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Umstieg auf Minimalschuhe, wie habt ihr es gemacht?

Umstieg auf Minimalschuhe, wie habt ihr es gemacht?

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Hallo,

ich möchte mir die Vorteile des Laufens in Minimalschuhen im Training zu nutze machen. Im letzten Herbst habe ich mir von inov8 die Roclite 285 geholt und diesen einmal die Woche ins Training eingebaut. Der hat jedoch noch eine Sprengung von 3mm und ist nicht schlechtwettertauglich. Somit habe ich das Training in diesem Bereich über den Winter vernachlässigt.

Ich möchte jetzt mit dem Training fortfahren und überlege mir ein Modell mit null Fersensprengung zu kaufen.

1. Welche Modelle könnt ihr empfehlen?

2. Ist es sinnvoll sich auch nen alltagstauglichen Schuh zuzulegen um viel im "Barfußbereich" zu laufen/ gehen?

3. Generell laufe ich im Haus fast immer barfuß, nur laufend konnte ich bisher noch nicht komplett umstellen. Da ich im Ultrabereich trainiere, habe ich mich an Strecken über 10km noch nicht heran getraut. Wann weis man ob man es verträgt?

4. Ich habe einen Kreuzbandschaden im Knie und weis nicht ob es ohne Dämpfung noch gesund ist. Hat da jemand Erfahrungen? Sowohl Ärzte als auch Physio´s sind sich über mein Verletzungsmuster und die Behandlung uneinig. Momentan komme ich gut klar und verfahre nach der Meinung meines letzten Physiotherapeuten " so lange es funktioniert, immer weiter machen..."

Viele Grüße
Tilo
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Hallo!

1. Letztlich hängt deine Schuhwahl auch davon ab, welche Anforderungen du an die Schuhe stellst; vor allem, was, wo und wieviel du damit laufen möchtest. Es gibt flache Minimalschuhe, mit (nahezu) keiner Sprengung, aber in der Regel noch einer leicht dämpfenden Sohle; selbst ein Five Fingers-Modell mit profilierter Sohle fängt noch ein bisschen Stoß ab. Dann gibt es auch die voll minimalistischen Modelle, mit ein hauchdünnen Sohle. Wichtig sollte stetssein, damit du nahe an das Barfußgefühl kommst, dass die Sohle flexibel ist, man den Schuh also leicht in der Hand biegen und drehen kann.

2. Um die Füße zu kräftigen, ist ein minimalistischer Schuh für den Alltag nicht verkehrt. Ich besitze keinen Alltagsminimalschuh, versuche aber zumindest auf Schuhe mit Fersensprengung soweit es geht zu verzichten und trage gerne Schuhe mit dünner, flexibler Sohle.

3. Das bezieht sich jetzt auch mittelbar auf Frage 1: Das Beste für einen Umstieg ist, wenn man regelmäßig auch komplett Barfuß läuft und die maximal Barfuß mögliche Strecke um höchstens 10 - 15% in Minimalschuhen ausbaut. Das beste Indiz dafür, dass es genug ist, ist, wenn die Fußsohle sich meldet. Dadurch vermeidet man, dass man seine Muskulatur im Fuß überanstrengt und sich schlimmstenfalls Ermüdungsbrüche zuzieht. Gleichzeitig lernt dadurch am effektivsten eine schonende Lauftechnik. Andererseits ist sowas gerade im Winter natürlich schwer durchzuhalten. Wer in Mininmalschuhen trainiert sollte sich vielleicht an folgendes Schema halten: zunächst höchstens 300 - 500 m in Minimalschuhen laufen. Das am besten 2 Wochen/2-3 Einheiten pro Woche. Wenn man das problemlos verträgt, kann man die Strecke in den darauffolgenden Wochen jeweils um 10-15% steigern. Nach einem oder anderthalb Monaten würde ich zu einer Woche Pause raten (ebenso, wenn man eine Einheit nicht gut, oder mit Schmerzen vertragen hat). Man kann dann wöchentlich die 10-15% steigern, so wie man es auch mit Schuhen generell tun sollte, selbst wenn man denkt, es läuft ja so gut. Andernfalls ist man schneller verletzt als einem lieb sein kann. Und irgendwann stehen dann die 10 km usw. Man sollte auf sein Gefühl vertrauen und lieber etwas vorsichtiger an die Sache rangehen.

Du kannst, wenn du zwischendrin mit Schuhen trainieren musst, entweder beides kombinieren. Dann aber solltest du zuerst die Minimalschuheinheit durchführen und dann erst auf klassische Schuhe umsteigen. Insgesamt solltest du dein Pensum dann aber reduzieren, weil der Umstieg den Körper deutlich stärker fordert. Oder du machst deine Laufeinheiten an sonst lauffreien Tagen. Auch dabei solltest du deinen übrigen Laufumfang reduzieren.

4. Mit einem schonen "Barfußlaufstil" bist du Barfuß oder in Minimalschuhen genauso schonend (oder unter Umständen sogar schonender) unterwegs wie in normalen Schuhen. Das hängt sicherlich auch von deinem generellen Laufstil ab. Ich würde hier vermutlich auch die Methode anwenden, es zu machen, so lange es funktioniert und zusätzlich für eine muskuläre Stabilisation des Knies sorgen.

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Hallo,

Danke für die ausführliche Antwort. Ich habe mir jetzt die Fivefingers Spyridon zugelegt. Diese trage ich vorerst nur zum Gehen, ca. eine halbe bis ganze Stunde am Tag. Das vertrage ich bisher ganz gut. Ich werde ab nächste Woche ein paar kurze Laufeinheiten mit einbauen. Mit dem Laufpensum kann ich derzeit nicht viel variieren da ich mich so langsam auf den Zugspitzultra vorbereite.

Viele Grüße
Tilo
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Schuhe mit null Sprengung sind sicherlich ganz gut geeignet, um die tiefe Wadenmuskulatur ordentlich zu strapazieren.
Allerdings Schuhe ohne Dämpfungszwischenschicht würde ich erst ganz am Ende der Umstellung auf Natural Running verwenden, denn die Sehnen und Bänder brauchen viel, viel länger um sich belastungsmäßig an den "neuen" Stil zu adaptieren.

Was eine Menge bringt, ist, nach einer Natural Running Einheit sich aufs Fahrrad zu schwingen und mindesten für 1h zu pedalieren, um so die Regenerationsphase der tiefen Wadenmuskulatur zu verbessern & zu verkürzen, Beschwerden werden so deutlich gelindert und/oder sogar aufgelöst.

Zum Glück gibt es jetzt ja auch "echte" Laufschuhe abseits der Fivefingers, die für Natural Running gut geeignet sind. Der Markt dafür scheint doch erstaunlicher Weise größer zu werden :nick: Das hätte ich bis vor kurzen nicht gedacht.
Lasst uns Schuhe sprengen... macht sie überall gleich.

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Ich würde dir um ehrlich zu sein in dem Punkt widersprechen, dass ungedämpfte Schuhe erst am Ende sinnvoll sind. Das Problem bei jeder Art von Dämpfung ist nämlich, dass die natürliche Propriozeption extrem unter jeder Art von indirektem Bodenkontakt leidet. Je direkter, desto besser. Die Propriozeption ist es jedenfalls, die uns dabei hilft, einen natürlichen Laufstil zurückzugewinnen. Deshalb würde ich nachdrücklich reine Barfußeinheiten empfehlen. So hat man letztlich den größten Gewinn innerhalb der geringsten Zeit, weil man dem Körper sofort einen korrekten Belastungsreiz setzt. Mit gedämpften Minimalschuhen bleibt immer noch zu viel Raum, in den sich Ungenauigkeiten einschleichen könnten.

Andererseits gebe ich dir vollkommen recht, dass Sehnen und Bänder eine ganze Weile brauchen. Das darf man nicht unterschätzen. Deshalb ist es auch so besonders wichtig, die Barfußdistanz nur ganz langsam zu steigern. Das gilt aber auch und gerade für Minimalschuhe mit besonders wenig bis keiner Dämpfung.

Hinsichtlich der Fahrrad-Einheiten stimme ich dir zu! Eine prima Methode, um gelenkschonend die Muskulatur zu lockern. Ich persönlich massiere meine Beine und Füße nach einer Einheit mit Franzbrantwein ein; funktioniert auch prima! :daumen:

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Von der Theorie magst du Recht haben.

Aber: Die Gelenke beschweren sind (i.d.R. zu spät) häufig erst dann, wenn die Überlastung längst da ist. Schnell können bleibende Schäden gesetzt sein, ohne dass man es gelenkseitig während des Laufs merkt, wenn komplett ungedämpft überzogen wird.

Natural Running heißt für mich, nicht auf gelenkschonende Minimaldämpfung (schuhseitig) immer verzichten zu müssen, Wichtig für den gesunden Natural Running Laufstil ist die möglichst minimale Sprengung und ein generell flacher, sehr flexibler Schuhaufbau (längs wie quer).

Und gerade im Wald bin ich doch froh darüber, dank meiner minimal gedämpften NB MT00 nicht jeden kleinen Stein zu spüren - und trotzdem empfinde ich den Lauf mit den MT00 als sehr natürlich.

Das hat selbst Fivefingers erkannt und hat ja inzwischen mehrere Modelle mit dünnen und dickeren Dämpfungzwischenschichten im Repertoire.
Lasst uns Schuhe sprengen... macht sie überall gleich.

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Das stimmt schon. Ohne Dämpfung geht es direkt auf "die Knochen", was bleibende Schäden verursachen kann. Andererseits verstehen viele auch die Steinchen, die beim völlig ungedämpften Laufen pieken, falsch. Auch das ist, ebenso wie brennende Fußsohlen ein Warnsignal des Körpers, dass die Belastung noch nicht möglich ist. Man muss wirklich auf seinen Körper hören und nicht die Methode fahren: Durch Schmerzen muss man sich durchbeißen.

Ich kann mittlerweile auch über Schotterwege laufen; das hat eine Weile gedauert. Trotzdem gibt es noch Tage, an denen es sich "nicht richtig" anfühlt. Dann lasse ich es an der Stelle aber auch gut sein mit dem Laufen, weil ich auf meinen Körper höre. Wenn man das beachtet, stellen sich keine durch den natürlichen Laufstil bedingten Überlastungsschäden ein.

Was ich eigentlich sagen will ist, dass es verschiedene Wege gibt, wie man zu einem natürlichen, verletzungsfreien Laufstil kommt. Aber egal von welcher Seite man sich nähert, ist es auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

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Tach Leute,

ich möchte zukünftig das Barfußlaufen und das Minimalschuhlaufen umsetzen. Habe Senk/Spreizfüsse und null Hornhaut. Also absolute Babyhaut am Fuß.

Jetzt habe ich mir Nike Free Waffle 5.0 zum spazieren gehen u.ä. geholt. Damit läuft es sich recht weich. Sind gut gedämmt und haben eine hohe Sprengung, finde ich. Also, eigentlich kein Barfußfeeling, aber trotzdem gut.

Tun es für zu Hause oder auf der Arbeit nicht auch so Schlappen alá Birkenstock oder Adiletten?
Da bewegen sich doch die Zehen bzw. der Fuß auch (fast) wie barfuß, oder?

Gruß,
Thomas

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Antimaterie hat geschrieben:Tun es für zu Hause oder auf der Arbeit nicht auch so Schlappen alá Birkenstock oder Adiletten?
Da bewegen sich doch die Zehen bzw. der Fuß auch (fast) wie barfuß, oder?
Meines Erachtens: Nein! Denn die Sohle von Birkenstocks oder Adiletten ist 1. nicht flexibel genug. Dadurch wird die natürliche Bewegung der Füße verhindert. Und 2. haben die Schuhe meistens eine einlagenartig geformte Sohle, die die Füße mehr oder weniger stilllegt.

Das Beste in dieser Richtung sind tatsächlich noch Flip-Flops (ich weiß: Prollo-Style und so :D ), solange sie eine dünne flexible Sohle, am besten natürlich ohne Fersensprengung (habe ich tatsächlich gesehen: HM :klatsch: ) haben. Das hat mir sogar ein befreundeter Orthopädiefachtechniker bestätigt (der von dem ganzen Einlagenkram auch nicht sonderlich viel hält, weil er sagt, dass das nur das Problem nicht aber die Ursache bekämpft).
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