Michi_MUC hat geschrieben:Und wie sieht es mit der mentalen Belastung aus? Hat das noch keiner untersucht?
martin_h hat geschrieben:Psychologische Faktoren lassen sich ganz schlecht untersuchen.
MannMitHut hat geschrieben:Naja psychische Faktoren entziehen sich häufig einer vergleichbaren Messung und sind daher schwierig zu erfassen.
Ich versteh das Problem nicht so ganz. Wieso soll das nicht objektivierbar sein (in dem Sinne, dass man bestimmte relevante Eigenschaften beschreibt und diese Eigenschaften dann misst)?
Jede Personalbeurteilung geht so vor. Jede Studie wie „Machen Überstunden krank?“ oder „Welchen Einfluss haben moderne Medien auf das Arbeitsverhalten?“ etc. verfolgen einen solchen Ansatz. Dass die Ergebnisse nicht die Exaktheit von cm oder kg erreichen, sondern Unschärfen beinhalten, nimmt man halt in Kauf gegenüber dem Garnichtstun.
Wenn ich nun an die Lauferei denke, sind sicher Untersuchungen mit der Fragestellung, welche negativen Folgen (noch mehr Stress, Nervosität, Unruhe,…) heraus kommen oder welche positiven Folgen (mehr Selbstsicherheit, Gelassenheit, Beharrlichkeit) dem gegenüberstehen, denkbar und sinnvoll, möglicherweise auch Betrachtungen, welche Persönlichkeitsstrukturen die eine oder andere Richtung wahrscheinlicher machen.
Manches in der Richtung gibt es ja auch, z. B. Untersuchungen über die Persönlichkeitsstrukturen von Ultramarathonläufern. (Das ist das, was mir gerade einfällt.) In Zeiten, wo per Kernspintomographie Veränderungen in Hirnregionen erfasst werden können, wären, wenn man den Aufwand treiben wollte, wahrscheinlich sogar Untersuchungen machbar, die über mehrere Jahre hinweg, den Einfluss der Lauferei sichtbar machen (z. B.: was passiert nach einem "guten", was nach einem "schlechten" Marathon? Gibt es dauerhafte Veränderungen nach mehreren Laufjahren etc. Ist jetzt ein wenig gesponnen, aber die Aussage "Psyche ist kompliziert, da ist nix messbar" ist mir zu kurz gegriffen.)
Einen wesentlichen Unterschied zur physischen Komponente sehe ich darin, dass es viele Läufer gibt mit körperlichen Beschwerden, siehe nur die Gesundheitsrubrik hier im Forum. Allerdings sind das sehr oft Leute, die wie die Wilden anfangen, schnelle Erfolge haben (oder auch nur wollen) und genau den soliden, langfristigen Aufbau vernachlässigen (siehe Studie oben).
Dagegen sind Berichte von Läufern, die durch die Lauferei eine Depression bekommen haben, vom Burnout befallen wurden oder sonst welche psychischen Gefährdungen erlitten haben, äußerst gering, wenn überhaupt vorhanden. Und untersucht werden normalerweise eher die Fragestellungen, die neue Erkenntnisse versprechen. In diesem Sinne könnte es auch sein, dass das Fehlen umfangreicher Studien an der uninteressanten Ausgangslage liegt. (Es beschäftigt sich ja auch keiner mit der Frage „Macht ‚Hallo’ sagen unglücklich?“)
Bernd
Das
Remake
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