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von Lokomotive23
hier sind wir also mal wieder bei Radio Eriwan gelandet:
Frage an Radio Eriwan: ist der diastolische RR-Wert das einzig Wichtige beim Blutdruck?
Antwort von Radio Eriwan:
im Prinzip ja,
wenn es dir nichts ausmacht, dass dir der systolische Wert das Hirn raushaut!
Spass beiseite, der Blutkreislauf ist ein dynamisches Sytem. Es ist zwar gut und auch völlig richtig einen möglichst niedrigen diastolischen RR-Wert anzustreben, aber wegen der Dynamik des Systems muss man das Ganze im Auge behalten. Der Blutdruck wird bestimmt auf der einen Seite durch die Auswurfleistung des Herzens (bestimmt durch Herz- Volumen, Kraft und Frequenz) und auf der anderen Seite der "Aufnahmefähigkeit" der Blutgefäße. Ganz wichtig hier die sogenannte Windkesselfunktion der Gefäße. Diese dehnen sich mit der ansteigenden Amplitude des Drucks aus (wie ein Luftballon) und puffern damit die Druck-Spitze ab. Dehnt sich das Herz wieder, helfen sie, um im Bild zu bleiben wie der Luftballon dem du die Öffnung freigibst, bei der Füllung des Herzens mit Blut. Ein Hinweis auf diese Elastizität ist eben der Pulsdruck. Geht der diastolische Wert runter, ohne dass sich auch der systolische bewegt und ergeben sich daraus Differenzwerte die größer sind als 65 mmHG dann könnte (wohlgemerkt und ausdrücklich KÖNNTE) das ein Hinweis auf eine eingeschränkte Elastizität der Gefäße sein. Zugegebenermaßen richtig wichtig wird das erst ab einem Alter von 55 Jahren, wie das nachfolgende Zitat aus den Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Hypertonie zeigt:
"Diese Beobachtung erklärt vermutlich - zumindest in der älteren Bevölkerung - den
Zusammenhang zwischen einer erhöhten Blutdruckamplitude (Pulsdruck = systolischer
Blutdruck minus diastolischer Blutdruck) und einem gesteigerten kardiovaskulären
Risiko. In einigen Beobachtungsstudien konnte gezeigt werden, dass der
Pulsdruck ein besserer Prädiktor des kardiovaskulären Risikos darstellt als systolischer
oder diastolischer Blutdruck allein, und dass er Patienten mit isolierter systolischer
Hypertonie und besonders hohem kardiovaskulären Risiko identifizieren kann
(9-12). Diese Studien zeigten, dass bei gleichem systolischem Blutdruck der diastolische
Blutdruck invers mit dem kardiovaskulären Risiko assoziiert ist. Andererseits
konnte in der größten Metaanalyse, die fast eine Million Patienten aus 61 Studien
umfasst (davon 70% aus Europa), gezeigt werden, dass beide, systolischer und diastolischer
Blutdruck, unabhängige Prädiktoren für Schlaganfall und koronare Letalität
sind (5). Es zeigte sich jedoch auch in dieser Metaanalyse, dass die Bedeutung des
Pulsdruckes für das kardiovaskuläre Risiko nach dem 55. Lebensjahr zunimmt.
Vorsicht ist daher die Mutter der Porzellankiste. Es kann ja alles ganz banal sein, aber das von einem Kardiologen bestätigt zu bekommen wäre doch sicher sehr beruhigend.
gruß
Norbert