Infiziert mit dem Laufvirus!

Nachdem ich schon länger hier mitlese, ist es nun an der Zeit sich auch aktiv im Forum zu beteiligen.

Habe am Wochenende meinen ersten Wettkampf, den Halbmarathon in Staffelstein (im Rahmen des Obermain-Marathon), in 1:42:27 gefinished! Vielleicht erst noch etwas mehr über mich. Bin 36 Jahre alt, wiege derzeit 77kg (vor gut einem Jahr waren es noch 35kg mehr), was ich im Übrigen auch dem Laufen zu verdanken habe. Sportlich war ich eigentlich schon immer, vor einem dreiviertel Jahr allerdings habe ich mit dem Laufen begonnen und riesigen Spaß daran gefunden.

Der Beginn meiner „Läuferkarriere“ war geprägt von Gewichtsregulierung. Der Aufwand für das Laufen erschien mir deutlich niedriger als für meine sportlichen Aktivitäten (hauptsächlich Radfahren) bis dato. Also der Geist war willig, nur fand ich täglich neue Ausreden, warum ich noch nicht mit dem Laufen beginnen konnte. Eigentlich hasste ich das Laufen seit der 3. Klasse. Schon beim Gedanken daran bekam ich Seitenstechen. Doch Dinge entwickeln sich und es kam wie es kommen sollte:
Im Urlaub, auf dem Bauernhof in Südtirol“ bemerkte ich, dass die Bäuerin täglich am frühen Morgen von Ihrer Laufrunde nach Hause kam und so dachte ich, wenn jemand, der sich um einen Bauerhof, vier Kinder, den Hofladen und eigene Produkte sowie nicht zuletzt um die Gäste der Ferienwohnungen kümmern musste, Zeit fand mehrmals die Woche bzw. täglich Sport zu machen, dann kann ich das auch. Gesagt, getan. Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker eher als gewöhnlich, rein in die kurze Hose und ins Shirt und die alten Turnschuhe, die ich mit hatte. Mein Elan war allerdings nach ca. fünf Minuten etwas gebremst und ich außer Atem. Also kurze Gehpause und weiter. So wie ich es viele Male in verschiedenen Anfängerplänen gelesen hatte. Von nun an machte ich dies dreimal die Woche für ca. 30 Minuten und erste Fortschritte stellten sich sofort ein. Ein Anfang war gemacht.
Meine Eigenmotivation war eigentlich von Anfang an sehr gut, dennoch machte ich mir allerhand „komische“ Gedanken. Ich wollte auf einmal genau wissen, wie weit ich gelaufen war, in welcher Zeit usw., ich wollte meine Verbesserung schwarz auf weiss sehen. Da ich eh am überlegen war, mir so ne Pulsuhr zu kaufen, machte ich ein wenig schlau und kaufte mir dann eine einigermaßen günstige Pulsuhr mit GPS (gut, günstig war die nur deshalb, weil der Sportladen gegenüber meiner Arbeitsstelle sein Sortiment ausmistete). Von nun an wusste ich, wie lange (in km und in km/h) ich bei meinen Laufeinheiten unterwegs war. Ich wusste nun auch, dass meine 5-km-Runde nur 4,3 km lang war. Scheiße, ich war doch immer so stolz auf mich. Nachdem ich also wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen war, motivierte mich das Teil aber tatsächlich. So konnte ich meine Ergebnisse und Leistungen im Internet dokumentieren, mir ansehen welche Route ich da wie und wo mit welcher Herzfrequenz gelaufen bin und hatte meine Fortschritte im Überblick (Da kommt das kleine Kind im Manne einfach durch!).
Im Kollegenkreis quatschte man natürlich auch mal übers Laufen, da ich mit einigen erfahrenen Läufern zusammenarbeite. Also überredeten mich die Kollegen, mich doch auch zum nächsten Weltkulturerbelauf (praktisch Pflichtveranstaltung für alle ortsansässigen Läufer) anzumelden. Bisher bin ich da nicht mal als Zuschauer hingegangen. Nun musste ich wählen zwischen 4,4km, 10,9km oder eben dem Halbmarathon. Ich wählte den Halbmarathon (wie leichtsinnig kann man eigentlich sein?) und seitdem wird für dieses Ziel trainiert. Damit aber nicht genug, denn mein Anspruch an mich selbst lautet: Wenn schon ein Halbmarathon, dann auch unter zwei Stunden!

Also steigerte ich meine Trainingsumfänge, las unendlich Literatur über das Laufen, suchte nach Trainingsplänen und machte mir meinen eigenen Trainingsplan, wenn auch nur im Kopf. So beschloss ich ab Januar nicht dreimal, sondern viermal die Woche Laufen zu gehen, dabei eine Tempoeinheit und einen langen Lauf einzubauen. Mein Arbeitgeber organisierte zudem ein Laufseminar, an dem Interessierte teilnehmen konnten. So kam ich zu meiner fünften Einheit die Woche und zudem zu vielerlei praktischer Erfahrung (Lauf-ABC, Lauftechnik, etc.), zu Dingen, die vorher nur aus der Theorie kannte. Eigentlich tat ich alles, um mich optimal auf diesen Wettkampf vorzubereiten, aber Moment, eine optimale Wettkampfvorbereitung enthielt auch Wettkampferfahrung und die hatte ich nicht. Da einige Arbeitskollegen als eine Art Vorbereitung beim Obermain-Halbmarathon antreten wollten, schloss ich mich an. Und ich bereue es nicht!
Dann der Wettkampftag: Um viertel vor acht wurde ich abgeholt (bei 3°C und schönstem Sonnenschein) und eine gute halbe Stunde vor dem Start machten wir uns ans Einlaufen. Zusammen mit einem Kollegen sortierte ich mich am Start zwischen den Pacemakern für 1:45 und 1:59 ein. Versuchen wollte ich eine Zeit um die 1:45, da meine 10km-Trainingszeit bei etwa 47min gelegen hatte. Die Zeit bis zum Start verging rasend schnell und eh ich mich versah war ich schon 1,5km Slalom gelaufen, den km in je 4:35min. Nur nicht zu schnell angehen, dachte ich und ließ meinen Kollegen davoneilen. Von da an lief ich mein Rennen. Bei km5 kam der erste Verpflegungsstand und ich nahm ein Wasser, doch trinken wollte ich nichts und kippte nur etwas ins Gesicht. Bei km10 hatte ich eine Durchgangszeit von ca. 48:30min und ich fühlte mich gut. Daher war meine Strategie, Tempo halten und so durchlaufen. Ich denke es war so ab km17 (neben der Eisenbahnlinie), Gegenwind und erstmals auch landschaftlich etwas langweilig, schwierig mein Tempo zu halten, doch ich fing mich wieder. Meine Uhr zeigt irgendwann, dass nur noch zwei km zu laufen waren, doch die Markierung von km19 kam erst knapp vierhundert Meter später. Der Rest der Strecke zog sich von nun an zäh wie Kaugummi und als ich in das städtische Stadion einbog, dachte ich knöcheltief in der Tartanbahn zu versinken. Da war nix mit schneller laufen, doch konnte ich noch einen Mitstreiter überholen. Im Ziel vergaß ich dann sogar noch meine Uhr zu stoppen, so dass ich meine genaue Zielzeit erst später erfuhr. Aber es war klar, die 1:45 unterboten und somit total zufrieden. Die Wettkampfpremiere hat also schon mal prima funktioniert. Nun gilt es, noch etwas für die Schnelligkeit und die Kraft am Berg zu tun, dann ist mir auch vor dem Bamberger Weltkulturerbelauf nicht bange.
Ach ja, bevor ich es vergesse, dabei vielen Dank an meine Frau und meine Kinder, die in den letzten Wochen und Monaten viel Geduld und Nachsicht mit meinem neuen Hobby, dem ständigen Gefasel über das Laufen und allem was damit zu tun hat sowie den verschwitzten Klamotten aufbringen mussten. Danke Euch!

followmeman hat geschrieben:Infiziert mit dem Laufvirus!

Mein Beileid, das ist leider ein chronisches Virus. Ich werde es auch nicht mehr los.


Super Bericht, und ein tolles Debüt! Vor allem beeindruckt hat mich, dass du zuvor 35 kg abgenommen hast. Bei mir waren es "nur" 20 kg.

Hast du nun "Blut geleckt" für die Marathondistanz, oder bleibst du erstmal dem halben treu?

Naja, geliebäugelt habe ich praktisch schon gestern mittag!
Doch ich habe schon Respekt davor. Das wäre aber ein prima Ziel für das nächste Jahr!
Ich werde mich mal umsehen, was es so an Veranstaltungen bei mir in der Nähe gibt? Vorschläge gerne willkommen!

Hallole,

Klasse gemacht und eine Superzeit Gratulation.

Bis auf die tolle Gewichtsabnahme (Wenn ich soviel abgenommen hätte wie du, wär jetzt nichts mehr von mir da ) konnte ich manche Parallele zu meinem Läuferlebenslauf entdecken einschl. Brandstifung zu Wettbewerben durch Arbeitskollegen

Bei einem Virusn wünscht man ja gerne: Gute Besserung. Bei dir erwarte ich eher eine gute Verbesserung (deiner PB) beim nächsten HM. Laß auf jdeden Fall wieder von dir hören, wie es dir in Bamberg ergangen ist

Grüssle Klaus
der auch viel Verständnis von seinen Lieben forder t

Wow, klasse Leistung von dir, sowohl die Zeit beim Halbmarathon als auch die Kilos, die du im Laufe des letzten Jahres abgenommen hast.
Der Bericht selbst ist auch sehr schön und zeigt die Vorzüge des Laufens. Auch von mir gibt es keine Genesungswünsche in Bezug auf das Laufvirus, da ich hoffe, dass du noch möglichst lange davon infiziert bist.

Viele Grüße, Daniel.

Ein Bischberger hier im Forum. Ich glaub's ja nicht.

Erst einmal herzlich willkommen hier im Forum und Glückwunsch zum Laufvirus und zum toll gelaufenen ersten Halbmarathon!

Da hast Du Dir auch wirklich eine schöne, gut organisierte Veranstaltung für Deinen ersten Wettkampf ausgesucht.

Der Weltkulturerbelauf in unter zwei Stunden sollte für Dich kein Problem sein, wenn Du im Training noch ein paar Mal ruhig zur Altenburg hoch und wieder runter läufst und Dich im Wettkampf nicht auf den anspruchsvolleren ersten 10 km verheizt.

Vom Sehen her müssten wir uns ja eigentlich kennen, wenn Du läuferisch um Bischberg herum unterwegs bist.

Wir können ja gerne mal zusammen laufen, wenn Du Lust hast!

Viele Grüße aus der Hauptstaße in Bischberg,

Stefan

Liebe Leute

Ich schreibe eine Maturaarbeit über "Endorphine im Sport" und unter anderem über das sogenannte "Runners High".
Ist euer "Virus" gerade darauf zurückzuführen?
Ich bin froh über jegliche Art von Inputs, Schilderungen von Erlebnissen, Literaturhinweise, usw.
Ich würde mich sehr über Antworten freuen!

Gruss Dominique
(18 Jahre alt, aus Bern)

DominiqueC hat geschrieben:Ist euer "Virus" gerade darauf zurückzuführen?

Bei mir zu einem Großteil ja.

Läufst Du eigentlich selbst?

Ansonsten solltest Du dafür vielleicht ein eigenes Thema aufmachen.