Hallo Disco10777,
führe dir bitte zunächst folgende Tatsache vor Augen: Ein Mensch besteht aus Bewusstsein in einem Körper. Die Verbindung zwischen Bewusstsein und Körper ist vielfältig. Das Bewusstsein kann auf den Körper einwirken, der Körper aber auch Fühlen und Denken stark beeinflussen. Eine wichtige Kontaktaufnahme des Körpers mit dem Bewusstsein ist SCHMERZ. Der Körper erzeugt Schmerzgefühle, wenn wir dabei sind ihn über das erträgliche, vorgesehene Maß hinaus zu belasten. Wenn du Schmerz spürst, ist die Überlastung bereits gegeben. Der Körper will dich damit dazu bringen die Belastung abzubrechen.
Nun könnte man sich auf den Standpunkt stellen jeder noch so geringe Schmerzzustand bedeutet aufhören. Aus diesem Verständnis heraus ist das, was du erlebst, alles andere als "normal". Es gibt aber auch andere, die gerne diese Zustände bei sich in Kauf nehmen, um die Anpassung des Körpers in Richtung bessere Leistung (höhere Ausdauer) zu beschleunigen.
Es ist überhaupt nicht einfach hier eine klare Trennlinie zu ziehen. Manchmal ist es auch schwierig zwischen den sehr unangenehmen Gefühlen in der Endphase eines anstrengenden Laufes und Schmerzen, die von beginnenden Schädigungen herrühren, zu unterscheiden. Wenn du eine Zeit lang gelaufen bist beginnt die Erschöpfung, schreitet fort und das fühlt sich unangenehm an. Wenn man schnell läuft gerät man in Körperzustände, die einem Schmerz nicht unähnlich sind. Sinn ist natürlich wieder, dass der Körper dich zwingen will damit aufzuhören, weil seine Kraftvorräte zur Neige gehen.
Du sagst deine "Knochen tun weh". Das ist sehr unspezifisch. Deshalb versuche ich dir an einem Beispiel klar zu machen, wo für mich die kritische Grenze - insbesondere bei Einsteigern - liegt. Mal angenommen du spürst beim Laufen Schmerzen im Bereich der Knie, vielleicht an den Kniescheiben. Das ist ein klares Zeichen, dass du diesem Körperteil zu viel zumutest. Die Knie "jaulen". Sich darüber keine Gedanken zu machen, wenn man nach Abbruch der Belastung nichts (oder fast nichts) mehr spürt ist falsch. Noch weniger intelligent ist eine Einstellung, die alles erlaubt, das am Tag danach keine spürbaren Wirkungen hinterlassen hat. Man kann diese Einstellung sicher ein paar Monate, manchmal sogar Jahre durchhalten. Das ist sehr verführerisch. Aber irgendwann präsentiert der Körper die Quittung. Übrigens oft ohne Zusammenhang zu einer vorausgegangenen härteren Belastung. Meist reagieren Betroffene dann mit völligem Unverständnis, können sich gar nicht erklären, wieso sie jetzt Schmerzen haben. Noch weniger, woher die Schädigung kommt, die beim anschließenden Arztbesuch diagnostiziert wird. Betrachte es mal so: Wenn du ein starkes Seil hast, dann besteht das aus abertausend Fasern. Angenommen du reißt jeden Tag eine durch, entweder durch Unachtsamkeit oder vorsätzlich, dann weißt du genau was eines Tages passieren wird, wenn du das Seil einer normalen Belastung aussetzt ...
Noch eine weitere Sichtweise deines Problems "meine Knochen tun weh". Fast jedem Läufer, besonders wenn er bemüht ist seine Ausdauer zu verbessern, tun dann und wann die Knochen weh. Kann doch sein, dass bei einem Läufchen an einem wunderschönen Frühlings- oder Herbsttag an Aufhören einfach nicht zu denken ist. Man geht schon supergut drauf in den Lauf, fühlt sich Klasse, lässt sich von allem animieren und mag einfach nicht aufhören. Ok, dann tun die Knochen weh und vom Seil sind wieder etliche Fasern durchtrennt. Aber dein Körper hat gegenüber dem Seil einen Vorteil: Er kann die Fasern wieder reparieren. Wenn das also "mal" vorkommt, wenn dir "mal die Knochen weh tun" und einige Zeit später vielleicht wieder, dann ist das womöglich eine Sünde gegen deinen Körper, aber er wird verzeihen und reparieren. Sofern die Überlastung nicht zu groß war und sofort in eine ernsthafte Verletzung mündet.
Diese gelegentlichen "wehen Knochen" kenne ich sehr gut. Jeder Marathonlauf hat sie zur Folge und auch manchmal die harten Trainingsläufe. Aber es darf eben nicht überwiegend, fast nach jedem Training so sein. Der Körper hat das Bestreben und die Fähigkeit sich an Belastungen anzupassen. Er verstärkt wo nötig Muskeln, Sehnen, Bänder und macht sich selbst immung gegen hartes Training. Wenn es aber jeden Tag oder überwiegend zu wehen Knochen führt, dann stimmt etwas mit deiner Anpassung nicht. Das kann resultieren, wenn man nach einer harten Belastung nicht genug Erholung (wir sagen Regeneration) vorgesehen hat. Das kann in einen Teufelskreis münden in dem der Körper es einfach nicht schafft sich von einem Lauf bis zum nächsten ausreichend zu regenerieren.
Du solltest also nicht davon ausgehen, dass dein Erleben der Art "die Knochen tun weh" normal ist und etwas dagegen unternehmen. Zunächst ausreichend Laufpause nach einem Training vorsehen. Und wenn das nicht hilft, solltest du fachmännischen Rat suchen.
Ich möchte abschließend noch klarstellen, dass ich unsicher in der Beantwortung deiner Frage bin, weil das Empfinden von Schmerz bei allen Menschen unterschiedlich ist. Ich meine das nicht negativ, muss aber sagen, dass manche schon unangenehme Körperzustände bei hartem Training kaum aushalten. Schmerzwahrnehmung ist sehr individuell.
Noch zu deiner Selbsttherapierung: Das Einschmieren von Gelenken mit irgendwelchen Salben kannst du getrost unterlassen. Salben dringen nur in die oberen Gewebeschichten vor. Und die Schmerzquelle - das schadhafte Gebiet - liegt innen. Sollen die Wirkstoffe tief eindringen, kombiniert das der Arzt mit Stromfluss durch das erkrankte Gebiet. Der Strom "zieht" dann die ionisierten Wirkstoffe durch das geschädigte Gewebe. Oder er setzt ein Spritze direkt an den Ort des Problems (schauderhafter Gedanke).
Ich hoffe dich nicht verwirrt zu haben. Menschen in Problemsituationen wünschen sich einfache Handlungsanweisungen, um das Problem zu lösen. Leider gibt es im Laufsport selten einfache Antworten.
Alles Gute
Gruß Udo