Start war auf späte 14:15 festgesetzt, trotzdem bin ich natürlich das erste mal um 4:00 wach gewesen. Verliert man diese Nervosität vor dem Wettkampf jemals? Und will man das überhaupt?
Der Tag versprach angenehm und nicht zu sonnig zu werden. Nachmittags waren Regenschauer angesagt, aber vielleicht haben wir ja Glück.
Da ich normalerweise immer Magenprobleme vor dem Lauf bekomme, diesmal 3 kleine Schnittchen mit Honig und Marmelade um 11:00 und dann Nichts mehr. 10 km gehen zur Not auch hungrig.
Um 12:30 dann auf der grünen Wiese geparkt(war schon ziemlich voll), zeitgleich und fast direkt neben Tobi. Damit hatte ich dann gleich den ersten Fori getroffen. Kurz darauf noch Michi(wenigstens einer, der noch nervöser ist), Cantullus, Karl mit Familie und Snaily.
Nachdem wir ein wenig gequatscht und alle Sachen verpackt haben, sind die Halbmarathonis auch gleich ans Aufwärmen gegangen. Deren Start (14:00) haben wir noch eben abgewartet und dann selber aufwärmen, aufstellen und dann ging es auch zügig los.
Nach Westpark (21:33 auf 5km) war ich optimistisch, so um die 44:00 laufen zu können. Zielpace also 4:25.
Strecke / Pace / Puls
1 km / 4:23 / 171
Obwohl die Startblöcke in 30 Sekunden Paces vorbildlich aufgeteilt waren, gibt es trotzdem ein ständiges Überholen und überholt werden.
Ich versuche wie immer jemand zu finden, der mein Tempo läuft, um mich dran zu hängen, nur wer läuft dieses Tempo dann auch wirklich durch und ist nicht einfach nur zu schnell gestartet
2 km / 4:28 / 186
Hab inzwischen ein paar Läufer gefunden, die ich nicht aus dem Auge verlieren will. 4:25 fällt mir schwer. Es soll ja auf dem Hinweg leicht bergauf gehen, vielleicht hol ich das auf dem Rückweg wieder rein.
3 km / 4:29 / 191
Meine Zugpferdchen brechen wohl doch ein. Ich such mir Neue. Wenn ich noch mehr Sekunden verliere, wird das nichts mit neuer PB. Garmin ist mal wieder sehr großzügig mit den km. Die Autorunden enden immer früher vor der nächsten Streckenmakiereung. Muß ich wohl schneller sein, als Garmin anzeigt.
4 km / 4:22 / 192
Ok, meine neuen Zugpferdchen sind Klasse. Spätestens als sie die Getränke an der Verpflegungsstation stehen lassen, ist mir klar, die meinen das ernst. Ich lass das Wasser auch stehen, auch wenn sich mittlerweile ein leichtes Durstgefühl einstellt. Kann eigentlich nicht sein und ist sicher nur Einbildung. Die armen Helfer sind etwas enttäuscht, daß Keiner ihr Wasser haben will.
Nach der Verpflegungsstation geht es auf den Waldweg. Cantullus hatte mich ja gewarnt, das der Wechsel von Asphalt auf Schotter echt fies ist, aber ich beiß die Zähne zusammen.
5 km / 4:27 / 195
Wie lang zieht sich denn dieser Waldweg? Und wann kommt endlich die nächste Kurve? Hier geht es doch immer noch bergauf, oder? Ich beginne mich auf den Rückweg über Asphalt und eingebildetes Bergab zu freuen.
6 km / 4:25 / 195
Mittlerweile piepst mein Garmin schon vor den Halbmarathonmakierungen. Ok, das mit den 44:00 wird nie was, aber die 44:30 sind noch drin. Es geht immer noch über den Waldweg. Mir wird mittlerweile so warm, das ich kurz überlege, mein T-Shirt auszuziehen und oben ohne weiter zu laufen. Muß der Sauerstoffmangel sein. Hatte ich nicht gesagt, perfektes Laufwetter, nicht zu warm?
7 km / 4:29 / 196
Endlich die ersehnte Rechtskurve und wieder auf Asphalt. Die erhoffte Erlösung war allerdings nicht spürbar. Wurde nicht wirklich einfacher. Gleich kommt wieder die Verpflegungsstation. Ich wollte ja nichts trinken, auch wenn der Drang jetzt recht groß ist. Aber es sind ja nur noch 3 km.
Was machen denn die Läufer da vorne direkt nach der Verpflegung? Die biegen ja links ab direkt wieder in den Wald rein. Kommt davon, daß man den Streckenplan schon wieder vergessen hatte. Also noch mal Waldweg. Hier treffen wir auf die langsameren der 6,8 km Läufer. Das Überholen läßt einen den Schotter glatt vergessen.
8 km / 4:31 / 197
Normalerweise meldet sich gegen Ende km 7 Anfang km 8 mein innerer Schweinehund, der mir einredet, jetzt mal einen Kilometer 10 Sekunden langsamer zu machen, weil ich sonst nicht bis ins Ziel durchhalte. Ich hatte mir fest vorgenommen, ihm mit Verachtung entgegen zu treten und eher noch schneller zu werden. Muß ihn wohl tief beeindruckt haben. Ich höre keinen Mux.
Dafür höre ich Donnergrollen. Ist es wirklich so weit zugezogen? Im Wald bekommt man das nicht so richtig mit. Gibt wohl doch noch die versprochenen Regenschauer. Vielleicht schaffe ich es ja noch trocken ins Ziel. Aus dem Wald raus und den Rest nur noch Asphalt.
9 km / 4:23 / 198
Die Aussicht auf eine unfreiwillige Dusche, der Asphalt und das Zielgeradengefühl beflügeln noch mal etwas. Gegen Ende merke ich aber, wie Müde ich werde. Ein Bisschen Tempo muß ich doch raus nehmen. Andere legen derweil zu. Meine Zugpferde verschwinden nach vorne und ich werde von dem netten Mädel mit der 1155 überholt. Bis zur ersten Verpflegungsstelle gehörte sie zu meiner Zugpferdgruppe, aber sie hatte sich doch einen Becher geschnappt und offensichtlich habe ich sie dann die ganze Zeit gezogen. Irgendetwas freundliches, aufmunterndes hatte sie noch gesagt, aber ich kann mich beim Besten Willen nicht mehr erinnern was. Ich weiß nur, auch die 4:30 werden knapp. Reicht aber nur für eine Schätzung, rechen kann ich schon längst nicht mehr.
10 km / 4:26 / 199
Kaum beginnt der Finale km fallen auch die ersten Regentropfen. Ganz trocken werde ich wohl nicht ins Ziel kommen. Ich Überhole die Tochter von Karl und Claudia, die bei den 6,8km einen 2. Platz in der AK Wertung holen wird. War Claudia vor oder nach mir im Startblock? Egal, ich will nur noch ins Ziel kommen. So langsam wird es Richtig nass. Der Regen ist zwar erfrischend aber doch etwas viel. Ich wußte gar nicht, wie schwer nasse Funktionskleidung werden kann. Kurz vorm Stadioneinlauf fängt es auch noch leicht zu Hageln an, das gibt sich aber schnell. Ziemlich Kraftlos komme ich auf die Zielgerade und verliere auch noch ein Endspurtduell. Da war echt die Luft raus. Mit dem guten Gefühl so ziemlich alles gegeben zu haben, Wird die faust noch hochgereckt, dann über die Zielmatte und Stop gedrückt. Blick auf Garmin 44:41. Ne, ne. Nicht gerade mal 10 Sekunden langsamer als in Bad Tölz. Trotzdem, das Rennen lief gut und ich bin zufrieden. Bad Tölz nur bergab und wahrscheinlich zu kurz vermessen, kann man eh nicht mit Forstenried vergleichen.
Inzwischen regnet es so heftig, das ich die Wahl habe zwischen Zielverpflegung und Kopf in den Nacken und Mund auf. Ich entscheide mich für Zielverpflegung, ich brauche ZUCKER.
Schnell die Klamotten gewechselt, mittlerweile hatte es auch wieder aufgehört zu regnen, Und dann die einlaufenden Halbmarathonis noch angefeuert. Noch etwas getratscht, auf die Zielliste geschaut und offiziell:
44:39
Passt zu meiner Leistung im Westpark und da das ja erst der Beginn der Saison ist, bin ich mir sicher, daß die 44:30 beim nächsten 10er fallen werden