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Gabel selber einbauen/wechseln/auswählen beim Roller...

Gabel selber einbauen/wechseln/auswählen beim Roller...

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Aus aktuellem Anlass und weil ich es dieses Jahr schon öfter gefragt wurde hier ein paar Tips dazu, wenn man sich seinen Roller umbauen oder Rahmen bzw. Rahmen will, z.B. auf Renngabel oder Federgabel wechseln:

Wichtig für uns Rollerfahrer wegen der richtigen Trittbretthöhe (möglichst tief aber noch ohne viel aufzusetzen) ist die Gabellänge, meist als Einbaulänge oder Einbauhöhe bezeichnet, nicht(!) dasselbe wie Schaftlänge. Gemessen wird die Einbaulänge oder Einbauhöhe von der Mitte der Radachse unten bis zum Beginn des Steuersatzes/unteren Lagers. Bei den Radlern ist diese Länge zwar nicht völlig unwichtig, aber Bodenfreiheit interessiert da ja meist nicht und sonst ändert das nur ein wenig den Steuerwinkel und damit das Lenkverhalten, aber nicht viel, daher ist dieser Wert leider auch nicht immer bei Gabel angegeben.

Im großen und ganzen gibt es etwa 3-4 Gabeltypen und damit auch Gabellängen. Zum einen Rennradgabeln mit 28 Zoll und Einbauhöhe meist ca. 365-370mm Einbaulänge, Trekking- oder Crossgabeln mit 28 Zoll und ca. 398-420mm, dann 26 Zoll MTB-Starrgabeln oft mit 400 oder 425 oder 450mm (Kinesis hat z.B. einige Gabeln in all diesen drei Längen, anderer Hersteller bieten meist nur eine Länge an) und 26 Zoll MTB-Federgabeln, oft mit 450mm (ich glaube uneingefedert gemessen). Darüberhinaus gibts aber auch noch Gabeln mit anderen Längen, wär ja auch sonst zu einfach... ;-)

Jetzt kommt es drauf an, auf was der Rahmen ausgelegt/gebogen ist. Der XH oder viele 26 Zoll Kostka sind z.B. auf 26 Zoll Starrgabel (ich glaube meist 400mm) ausgelegt, Kickbikes auf 410-412mm 28 Zoll Trekkinggabel, Jens Effendi und andere spezielle Renner (gibts ja auch z.B. von Kostka) auf 28 Zoll und Rennradgabel mit 365-370mm. Wenn man dann eine Gabel einer anderen "Klasse" einbaut, passt's halt nicht mehr, sprich beim Effendi eine Trekkinggabel wird elend hoch, beim Kickbike eine Rennradgabel wird (zunächst mal) viel zu tief und der Roller setzt so leicht auf, dass er so unfahrbar ist (habs auch schon probiert...). Beim Wechsel von 26 auf 28 Zoll oder umgekehrt muss man noch den Raddurchmesser mit einrechnen, also plus oder minus 1 Zoll/25,4mm, beim XH-4A also eine 28 Zoll Rennradgabel mit 366mm würde er durch die Gabel erstmal 34mm tiefer, durch das im Radius aber 1 Zoll größere Rad kommt er wieder 25mm (um genau zu sein 25,4mm) höher. Dann muss man natürlich noch die Reifenbreite berücksichtigen, die etwa proportional der halben Reifenbreite ist (mit viel Profil noch ein wenig mehr). Sprich ein XH mit 400mm 26 Zoll Starrgabel und 47mm Standardreifen a la Marathon würde sich mit 28er Rennradgabel in 366mm und 23mm Rennradreifen verändern um -34 +25 - (47-23)/2 = -21mm, also so viel niedriger kommen bzw. weil Reifenprofil und -dicke beim Rennreifen geringer sind, eher 22-23mm.

Zurück zum Kickbike, z.B. ausstatten mit 28er Rennradgabel und sagen wir 366mm, dann muss entweder zwischen Steuerrohr/Rahmen und Gabellagerschale eine Distanzbuchse/Hülse oder das Hinterrad muss deutlich höher, sprich in die obere Radaufnahme oder man nimmt ein größeres Hinterrad (z.B. 20 statt 18 Zoll). Das passt dann beim Kickbike ganz gut mit der Rennradgabel vorne und der Bodenfreiheit und sieht schick aus und ist eine einfache und naheliegende Lösung, ich hab auch schon einige bei Rennen so gesehen. Aber dadurch kommt das Trittbrett hinten sehr hoch und fällt stark nach vorne ab, was ich persönlich ein ziemlich unangenehmes Gefühl und wenig ergomisch/effektiv finde, Hannu hat es mir mal ähnlich beschrieben.

Ich selbst bin aber auch kein großer Freund dieser Distanzbuchsen, zumindest nicht, um so große Höhenunterschiede auszugleichen. Zum einen sieht's häßlich aus, meist hohe silberne Alubuchsen auf einer schwarzen Carbongabel und zum anderen wird eine so hohe Buchse elend schwer, die werden meist ziemlich dick und großzügig und nicht besonders "light" gedreht, für eine Rennradgabel beim Kickbke müsste die ja ca. 45mm hoch sein, da wiegen die Buchsen, die ich bisher gesehen habe mind. 250g oder mehr, da hat man den ganzen schönen Gewichtsvorteil einer leckeren Carbonrenngabel wieder zunichte gemacht und kann sich das Geld dafür fast schenken. Und drittens gibt es leider kaum solche hohen Buchsen fertig, bei Wolfgang und Hannu kenne ich nur 10-20mm, die sind alle eher für andere Gabeln, wo nur 10-20mm Höhe ausgeglichen werdern müssen. Und mehrere solcher Buchsen übereinander ist denke ich nicht empfehlenswert, sofern überhaupt montierbar. Wer aber selber an eine Drehmaschine kommt bzw. Kontakte hat, kann sich selber eine einzelne hohe Buchse drehen und vielleicht auch etwas leichter.
Ich selbst benutze daher beim Kickbike für Rennen eine leckere leichte 28er Carbongabel für Crossrennen mit 398mm mit ca. 400g, das ist in der Höhe schon grenzwertig, mit manchen Kickbikerahmen geht es noch, mit manchen (die haben ein wenig Streuung) setzt man dann schon zu viel auf.

Anderes Beispiel: Standardkickbike auf Federgabel umrüsten: Eine 450mm Federgabel ist im Mittel ca. 39mm höher, durch das kleinere 26 Zoll Laufrad gehts wieder 25mm runter, bleiben 14mm, die federt mind. etwa die Gabel ein, wenn man auf dem Roller steht (je nach Gabel). Durch die zum Standardkickbike in der Regel etwa 15-20mm breiteren MTB-Reifen, dazu mit deutlich mehr Profil/Stollen, kommt der Roller dann real dann doch etwa 15mm höher. Und da man so einen Roller dann ja weniger auf Asphalt sondern eher auf unebenem Boden und oft mit kleinen Hindernissen einsetzt, passt das (auch meiner Erfahrung nach) perfekt!
Allerdings Vorsicht, ich hab von Federgabeln nicht viel Ahnung, kann sein, dass da auch noch andere Längen üblich sind...

So oder so, am besten einfach die alte Gabel vermessen und dann mit den Daten der neuen vergleichen oder wenn mögich, diese vor Kauf auch vermessen und noch die Laufraddurchmesser beachten.

Gruß
Jo

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Bleibt noch die Sache mit der Lenkgeometrie. Eine kürzere Gabel macht den Lenkwinkel steiler, wenn man keine Distanzhülse verwendet (Kickbike). Die Lenkung wird leichtgängiger. Allerdings wird man das wegen des Aufsetzens des Trittbretts kaum tun. Die Trittbretthöhe mit dem niedrigsten Einschub am Hinterbau auszugleichen (> höchstes Trittbrett), ist auch nicht schön.

Dann könnte man noch auf die Gabel-Vorbiegung achten. Je weniger Vorbiegung, desto fester wird die Lenkung ("Der Vorlauf frisst den Nachlauf auf" - aber eigentlich heißt das Vorbiegung, nicht Vorlauf :) ). Rennradgabeln (28") haben z.B. typischerweise zwischen 37 mm und 45 mm Vorbiegung, meistens 43 oder 45 mm, seltener 40 (einige Kinesis) oder gar 37 mm (Storck).

Es ist möglich auch sehr steile Lenkwinkel zu konstruieren. In dem Fall braucht man natürliche spezielle Gabeln. An Effendi-Liegerädern haben wir übrigens meist 77° und 8 mm negative Vorbiegung (zum Fahrer hin gebogen) verwendet. Die Lenkeigenschaften werden damit schön neutral, weil sich der Lenkkopf beim Einlenken weniger absenkt. Beim Roller mit 28" habe ich darauf verzichtet, um übliche Carbon-Rennradgabeln verwenden zu können.
j.
Meine YouTube-Videos, meine Homepage (Tretrollerbücher, Hobby-Rahmenkonstruktion, Foto-Links)

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Bleibt noch die Sache mit der Lenkgeometrie. Eine kürzere Gabel macht den Lenkwinkel steiler, wenn man keine Distanzhülse verwendet (Kickbike). Die Lenkung wird leichtgängiger.
Du weisst da durch Deine langjährige Konstrukionserfahrung auch schon bei Rädern bzw. Liegern viel mehr drüber, aber bei diesem Punkte konnte ich bisher wenig Unterschied beim Kickbike feststellen, auch nicht bei hohem Tempo bergab, 28er Trekkinggabel oder 366mm Renngabel und hinten höher, ich hab da keinen großen Unterschied gemerkt und mich auf beidem gleich wohl gefühlt (rollend, vom Kicken mal abgesehen...).

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Ja, groß sind die Unterschiede nicht, d.h. der Lenkwinkel ändert sich wohl nicht mal um 0,5° (habe ich jetzt nicht nachgemessen). Zwischen einer Gabel mit 37 mm Vorbiegung und einer mit 45 mm müsste man aber was merken.
j.
Meine YouTube-Videos, meine Homepage (Tretrollerbücher, Hobby-Rahmenkonstruktion, Foto-Links)

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[quote="jodi2"]Aus aktuellem Anlass und weil ich es dieses Jahr schon öfter gefragt wurde hier ein paar Tips dazu, wenn man sich seinen Roller umbauen oder Rahmen bzw. Rahmen will, z.B. auf Renngabel oder Federgabel wechseln:

Ich habe bei meinem XH1 die Suntour Federgabel gegen eine
Starrgabel Surly Instigator mit 447 mm Einbauhöhe getauscht.

Das Trittbrett ist waagerecht (Hinterrad in der oberen Position)
und die Trittbretthöhe beträgt 11,5 cm mit Schwalbe Maraton Reifen.
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