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"Dicke" Beine...

"Dicke" Beine...

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...habe ich seit dieser Woche. Meine Leistung nimmt ab, musste heute meinen 30 Km-Lauf abbrechen, weil sich Krämpfe anbahnten. Bin am Rätseln, wie es dazu kam und freue mich über Eure Tipps, Hinweise, Spekulationen - whatever!

Ich bin 46 Jahre alt dürfte bei 183cm Körpergröße so um die 80kg wiegen (genau weis ich das nicht) und laufe seit ca. vier Jahren. Dreieinhalb davon lief ich zwischen 20 und 40 Km die Woche jeweils 10 Km Einheiten, aber locker, ohne Druck, einfach so um den Kopf von der Büroarbeit frei zu kriegen. Vor ca. 6-8 Wochen lief ich mal wieder mit meiner Tochter zusammen. Als wir die 10 km Runde fast hinter uns hatten meinte sie: "Hey Paps, es läuft grad so gut, wollen wir nicht noch 'ne Runde". "Klar!", erwiderte ich, "lass uns schauen, wie weit die Füße tragen". Sie trugen locker weitere 10 km und das Körpergefühl bei der Strecke war ziemlich berauschend. Wir liefen in gutem Rhytmus, die Latschen setzten federnd auf, die Pumpe pumpte zuverlässig wie ein Uhrwerk und die Lunge saugte Luft mit der (gefühlten) Kraft eines Turbos - es war einfach nur geil!

Von da an hatte mich die Lust auf lange Strecke gepackt. Ich lief nun jeden zweiten Tag 20 km und wurde immer schneller. Zumindest fühlte es sich so an. Zeiten stoppte ich nicht mit, aber ich behrrschte die Strecke und meinen Körper immer besser, so dass ich auf der zweiten Runde noch ordentlich Gas geben konnte. Es machte einen Höllenspaß. Dann beschloss ich, es mal mit 30 Km zu versuchen. Ich nahm es mir für den nächsten Sonntag vor, frühstückte ordentlich Müsli, trank gut und lief ca. 4 Stunden nach der letzten Mahlzeit los. Zunächst war alles wie sonst: Erste Runde quasi zum warm werden, zweite Runde Machine Run, aber mit angezogener Handbremse, ichwollte auf der dritten Runde nicht überrascht werden. Die war dann hart, die Pumpe lief zwar weiterhin zuverlässig aber die Beine und Gelenke fingen an zu zwicken - trotzdem, ich hielt durch, ohne größere Probleme.

Als ich dann allerdings anschließend in der Badewanne lag merkte ich, dass ich ungewohnt nachhaltig ausgepowert war. Mein Kreislauf war im Keller, mir war schlecht und die Beine fühlten sich "zerschlagen" an, irgendwie "dick, breiig und steif". Ich legte mich ins Bett schlief wunderbar und am nächsten Tag war der Schmerz verflogen.

So beschloss ich, einmal die Woche eine 30 Km-lauf einzuschieben, um mich an die Strecke zu gewöhnen, nahm für's nächste mal Wasser mit und lief ansonsten in der Woche 2x 20 Km, am Sonntag dann wieder 30. Die zwei 20er waren kein Problem, im Gegenteil, es fühlte sich immer besser an, ich konnte sogar mit dem Tempo spielen. Der 30er am Sonntag dann war wieder hart, aber nich so hart, wie der erste. Fortschritt! So lief ich nun ca. drei Wochen lang je zwei 20er und einen 30er. Letzte Woche laß ich von einer Faustregel im Ausdauertraining: pro Woche 1x kurze Distanz Tempolauf, 1x längere Distanz Locker-Lauf und 1x Lang-Lauf. Ich beschloss, 10 Km auf Tempo zu laufen, 20 Km locker und den 30er wie gehabt am Wochenende mit jeweils einem Tag Erholung mit Stretching und Gymnastik dazwischen.

Schon der Tempolauf letzten Dienstag lief irgendwie nicht so. Ich watzte ohne Handbremse los, waren ja nur 10 Km, eine Runde. Ich wollte richtig Druck machen. Ging aber irgendwie nicht. Die Beine fühlten sie steif an. Ich schob es auf das kalte Wetter und einen vielleicht etwas ungestümen Start, bei dem ich verkrampfte. Dann am Donnerstag der 20er - locker, ging auch ohne Probleme, aber so richtig leicht wie in den Wochen davor fühlte es sich nicht an. "Vielleicht en bisschen viel", dachte ich und verordnete mir 2 Ruhetage vor dem sonntäglichen 30er. Heute also sollte es losgehen, prächtiges Wetter, Frühstück wie üblich, Laune bestens, etxtra noch 'ne Pulsuhr besorgt und los. Die ersten 10 Km ganz locker, Puls bei ca. 155 Schlägen, Zeit 52 Minuten, die zweiten 10 Km schon wieder die Beine, aber es ging noch, dachte, ich laufe mich noch rein, Puls kletterte auf 160. Anfang der dritten 10 Km gutes Gefühl, zwar weiter "dicke" Beine und "Sand" in den Gelenken, aber es lief, Puls 166. Dann bei Km 23, Einbruch, Unterschenkel krampften, Abbruch, nach hause gehen - ohje :klatsch:

Wieso läuft es auf einmal nicht mehr? War das auf Dauer zu viel? Kann es am Trinken liegen? Hatte davor immer 250ml Wasser dabei, die ich nach und nach trank, heute nicht. Oder die Kälte? Wie jetzt weiter machen? Will im Mai 2012 den Hannover Marathon mitlaufen...

*Gruß*
moggio

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[quote="moggio"]

Ja. Würde ich schon sagen. Mit 2 x 20km und 1 x 30km in der Woche machst du ja praktisch nur noch lange Läufe. Ein Wochenpensum von 70km ist schon ne Menge (finde ich). Und das verteilt auf nur 3 Einheiten, da hätte ich auch dicke Beine.

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Fange mal an dein Training zu strukturieren ,dein Körper ist keine Maschine ,die du nur zu tanken brauchst und schon läuft das Teil .
2 Wochen im Monat sehr gut trainieren und die nächsten 2 Wochen das T wieder etwas
runter fahren ,damit sich der Körper immer wieder an deine höheren Anforderungen
anpassen kann .
Übrigens solltest du nicht so früh vor dem Wettkampf Volldampf trainieren ,erst
8 bis 12 Wochen vor dem Wettkampf richtig strukturiert und intensiv den Körper
in Wettkampfform bringen .
Vielleicht braucht dein Körper ja jetzt auch Wintertraining :confused:
Liebe Grüße aus Duisburg:hallo:


http://www.heme45.de

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Hallo und :welcome:
moggio hat geschrieben: Bin am Rätseln, wie es dazu kam...
Die Antwort steht in deinem Text:
moggio hat geschrieben:War das auf Dauer zu viel?
Ja, du wolltest zu schnell zu viel.

In meinen Augen hast du 3 Fehler gemacht.
1. Fehler:
Du hast deine Umfänge von von ca. 40 auf ca. 70km gesteigert.
moggio hat geschrieben:lief ich zwischen 20 und 40 Km die Woche jeweils 10 Km Einheiten, aber locker
und lief ansonsten in der Woche 2x 20 Km, am Sonntag dann wieder 30.

2. Fehler:
Du hast neben dem Umfang auch noch zusätzlich die Trainingsinhalte verändert
moggio hat geschrieben: Letzte Woche laß ich von einer Faustregel im Ausdauertraining: pro Woche 1x kurze Distanz Tempolauf, 1x längere Distanz Locker-Lauf und 1x Lang-Lauf.

3. Fehler:
Du hast nicht auf deinen Körper gehört.
moggio hat geschrieben: Die war dann hart, die Pumpe lief zwar weiterhin zuverlässig aber die Beine und Gelenke fingen an zu zwicken - trotzdem, ich hielt durch, ohne größere Probleme.
...dass ich ungewohnt nachhaltig ausgepowert war. Mein Kreislauf war im Keller, mir war schlecht und die Beine fühlten sich "zerschlagen" an, irgendwie "dick, breiig und steif".
Ging aber irgendwie nicht. Die Beine fühlten sie steif an.

moggio hat geschrieben: Wie jetzt weiter machen?
Pause, mit geringen Umfängen wieder anfangen, langsam steigern, als Faustregel ca. 10% in der Woche.
Langfristig kannst/solltest du dir ein (bisschen) Wissen über das Training aneignen durch Bücher, Zeitschriften und im Forum lesen, als Tipp, schau mal bei U_d_o nach ("Weg zum Marathon" und "Themen für Einsteiger").
Profis sind berechenbar, die Amateure sind wirklich gefährlich. E.A. Murphy

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@HerbertRD07: Ja, sieht wohl so aus, als wäre es zu viel gewesen. Es lief halt im wahrsten Sinne das Wortes so gut, dass mich die Gier gepackt hat. Und das es offensichtlich lange gut laufen kann, bevor der Körper platt ist und "Meldung" macht, hatte ich bisher noch nicht erfahren.

@Heme45: Struktur ist wohl das Stichwort. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Faustregel 2 Wochen gut, 2 Wochen locker trainieren gut funktioniert. Die Langzeitwirkung des Kilometerfressens hatte ich unterschätzt und werde in Zukunft mehr Wert auf Regeneration legen.

@Sergej: Danke, Du hast es gut zusammengefasst, denke ich. Ich habe natürlich angefangen, mich zu informieren und muss wohl auch hier erst mal meinen Rhytmus finden im Lauf durch den Informationsdschungel. Danke für deine konkreten Tipps, das hilft sehr!

Herzlichen Dank für Eure Antworten :daumen: Das war sehr hilfreich für mich. Dann werde ich erstmal ein wenig herunter fahren. Das wird mir schwer fallen, weil das Laufen viel Freude bereitet und ich mich natürlich auch den Aktivitätsgrad gewöhnt habe - aber die will ich mir ja durch ungestüme Überbelastung nicht verderben!

Wünsche Euch einen guten Wochenstart

*Gruß*
moggio

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Du kannst ja ruhig weiterlaufen - von strikter Ruhe hat niemand etwas geschrieben ;)
Nur solltest Du anders trainieren. Eín langer pro Woche reicht. Einmal Tempo ebenso.
Der Rest kann locker gestaltet werden und nicht zu lang.
12 Wochen vor dem WK kannst Du mit der bis dahin antrainierten Ausdauer aufbauen............

VG

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joa, schlussläufer, anders halte ich Bürosklave das auch gar nicht aus :)

ABER,
was heißt jetzt lang? 20 Km oder 30? Und an den restlichen Tagen nur 10 Km? Wie viel lockere Wochenkilometer würdest Du empfehlen, damit ich im Frühjar gut in die Form komme? Oder vielleicht anders herum: Wie lange, wie viel und auf welcher Grundlage läufst Du, um gut im nächsten Frühjahr starten zu können?

*Gruß*

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Hi,

20km halte ich schon für einen langen Lauf.
Bei mir selbst liegt die Sache ein wenig anders. Ich laufe fast täglich, habe zur Zeit ein Pensum von 80 - 100 Wochenkilometer und ich mache das schon länger.
Du solltest ja lediglich nicht zu schnell zu viel wollen.....

VG

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@schlussläufer: danke für den Hinweis. So kann ich mein Training doch schon besser einschätzen. Ich hatte mir vorgenommen, die Marathondistanz vor dem Hannover-Marathon am 06. Mai einmal zumindest annähernd gelaufen zu sein, um meine Kräfte einschätzen zu können. Irgendwo las ich allerdings, man solle mit gut 4 Wochen Regenerationszeit nach einem Marathon rechnen. Das einbezogen wird es eng mit dem Aufbautraining ab 12 Wochen vor dem Hannover-Marathon. Wie war das bei deinem ersten? Bist Du vorher die Distanz mal gelaufen?

*Gruß*
moggio

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moggio hat geschrieben:@schlussläufer: danke für den Hinweis. So kann ich mein Training doch schon besser einschätzen. Ich hatte mir vorgenommen, die Marathondistanz vor dem Hannover-Marathon am 06. Mai einmal zumindest annähernd gelaufen zu sein, um meine Kräfte einschätzen zu können. Irgendwo las ich allerdings, man solle mit gut 4 Wochen Regenerationszeit nach einem Marathon rechnen. Das einbezogen wird es eng mit dem Aufbautraining ab 12 Wochen vor dem Hannover-Marathon. Wie war das bei deinem ersten? Bist Du vorher die Distanz mal gelaufen?

*Gruß*
moggio
Du musst im Training keine Marathondistanz laufen. Wie du selbst schreibst, brauchst du dann eine viel zu lange Regeneration, um so was sinnvoll im Training unterzubringen. Ein langer Lauf von 30 bis maximal 35 Km pro Woche reicht völlig aus. Dazu ein mittellanger über 20 Km und du bist schon gut im Geschäft.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hattest du innerhalb weniger Wochen folgende Umfangssteigerungen:

20-40 Km - 60 Km - 70 Km

Das ist heftig! Ich würde dir raten, erstmal wieder einen Schritt zurück in die Bereiche 50-60 Km zu machen. Das kannst du ein paar Wochen halten und dann um 10% steigern. Wieder auf dem Niveau bleiben, etc... Ansonsten erhöhst du bei eienr zu drastischen Steigerung signifikant dein Verletzungsrisiko. Insb. wenn du die Km nur auf wenige Einheiten verteilst!
Den längsten Lauf von knapp über 20 Km solltest du erstmal beibehalten. Den kannst du dann schrittweise auf 30 + ausbauen (aber nicht in 10 Km Schritten!). Wenn der Marathon Anfang Mai ist und du ab Mitte April etwas lockerer läufst, reicht es, wenn du Anfang/Mitte Februar erstmals die 30 Km-Marke passierst. 6-8 Läufe im Bereich 30 Km+ in der Vorbereitung sind normalerweise ausreichend. Und für deinen Beginner bist du normalerweise mit 70-80 Wochenkilometern im Marathontraining schon sehr gut unterwegs.

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Hi,

ich halte einen Marathon im kommenden Mai für zu früh. Muss das so schnell geschafft werden.
Ich habe nach über drei Jahren den ersten Marathon gelaufen. Vorher viele 10er und einige HM.
Hatte den Vorteil - ich war beim Marathon auf der sicheren Seite ;)

Noch einmal: Verlange nicht zu viel und das zu schnell von Deinem Körper - Du riskierst eine Quittung !!!

VG

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hallo moggio,

schliesse mich meinen vorrednern an, deine einheiten sind einfach zu lang, hoer auf deinen koerper und lauf ueber den winter, sprich die naechsten 2 monate nach wohlbefinden und steiger deine ausdauer, aber nicht auf biegen und brechen


wobei ich als laufanfaenger (06/11) auch auf ca. 50km die woche gesteigert habe und werde in Hannover den marathon laufen, mit oder ohne quittung ;)
laufe in der vorbereitung u.a. den CeBIT + Airportrun HM und 1-2 10erWK

und ich bin uebrigens so bekloppt und fange Sa. die langen 30er laeufe an, nur aus spass an der freud und ohne druck, einfach nur so mit den OG-lern

halt mal im regionalen unterforum nach OG-Hannover ausschau, rund ums steinhuder meer

gruesse vom Deister :winken:
amplitude (auch Ü40 und etwas schwerer)

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@Ansteff: hey, deine "Marschtabelle" hört sich gut an und ist m. E. für mich auch zu schaffen. Zu den langen Distanzen: Ich war ja selbst überrascht, wie locker der Sprung von 10 auf 20Km gelang. Das bin ich ja ein paar Wochen gelaufen und hatte die Distanz immer besser im Griff. Bei den 30 dann habe ich immer sehr verhalten angefangen, weil ich Respekt vor der Distanz hatte. Vielleicht zu verhalten... Die dritten 10 waren auch echt hart, aber mehr für den Bewegungsapparat und die Muskulatur als die Pumpe. Außerdem muss man sich meiner Einschätzung nach ab 20+ schon mal ein paar Gedanken über den Ausgleich von Flüssigkeits- und Energieverlust machen. Die 20 bin ich immer locker "mal eben" nach der Arbeit gelaufen. Bei den 30 habe ich schnell gemerkt, dass das nicht mehr geht.

@schlussläufer: ich höre deine Warnung wohl und nehme sie mir zu Herzen. Es ist nur wirklich so, dass ich nicht ehrgeizig bin, Kilometer zu fressen oder Zeiten zu verbessern, nein - ich freue mich auf das lange Laufen, darauf, was in meinem Kopf passiert, wie ich mich "gedankenlos" in meinen Körper versenke und "es" mit mir läuft. Der Marathon im Mai steht, den will ich doch mit meiner siebzehnjärigen Tochter zusammen laufen. Völlig egal, wie lange wir brauchen werden :D

Heute liege ich übrigens mit 'ner fetten Grippe im Bett. Schätze, die hatte ich Sonntag schon in den Knochen.

@amplitude: na, dann wünsche ich gutes Gelingen bei den 30ern :daumen: Berichte mal, wie es Dir ergeht. An Gruppen kann ich mich schlecht dranhängen ohne Auto, aber ich wünsche allen viel Erfolg und Freude beim laufen.

*Gruß*
moggio

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moggio hat geschrieben:Wieso läuft es auf einmal nicht mehr? War das auf Dauer zu viel? Kann es am Trinken liegen? Hatte davor immer 250ml Wasser dabei, die ich nach und nach trank, heute nicht. Oder die Kälte? Wie jetzt weiter machen? Will im Mai 2012 den Hannover Marathon mitlaufen...

Hallo moggio,

es gibt natürlich eine Menge Gründe, die einzeln oder im Zusammenwirken für die von dir beobachteten "schweren Beine" verantwortlich sein können. Doch oft reagiert der Körper auch in einer Weise, für die wir einfach keine Erklärung haben. Ich beobachte mich seit Jahrzehnten beim Laufen und versuche immer Abweichungen von meiner Erwartung zu analysieren, schon alleine, um Trainingsfehlern auf die Spur zu kommen. Meist finde ich Gründe. Aber nicht selten finde ich eben auch keine. Das ist in negativer Hinsicht so, aber auch in positiver. Damit meine ich: Ich erwartete nicht selten einen guten Lauf, weil ich erholt war und hatte einen "schlechten". Manchmal war mir klar: Das wird heute sehr schwer, weil ich schon einige harte Trainingstage hinter mir hatte und dann hatte ich ein gradioses, berauschendes Lauferlebnis. Will heißen: Obwohl ich mich in läuferischer Hinsicht wirklich gut kenne, bin ich nicht immer in der Lage voraus zu sehen, ob ich "schwere Beine" haben werde oder leichtfüßig trabe.

Soweit zur Abteilung "mystisches Körperverhalten" beim Lauftraining.

Nun gibt es aber in deinem Fall durchaus Gründe für die "schweren Beine". Ich scheue mich auch nicht von krassen Trainingsfehlern zu reden. Erstens hast du schlagartig, von einer Woche zu den Folgewochen deinen Laufumfang drastisch gesteigert. Damit meine ich die Wochenkilometersumme. Vor allem die Summe gelaufener Kilometer belastet Muskulatur und passiven Halteapparat. Erst in zweiter Linie das Tempo. 20 km bleiben 20 km, auch wenn man sie sehr langsam läuft. Auch dann muss der Körper mehr als 20.000 Schritte verkraften und die in den Körperstrukturen wirkenden Kräfte über 20.000 mal aushalten.

Zweitens hast du es versäumt dein Training zu zyklisieren. Heißt: Trainingspläne sind so ausgelegt, dass man 2 oder 3 Wochen die Belastung hoch hält und sogar steigert. Dann folgt eine Regenerationswoche, mit deutlich reduzierter Belastung. Man spricht von 2:1- oder 3:1-Zyklus. In deinem Fall hätte das bedeutet, nach zwei Wochen mit langen Läufen jenseits 15 bis 20 km eine folgen zu lassen, wo kein so langer Lauf unternommen wird, damit der Körper Gelegenheit erhält sich zu erholen.

Drittens besteht zwischen der Belastung eines 20km-Laufes und der eines 30km-Laufes ein gewaltiger Unterschied. Das sind nicht einfach nur 10 km mehr. Es gibt eine Grenze, natürlich von Läufer zu Läufer verschieden, man setzt sie im Mittel bei etwa 25 km an, jenseits der jeder weitere Kilometer "brutal reinhaut", um es salopp zu formulieren. Bei dir dürfte diese Grenze sogar weit unter 25 km liegen.

Das dürfte an Gründen reichen, um deine "schweren Beine" zu erklären. Dein Körper sagt dir auf diese Weise, dass es eben so nicht geht. Interessant ist dein Hinweis auf den Hannover Marathon im nächsten Jahr. Nicht wenige Läufer glauben, schon Monate und Jahre im voraus lange Läufe im Bereich über 20 km schrubben zu müssen, um dereinst Marathon laufen zu können. Ich sag's mal so drastisch wie möglich: Das ist bockfalsch. Lange Läufe jenseits 20 km laufen Freizeitläufer in den Leistungsbereichen "laufend ankommen" bis hin zu "Marathon in 3 h" sinnvollerweise erst im spezifischen Marathontraining und das beginnt etwa 12 Wochen vor dem Marathon. Davor bleibt man unter 20 km, um sich nicht vorzeitig aufzureiben. Nichts ist belastender beim Laufen als lange und längste Distanzen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht auch mal bei Lust und Laune einen Lauf über 20 km "raushauen" kann. Aber eben nicht jede Woche und vor allem nicht über viele Wochen jede Woche.

Die beste Vorbereitung auf ein Marathontraining, das - wie oben erwähnt - etwa 12 Wochen vor dem Marathon beginnt, ist, vorher auf Unterdistanzen, erst 10 km später Halbmarathon, zu trainieren. Erstens baut man sich schrittweise und gesund von der Distanz her auf und zweitens verbessert Unterdistanztraining automatisch die Einstiegsvoraussetzungen des Stoffwechsels. Einige Wochen vor Beginn des Marathontrainingsplanes sollte man seine Wochenkilometersummen in die Nähe der vom M-Trainingsplan verlangten bringen, damit der Übergang nicht zu hart/abrupt wird.

Empfehlungen, was du tun könntest, um die "schweren Beine" wieder loszuwerden, erübrigen sich, weil sie oben in erstens bis drittens drin stecken.

Wenn du dich über Marathontraining und verträgliche Vorgehensweise informieren möchtest, kann ich dir unsere Laufseite und dort die Serie "Ein Weg zum Marathon" empfehlen.

Ich wünsche dir alles Gute und schöne Läufe auf leichten Beinen. :winken:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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...ja, Udo, is ja gut, spätestens jetzt hab ich's verstanden :peinlich:

Um das nochmal deutlich zu machen: Ich bin nicht losgerannt mit der Intention, überhaupt einen Marathon zu laufen. Ich hatte Spaß am Laufen und der nahm mit der Streckenlänge zu. Über zwei drei Wochen hat mein Körper das auch gut mitgemacht, ich wurde sogar schneller UND fühlte mich fitter! Dann wurde es zu viel und ich erhielt in Form eines Leistungsabfalls die gelbe Karte - die ich zur Kenntnis nahm und nicht ignorierte. Ich habe eben NICHT meinen inneren Schweinhund bekämpft - der eigentlich ein treuer und zuverlässiger Hütehund ist - und bin NICHT in den Schmerz gelaufen nach dem Motto, was mich nicht umbringt härtet ab. Ich erfuhr, dass Distanzen jenseits der 20 Km nicht mehr einfach so "aus dem Stand" gelaufen werden und dass ein wenig Infoinput sowie technische Unterstützung in Form einer Pulsuhr durchaus sinnvoll sind. Ich bin bewusst in dieses Forum gekommen, um Rat und Einschätzung von Erfahrenen Läufern zu suchen und freue mich, dass die ihre Erfahrungen so offenherzig und kenntnissreich weitergeben. Meine Euphorie ist ungebremst, aber ich führe den wilden Hengst :geil: in mir zukünftig etwas straffer am Zügel. Also, wenn Du mich fragst: insgesamt betrachtet, läuft es bis jetzt recht gut :daumen:

Danke für deine zusammenfassende Analyse.

*Gruß und ein schönes Wochenende*
moggio

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moggio hat geschrieben:Um das nochmal deutlich zu machen: Ich bin nicht losgerannt mit der Intention, überhaupt einen Marathon zu laufen. Ich hatte Spaß am Laufen und der nahm mit der Streckenlänge zu. Über zwei drei Wochen hat mein Körper das auch gut mitgemacht, ich wurde sogar schneller UND fühlte mich fitter! Dann wurde es zu viel und ich erhielt in Form eines Leistungsabfalls die gelbe Karte - die ich zur Kenntnis nahm und nicht ignorierte. Ich habe eben NICHT meinen inneren Schweinhund bekämpft - der eigentlich ein treuer und zuverlässiger Hütehund ist - und bin NICHT in den Schmerz gelaufen nach dem Motto, was mich nicht umbringt härtet ab.
Hallo moggio,

wer die gelbe Karte vom eigenen Körper bereits gezeigt bekam - etwas, das mir trotz reichlich Erfahrung immer wieder einmal widerfährt - braucht eigentlich keine eingehende Analyse mehr. Er fragt dann oft hier auch nur, um sich seine Erkenntnisse bestätigen zu lassen. Ich ging nicht davon aus, dass du bewusst mit dem Kopf gegen die Wand laufen wolltest. Aber ich weiß aus schmerzhafter und frustrierender Erfahrung, wie leichtfertig einen Ausdauererfolge machen und auf diese Weise vorheriges Nachdenken über Trainingsverschärfungen verhindern. Dergleichen bescherte mir nach einem persönlich glänzenden Jahr den tiefsten und mental schmerzhaftesten Absturz. Ein Umstand, den ich noch Wochen zuvor für unmöglich gehalten hätte.

Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man vor Beschwerden, Schmerzen, Verletzungen - zusammenfassend: Probleme - beim Laufsport in jedem Fall rechtzeitig gewarnt wird. Manches läuft auch nach dem sprichwörtlichen Prinzip: Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. Der von dir zitierte "innere Schweinehund" - also mentaler und körperlicher Widerwille - ist kein sicherer Indikator. Je nachdem, wie jemand trainiert, sind Hemmnisse, wie Müdigkeit oder "heute kein Bock", durchaus nicht selten und auch nicht notwendigerweise ein Grund das Training zu reduzieren. Wenn man sich ehrgeizig fordern will, dann gehört dazu auch mit der Zeit zu lernen, wann innere Hemmnisse zum Trainingsprozess gehören und wann sie eher als Warnsignal zu betrachten sind.

Mir geht es hier bei meinen "Erklärungen" generell immer auch um folgendes: Da durch das Einsteigerforum sehr viele unerfahrene LäuferInnen Rat suchend (oder "einfach auch nur so ...") surfen, hole ich gerne etwas weiter aus und erkläre Zusammenhänge. Sich ehrgeizig zu fordern ist nichts Dummes oder grundsätzlich Gefährliches. Man tut dergleichen, weil man Lust dazu hat. Hat man sie nicht, lässt man es. Tut man es, dann sollte man jedoch in keiner Phase die Kontrolle über den Trainingsprozess verlieren. Dazu muss man wissen, wie Training überhaupt funktioniert und aufgebaut sein muss, damit es erfolgreich ist UND die Risiken nicht erhöht. Im Überschwang des Erfolges (= Ausdauerzuwachs) wird man dann nicht den Fehler machen, die Anforderungen zu rasch zu erhöhen und immer wieder auch Phasen der Erholung einbauen.

Solltest du dich ob meiner "dezidierten und offenen Art" über diese Dinge zu schreiben irgendwie bloßgestellt fühlen, dann täte mir das leid. Ich habe da allerdings keine Hemmungen, weil ich meine eigenen Fehler (= situative Unfähigkeit) oft genug gestehe. Aus Fehlern lernt man, nicht zuletzt auch aus denen anderer ...

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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U_d_o hat geschrieben:Solltest du dich ob meiner "dezidierten und offenen Art" über diese Dinge zu schreiben irgendwie bloßgestellt fühlen, dann täte mir das leid.
Nein, ganz sicher nicht, alles ist gut! Ich sagte ja, dass ich froh bin, dezidierte Hinweise zu erhalten. Danke dafür!

*Gruß*
moggio
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