Ich suche mir ein schattiges Plätzchen und warte auf den Start. Kurz nachdem ich mich aufgestellt habe kommt die Meldung, dass der Start um 25 min verschoben wird. Ein Raunen geht durch die Menge, mich selbst stört es nicht wirklich – zumindest rede ich mir das ein. Noch schnell ein Becher Wasser geholt und einmal aus Klo gehen.
9:50
Ich stelle mich wieder auf und genieße die Atmosphäre. Ich befinde mich hinter dem Pacemaker mit der 2:00. Da ich mir mit dem Zeitenrechner meine km Zeiten ausgedruckt habe und ans Handgelenk geklebt habe komme ich gleich mit einigen Leuten ins Gespräch. Ziel ist sub2. Ich unterhalte mich mit einem Jungen welcher seinen ersten HM läuft die Strecke aber von den Staffelläufen kennt. Wir wünschen uns gegenseitig Glück und dann geht es auch fast los. Zu Thunderstruck von ACDC setzt sich der Startblock langsam in Bewegung. Das nächste Lied ist Mr. Brightside von den Killers. Ich muss dazu sagen ich liebe Musik und dann gleich noch zwei meiner Favoriten. Ich bekomme Gänsehaut und freue mich, dass es nun endlich losgeht. Ich laufe über die Startlinie und starte meinen FR.
In der ersten Kurve stehen meine Freundin und meine Familie und feuern mich kräftig an. Ich genieße den ersten km und strecke mein Gesicht in die Sonne.
Blick nach vorn – der 2:00 Pacemaker ist noch in Sichtweite – jetzt nur nicht zu schnell loslaufen. Der Pulk bewegt sich langsam Richtung Tunnel, davor aber überqueren wir eine Brücke auf dieser eine Gruppe von Mädels steht welche sich die Seele aus dem Leib brüllt – ich bin beeindruckt.
Es geht in den Tunnel rein und es ist ein super Anblick wie die Köpfe nebeneinander her wackeln.
Die Masse gröllt, schreit, jubelt und singt (nach 2 km
). Nach dem Tunnel schaue ich auf meine Uhr und stelle fest, dass lediglich die Gesamtzeit mitläuft. Mir graut schlimmes – durch die nicht gefunden Satelliten am Anfang und der fehlende Neustart der Uhr hat die Uhr immer noch kein Signal – hmpf 
Jetzt nicht verrückt machen lassen du hast alles was du brauchst. Dann muss ich eben immer von km zu km schauen und hoffen dass die Pace stimmt.Bei km 3 treffe ich den Jungen vom Start wieder. Wir kommen ins Gespräch und verstehen uns gut. Er verschafft mir einen kurzen Überblick über die Strecke und wo sich die Getränkestationen befinden. Wir kommen aus dem Getratsche gar nicht mehr raus. Bei km 5 schnell was trinken und weiter geht’s. Wir unterhalten uns hauptsächlich übers Laufen bzw. unsere (nicht vorhandenen) Erfahrungen.
Bei km 7 beschließen wir möglichst lange zusammen zu laufen. Es läuft super und geht einfach von der Hand ähh Füßen.
Bei km 10 überholen wir den 2-Stunden-Mann und fühlen uns beide fit. Wir besprechen unsere Taktik – nach dem letzten Anstieg bei km 18 wollen wir das Tempo nochmal anziehen.
Km 12 - Johannes (mein Laufkollege) ist fit und könnte wahrscheinlich ein noch höheres Tempo gehen. Ich fange an immer einen Schritt hinter ihm zu sein. Er merkt es und fängt an mich zu motivieren. „Heute schaffst du endlich die 2 Stunden“ – Ich nicke.
Km 13 – wieder Gänsehaut – ich befürchte schlimmes – zu wenig gegessen? Schlecht geschlafen? Viele unschöne Gedanken kommen auf
Aus unserem Gespräch wir ein Monolog welchen er hält. Ich versuche mich aufs Laufen zu konzentrieren. Es funktioniert ich fühle mich wieder etwas besser und kann wieder sein Tempo gehen. Ein kurzer Blick nach hinten verrät mir, dass der 2 Stunden Mann ca. 300m hinter uns ist, das beruhigt. Ich sage Johannes, dass er ruhig schneller laufen kann wenn er will. Er bleibt bei mir und sagt bei km 18 gibt er dann Gas. Wir laufen nebeneinander her und er unterhält mich weiter.
Bei km 16 kommen uns einige Läufer entgegen welche sich jetzt erst aufmachen auf die Cannstatter Rund. Wir versuchen soweit es geht die Läufer und Walker anzufeuern.
Wir nähern uns der Getränkestation bei km 17,5 nach kurzer Erfrischung will Johannes es wissen. Wir verabschieden uns und er sagt: „Wir sehen uns im Ziel – aber unter 2 Stunden!“ und weg ist er. Ich weiß vom Streckenverlauf, dass bei km 18 das Cannstatter Carre kommt - Der letzte größere Anstieg.
Kurz drauf bin ich auch schon heftig am schnaufen und kämpfe mit dem Anstieg. Plötzlich sehe ich im Augenwinkel das grüne Laufshirt und den Luftballon vom 2 Std Pacemaker. Ich klemme mich hinten dran, so wie viele andere auch. Es ist ein lustiges Bild – wie eine Welle sammelt der Pacemaker langsam aber sicher die Läufer auf und die Gruppe wächst. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche einfach in der Gruppe zu bleiben. Bei km 20 falle ich raus – kann das Tempo nicht mehr gehen. Bei km 20,5 gibt es nochmal Wasser. Ich schnappe mir zwei Becher und schütte sie mehr ins Gesicht als in den Mund.
20,1 km – Ich schaue auf meine Uhr 1:54 – 6 Minuten – Eigentlich ist ein km in 6 min kein Problem, allerdings bin ich wirklich am Ende. Der Luftballon mit der 2:00 drauf ist um die Ecke und außer Sichtweite. Ich konzentriere mich auf jeden Schritt und schaffe es noch ein zwei Leute zu überholen.
20,4 km – Ich hätte schwören können ich bin schon weiter, ich blende alles aus und sage mir: „Erst im Ziel schaue ich auf die Uhr.
20,7 km – Ich biege auf die Zielgerade ein. Freundin und Familie stehen am Rand und feuern mich an. Noch ein kleiner Schlenker über die Spendenmatte. Ich genieße den Zieleinlauf.
21,1 km – Ich schaue auf meine Uhr – 1:59 ich Jubel wie die Großen
Im Ziel steht Johannes und freut sich mit mir. Ich gratuliere Ihm zu seinem super Lauf und bedanke mich schnell. Danach hatte ich das dringende Bedürfnis in den nächsten 30 Sekunden mir Unmengen an Flüssigkeiten einzuverleiben. Leider verlieren wir uns. Im Zielbereich finde ich den 2 Stunden Pacemaker und bedanke mich bei Ihm fürs gleichmäßige Laufen - Er gratuliert mir.Nach kurzer Recherche ist es offiziell: 1:59:34 Endlich!
Was für ein Lauf – Es war mein Lauf!
Mit Ausnahme der Startverzögerung fand ich es von der organisatorischen Seite her eine sehr gelungene Veranstaltung. Mit ausreichend Verpflegung und einem super Zielbereich. Sicher die eine oder andere Stelle auf der Strecke ist etwas eng, aber ich hatte keine Probleme irgendwo durchzukommen. Insbesondere möchte ich mich bei Johannes bedanken ohne Ihn das wahrscheinlich nicht geklappt hätte. Ebenso danke ich den Pacemaker Hans Braun. Super Service!
In diesem Sinne bis hoffentlich nächstes Jahr
Finsch
