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IM Wales

IM Wales

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Gibt es Athleten hier im Forum die, außer mir, dabei waren?

Da es erst mein zweiter IM war, kann ich die Strecke nicht einordnen. Habe zwar mit internationalen Triathleten geredet und nach Suche im Web ein paar Meinungen und Aussagen darüber gesammelt, aber die Aussagen sind ganz schön gewaltig (härter als Lanzarote). Über 600HM mehr als offiziell angegeben (Angabe 1900HM) auf der Radstrecke, sauharte Laufstrecke (kein einziger gerader Kilometer) und heftiger Wellengang und teilweise gefährliche Sturmböen sprechen Bände. Allein in meiner AK 15mal DNF!!!!

Eure Erfahrungen, Berichte und Meinungen darüber - bitte posten!

Bisher war ich der Meinung Immenstadt war hart, aber Wales war der Hammer. In den kommenden Tagen poste ich ein kleines Tagebuch.
PB: HM 1:24:01 - M: 2:59:xx
23.10.2009 0640Uhr - Uhuru Peak 5895m :giveme5:
Cologne 226 2010 --- 1:33:37//6:33//5:35:01//6:00//3:37:12 --- 10:58:22
IM Wales 2011 --- 1:16:06//0:12:28//6:25:07//0:5:39//3:30:38 --- 11:29:57 Das härteste je erlebte! Brutal!
IM Kentucky 2012 --- 10:45xx 131. und 22nd off the bike:D

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Dienstag
Was für ein Spaß! Habt Ihr eine Ahnung wie riesig ein Bike-Koffer ist? Selbst der Kombi reichte nur bedingt!

Mittwoch
Gerade noch aus dem Studium raus gemogelt, ging es direkt nach Berlin. Waren wir noch bis hierhin froh alles bereits online gecheckt und gebucht zu haben, so mussten wir feststellen, dass es eben doch nicht ganz so einfach ist. Auf einmal wusste die Lufthansa nichts mehr davon, dass man den Kinderwagen kostenfrei direkt am Flugzeug abgeben konnte, der Schalter für das Sperrgepäck war meilenweit entfernt und stellte schon mal den ersten Stressbewältigungstest ein. Warum öffnet man auch so spät den „Check In“? Naja, endlich im Flugzeug Platz gefunden, hatte es Magnus ganz gut überstanden und London zeigte bereits das Wetter das sich fortsetzen sollte. Das Hotel konnte man aber Gott sei Dank via Shuttle Bus gut erreichen. Bittere Enttäuschung brach beim Abendessen über mich herein. Bestellte ich noch voller Freude einen Nudelteller mit Hühnchen, standen mir Tränen beim Anblick dieses in den Augen. Diese „Portion“ hätte wahrscheinlich sogar Magnus nicht gereicht.

Donnerstag
Relativ früh wach, Dank Magnus fast ohne Schlaf, ging es zum Autoverleih. Das Hotel sah unsere verzwickte Gepäcksituation und stellte spontan ein persönliches Shuttle günstig zur Verfügung. Was uns dahin bereits bewusst war, mit dem gebuchten Auto – Opel Astra – wird es wohl eng. Das sah wohl auch gleich die nette Dame am Schalter was sich spontan in einem „Oh…never“ entlud. Aber wir konnten spontan in ein größeres Modell „investieren“ mitsamt „Vollschutz“, da ich jetzt am Schalter voller entsetzen und Stress feststellte, das ich meinen Führerschein in Deutschland gebunkert hatte und somit auf Manuela´s, von mir soooo geliebten Fahrstil, jetzt noch zur Unterstützung mit Linkslenker und Linksverkehr, angewiesen war. Toll 
Reicht ja aber nicht für einen Tag, so sah unser Vermieter unserer Accomotation keine Chance auf das Zimmer. Dank Magnus, der für uns selbstverständlich in unserem Bett schlafen sollte und somit nicht erwähnenswert war, upgradeten wir auch hier wieder, dank mittlerweile nur noch halb so guter Urlaubskasse (Planmäßigkeit) Naja, somit fand immerhin auch das Rad ein Platz im Zimmer, welches im anderen wohl auch eng geworden wäre.
Der Plan sah eine lockere 40km Radeinheit vor. Also Rad zusammenschrauben, Werkzeug hatte ich ja bei  Dumm nur dass ich das vorher nicht probierte und hier feststellte, dass es für den Steuersatz zu dick respektive zu kurz war  Aber da ich scheinbar nicht der einzige „Athlet“ war (komisch…) fand sich dann doch auch noch einen Leihgeber für das richtige Werkzeug. Ab aufs Rad und los… WAS ZUR HÖLLE IST HIER LOS? Insgesamt kam ich keine 9km und brach nach gesamt 25km ab. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von 21km/h bei einer HF im Mittel 143 und max10 spricht schon eine deutliche Sprache! Der Kurs hat es in sich – Steigungen bei 16%, Serpentinenabfahrten, Rauhasphalt und alles, Dank des Dauerregens, Pitschenass. Bergab ging es nur mit Dauerbremsen was sich mit Karbonfelgen super macht  Das wird lustig…

Freitag
Heute lernten wir die zwei Damen in unserem Hotel (Belgier) näher kennen. Wir erfuhren, dass nur Peggy starten würde. Sophie sagte mir nebenbei, dass sie ihren Slot bereits in Lanzarote holte. Verdutzt fragte ich, warum man denn so kurz vor Kona noch eine Langdistanz macht. Sie ist nur mit bzw. für ihre Freundin mitgekommen und zum trainieren. So ganz nebenbei erfuhr ich dann auch noch, dass Sophie bei ihrer Quali in Lanza den Rekord in ihrer AK mal eben um 27min unterbot!
Naja, gegen 10Uhr ging es dann zum Strand um die Schwimmbedingungen mal anzutesten. Schließlich schwamm ich weder bisher so richtig „Open Water“ noch in einer Salzbrühe. Der erste Schock kam mit dem ersten Zeh… 13° Wassertemperatur! Ok, 15min „einschwimmen“ sollten dafür dann auch genug sein. Das Salz störte mich nicht. Als ich halbwegs gut gelaunt aus dem Wasser joggte, durfte ich auch gleich Bekanntschaft mit dem tollen Laufuntergrund in Form wilder Steine machen – Autsch 
Eine gute Stunde und einiger Expo-Rundgänge später ging es zur Registrierung. Alles super geklappt. Die WTC/IRONMAN Maschinerie ist schon beeindruckend. Am Abend dann zum Briefing, nur alle Begleiter mussten aufgrund Platzmangels draußen bleiben. So ein Mist, mein Englisch ist zwar gut, aber Manu hat das doch fast als Muttersprache… Naja, aber es ging. Der Moderator machte es scheinbar nicht zum ersten Mal und hatte den ein oder anderen Scherz auf den Lippen. Kostprobe?
In the after race party it´s only for the athletes allowed to visit the finisher tent. Because we´ve a fantastic after race meal – fish and chips!
Das sich diese Sätze einprägen werden, war mir bis hierhin nicht bewusst. Und so lachten alle… Nach kurzer Pause ging es dann zur Pasta Party (Und Kuchen  ) Es war gut organisiert, nur Nudeln sollte man vielleicht doch lieber beim Italiener essen  Als die Vor-Party anmoderiert wurde, mussten wir feststellen, dass es doch noch nichts für den kleinen Magnus ist. Es war aber auch brutal laut! Unverständlich warum man das so machen muss…
Hiobsbotschaft – auf dem Heimweg verlor ich eine Krone. So ein Mist, dann noch Salzwasser rein (?)... Das fängt ja super an 

Samstag
Heute war das warm up Einlaufen angesagt. Es lief okay und so konnte ich nach den Aufregungen der letzten Tage ein wenig Ruhe finden. Die bags waren gepackt, das bike präpariert – also auf zum check in. Es war verdammt stürmisch und ein Großteil der Athleten klebten ihre Räder mit Tape an. Ich hing es einfach an die Bremshebel – das Betätigen in die andere Richtung mach ich ja im Rennen noch genug  Wieder im Hotel angekommen, wollte ich die Sachen für den kommenden Tag zurechtlegen. SCHOCK – wo ist der timing chip? Ab ins Auto und zurück. Nichts gefunden, bags durchsucht nichts  Ab zur Offiziellen und nachfragen. Tatsächlich wurde ein Chip gefunden, ob es meiner wäre war nicht nachvollziehbar und so bekam ich einen Neuen. Was geht denn noch alles schief…

Sonntag - Race Day
Schwimmen – Back to the Roots – Rough water swim
Gut gefrühstückt und dennoch flaues Gefühl im Magen  Ich verlor mein Chip ein zweites Mal ohne es zu merken! Aber Gott sei Dank stand ein Volunteer hinter meiner Ankleidezone der ihn gleich sah und mir gab. Puh, Glück gehabt. Der Schwimmstart wurde zur Sicherheit aller Athleten an den Nordstrand verlegt. Wenn das hier sicherer sein soll, will ich nicht wissen wie der andere Strand aussah! Aufgrund dieser Situation benötigten wir ein zweites Paar Laufschuhe, denn der neue Start war einen guten Kilometer von der T1 entfernt. Manche hatten dies nicht und so liefen die armen Teufel in Flip Flops  Sicher ein Novum unter dem M-DOT.
Als der Startschuss fiel lief ein Teil der Athleten (verbotener Weise) noch einige Meter am Strand bevor sie ins Wasser sprangen. Ob es ein Vorteil war vermag ich nicht zu beurteilen, denn so mussten sie ja direkter gegen die Brandung kämpfen. Ich ließ mir relativ viel Zeit um ins Wasser zu kommen. Selbstzweifel fesselten mich an den Strand – Ich hatte Angst. Die Wellen waren nicht mehr schön und ein begnadeter Schwimmer bin ich nicht. Und wie wollen die Surfbretter schnell genug bei mir sein wenn ich sie brauche? Mitten in der Masse? Jetzt war es zu spät – ich war drin… Nach anfänglichem Kraulen musste ich feststellen, dass ich immer in eine Meute aufschwamm. Waren die etwa schlechter als ich? Wie geht´n das? Es verunsicherte mich einen Tick zu lange, sodass ich Zeit hatte in Ruhe über das Meer zu schauen und festzustellen was für ein horrender Wellengang jetzt herrschte. Vom Strand nichts mehr zu sehen  Die Angst war wieder da und so begann ich in alte Verhaltensmuster zurückzukehren und mit der Beinschere gegen die Wellen zu kämpfen. Irre! Nach der ersten Boje und ein paar weiteren Metern zwang ich mich wieder zu kraulen. Ralf meinte doch immer, dass genau dies der einzig sinnvolle Kampf gegen Wellen ist. Und tatsächlich – ich kam vorwärts ohne wie beim Brustschwimmen ständig überspült zu werden. Das noch kuriosere war, das ich im Kraulen nach und nach andere Schwimmer überholte und mich sogar durch Grüppchen kämpfte! Die erste Runde hatte ich geschafft – Landgang – Zeit… 36min WOW!!!! Also jetzt war die Angst weg, ich brauchte mich ja nur noch treiben zu lassen um meine Zeit von Köln zu haben! Und so war es auch, nein nicht treiben lassen, sondern eine für mich und meine Verhältnisse GEILE Schwimmzeit von 1h16min!!!! Trotz meiner PB nur 1012er nach dem Schwimmen. Jetzt hieß es nicht überzocken beim Lauf in die T1 Zone. Zuerst mussten wir barfuß bis zu unseren Zweitschuhen serpentinenartig ca. 20HM überwinden. Je höher die Startnummer, desto länger barfuß über Rauasphalt – wie gerecht ist das denn? Dann im halben Neo locker ins Zelt und umziehen. Die T1 Zeit von 12,5min spricht Bände.
Bike
Ganz locker umgezogen ging es ab aufs Rad. 3min langsamer als der Rest machen in meiner Leistungsklasse nix aus. Der Wind entwickelte sich langsam zu einem Orkan (zumindest für uns Deutsche) Der Asphalt war sehr rau, sodass ich permanent Angst um meine Reifen hatte – noch. Schon die erste Rund war gut mit unrhythmischen Anstiegen gespickt. Der Wind hatte kontinuierlich 45km/h und Böen bei knapp 70km/h. Das war nicht nur hart zu fahren – es war gefährlich!!! Wo es hoch geht, geht es irgendwann auch mal runter. Und dann ist der Wind plötzlich mal eben sprunghaft von der Seite da. Meine Hände schmerzten vom festkrallen an den Lenker. Selbst bergab waren teilweise Geschwindigkeiten von maximal 30km/h drin in einem mittleren Gang, dicken Beinen und hohem Puls. Danke Petrus, wenigstens regnet es nicht…mmmpf wie sich später rausstellen sollte NOCH nicht. Der Asphalt war so rau, dass ich bereits nach 30km alle Getränkeflaschen polternder Weise verloren hatte. Schimpfend über den Kurs fuhr ich an Waliser Athleten vorbei, welche mir wütend widersprachen wie toll doch der Kurs ist. Landschaftlich ja, aber wie soll ich das mitbekommen? Die erste Runde geschafft (110km) ging es auf die Königsetappe. Hier lauerten 16% Anstiege  in engen Gassen. Und weil das noch nicht genug ist, fährt man sie eben zweimal! Die 16% wurden beim zweiten Mal teilweise gar nicht mehr gefahren. Ein paar Athleten schoben ihr Rad hoch, oder fuhren ganz im Ski-Stil die komplette straßenbreite ab um den Winkel zu minimieren. Mittlerweile meine Grenzen erreicht, machte ich mir Gedanken wie das weitergehen soll. Jede Panne wäre jetzt eine dankbare Ausrede um auszusteigen! Ich suchte förmlich danach. Am finalen Stück zur T2 Zone hatte ich meine Entscheidung gefällt – ich steige aus, nichts geht mehr, ich laufe keinen Meter! Da standen Manuela und Magnus am Straßenrand mit Kamera in der Hand. Just in dem Augenblick als ich ihr zurufen wollte, dass ich nichts mehr mache und aussteige, feuerte sie mich an. Ich war nicht erfreut, im Gegenteil. Was tut sie da ich will doch nicht mehr. Alles was mir dazu einfiel entlud sich in einem wilden „…halt die Klappe…“ Gut das hier keiner Deutsch spricht – hoffentlich. Naja, einmal im Zelt angekommen erst mal in Ruhe das blaue Plastikhäuschen besuchen und dann ein paar Meter anlaufen…
Was ich bis hierhin nicht wusste war, dass ich auf dem Rad mit 28km/h zwar extrem langsam war, es aber eine Menge gab die auf die 2500HM langsamer waren. Keine einzige Radzeit unter 5h!!!! Ich mit meinen 6h25min hatte die 291-beste Radzeit – GEIL NR2  so als Flachlandtiroler
RUN
Bereits nach den ersten Kilometer durch die City kam der erste Anstieg. Was keiner wusste, die Strecke hatte eine Menge Höhenmeter. Die offiziellen Angaben waren nicht real! Nach durchforsten des Internets, streuen sich die Angaben zwischen 600 und 800HM. Die 800HM hatte Kristin Möller (Rekordlerin Marathon auf LD in 2h41!!!) gemessen. Selbst sie lief auf dieser Strecke knapp über 3Stunden. Die ersten 10km waren Rhythmusfindung und antesten der Runde, die zweite Rund bis 21km machte richtig Gaudi und der Rest war wie eine Art Routine. Auch hier konnte ich noch ein paar Plätze gut machen und brauch mich mit der 108-besten Laufzeit nicht verstecken.
FAZIT
Eine brutale Strecke mit Bedingungen die alles abfordern. Das Feld war stark besetzt, da hier alle waren, die im laufenden Jahr nur knapp am Slot vorbeigingen. Ein Geschenk wird es hier aber nicht geben, im Gegenteil. In Gesprächen mit diversen Athleten entnimmt man die Aussage, dass es hier die wohl härtesten Bedingungen gibt, die ein Mix aus Lanzarote und St.Georg bieten. Die Menschen sind sehr freundlich und offen und so wird das gewiss ein Geheimtipp für eine Art der Extreme der Langdistanz. Ich habe mir eine Woche Zeit gelassen ein paar Zeilen zu schreiben um zu eruieren, ob man selbst zu Übertreibungen neigt oder ob es Tatsächlichkeit ist. Das Glück an diesem Tage war, das es nur einen kurzen kräftigen Schauer von 20min gab. Die 2m hohen Wellen, die 2500HM mit giftigen 16%ern, Windgeschwindigkeiten bei 70km/h, knifflige scharfe Kurven die ca. 700HM beim abschließenden Marathon mit ebenfalls 4x 13%Steigung verlangen alles ab. Ich war noch nie so kurz davor aufzugeben, doch im Nachhinein wirklich ein Hammer von Wettkampf! Achja – nochmal zu besagtem Witz beim Briefing (fish and chips) DIE GAB ES WIRKLICH UND NUR DIE! Das war eine Sauerei und sehr enttäuschend nachdem ich eine Obst-Bar ersehnt habe. Aber vielleicht hat mich da auch der Altenried verwöhnt  Achso: 11h29min57sec und Platz231 von 1134 Finishern. Am Start waren 1287 … macht eine DNF Rate von 13,5%
So möchte ich auf diesem Wege Manuela danken, die mir oftmals den Wind aus den Segeln nehmen konnte und mir den Rücken frei hielt. Magnus dafür, dass er alles so problemlos mitgemacht hat, so unglaublich knuddelig ist und immer ein Lächeln für mich hat. Vor allem aber Markus der mich dank seiner Coachingmaßnahmen auf eine solche Schlacht vorbereitet hat! Es wäre schön zu wissen welche Zeit jetzt drin wäre auf einer „normalen“ Langdistanz…
PB: HM 1:24:01 - M: 2:59:xx
23.10.2009 0640Uhr - Uhuru Peak 5895m :giveme5:
Cologne 226 2010 --- 1:33:37//6:33//5:35:01//6:00//3:37:12 --- 10:58:22
IM Wales 2011 --- 1:16:06//0:12:28//6:25:07//0:5:39//3:30:38 --- 11:29:57 Das härteste je erlebte! Brutal!
IM Kentucky 2012 --- 10:45xx 131. und 22nd off the bike:D

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Servus Chaos1978,
ein schöner Bericht, vielen Dank!
Und herzlichen Glückwunsch zum Bewältigen dieses Ironman!!!
Gesperrt

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