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Nürburgringlauf - Die grüne Hölle 2011

Nürburgringlauf - Die grüne Hölle 2011

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Am Samstag, 20.08.2011 machen wir (meine Freundin, welche als persönlicher Fan dabei ist und ich) uns in um kurz vor sechs auf an den Nürburgring. Uns erwartet auf der Fahrt ein unglaublicher Sonnenaufgang. Wir haben strahlend blauen Himmel und die Sonne gibt jetzt schon alles. Mich erwarten 24,4km auf der grünen Hölle. Da ich mein sub2 Ziel für den HM dieses Jahr schon geschafft habe, hatte ich für diesen Lauf keine großen Ambitionen. Allerdings wäre alles unter 2:40:00 schön.

Am Ring angekommen hole ich mir erst mal meine Startunterlagen ab und schlendere über das Gelände. Danach ging es zurück zum Auto um sich umzuziehen. Noch ein letzter Besuch auf dem Klo und dann ab in die Startaufstellung. Eine super Kulisse!

Pünktlich um 8:45 Uhr kommt der Startschuss und der Pulk setzt sich langsam in Bewegung. Meine Strategie sieht vor, dass ich es am Anfang sehr langsam angehen lasse. Erst wenn ich an der „hohen Acht“ vorbei bin und dann noch Kraft habe kann ich anziehen.
Die ersten km gehen über die GP-Strecke vorbei an den Fahrrad- und Zeltlagern wo die Biker auf ihren Einsatz warten und den Läufern zujubeln. Ich komme aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Das Wetter ist einfach perfekt, es ist nicht so ein Gedränge wie auf meinen letzten Stadtläufen und dazu kommt noch die schöne Strecke.

Nach 4,5km biegen wir ein in die grüne Hölle. Bereit alles zu geben! Ich gehöre zu den letzten - es sind vielleicht noch 20 Leute hinter mir. Nach km 6 muss ich in die Büsche, so ein Mist. Aber auch das kann mir die unglaublich gute Laune nicht zerstören. Es geht munter bergauf bergab wobei wir in Summer zunächst 300m bergab laufen. Vorbei an einer Geschwindigkeitsmessung welche zur Erheiterung im Läuferfeld beiträgt. Es geht immer weiter bergab an den ersten Verpflegungsstellen vorbei. Hier herrscht ein Angebot, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr rauskomme. Wasser, Apfelsaftschorle, Cola, Bananen, Riegel…Bis ich realisiere was es alles hat bin ich auch schon dran vorbei und habe nur Wasser mitgenommen. Da ich mich nach wie vor im zu den Schlussläufern gehöre, hat praktisch jeder von uns seinen eigenen Servicemitarbeiter welcher einem die Wunschgetränk reicht. „So kanns weitergehen“ sage ich zu mir selbst.

Es geht weiter bergab und meine Knie melden sich. Doch anstrengender als erwartet. Durch Schilder kündigt sich der tiefste Punkt der Strecke an. An der Verpflegungsstation Wehrsreifen/Breidscheid greife ich das erste Mal bei den Bananen zu und trinke ordentlich Wasser. Ich weis dass es laut Streckenprofil jetzt richtig hoch gehen soll. Genauer gesagt über 300hm auf 4 km bis zur Hohen Acht. Nach der Verpflegungsstelle steht man vor einer Wand aus Beton und betet, dass es nicht die ganze Zeit so hoch geht. Nach dem ersten Anstieg wird man mit einer leichten bergab Passage belohnt. Ich versuche mein Tempo zu halten was mir sehr gut gelingt und beginne die ersten zu überholen. Bei dem darauffolgenden Anstiegen Kesselchen und Klostertal laufen nur noch die wenigsten Läufer in meinem Umfeld. Ich selbst laufe weiter und überhole fleißig. Inzwischen sehe ich die ersten mit Marathonshirts welche etwas langsamer unterwegs sind und ich frage mich ob ich es vielleicht doch zu schnell unterwegs bin. Es folgt eine Getränkestation mitten im Anstieg. Ich versuche mir irgendwie Wasser in den Mund zu schütten leider klappt das eher schlecht als recht.
Von weitem erkenne ich das Opel Logo und freue mich auf das Karussell. Vor dem Rennen habe ich mir geschworen, dass ich oben entlang laufe, scheine wohl der einzige in dem aktuellen Läuferpulk zu sein der diesen Plan verfolgt. Egal, ich laufe ganz am Rand und freue mich wie ein kleiner Junge. Kurz nach dem Karussell folgt ein Anstieg welcher mich fast in die Knie zwingt. Aber ich will nicht gehen! Jetzt zahlt sich die Plagerei durch die Weinberge aus. Ich schalte praktisch auf Autopilot und ziehe den Berg hoch. Mein Puls rast als ich einen Mann rufen höre:“ Glückwunsch! Die Hohe Acht habt ihr geschafft! Den Berg kann euch keiner mehr nehmen!“
Ich bin erleichtert als ich auf der darauffolgenden Station mir einen kleinen Bescher Cola gönne. Einen großen Becher Wasser nehme ich mit auf die Reise. Nach ein wenig gefummel habe ich mein Vanille Gel aus der Hose und verleibe es mir mit dem Wasser ein. Habe es im Training einmal ausprobiert und für annehmbar eingestuft. Auf den nächsten km gibt es keine Probleme mit dem Magen – Allerdings melden sich so langsam die Beine. Alter Schwede der Anstieg hat doch mehr Kraft gekostet als erwartet. An eine Tempoverschärfung ist nicht mal im Ansatz zu denken. Es folgt eine faszinierende Rennstrecke mit kleinen An und Abstiegen und vielen Kurven. Ich frage mich was wohl anstrengender ist. Mit dem Auto, Motorrad, Fahrrad oder zu Fuß die Strecke zu bewältigen. Mein Ergebnis fällt auf den Läufer ;) auch wenn ich keine Vergleichswerte habe. Es ist inzwischen richtig warm bzw. heiß geworden. Auf einmal sehe ich nach einem kleinen Anstieg eine Gerade die mich ins Staunen versetzt. Den Schildern nach zu urteilen sind es noch knapp 4km bis ins Ziel. Die Gerade ist wirklich gemein. Man bekommt das Gefühl keinen Schritt vorwärts zu kommen außerdem kann man schon von weiten erkennen, dass Sie zum Schluss nochmal etwas nach oben geht.
Ein faszinierendes Bild wie das ganze Feld versucht, ganz links an der Strecke, den einen oder anderen Schattenmoment für sich zu erhaschen mich eingeschlossen. Am Ende der Gerade erwartet einen wieder mal eine Verpflegungsstation. Es folgt noch eine links rechts Kombination und ein weitere Anstieg. Nachdem ich den Anstieg hinter mich gebracht habe wird mir klar – danach kommt die Zielgerade.
Etwas überrascht ziehe ich das Tempo an grinse übers ganze Gesicht und es folgt nur ein „Wow“ was über meine Lippen kommt. Eine Läuferin bestätigt dies mit einem Lächeln. Ich gebe Gas – das Ziel kommt immer Näher und die ersten Zuschauer feuern einen an. Ich freue mich den Lauf geschafft zu haben und stapfe über die Ziellinie. Die Zeit bleibt für mich bei 02:34:26 stehen.
Meine Freundin wartet direkt im Zielbereich und freut sich mit mir und macht einige Bilder. Ich erzähle aufgeregt von meinen Kampf mit dem Berg während wir uns auf in den Verpflegungsbereich machen. Ich trinke Wasser und Cola und schnappe mir noch ein Schokoriegel. Jetzt geht’s auf zum leckeren Bierstand :) Nachdem ich mein wohlverdientes Weizen in der Hand halte setzen wir uns auf die Rennstrecke und tauschen unsere Eindrücke aus.
Nachdem ich mir mein Bier einverleibt habe mache ich mich auf zum Auto und hole meine Duschsachen. Da das Duschwasser gefühlte 5 Grad hat ist keine Schlange vorhanden :) Schnell abduschen und danach holen wir uns noch eine Portion Pommes. Im Anschluss laufen wir etwas übers Gelände und landen auf der Tribüne um die Starts der 24h Rennen zu sehen. Leider gibt es beim MTB Start einen Unfall. Einer der Fahrer macht sich danach allerdings doch noch auf den Weg. Wir jubeln ihn an so gut es geht! Er nimmt es freudig zur Kenntnis.
Nach nur 20min kommen die ersten MTB über die Ziellinie und nach ca. 40 min haben die Rennradfahrer ihre ersten 25km hinter sich gebracht.

Wir machen uns auf dem Heimweg. Leider hatte ich den restlichen Tag über ziemliche Kopfschmerzen was ziemlich sicher von zu wenig Trinken gekommen ist. Heute am Tag danach geht es mir prächtig außer der Muskelkater im Ars…ähh Hintern. Die Anstiege machen sich bemerkbar.

Abschließend finde ich für das Rennen und die gesamte Organisation aus meiner Sicht nur positive Worte. Habe bisher noch nicht eine so umfangreiche Verpflegung erlebt. Als zum Beispiel der Veranstalter gemerkt hat, dass einigen Leuten die Luft am Berg ausgeht wurde kurzerhand eine Extra Getränkestation kurz vor dem Karussell eingerichtet. Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die Zuschauer die Möglichkeit hatten wirklich direkt im Zielbereich zu stehen. Dies geht sicherlich nur weil es relativ wenige waren aber dennoch hätte man sich als Veranstalter dagegen sperren können. Sowieso die Freizügigkeit mit der man sich auf dem Gelände bewegen konnte fand ich bemerkenswert. Tribünen und Strecke konnte man überall begehen.
Wenn es sich einrichten lässt bin ich sehr gerne nächstes Jahr wieder dabei!

Viele Grüße
Finsch


edit:

Nrburgring-Lauf by finsch at Garmin Connect - Details

Laufaufzeichnung mit Garmin FR
Alle Rechtschreibfehler sind mit Absicht eingebaut und dienen der Belustigung der Leser :)

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Hallo Finsch,
sehr schöner Bericht,bin auch mitgelaufen,ich kannte die Strecke eigentlich recht gut,bin in den vergangenen Jahren mit dem Rennrad dabeigewesen,aber auf der Strecke zulaufen war nochmal eine andere Hausnummer.
Das mit den vielen Verpflegungsstellen war toll,hatte ich nicht gedacht.
Werde auch nächstes Jahr wieder dort Laufen,allerdings mit etwas mehr Bergtraining.
Ich hatte mir als Zielzeit 2:40 geplant,sind letzändlich 2:36 geworden.

mfg
Scheeter

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Hi Finish,

schade, daß wir uns nicht mehr getroffen haben, aber es werden sich bestimmt andere Gelegenheiten ergeben. Glückwunsch und schön, daß Du den Lauf genau so Klasse fandest wie ich. :daumen:

Gute Regeneration (bei mir gingen heute schon wieder 11 gaaanz lockere Km...)!

Wolfgang
Ubi marathon, ibi bene (frei übersetzt: wo es einen Marathon gibt, geht's Dir gut!)
Meine private Laufseite: http://www.spass-am-laufen.de :welcome:
Gesperrt

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