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Wie hoch ist der "Quälfaktor" beim Sport?

Wie hoch ist der "Quälfaktor" beim Sport?

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Immer wieder stoße ich auf Aussagen wie

-Quäl`Dich Du Sau

-Schmerz ist Schwäche, die den Körper verläßt

-Sport fängt da an, wo er aufhört gesund zu sein

Für viele ist das Austesten und Überwinden der eigenen Grenzen sehr wichtig. Aber bringt die "Quälerei" wirklich was? Ich selbst bin schon lange Sportler und habe mich oft im Training und im Wettkampf quälen müssen, aber meine besten Leistungen habe ich erbracht, wenn mein Körper einfach dazu bereit war.

Dann war es natürlich sehr anstrengend, aber niemals eine Quälerei. Umgekehrt waren meine WK- Leistungen bei "Qualwettkämpfen" immer schlecht. Genauso beim Training: geht es über einen gewissen Punkt hinaus und in "Quälerei" über, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß bei mir eine Trainings- oder gar eine Verletzungspause ansteht.

Wie seht ihr das: welchen Stellenwert hat das "sich quälen" im Sport bei Euch?


Abschließend noch meine Definition von Quälerei.

Quälerei liegt vor wenn

-ich scharfe, stechende oder langanhaltende Schmerzen habe.

-mir übel wird

-Seh- Wahrnehmungs- oder Kreislaufstörungen auftreten ("Sterne" sehen, Tinnitus, Schwarz vor Augen).

-ich beim Laufen Stolpern oder Schlurfen muß oder gar mehrfach stürze

Reine Erschöpfung in Form von sehr schnellem Puls oder außer Atem kommen ist keine Quälerei, sondern gehört bei harten Einheiten oder beim WK dazu. Trainiert sein bedeutet, diesen Anforderungen gewachsen zu sein.

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Die Wettkämpfe mit dem größten Quälfaktor sind einfach die an die man sich in Erinnerung behält... als absolut einzigartig. Bei mir war's das im Nachhinein immer wert... meine Top 3:

3. Eine frühere 10km Bestzeit... nach 5km kaputt aber einen Gegner im Nacken. Natürlich darf der nicht schneller sein als ich... nach 8km war ich dann so weit, dass ich das Tempo irgendwie noch erhöhen konnte. Der Zielsprint kann man sich wie den eines Pinguins vorstellen... zumindest hat es sich so angefühlt. Wahrnehmungsstörungen waren auch dabei... das ganze TamTam rundherum nicht mitbekommen die letzten 2-3km, zu Ende ziemlicher Tunnelblick.
2. Mein erster (und bislang einziger) 800m Lauf. Tolles Erlebnis. auch wenn's weh tat. Wäre doch an der 600m Marke das Ziel gestanden :D
1. Ein 155km Radmarathon mit 2300 Höhenmetern (fast alles nach km100) und Magenkrämpfen ab der Labstelle bei ~km100. Das war schon ganz schön grauenhaft. Von den Schmerzen in den Beinen und im Rücken will ich nicht sprechen. Nachm Duschen konnt ich mir kaum die Socken anziehen. An Essen war überhaupt nicht zu denken. Und zu allem Überfluss wurde der Magen auch die nächsten 4 Tage nicht besser. Ob es anders gewesen wäre wenn ich abgebrochen hätte? Ich weiß es nicht. Aber das wär ohnehin nicht in Frage gekommen.

Die Qualen sind es einfach die den Ausdauersport (zu einem gewissen Teil) (für mich) ausmachen. Das sind bleibende Erinnerungen. Auf die möchte ich nicht verzichten. Meine besten Leistungen habe ich meist in den anstrengendsten Wettkämpfen. Die größten Schmerzen nicht unbedingt. Meine "Top-3-Qualen" waren bis auf Nr.3 absolut keine persönlichen Höchstleistungen... Nr.2 war einfach nur extrem schlecht eingeteilt und Nr.1 ebenso (Labstationen werden künftig gemieden und Verpflegung selbst organisiert - wenn es denn für mich noch mal zu so einem Rennen kommt^^)

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Ich bin Vertragslos und ohne Sponsor. Bin niemanden Rechenschaft schuldig und kann frei meine persönlichen Entscheidungen treffen.
Zwang :confused: kommt da gar nicht auf. Wer soll mich da zwingen. Bin doch ich. Habe in mir doch keine zwei Persönlichkeiten.
Wenn doch müsste ich einen Psychologen einschalten.

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harakiri hat geschrieben:Die Wettkämpfe mit dem größten Quälfaktor sind einfach die an die man sich in Erinnerung behält... als absolut einzigartig. Bei mir war's das im Nachhinein immer wert... meine Top 3:

3. Eine frühere 10km Bestzeit... nach 5km kaputt aber einen Gegner im Nacken. Natürlich darf der nicht schneller sein als ich... nach 8km war ich dann so weit, dass ich das Tempo irgendwie noch erhöhen konnte. Der Zielsprint kann man sich wie den eines Pinguins vorstellen... zumindest hat es sich so angefühlt. Wahrnehmungsstörungen waren auch dabei... das ganze TamTam rundherum nicht mitbekommen die letzten 2-3km, zu Ende ziemlicher Tunnelblick.
2. Mein erster (und bislang einziger) 800m Lauf. Tolles Erlebnis. auch wenn's weh tat. Wäre doch an der 600m Marke das Ziel gestanden :D
Das sind harte Wettkämpfe, aber keine wirkliche Quälerei. Mittelstrecken sind immer hart, 10km- WK meistens auch.
1. Ein 155km Radmarathon mit 2300 Höhenmetern (fast alles nach km100) und Magenkrämpfen ab der Labstelle bei ~km100. Das war schon ganz schön grauenhaft. Von den Schmerzen in den Beinen und im Rücken will ich nicht sprechen. Nachm Duschen konnt ich mir kaum die Socken anziehen. An Essen war überhaupt nicht zu denken. Und zu allem Überfluss wurde der Magen auch die nächsten 4 Tage nicht besser. Ob es anders gewesen wäre wenn ich abgebrochen hätte? Ich weiß es nicht. Aber das wär ohnehin nicht in Frage gekommen.
Das gehört für mich eindeutig in den Bereich Quälerei.
Meine besten Leistungen habe ich meist in den anstrengendsten Wettkämpfen. Die größten Schmerzen nicht unbedingt.


So ist es bei mir auch. Anstrengung ist normal. Schmerzen dagegen ein Zeichen von Überforderung

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Kann man auch aufm Golfplatz machen.
Die ersten 3 Löcher versieben und sich dann noch über die restlichen 15 quälen, auch wenn man gar keinen Bock mehr drauf hat.
Veganer sind keine Romantiker, sondern Realisten

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Ich sehe das mit der "Quälerei" auch primär als mentale und nicht als physische Herausforderung.
Übelkeit oder Kreislaufbeschwerden sind schon vorgekommen bei großer Hitze und Überanstrengung. Aber bei echten Beschwerden und ernsten Schmerzen würde ich aufhören bzw. erst gar nicht antreten.

P.S.:
Vielleicht solltest du diese Sprüche nicht zu ernst nehmen.
Wobei ich denke, dass gerade dieser Spruch
-Sport fängt da an, wo er aufhört gesund zu sein
im leistungssportlichen Bereich durchaus oft zutrifft. Es gibt genug Sportler, die sich für ihre Karriere ihren Körper ruiniert haben.
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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quälen gehört für mich dazu.

schweinehund überwinden um dann doch noch gut im rennen, für ein selber, mitzumachen, ist doch etwas alltägliches, gerade wenns lange dinger sind.

wenn ich mich auf lange dinger vorbereite und nach 100 trainingskilometern noch 30 kilometer auf der uhr habe auf dem rad und es regnet und du im grunde schon auf nullbock bist, dann ist es das, was einen vorwärtsbringt, sich ebend doch noch über den rest zu quälen um dann mit guten gefühl und mit sich im reinen zu sein.

wenn man im rennen selber bei einer tri/mitteldistanz z.b im wasser nen schlag ans ohr/oder an die nase erhält, so tut das höllisch weh, aber soll ich dann memmen und weinen und das ganze abbrechen?

wenn ich nach fast 4km schwimmen / 180 rad und bei km 31 beim anschließenden M. krämpfe bekomme oder die muskeln einfach nicht mehr wollen, dann geht vielleicht vieles andere, aber bestimmt nicht mehr aufgeben!

insofern, finde ich persönlich, das tatsächlich sich schinden und quälen, sofern es nicht wirklich gefährlich wird für den körper dazugehört.

bin null vorne mit dabei, eher mittig, aber für mich selber finde ich es jedesmal sehr befriedigend leistung trotz einbrüche, mental wie auch körperlicher natur, dennoch sich durchgebissen zu haben.

lg.

chris
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na dann wollen wir mal....:D

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:daumen: Triathleten gelten nicht zu Unrecht als "hart wie alte Brötchen":
christoph70 hat geschrieben:quälen gehört für mich dazu.

wenn ich nach fast 4km schwimmen / 180 rad und bei km 31 beim anschließenden M. krämpfe bekomme oder die muskeln einfach nicht mehr wollen, dann geht vielleicht vieles andere, aber bestimmt nicht mehr aufgeben!
Mir gehen die Bilder eines "Hawai- Ironman" nicht mehr aus dem Kopf: zwei Athletinnen kriechen auf allen Vieren über die Ziellinie.. ist das noch Sport? :confused:

Oder bei meiner ersten Triathlon- OD: Viel zu kalt, Krämpfe schon im Wasser, Radfahren bei starkem Gegenwind, beim Start vom 10er schon völlig fertig..

Natürlich hab`ich noch gefinisht, aber die Zeit war Müll, ich war wochenlang danach müde und schlecht drauf...

Nichts gegen einen harten WK, aber ich muß dabei das Gefühl haben, den Anforderungen noch gewachsen zu sein und das ist bei Krämpfen, Kotzen oder Zusammenbrechen einfach nicht mehr der Fall.

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Plattfuß hat geschrieben:


Mir gehen die Bilder eines "Hawai- Ironman" nicht mehr aus dem Kopf: zwei Athletinnen kriechen auf allen Vieren über die Ziellinie.. ist das noch Sport? :confused:
moin platti du alte rübe :winken:

schau mal, die leute wollen es doch im grunde so.
ich meine du siehst es ja an den joey kelly, farid al sultan und co.
das sind die promis klar, aber die stehen für ne große menge an genauso tickenden typen.
die/wir/ich wollen das doch gerade, grenzen ausloten im rahmen des für ein möglichen.

gut man kann sagen joey und farid machen damit kohle, aber ich denke, auch wenn sie ebend dieses nicht machen, würden sie genauso davor für sich sein.

ich hab den farid im tv erlebt beim frankfurt ironman, man hat der beim laufen gekämpft, aber er hats durchgezogen, wie viele andere auch, trotz individueller im grunde indiskutablen zeiten die dabei rausgekommen sind, den umständen sei dank.

ich selber merke es an mir, jedes jahr steigere ich die umfänge, trotz der für mich gesteigerten umfänge, empfinde ich schon wieder mein training als zu lasch, ich mache zu wenig, ich ich ich, will mehr, mehr mich spüren, es heftiger.

ich werde 2012 noch ne schippe mehr drauflegen an sport, trotz drei kinder, frau die inzwischen auch triahtlon macht, mit freude, und vollberuf.(ohne dabei zu sehr familienzeit zu opfern.)

sport macht, meine empfindung, bei manchen süchtig, ich gestehe ich gehör dazu.

für mich selber finde ich es ungemein befriedigend sich mental und körperlich immer wieder neu an grenzen zu bringen.
auch wenn ich mit ü40 und bestimmt kein crack weder ruhm noch groupies habe :zwinker2:

evt. ist außer das nähstes jahr wieder ne tri/ld. geplant ist auch ein ultra von reiz, und den ein oder anderen tri/md. wk. mal schauen.

daher denke ich, die die es machen, wollen es so und empfinden es als tiefe befriedigung, auch wenns dabei und für andere anders ausschaut :D :geil:

lg
chris
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na dann wollen wir mal....:D

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christoph70 hat geschrieben:moin platti du alte rübe :winken: ...
Hallo Kollege. :winken:

...ich hab den farid im tv erlebt beim frankfurt ironman, man hat der beim laufen gekämpft, aber er hats durchgezogen, wie viele andere auch, trotz individueller im grunde indiskutablen zeiten die dabei rausgekommen sind, den umständen sei dank.

ich selber merke es an mir, jedes jahr steigere ich die umfänge, trotz der für mich gesteigerten umfänge, empfinde ich schon wieder mein training als zu lasch, ich mache zu wenig, ich ich ich, will mehr, mehr mich spüren, es heftiger.

ich werde 2012 noch ne schippe mehr drauflegen an sport, trotz drei kinder, frau die inzwischen auch triahtlon macht, mit freude, und vollberuf.(ohne dabei zu sehr familienzeit zu opfern.)

sport macht, meine empfindung, bei manchen süchtig, ich gestehe ich gehör dazu.

für mich selber finde ich es ungemein befriedigend sich mental und körperlich immer wieder neu an grenzen zu bringen.
auch wenn ich mit ü40 und bestimmt kein crack weder ruhm noch groupies habe :zwinker2:

evt. ist außer das nähstes jahr wieder ne tri/ld. geplant ist auch ein ultra von reiz, und den ein oder anderen tri/md. wk. mal schauen.

daher denke ich, die die es machen, wollen es so und empfinden es als tiefe befriedigung, auch wenns dabei und für andere anders ausschaut :D :geil:


:daumen: Vielen Dank für diesen leidenschaftlichen Beitrag! :daumen:

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Hallo,
ich differenziere auch zwischen "schinden" und "quälen".
Ich bin bereit, mich für meine selbst gesetzte Ziele zu schinden. Dazu zählt, weiterzumachen, auch wenn die Beine schwer sind, ich keine Lust mehr habe, mir latent schlecht wird, weil ich das Tempo zu früh zu hoch angezogen habe. Also nach dem Motto: "durchbeissen wie ein Terrier" da bin ich dabei.
Aber: wenn ich heftige Schmerzen habe, wenn körperlich nichts mehr geht, weil der Körper nicht mehr mitspielt, ich mich an der Grenze dessen bewege, wo es eine Gesundheitsgefährdung wird, dann kneife ich. Dafür mache ich das eben nur als Hobby!
Gruß
Domborusse
Die beliebtesten Diagnosen der Orthopäden:

"Da ist nix"
"Das ist nicht schlimm"
"Das haben viele"
"Da kann man nix mehr machen"
"Ja, wir werden alle nicht jünger!"
"Dat krieje me wieder hin!!!":zwinker2:
"Das ist in 2 Wochen wieder weg!"
Von RennFuchs geklaut: "Das dürfte eigentlich garnicht wehtun"
"...ja wenn das schon so lange weh tut, dann muss das eigentlich operiert werden"
gefolgt von: ..."aber nehmen sie zur Sicherheit erstmal noch 14 lang Tage die Tabletten":klatsch:

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Plattfuß hat geschrieben:Mir gehen die Bilder eines "Hawai- Ironman" nicht mehr aus dem Kopf: zwei Athletinnen kriechen auf allen Vieren über die Ziellinie.. ist das noch Sport? :confused:
Absolut!
Plattfuß hat geschrieben:Oder bei meiner ersten Triathlon- OD: Viel zu kalt, Krämpfe schon im Wasser, Radfahren bei starkem Gegenwind, beim Start vom 10er schon völlig fertig..
Quod licet Jovi, non licet bovi. :zwinker5:
Ich sehe das als zwei verschiedene Welten und vollkommen unvergleichbare Dinge, auch wenn sie vielleicht ähnlich aussehen.
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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Für die angepeilten 1:24:xx im heutigen HM war ich schon einiges zu tun bereit und habe es auch durchgezogen: Muskelkater riskieren (und dann froh sein, daß es keinen gibt), Gelenkprobleme riskieren (und dann froh sein usw.), Intervalle kloppen, bis ich kaum noch auf zwei Beinen wieder nach Hause komme, zu nachtschlafender Zeit auf nüchternen Magen eine 10k-Wettkampfsimulation in 37:30 durchziehen, auf gewisse Lieblingsspeisen verzichten (das ist von allem die schlimmste Schinderei!) und noch manches andere.

Nur eins kommt auf keinen Fall in Frage: Mit der leichten Erkältung, die ich mir vorgestern eingefangen habe, über die Distanz zu heizen, ob nun mit oder ohne Pillen. :weinen: :weinen: :weinen:
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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WinfriedK hat geschrieben:Quod licet Jovi, non licet bovi. :zwinker5:
Ich sehe das als zwei verschiedene Welten und vollkommen unvergleichbare Dinge, auch wenn sie vielleicht ähnlich aussehen.
:D :wink:
Gesperrt

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