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Der Rennsteiglauf Bericht 2004

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Ich widme diesen Bericht allen Anfängern, die den Mut aufbringen ihren ersten Marathon zu laufen, möge er ihnen Motivation und Durchhaltewillen bringen.


Hallo meine Freunde,

viele haben ihn wohl schon erwartet, nun hier ist er.
Vorab möchte ich Uschi für ihre Korrekturarbeit danken.
Der Bericht wurde in Echtzeit geschrieben, es handelt sich also um chronologische Jetzt-Gedanken, spätere Ergänzungen(*) wurden sinngemäss eingesetzt. Zur besseren Orientierung habe ich die ungefähren Monatsangaben vorangestellt.

Eine Warnung muss ich anbringen, dieser Bericht ist hoch emotional und sehr intim geworden. Ich möchte halt meine Liebe zu diesem Lauf mit euch teilen. Menschen mit allzu rationalem Gemüt sollten hier nicht weiterlesen, allen anderen sag ich schon mal, holt die Taschentücher. :D

Dezember-Januar (*mit Rückblick auf Oktober-Anmeldezeit)

Am Anfang
steht immer der Zweifel. Dieses Mal noch mehr als bei meinem ersten Rennsteig. Was mir noch beweisen? Ich kann das, hab es schon mal gemacht, wo ist die Herausforderung? Wozu soll ich trainieren? Wozu all die Ängste? So fürchte ich Nässe und Kälte dort. Das kann ich hier zwar zu oft trainieren, aber ich komm einfach nicht klar damit. Regnet es mal auf einem langen Lauf, kommen ernsthafte Zweifel in mir auf, dieses Wetter über die volle Distanz durchzustehen. Wie kam es dazu, nochmals zu gehen? Es war ein inneres Drängen und ich erinnere mich noch gut an die Fragen, die ich mir stellte. Es war, als ich letzthin über den Kreuzweg zur Sankt Verena Kapelle lief, dort erinnerte ich mich an meine Entscheidung mich anzumelden. Es war auf dem selben Weg, als ich fragte: “Bin ich bereit die Zeit zu investieren? Ja, bin ich bereit all die Kilometer zu absolvieren? Ja, bin ich bereit zu leiden?” Bei dieser Frage zögerte ich, auch weil ich ans schlechte Wetter dachte, doch auch hier war meine Antwort “Ja”. Dies alles ging mir durch den Kopf, und wie letztes Jahr meldete ich mich früh an. Es gibt aber genügend Augenblicke, in denen ich mich das immer wieder fragte. So wechselt das Verlangen nach dem Start ab mit der banalen ständigen Ernüchterung, was da auf mich zukommt.

Januar-Februar

Nun läuft’s voll ins Loch, Erbrechen und Fieber (*zweimaliges Kranksein Anfang des Jahres) werfen mich zurück zu mir selbst, dringen in mich und verlangen nach Zuhörerschaft. Daraus die Einsicht meinem Bewegungsdrang zu gehorchen und raus zu gehen. Welch Belohnung, dann wieder für ihn zu trainieren. Ich lese den Anfang des Romans “das Rennen” (*von Tom Mc Nab)
<Mac Phail (*ein Teilnehmer des Rennens im Roman) kommt an den Startort, sein Gedanke ist: ”hier war eine Läuferstadt, eine Stadt mit seinesgleichen.”>
Wie in Eisenach, diese unglaubliche Stimmung einen Tag vor dem Rennen, wo die Leute ihre Startnummern abholen, was für eine Spannung. Da ist dieser Hunger, dieses Ziehen, kein Warten, ein Bangen nach dem Startschuss. Jetzt bin ich fit, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, geht mir durch den Kopf. Im selben Moment, du stehst erst am Anfang, du wirst noch viel besser. Du brauchst die Zeit bis zum Mai. Noch so lange und doch so kurz. Rennsteig!, ein Rufen in meinem Kopf, ein Ziehen in meinem Herzen. Ich lese im Forum von einem Marathonläufer, der gleich gross ist wie ich und 14 Kg leichter, unglaublich. Ich brauche mein Gewicht für das auf und ab, rauf und runter und wieder rauf und, und, und. Das lieb ich, dort kann ich meine Kraft entfalten, dort kann ich laufen. Geradeaus, flach, schnell, so schön und gut, hat ja seinen Reiz. Kann man planen, sich zum Roboter entwickeln, Maloche mit schönem Dank, wenn die Uhr auf neuer PB stehen bleibt. Nicht so im Thüringer Wald, dort heisst es mit dem Lebensstrom sich treiben lassen, bis man von weitem die Stimme Schmiedefelds vernimmt. Hundertmal die Strecke gerannt, bevor sich in Eisenach der Vorhang zum Spektakel öffnet. Wenn ich auf dem Marktplatz stehe, ist alles vorbei, alles entschieden. Alles wird zu einer Wiederholung des Augenblicks, einer längst geträumten Zukunft. Wer da nicht schon Sieger ist, wird nie ankommen. Genau wie ich im Moment keine Lust hab zum trainieren, weil draussen Schnee liegt, genauso wird die Krise unterwegs kommen. Auf einmal hat man keine Lust mehr weiter zu gehen, wozu das ganze? Wozu? Die Leere in meinem Kopf, das Warten auf den Frühling. Statt laufen über Schnee, Eis und Matsch. Der Rennsteig erscheint mir ferner den je, kein Ruf von ihm zu hören, kein Impuls, keine Erinnerung. Dabei fühlte ich bei der Anmeldung noch so viele tiefe Emotionen. Nun sind sie weg, warten. Laufe weiter, unter meine Seele fliesst ein Bach. Ich spring hinein und laufe.

März

Ich mache einen langen Lauf und auf einmal ist er wieder da, ganz plastisch der Weg, den ich schon kannte, als ich ihn noch nie gelaufen war. Ich sehe die Bäume, die Wälder, die Wurzeln, den Kies und spüre er ist wieder bei mir. Ich ziehe eine Tarot Karte, und es ist eine Karte des Frühlings, der Liebe. Er ist zurück gekommen in mein Herz, die erste Aufgabe erfüllt, der Aufbau gemacht. Nun folgt die Festigung und eigentliche Vorbereitung. Tiefer und tiefer geht es hinein ins Mysterium. Mehr und mehr muss man jetzt vertrauen. Wie letztes Jahr lauf ich vorher keinen Marathon, obwohl ich kurz davor stand Zürich mitzulaufen. Wieder ein Blindflug, ein Vertrauensbeweis. Diesmal wird’s schwieriger, weil ich nicht allein loslaufe. Bei mir bleiben, nicht dem anderen folgen, wenn der andere mir folgt, OK. Doch werde ich niemanden führen wollen, das ist eine andere Geschichte.(*es war geplant mit Bogi zu laufen).
Endlich ist die Zeit da, wo ich mich reinhängen kann ins Training, die Zeit, wo ich mich nach einem guten Lauf sehne, der Rennsteig möge morgen sein. Reinhängen, was geht, die Ungeduld in Kilometer, harte Kilometer umsetzen. Meine Wochenleistungen bleiben faktisch bei 40-50Km, worauf der grösste Teil auf meinen Homerun von meiner Arbeit zu mir nach Hause fällt. Ein 24-Kilometer-Weg, mit Höhenmetern gespickt, auf und ab, was sonst? Reflektionen auf das Kommende, immer wieder. Training als Spiegel der Herausforderung, Kilometer sind egal, wichtig, dass der Kopf lernt, was ihm der Körper sagt. Schwimmen und Radfahren sind genauso gut und erhält die Beine gesund. Es ist Ende März und ich werde wohl einen Marathon unter 3.30 schaffen.

April

(*Ein Bürokollege nimmt nicht am Zürich Marathon teil, und ich erbe günstig seine Startnummer. Daraus leitet sich der nachfolgende “Brief” an den Rennsteig ab).
< Bin wieder da, ich bin wieder bei dir. Für einen Moment lang dachte ich, du wärst weg. Glaubte nur noch an einen schnellen Züri Marathon, vergass, warum ich lief. Heute morgen bin ich zu früh aufgewacht, das Schwert der Gerechtigkeit hatte mich geweckt. Ich habe die Tasche für den Zürich Marathon angefangen zu packen, die Tasche des letzten Rennsteigs, und auf einmal war ich wieder da. Ich war der leidende König Arthur, der nur durch den Gral erlöst werden kann. Auch wenn es nur ein Schnupfen im Vorfeld des Rennens (*gemeint ist der Zürich Marathon) war, so hat er meine Liebe zu dir zurück geholt. Ich bin wieder da, ich werde den Zürich Marathon schnell laufen...für dich>
(*ich lief mit 3.18.53 eine neue PB)
Rennsteig, jetzt bist du nah, bald nur noch einen Monat, jetzt hab ich dich, jetzt weiss ich wie, jetzt fühl ich mich bereit. Am Ende des Buches, fünf Seiten vor Schluss das Romans, “das Rennen” hat’s klick gemacht. Von den Schultern der Trans-Amerika-Läufer direkt in den Thüringer Wald hinein. Da bin ich ihn erst mal im Kopf durchgerannt. Mist, werd ihn nächstes Jahr wieder laufen, weiss es jetzt schon. Als ich nach meinem ersten Marathon dort zwei Jahre nicht hin ging, hab ich schwer im Mai daran gedacht und Sehnsucht gekriegt. Diese hat mir später über den Langen geholfen. Mein Blick schweifte weit ins deutsche Land, doch das Echo blieb aus. Man muss dabei sein, es gibt dort keine TV-Live Übertragung. Kaum etwas dringt an die Weltpresse. Nur im Internet findet man den Schweif des Ruhmes, meist in zu kurzen Berichten, des langen Laufes. Man muss schon selbst in Schmiedefeld stehen, um das zu erleben. Bereue fast, dass ich Züri lief, jetzt komm ich nicht in die Hufen und dümple rum seit zwei Tagen. Auslaufen und Erholung war sehr gut, nur jetzt sack ich ab.

Mitte April

Noch zwei Wochen Zeit, um Kraft in die Beine zu tanken, nur noch Kraft; der Rest ist eine Frage der Kondition und die hab ich. Genau jetzt bin ich in der spiegelverkehrten Gefühlssituation, die ich letztes Jahr um die Zeit hatte. Konnte ich Abends nach dem letzten Rennsteig meine Geliebte umarmen, und als „Held“ heimkehren, bleibt mir dieses mal nur das Alleinsein. Letztes Jahr war ich allein, als das Training begann, und verliebt, als ich lief. Nun ist alles andersrum. War ich am Anfang einer Beziehung, ist es nun das Ende.
Dem Rennsteig wird es egal sein, aber es schmerzt mich, die Sicht zurück. Als ich während das Laufs mit den Gedanken voraus an den Duisburger Marathon mit meiner Geliebten (* Flinkfuss für die nicht wissenden) beschäftigt war. An was soll ich nun denken, in den Stunden der Einsamkeit? All dies erfüllt mich mit grosser Traurigkeit und grossem Schmerz. Das Laufen wird zur Qual, zwar läuft das Training weiter. Doch ist es zäh und harzig. Oft unterbreche ich im Lauf, bleib stehen, kann nicht mehr. Mein Herz blockiert, die Schmerzen der Seele stechen durch meinen Körper. Die Freude ist weg, was bleibt ist der Wille zum Weitermachen. Andererseits hilft mir das zu verarbeiten. Mein Tempogefühl ist weg und ich habe Panik es nicht wieder zu finden. Der Rennsteig weit weg. Zusätzlich erfahr ich, dass ich ihn allein laufen muss, Bogi kann nicht. Jetzt testet er mich, macht mich mut- und kraftlos, zeigt mir seine ganze Härte. Das ist seine Art der Liebe zu den Läufern, sie zeigt ihm, wie bereit sie sind. Ich spür ihn im Moment nicht mehr, aber ich weiss, dass dies Gefühl wieder kommt. Doch gerade diese Phase ist so wichtig und ich bleibe dran, zwinge mich zum trainieren, nicht abzusacken. Viel lieber würde ich wieder Joints rauchen, mich gehen lassen, in meinem Elend ertrinken. Doch ich muss schwimmen, das andere Ufer erreichen. Wer weiss, wo ich sonst landen würde. „Du schaffst es, Spike“ begrüsst mich mein Handy, und ich weiss das.

Mai

Nun ist es Mai, und die Erinnerung kehrt zurück, jetzt kommt die Welle mit dem Sog und ich werde die Stunden zählen bis zum Start, voller Angst und Fragen, geil; er ist jedes Mal neu. Schlechte Wetternachrichten von Überschwemmungen in Eisenach und tagelange Regenfälle beunruhigen mich aufs äusserste. Mit dem Zugerberglauf ( http://www.laufen-aktuell.de/laufenaktu ... auf#111591 ) endet dann meine Vorbereitung. Der Lauf war schön und locker, zudem gut eingeteilt. Der Rennsteig ruft und ich höre ihn.
Die letzten Tage waren geprägt vom Kennenlernen einer sehr netten Frau. Nach einigen Mails und Telefonaten war mir aber schnell klar, dass daraus eine tolle Freundschaft, nie aber eine Beziehung wird. Die Ablenkung war mir willkommen. Allerdings beunruhigten mich die Wetternachrichten aus dem Thüringer Wald weiterhin. Tage vorher sitz ich hier draussen und es scheint die Sonne. Welch Kontrast zu den dicken Wolken auf den Prognosekarten von Wetter-Online. Seltsamerweise hatte ich im Training oft das Gefühl, dass es ein Regenrennen wird. Wohl die grösste Herausforderung, die ich in meinem Läuferleben je hatte. Ich versuch es als dies zu betrachten, und nicht den Frust über die Diskrepanz zwischen meinen Möglichkeiten bei warmem Wetter und dem was ist zu sehen. Gerade jetzt lief das letzte Training hoch erfreulich. Das letzte WE vor dem Start machte ich 3 Tage lang gar nichts. Dann warf ich den Motor mit einem kleinen Mittagsläufchen (6.5Km) wieder an. Tags darauf am Dienstag, lief ich meinen Homerun. Erstmals war ich nach einer Stunde an einem Punkt, wo ich schon lange mal sein wollte. Wie geplant war danach (etwa bei der Hälfte) Schluss und ich stieg mit einem sauguten Gefühl in den Zug. Nicht nur, dass es eine neue Zwischenbestzeit war, ich wusste auch, dass ich es in neuer PB nach Hause gelaufen wäre. So gehe ich dem Samstag gelassen entgegen, nur der Regen...

in Eisenach

Eisenach - Stadt der Burg, Stadt des Startes Ausgangspunkt so vieler Geschichten, so vieler Schicksale. Stadt am Weg. Nahtlos führt er vorbei, ohne deinen Glanz zu stören. Eisenach - würdiger kann eine Stadt nicht sein solch ein Lauf zu starten.
Unglaublich, wieder hier zu sein. Dieses Mal wohn ich direkt in der Stadt . Der Bahnhof ist bei meiner Ankunft voll von Touris, noch nichts von Läufern zu sehen. Von da aus sind es nur wenige Meter zu meinem Hotel, etwas worauf ich geachtet hatte. Auch ist es vom Hotel zum Start und der Startnummern-Ausgabe nur ein kurzes Stück durchs Zentrum. Die Nacht verläuft ruhig, obwohl das Haus direkt an der Strasse liegt, allerdings müssen dazu die Fenster zu sein. Einzig das Gebumse der Nachbarn weckt mich kurz, etwas was ich im Moment nicht gerade gerne hör. Leider ist das Wetter mies und es soll nicht unbedingt besser werden. Früh bin ich auf und nach einem Bummel durch die Stadt leg ich mich nochmals hin, weil ich mich etwas müde fühle. Endlich raffe ich mich auf meine Klamotten zu testen. Ein kurzer Lauf hinauf zum Burschendenkmal zeigt mir, dass es gar nicht so kalt ist, allerdings fällt zwischenzeitlich Regen. Die Wege oben haben eine schmierige Schicht Erde und Lehm. Ich nehme an, dass es auf dem weiteren Weg nach Schmiedefeld nicht anders aussieht. Die Schuhwahl ist also klar, es kommen nur die Trailers in frage. Obenrum entscheide ich mich für meine leichte Laufjacke, darunter ein Thermoshirt und das LA-Singlet. Anfangs noch mit Handschuhen, die ich später bei einem der zahlreichen Verpflegungsposten (* im weiteren Verlauf VP`s genannt) wegwerfen kann. Schwierigkeiten hab ich mit der Wahl der Hose. Ich entscheide mich für die dünne Lange.
Die Starnummer hol ich direkt nach dem Essen im Vietnamnesen (wieder kein Italiener gefunden). Dummerweise stehen so kurz nach der Türöffnung sehr viele an, das muss ich mir für nächstes Jahr merken. Connie verpass ich irgendwie, und so treffe ich nur Rainer und Erich etwas verspätet. Danach noch eine Pizza gefuttert und ab ins Bett.

Vor dem Start

Um vier steh ich problemlos auf, vollführ mein Ankleiderritual und begebe mich zum Frühstücksraum runter. Einige Läufer finden sich dort langsam zusammen. Viele in sich gekehrt, es wird wenig gesprochen. Ein kleines Gespräch mit einem Tischnachbar ergibt sich auch für mich, und so tauschen die letzten Tipps ihren Besitzer. Es wird langsam hell. und Unruhe kommt auf. So breche auch ich auf. Muss das Zimmer noch frei machen, da ich heut mit dem Nachtzug fahre. Meine Sachen kann ich liebenswürdigerweise problemlos im Hotel lassen. Ich gelobe wieder dorthin zu gehen, denn es war ein wirklich super Aufenthalt. Dann hinaus auf die Strasse, wo nun aus jeder Ecke Menschen strömen, magnetisch angezogen von dem Platz der Plätze, dem Marktplatz in Eisenach. Startort und Ausgangspunkt unserer Reise zu uns selbst. Immer mehr werden wir, um uns zu sammeln. Schnell ist mein Kleidersack abgegeben. Ein kurzes Schwätzchen mit Erich und Rainer, die ich wieder sehe. Dann stell ich mich früh ein, denn ich will zügig los. Ein paar einleitende Worte der Orga verhallen, und bald darauf erklingt das Rotorengeknatter des MDR Hubschraubers, das untrügliche Zeichen, dass es nun so weit ist. Ich bin sehr ruhig, innerlich leer und bereit. Ein etwas Deplaziertes Volksmusikstück erklingt, da war mir das “time to say goodbye” vom letzten Jahr doch lieber. In anderen Berichten wird noch davon gesprochen, dass es anscheinend noch gespielt wurde, aber da bin ich schon weg. Danach wird abgezählt und endlich fällt der Startschuss.

0-5KM

Es geht los, da es gleich nach dem Starttor links um die Ecke geht, staut es sich leicht. Doch schon laufen wir durch die Goldschmiedestrasse, links und rechts schöne Häuser. Die Strasse ist gepflastert, bis wir unter dem Nicolator durch sind, dort geht es über Asphalt durch den Stadtpark bis zum Burschenschaftsdenkmal, das wir sozusagen links liegen lassen. Gerade dieser Teil ist ziemlich steil und sollte bedächtig genommen werden. Von nun an geht es über Kies und Waldwege weiter Richtung kleiner Drachenstein. Wir kommen in den Wald, der trieft von der Nässe der letzten Tage. Es ist kalt, die Kälte einer klaren Nacht. Ich bin froh um meine Jacke. Sonnenstrahlen durchbrechen die Nebelfelder, das Schnaufen des Feldes durchbricht die Stille der Bäume. Mein Schritt ist gut, obwohl die Strecke schon sehr anzieht.

5-10KM

Ein Getränkestand (*im weitern Gs genannt) ist hinter uns und wir passieren den zweiten. Der Weg wird schlechter und glitschiger, zudem enger und führt nun über felsigen Untergrund. Kurz nach dem dritten Gs folgt die Einmündung in den Rennsteig. Breit und schön liegt er vor meinen Füssen, meine Hand greift zum Boden, um ihn zu begrüssen. Rennsteig, bin wieder da. Eine 7.5 Km lange Steigung liegt hinter uns und er neigt sich nun erst, wie zum Dank, ein Stück abwärts. Alle fünf Kilometer stehen Markierungstafeln; die zweite passiere ich knapp unter einer Stunde.

10-15KM

Irgendwie ist mir ständig kühl, ich schwitze gleichzeitig sehr wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, und schon früh entledige ich mich meiner Handschuhe. Es wird auch nie richtig warm, die Tageshöchsttemperaturen erreichen knappe 14°. (*gemäss Statistik Wetteronline.de) Warum im Rennbericht später von 12 - 18 ° die Rede ist, ist mir ein Rätsel. Ab und an zieh ich bei den Steigungen meine Jacke über die Schultern runter. Es steigt ständig, jedoch flacher als zu Beginn.

15-20KM

Nach den letzten unscheinbaren Kilometern erreicht man nun den ersten VP. Welch königliche Pracht und das alte, tiefe Nachhause-kommen-Gefühl beim ersten Schluck Haferschleim. Einfach köstlich, angenehm Wärme bringend, süss, und fruchtig. Die Tische laden zum Tafeln, so voller Obst und anderen Herrlichkeiten sind sie. Essen am Rennsteig, manche sollen nur deswegen immer wieder kommen. Eigentlich gehör ich auch dazu, doch heut schau ich auf die Uhr, die mich weiterzieht. Also schnapp ich nur noch eine Banane und düse los. Ich merke das ich in der vorderen Region des Feldes laufe, was mich nicht überrascht.

20-25KM

Mit einem kurzen steilen Stück beginnt nun eine der schwierigeren Passagen, der Aufstieg zum Inselsberg. Nochmals ca. einen Kilometer abwärts, bis der Aufstieg durch den Waldwurzelweg zum oberen Beerberg (*nicht zu verwechseln mit dem grossen Beerberg am Schluss) erreicht ist. Dieser bleibt vielen in Erinnerung. Ein hässlicher Weg, ist leider nicht anders zu bezeichnen. Wurzeln über Wurzeln, relativ steil, kein Ende in Sicht. Trittsicherheit ist gefragt und keine Tanzeinlagen, denn die kosten Kraft. Dieses Jahr ist er schwer, da die Wurzeln ebenfalls nass sind, wie die ganze Strecke. Nach diesem harten Stück geht’s kurzzeitig mal wieder runter, nur um auf einer besseren Waldstrasse das nächste Stück hoch zum eigentlichen Inselsberg zu gehen. Nebst dem komisch vielen Schwitzen fühl ich mich OK, lauf meinen Rhythmus und musste noch kein Stück gehen. Kurz vor dem Gipfel passier ich Km 25 bei 2.26 und bald darauf sichte ich den Sendeturm durch die Bäume.

25-30KM

Hier oben stehen wieder ein paar vereinzelte Zuschauer, die klatschen. Eine erste grosse Hürde ist genommen, eine weitere Schwierigkeit liegt unmittelbar vor uns. Doch vorher geniess ich noch kurz die Aussicht, die sonst zu oft von Bäumen verdeckt ist. Dann stürz ich runter, erst die Treppen, dann die irrsinnig steile Strasse. Für einmal sogar mit Asphalt drauf. Mein Versuch, wie letztes Jahr rückwärts runter zu laufen, misslingt ein wenig, denn ich find auf dem schmierigen schlammartigen Belag einfach keinen Halt. Unten wartet der nächste VP, und ich bin froh einigermassen heil angekommen zu sein. Wieder verpfleg ich mich nur kurz, denn ich will weiter. Die nächsten Km sind relativ flach und ich will etwas Tempo machen. So bin ich klar im Kopf und es geht gut voran. Die Stimmung ist locker untereinander und einige Wortwechsel finden statt.

30-35Km

Man kreuzt mal eine Strasse, wo ein paar Zuschauer stehen, ansonsten grüssen und klatschen nur die zahlreichen Wanderer. Kaum bin ich am 30er vorbei, hab ich das Gefühl innerlich müde zu sein. ??? Müde jetzt, shit, was ist los?, ich check mal kurz meine Systeme durch, kapier aber nicht ganz, was los ist, denn eigentlich spür ich noch viel Kraft in mir. Also nehm ich Tempo raus und komm sehr gut über den Spiessberg, das einzige Hindernis auf dem Weg Richtung Halbzeit bei VP Ebertswiese

35-40KM

Aus dem Wald raus leicht links runter sieht man da schon die vielen Stände. Ein Hornbläser begrüsst alle ankommenden Läufer. Mein primäres Ziel war unter 8 Stunden zu laufen, 7 waren angepeilt. Da ich hier bei 3.30 liege rechne ich mir aus, dass es wohl für 7 nicht mehr reicht, ich mein Ziel jedoch locker erreichen kann. Obwohl ich noch das Gefühl hab, sehr viel Kraft in den Beinen zu haben, fühl ich mich nun doch schon angeschlagen, was ich als normal empfinde. Ich weiss, dass nun ein sehr schwerer Teil folgt und ich sag mir, den lauf ich halt mit meiner Kraft. Danach bis Oberhof rollen lassen und von da kriegt man eh die zweite Luft und ab nach Schmiedefeld. Hinter der kleinen Lichtung von diesem VP Ebertswiese (hier gibt’s die warmen Würstchen) geht der Weg wieder in den Wald hinein. Ein schwarzes Loch, das aufwärts zeigt. Eigentlich sind es mehrere Steigungen hintereinander, nur macht das keinen Unterschied, es geht halt nur in verschieden steilen Winkeln hoch. Glasberg, Nesselberg oder auch Speerberg genannt, egal, es ist für mich die Heimstätte des Hammermanns. Sein ganz persönliches Zuhause. Ich weiss nicht mehr, wie ich diesen Höllenschlund hoch komm. Irgendwann zählt einer die Läufer 294, bin viel zu weit vorne und es ist noch viel zu weit bis ins Ziel. Unten mit Kraft rein, oben sind meine Batterien leer, alles ist schwarz in mir. Es ist, als ob der Motor hochtourig läuft und der Gang nicht richtig drin ist. Ausgelullt möchte ich mich am liebsten auf die Trage der Samariter beim nächsten VP legen. Dort ess ich erst mal was und ruh mich auf der Holzbank aus, die scheinbar nur für mich hier steht. Die anderen Läufer beginnen wieder zu laufen, es ist mir so scheissegal.

45-50KM

Mein Läuferstolz liegt zerbrochen am Boden. Nach dem Essen losgetorkelt, kaum fähig ein Bein vors andere zu bringen. Nein, so nicht, so will ich den Rennsteig nicht beenden. Angst und Schrecken sitzen in meinen Knochen, ich hab genug, die Schnauze einfach voll. Alles in mir schreit Nein. Mein Kopf will nicht mehr, hat genug. Ab hier beginnt das Mysterium. Ich will etwas nicht machen und tue es trotzdem. Warum? Weil die Liebe mich trägt. Die Liebe zu diesem Lauf, die Liebe des Laufs zu mir. Ich habe alles gegeben, hart trainiert, habe ihn herausgefordert und er hat gesiegt. Ab nun erfahr ich seine Gnade. Kilometerlang sträub ich mich, denk übers Aufgeben nach, nur noch bis zum 55er, zum Ausstiegspunkt. Stell mir vor, ohne T-Shirt, Medaille und Stempel nach Hause zu gehen. Dies halt als Erfahrung mitzunehmen. Punkt für Punkt sag ich ja dazu, nur beim Gedanken an Magic (* ein Fori der innerhalb 35 Wochen einen Marathon laufen will), an den ich auf den letzten Kilometern denken wollte, kommt Wehmut auf. Es ist kein laufen mehr. Zu allem Übel weht einem hier ein Wind entgegen, aber das kenn ich ja von letztem Jahr. Also Jacke wieder zu.

50-55KM

Der 50er erscheint, ich trotte, walke, gehe, schleiche weiter. Ich schaue auf die Uhr, die bisher mein Tempo bestimmte. Nun zeigt sie die Erbärmlichkeit meines Vorhabens, 10 Minuten für 1.25 Kilometer. Denn bei 51.25 Kilometer steht ausnahmsweise bei einem Gs noch ein KM-Angabeschild. Und hier läuft auch eine Uhr, sie zeigt was über 5 Stunden. Normalerweise müsste ich es noch unter 8 Stunden schaffen, normalerweise. Im gleichen Gedanken weiss ich, dass dies unmöglich ist. Trotzdem lauf ich wieder an, zum X-ten mal heut und das Spiel wird sich wiederholen. Seit ich den Gedanken angenommen hab aufzugebnen, läuft es wieder besser. Unterwegs nach einem Getränkestand lauf ich an einem anderen Läufer vorbei, der total kaputt und verzweifelt dasteht. Ich muntere ihn auf wieder loszulaufen, und er kommt mit. Dabei möchte ich doch selbst nur noch stehen bleiben, Rennsteigfeelings halt. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es nur runter geht.

55-60KM

Grenzadler, Riesen Bahnhof hier im Vergleich zu den langen Waldstücken. Oberhof ist nah und hier stehen etliche Zuschauer. Ich verpflege mich und lauf einfach weiter. Mein Verstand kreischt was von <du wolltest doch aussteigen!!!>, mein Körper ist längst schon weiter. Während mein Kopf sich noch wehrt und die Gedanken beim Ausstiegspunkt hängen bleiben, gleite ich in meiner Leere den Anstieg hoch, doch dieser führt nicht schon auf den Beerberg sondern erst noch zum Rondell, wo eine Bogenbrücke die Bundesstrasse überwindet. Nach der Überquerung der Strasse begleitet mich eine Zeitlang eine Mountainbike-Fahrerin, sie ist mit ihrem Mann hier in den Ferien und wusste vom Rennsteiglauf. Die Begleitung und das Gespräch lenken mich ab und ich laufe besser, es ist ein Lauf in einer anderen Welt.

60-65Km

Am kleinen Beerberg, der dem Aufstieg zum Inselsberg gleicht, treffe ich auf einen Duisburger. Er wird am Marathon dort Zugläufer sein. Ich kann aber sein Tempo nicht halten und muss ihn ziehen lassen. Am Aufstieg zum grossen Beerberg filmt das MDR, die Kamera auf dem schweren Stativ ganz tief gehalten. Es kommt mir vor wie ein Maschinengewehr, das uns alle umsiebt. Wir kriechen wie Soldaten unter Feuer die steilen Meter hoch. “Warum müssen die das gerade jetzt filmen?” spricht ein Läufer vor mir aus, was wir alle denken. Das gibt diese unschönen Bilder. Oben angekommen, erwartet uns nichts weiter als eine Tafel mit der Aussage Beerberg 982 MüM. Ab jetzt geht’s nur noch runter.

65-70KM

Nachdem ich die Jacke hundert mal auf- und zugemacht habe, ziehe ich sie nun definitiv aus und steck sie hinten in meine Hose. Bei Schmücke geht’s nochmals hässlich schräg tragisierend die Wiese runter, um uns ein letztes mal an einem VP zu verköstigen. Bei den letzten gab’s sogar kleine Schalen mit Salz, sehr bekömmlich. Ich sehe nur noch die SM Markierungen am Boden, ein Mitläufer meint „was meinst du, für was wohl SM steht?„. Meine Wahrnehmung ist total im Eimer, manche Läufer scheinen sich in Zeitlupe an mir vorbeizuziehen, oder gehe ich an ihnen vorbei? Wir sind nur Figuren auf einem Spielbrett. Noch nie habe ich solche Erfahrungen gemacht. Ein kurzes Gespräch über irgendwas, eine kleine Unterstützung für beide. Niemand spricht von den Schmerzen in den Knien, an den Sehnen, den schweren Beinen, den Blasen an den Füssen, den schmerzenden Fusssohlen. Wir laufen die letzten Kilometer an der Strasse nach Schmiedefeld runter. Auf dieser fahren die Halbmarathonis in Bussen Richtung Oberhof zurück, ihre mitleidenden Blicke bleiben mir in Erinnerung. Stunden später werde ich an ihrer Stelle sitzen und den letzten Läufern meinen Gruss erbringen. Dieses mal nehme ich sogar den Gs Bierfleck war, wo es tatsächlich Bier gibt. Die Kilometerangaben, die sie abgeben, stimmen nicht, denn ich weiss, dass es noch 5 Kilometer sind. Ich lass aber meine Mitstreiter in ihrem Glauben, denn sie sehen so kaputt aus, dass sie jede Hilfe brauchen können. Möchte mich jetzt nicht im Spiegel sehen. Auf diesem Weg ruft uns eine Zuschauerin zu: „Das schönste Ziel der Welt liegt in Schmiedefeld.“ Gut, dass es nicht mehr all zu weit weg ist.

70-Ziel

Bloss nicht mehr anhalten, einfach laufen lassen, erst die breite Kiesstrasse runter, dann noch mal über einen Verkehrsweg durch einen kleine Waldpartie und ab in die Gartenanlage von Schmiedefeld. Irgendwo stand eine grüne Zahl am Baum mit 70ig (* von dieser Markierung ins Ziel hatte ich 12.5 Minuten, was auch nicht stimmen kann) drauf, eine Minute später erscheint das Kilometerschild, irgendwas kann nicht stimmen. Längst renn ich von alleine, fühl mich wieder voll da, irgendwie das erste mal richtig heute. Der Sportplatz wird immer lauter, über die letzte Kuppe rechts rein in den Zielkanal, das Tor 300M weiter vorn. An zwei Läufern noch vorbei, nun hab ich freie Bahn. Ich bin wieder bei vollem Bewusstsein, mach mir Gedanken über den piepsenden Teppich, über den man läuft. Erst denk ich, der sei für die Halbmarathonis, später krieg ich mit, dass er zur Identifikation der Läufer dient, schön und gut, aber irritierend. Sehe die Zuschauer, spüre die Energie und schreie JAJAJAJAJA, dabei werfe ich die Arme in die Luft. Mehrmals hintereinander mach ich das und die Wellen des Riesen-Applauses kommen wie ein Echo zurück. Schmiedefeld ist das schönste Ziel der Welt. Ich fühl mich so leicht, wie ein Kind, das nach einem langen, ereignisreichen Reisetag zurück zu seiner Mutter kommt. Ich bin so froh zu Hause zu sein. Mein Blick geht zur Uhr, ungläubiges Staunen überkommt mich, da steht was von 7.2.. Den Rest kann ich nicht mehr lesen (* die offizielle Zeit war 7.26.38). Hatte die Endzeit völlig ausser Kontrolle gekriegt. Sie sagt mir gar nichts, nur hab ich das Gefühl sie gar nicht erlaufen zu haben. Es piepst unter mir, ich bin im Ziel. Da steht dieses strahlende Mädchen, wie eine kindliche Fee aus dem Märchen, lächelnd hängt sie mir die Medaille über den Kopf .
Hier nun ist es wirklich zu Ende für mich.

Auf dem Sportplatz

Nach dem Duschen, einigen Telefonaten, einer eher dürftigen Massage, und dem Abholen von Urkunde und T-Shirt, gehe ich nochmals zum Zieleinlauf, um die noch ankommenden Läufer zu begrüssen. Wie jedes mal gebe ich mir diese halbe Stunde. Auch hoffe ich, noch Erich und Rainer zu sehen. Vor Erich laufen zwei Läufer eng nebeneinander her in den Zielkanal ein, denn ich sehe das Bändelchen zwischen ihnen. Ein Blinder!, schiesst es mir durch den Kopf, ich applaudiere wie wild und rufe Bravo ! Ich komme mir vor wie ein Nichts, gegenüber dieser Leistung. Erich seh ich dann noch, er kommt allein und als ich ihn hinter dem Ziel beglückwünsche, ist Rainer auch schon umgezogen da. Es war nicht sein Tag und er musste aussteigen.

Danach

Zurück in Eisenach find ich tatsächlich mal einen Italiener und futtere nochmals was. Später finde ich ein Internet Cafe und schreibe einen ersten Bericht ins Forum. Danach geht es zurück ins Hotel. Die Augen dieser Männer am Abend rund um den Tisch, an dem wir sitzen, sind leuchtend und stolz. Einer meint, er laufe nie mehr Bergläufe, worauf wir ihn alle ansehen. Er wiederholt den Satz und es klingt endgültig. Ich kann ihn gut verstehen. Wir reden über unsere Erfahrungen von heute, sehr kurz über die Zeit und lange über das Erlebte. Dann schweifen wir ab nach Gondo, Biel, Köln, Südafrika. Bald einmal gehen die ersten ins Bett, ich bin eigentlich auch müde, leider fährt der Nachtzug sehr spät, also unterhalt ich mich noch mit dem Hotelpersonal, bis ich dann aufbrech zum Bahnhof. Im Zug hab ich Glück, ein Schlafabteil für mich alleine zu haben. Ich schlafe nicht tief, zu sehr bin ich noch unterwegs.
Die nächsten Wochen werden stressig, da mein Arbeitskollege Ferien hat. Ich habe das Gefühl ewigst laufen zu können und trainier viel zu viel, auch für den Mitteldistanz-Triathlon. Irgendwann ist dann die Luft draussen und ich muss absagen So mach ich mal Pause und komme endlich zum Bericht schreiben.
Was bleibt, ist das irrsinnige Gefühl in meinem Herzen ein Rennsteigler zu sein. Dieser unglaubliche Stolz es geschafft zu haben. Klar hab ich eine Analyse gemacht, was ich falsch gemacht haben könnte, zuwenig gegessen, zu schnell angegangen, zu emotional im Vorfeld, den Zürich Marathon zu schnell gelaufen, falsche Kleidung ? Hinter jedem steht ein Fragezeichen, vielleicht hatte ich einfach nur nicht meinen besten Tag. Es wird Anpassungen im Training zum nächsten geben, viel wird sich nicht ändern. Natürlich schrieb ich die Zeiten in mein von Hand gezeichnetes Höhenprofil, und klar, will ich aus den Fehlern lernen. Eigentlich wollte ich den nächsten gemütlich laufen. Doch ich könnt noch dies und das, na ja und dann wären ja die 7 Stunden doch noch drin.... Ich werd es sehen, ab dem 1.10. kann man sich wieder anmelden. Ich zähl schon die Tage, bis es wieder heisst: Rennsteig bin wieder da.


Zahlen

Länge: 72.7 KM (neu ausgemessen)
Startort: Marktplatz Eisenach (210 m ü NN)
Zielort: Schmiedefeld am Rennsteig (740 m ü NN)
Anstiege gesamt: 1490 m
Abstiege gesamt: 989 m
Höhendifferenz: 2479 m
Höchster Punkt: Plänckners Aussicht (937 m ü NN)
Tiefster Punkt: Start Marktplatz Eisenach (210 m ü NN)
Starter: jeweils gemeldet / gestartet / im Ziel
TEAG-Supermarathon 1.735 / 1.586 / 1.549
Marathon 3.475 / 3.217 / 3.201
Erdgas-Halbmarathon 6.244 / 5.646 / 5.480
Rollstuhlstrecke 8 / 7 / 7
Junior-Cross der Sparkasse
Arnstadt-Ilmenau 820 / 755 / 751
Special Cross 365 / 363 / 363
Wanderung 10 km 182 / 182 / 174
Wanderung 15 km mit
TA / OTZ / TLZ 1.784 / 1.784 / 1.784
Wanderung 20 km 149 / 149 / 138
Wanderung 35 km mit der
Köstritzer Schwarzbierbrauerei 538 / 514 / 512
Wanderung 50 km 62 / 77 / 77
Prominentenwanderung 87 / 87 / 87
Gesamtsumme 15.442 / 14.367 / 14.103

Links

Infos: http://www.rennsteiglauf.de/index800.html

Meinen Vorjahresbericht gibt’s hier: http://www.laufen-aktuell.de/laufenaktu ... 380&ppp=#0

Einen weiteren Bericht und vor allem super Bilder dazu gibt es unter: http://www.laufreport.de/archiv/0504/re ... nsteig.htm



Spike

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

2
Wow ... da bleibt mir glatt die Spucke weg!

Hut ab Spike
... vor Deinem Willen
... diesen Emotionen
... der Leistung
... dem Bericht
... einfach allem
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Liebe Grüße
Mik
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Der Rennsteiglauf Bericht 2004

3
Ein wirklich toller Bericht. Schade eigentlich, daß dieses Forum keine Extra-Rubrik für die Laufberichte der Forumsteilnehmer hat - deiner hätte dort bestimmt einen Ehrenplatz.

Ich weiß, daß ich leider die 73 schwierigen km des Rennsteigs nicht laufen kann (machen meine Gliedmaßen nicht mit), aber ich ahne, daß es dir sicherlich so geht wie mir, wenn ich (nur) einen Marathon laufe: die Zeit ist hier nicht wichtig, sondern das Erleben. Trotzdem: einen Schnitt von 6 Minuten pro km über 73 km aufrecht zu erhalten - das ist super!


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KLK - Freewareprogramm für das Führen eines Lauftagebuchs:
http://www.lust-am-laufen.de

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

4
Hi Spike,
ich bin überwältigt von diesem Bericht und deinen Emotionen.

Super Klasse und Glückwunsch zu dieser Leistung.

Frank

Die Zeit geht nicht schneller vorüber, sondern wir laufen nur schneller daran vorbei.

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

8
wahnsinn ... liest sich wie ein ganzes leben. ist es wahrscheinlich auch. nur, dass man es jedes jahr von neuem beginnen will. was ist so faszinierend an diesem lauf? warum gerade dieser?

fidi
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Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Hi Spike, absolut toller Bericht zu einer tollen Leistung. Ich hab beim Bieler 100er beim Ziel die ankommenden Läufer gesehen und mir versucht vorzustellen was einen dazu treiben kann so eine lange Strecke zu laufen. Mit deinem Bericht kann ich mir mehr drunter vorstellen, was da in einem abläuft.

LG :hallo:

Sigi - der den Panda reitet...und der beim Bieler 100er als Staffelläufer dabei war
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...Erfahrung ist die Summe der Erkenntnisse aus Fehlern, welche man machen durfte, ohne sich das Genick zu brechen...

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

11
Hi Spike,

toller Bericht & allergrößten Respekt für diese Superzeit....
Habe erst heute von einem Laufkollegen gehört, dass auch ich da "unbedingt mal hin muss"... Vielleicht klappt es ja schon 2005 ;-))

Happy Running &
Schönen Gruß
Lars

Startnummer 2131 beim Köln-Marathon
Startnummer 69 beim Fichtelgebirgsmarathon

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Hallo Spike,

kompliment zu deinem grandiosen packenden bericht!

:respekt: zu deiner fast schon übermenschlichen leistung!

jetzt weiss ich erst richtig einzuordnen, was es bedeutet den rennsteig zu laufen.

lg

teddy

Anima Sana In Corpore Sano

Startnr. 3437 Vienna City Marathon
Startnr. 2979 Wachau Marathon

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Das hat Spaß gemacht, den ganzen Lauf nochmal virtuell zu "erleiden".
Und tatsächlich: die Leiden vergehen, der Stolz bleibt!
Danke für den schönen Bericht.
Conni

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Danke für das viele Lob, habe lange gezögert den Bericht wirklich so zu schreiben. Doch nun bin ich sehr froh darüber das ich es getan hab. Nur so kann man was rüberbringen, und das scheint mir gelungen zu sein. Zumindest bin ich mit dem Bericht zufriedener als mit dem Lauf. Dieser ist noch nicht ein Guss wie es der Zürich Marathon war. Aber das braucht Zeit viel Zeit und erfahrung.
Original von fidi:
was ist so faszinierend an diesem lauf? warum gerade dieser?
fidi
Tja und genau das ist es Fidi was diesen Lauf so speziel macht, du kannst ihn nicht planen, nicht mit dem Kopf laufen, nur mit dem Herzen. Zudem spielt die Landschaft eine Rolle, die halt sehr ähnlich ist wie hier. Sozusagen ein Heimspiel. Dann die Menschen dort die Atmosphäre, dieser Hauch von Mystik. Ich hoffe ich brachte das rüber, mehr als das kann man wohl nicht mehr schreiben. Aber wer weis was ich für einen Bericht nächstes Jahr schreibe :) )
Sofern ich gesund bleibe und ihn laufen darf.

Spike

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Hallo Spike,

Ich bin zutiefst beeindruckt!

Danke für Deinen Bericht, eine solche Leistung ist für mich wie von einem anderen Stern - nicht nachvollziehbar.



Grüße von Wiebke

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Hallo Renato,

auch von mir:
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Großen :respekt: vor

- Deinem Bericht
- Deinen "Innenansichten" und
- was noch, ach ja: der Riesenleistung natürlich :P
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Gruß
Peter

26.06.2004, Startnummer 3480 beim Vivaris Hasetal-Halbmarathon
18.07.2004, König-Ludwig-Marathon
07.11.2004, 35. ING New York City Marathon.
Ich bin dabei!

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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Original von spike:

Eine Warnung muss ich anbringen, dieser Bericht ist hoch emotional und sehr intim geworden. Ich möchte halt meine Liebe zu diesem Lauf mit euch teilen. Menschen mit allzu rationalem Gemüt sollten hier nicht weiterlesen, allen anderen sag ich schon mal, holt die Taschentücher. :D


Lieber Spike,
mit dieser Prognose hast du recht behalten. Mir sind bei den Schilderungen deiner letzten 20km tatsächlich die Tränen in die Augen gestiegen.
Deine Erlebnisse haben mich sehr beeindruckt...und du hast vollkommen recht, wenn einem während des Laufens die Sinne schwinden, dann darf man es auf jeden Fall als Mysterium der Willenskraft bezeichnen, denn kaum einer (auch nicht die Läufer selbst) wissen genau WARUM man eine solche Tortur über sich ergehen lässt.
Ich danke dir auf jeden Fall für deinen Bericht!
Viele Grüße und die Kraft (den Mut) immer weiterzulaufen..
Sebastian

...der im Jahr 2005 am 19. Juni die Premiere des Mittelrhein-Marathons laufen will.

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

22
Wow, Schpeicki...fühl` Dich virtuell ganz feste gedrückt für diesen irren Bericht!
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Freut mich dass Du denn Rennsteig trotz zähem Ringen doch bezwungen hast...wirst sehen, alles andere wirst Du auch bezwingen!
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Der Rennsteiglauf Bericht 2004

24
Puuh Spike!!

Unglaublich was Du an Emotionen und Ausdruckskraft in diesen Bericht gesteckt hast. Ich finde kaum Worte.

In den letzten Tagen war es für mich schwer, längere Zeit im Forum zu lesen. Deinen Bericht wollte ich aber in aller Ruhe studieren und die Geduld hat sich mehr als gelohnt. Deine Rennsteiglauf-Erzählung wird mir Kraft geben, wieder härter zu trainieren und die "Zipperleins" im Knie und in der LWS zu vergessen.

Danke!!

Liebe Grüße, Bogi

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

25
Wow Spike.... bei keinem Bericht ging mir so der Puls.
Mir fehlen die Worte, ich weiss nicht was ich sagen soll...!?
Danke!!! und allen Respekt der Welt!!

Heike
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Der Rennsteiglauf Bericht 2004

26
Hi Spike,
einfach überwältigend Dein Bericht. Genau so, und nicht anders finde ich ihn total perfekt. Vielen tausend Dank, dass Du uns an Deinen Gefühlen so hast teilhaben lassen.

Liebe Grüße
Doris

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

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danke.
unglaublich beeindruckend.

bin fasziniert. hut ab, dass du auch so viel mut hast, innenansichten und privates preiszugeben.

2005 steht bei mir nochmal hamburg-marathon an, aber für 2006 hast du vielleicht dafür gesorgt, dass rennsteig "gewagt" wird.

alles gute & gruß
mats

Der Rennsteiglauf Bericht 2004

30
Hallo Spike,

über den Laufbericht ist wohl alles gesagt. Ich bilde mir ein, deine Einstellung zu diesem Erlebnis verstanden zu haben, ich hoffe es wenigstens. Ich finde keinen passenden Smilie zu deinen Ausführungen; und das finde ich auch nicht besonders schlimm. Für mich ist es ein Bericht den ich auch außerhalb des Laufens "gebrauchen" kann, danke.

Buschi
Gesperrt

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