schon wußte und geplant hatte einen 5er Schnitt zu laufen...
Nun ja, Alexander Wildschütz wollte es versuchen, ... aber er konnte nicht davon ausgehen, dass das tatsächlich auch aufgeht ... er ist ja auch kein alter Fuchs, sondern es war auch sein 100'er-Debüt und er hat vielleicht ein bisschen auf einen Treppchenplatz geschielt, aber kaum auf den Sieg ... bei RP-Online habe ich ein paar Infos zu ihm gefunden hier.

Schade, das wäre bestimmt ein packendes Duell zwischen euch beiden 100'er-Debütanten auf der Strecke geworden ...

Gruß, Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

28
Hi Guido,

Wahnsinn was du da geleistet hast :mundauf: , das war ganz großes Kino!

Danke für deinen tollen Bericht.

Gruß Volker
Liebe Grüße,
Volker

29
Super Leistung, Guido! :daumen: Über sowas kann ich nur staunen.

Zum Thema Unsportlichkeit: Vielleicht sollten die Veranstalter solcher Läufe einführen, dass man nur als Sieger gewertet werden kann, wenn man auch in der schnellsten Gruppe gestartet ist. Das würde solche Situationen sicher vermeiden, denn um den Sieg läuft wohl keiner aus Versehen mit.

Karsten

30
Danke für die netten Rückmeldungen :)
Schade, das wäre bestimmt ein packendes Duell zwischen euch beiden 100'er-Debütanten auf der Strecke geworden ...
Hätte ich das gewusst, wäre es das auch geworden, das kannste mal glauben :)
Aber so musste ich ja "nur vor dem Peter ankommen" und war erster. Also wäre gewesen.

So langsam bekomme ich auch wieder Hunger, die Woche über war ich zu erschöpft. Ich werde morgen mal wieder die Laufschuhe ausprobieren.

Grüße,

Guido
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

31
Hallo Guido,

hier an dieser Stelle noch einmal "Herzlichen Glückwunsch" von mir zu der tollen Leistung!!! :geil:

Der Bericht ist Klasse. Es hat Spaß gemacht ihn zu lesen und so mit auf deine Reise zu gehen.

Guten Hunger! Und geh das Laufen langsam an :daumen:

Viele Grüße
Claudia
Bild

32
Hallo Guido,

Danke für Deinen eindrucksvollen Bericht zum 100er rund um Lennep und Glückwunsch zu Deiner tollen Leistung, die auch durch die obskure Geschichte des Siegers :confused: nicht geschmälert werden sollte! :daumen:
Tschüss, sportliche Grüße aus dem Bergischen Land

Eckhard :winken:

"Radsport ist Mannschaftssport, 60 km/h und 30 cm Abstand zum Vordermann" (Robert Bartko)

Auch 2014 und danach wird weitergelaufen! :zwinker2:

33
Mein lieber Schwan, nein, lieber Guido,

das ist ja eine großartige Leistung, die du auch noch so spannend erzählt hast, dass man die (angemessene) Länge des Textes gar nicht mitbekommt. Herzlichen Glückwunsch zu beidem!

Die Sache mit dem sicher geglaubten, dann aber doch entrissenen Sieg ist total schade, und ich kann das absolut nachempfinden. Ich halte die Einteilung des Veranstalters aber auch für selten dämlich. Mit so etwas muss man einfach rechnen, denn nicht jeder, vor allem Erstläufer nicht, kann seine Zeit so gut einschätzen.

Dennoch bist du ein tolles Rennen gelaufen und hast auf einer sicher nicht ganz einfachen Strecke ein super Ergebnis erzielt. Alle Achtung!

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

34
Hallo Guido,

auch von mir herzlichen Glückwunsch zu dieser Wahnsinnsleistung! Vielen Dank für deinen Bericht, ich lese dich immer wieder gern.
Kann es sein, dass Weibsvolk anwesend ist?
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“