Halbmarathon in Berlin - was für ein Tag !

Nachdem ich 2011 in Hannover bei meiner Halbmarathonpremiere glücklich war , überhaupt anzukommen ( in 2 Stunden 12 Minuten) und mein zweiter Halbmarathon in DisneyWorld in Orlando /Florida eher als Spaßveranstaltung zu sehen war ( 2:18 brauchte ich hier, inkl. aller Erinnerungsfotos mit Disneyfiguren an der Strecke ) , wollte ich dieses Jahr am Tempo arbeiten und beim Berliner Halbmarathon die 2-Stunden-Marke knacken.

Nach 3 Monaten regelmäßigen Training (4-5 mal die Woche + Fitnesstraining) fühlte ich mich nicht nur der Aufgabe gewachsen, angenehmer Nebeneffekt waren satte 9 KG, die ich in der Zeit verloren habe.

Mit daher nur noch minimalem Übergewicht von 2 KG ging es am Samstag nach Berlin. Das Wetter war alles andere als einladen, und ich malte mir in den dunkelsten Farben aus, wie es wohl wäre, am nächsten Tag bei Schneeregen 21 KM durch Berlin zu laufen.

Bei der Startnummernausgabe auf der "Berlin Vital" trafen wir pünktlich zum Kinderrennen ein. Schön das ich jetzt als Ohrwurm das Lied vom singenden Känguru jetzt nicht mehr loswurde…

Ein erstes Erfolgserlebnis gab es bei der Shirt - Ausgabe. Das Shirt in XXL war mir viel zu groß und ich habe es gemein eines in XL getauscht. Das ich so was noch erleben durfte..:-)

Da unser Hotel ganz in der Nähe vom Alexanderplatz war, ging es auf dem weg zum Abendessen noch mal am Start / Ziel Bereich vorbei. Hier sollte es also morgen losgehen. Die Anspannung wurde durch diesen Abstecher nicht gerade geringer. Nach einer großen Portion leckerer Nudeln in netter Runde - im mit Läufern völlig überfülltem Basi`l - ging es zeitig ins Bett.

Wie sollte es anders sein, die Nacht war an durchschlafen nicht zu denken, dauernd wurde ich kurz wach, konnte aber recht schnell wieder einschlafen. Um 7 Uhr war's denn aber vorbei mit schlafen, lange bevor der Wecker klingelte schlich ich zum Fenster und schob die Vorhänge zu seite. Strahlend blauer Himmel! So hatte ich mir das gewünscht.

Im Frühstückssaal angekommen, wurden meine bedenken, ob ich im Trainingsanzug runter gehen konnte, schnell zerstreut - damit war ich fast schon overdressed….offenbar waren ausschließlich Läufer unter den Hotelgästen. Schön das man sich im Hotel drauf eingestellt hat und im Eingangsbereich ein großes Buffet aus Obst , Müsliriegeln und Mineralwasser zum mitnehmen aufgebaut hatte.

Dann ging es endlich los. Nachdem die Wahl der Laufkleidung getroffen war ( Kurze Hose, langärmeliges Shirt und mein Hannover 96 Trikot obendrüber, man ist ja schließlich stolz auf seinen Verein :-) ) , machten wir uns auf zum Start. Nach kurzem Fußmarsch war der Startbereich erreicht. Mein Plan, im Block E einen der vorderen Plätze zu ergattern, erwies sich als schwierig, der Block war schon gut gefüllt. Also versuchte ich, im vorderen Bereich über das Gatter zu klettern - freundlicherweise wurde mir auch gleich Platz gemacht " Für einen 96er machen wir das doch gerne " sagte der nette Kamerad - und zeigte auf seinen Sohnemann, der mit 96-Mütze an der Absperrung stand. Fußball verbindet eben :-)

Nach etlichen Minuten ungeduldigem hin und her hüpfen ging es denn endlich los. Der erste Kilometer war ziemlich von ausweichen und überholen geprägt, aber danach lief es erstaunlich gut, trotz der zahlreichen Menschen auf der Strecke. Kurz vorm Start hatte ich noch einen Bekannten getroffen, der auch vorhatte unter 2 Stunden zu laufen. Ich war erstaunt, wie gut es uns gelang, beim laufen immer beisammen zu bleiben.

Mit dem Brandenburger Tor stand denn das erste Highlight an, auf das ich mich sehr gefreut hatte. Ein tolles Gefühl, hier durch zu laufen. Unsere Zeit war nach 3 KM genau im soll, mein Fehler vom letzten Jahr , wo ich viel zu schnell auf den ersten Kilometern war, habe ich also nicht wiederholt.

Schon auf diesen ersten Kilometern beeindruckte mich die tolle Stimmung am Streckenrand - und irgendwie schien es mit jedem Kilometer besser zu werden. Die Sambatrommeln an der Siegessäule waren wirklich Gänsehautfeeling pur. Sehr erstaunt war ich am ersten Getränkestand. Ich hatte befürchtet, das alles so voll ist, da man nur mit Wartezeit einen Becher Wasser abbekommt, daher hatte ich meinen Trinkgurt mitgenommen. Zumindest hier am ersten Stand hätte ich den nicht gebraucht, innerhalb weniger Sekunden hatte ich einen Becher Wasser in der Hand.

Auch wenn es jetzt etwas ruhiger wurde, machte es richtig Spaß, hier zu laufen. Kilometer um Kilometer im gleichmäßigen Tempo, alles im soll, ging es zum Charlottenburger Schloss. Hier fing es denn an, wieder richtig stimmungsvoll zu werden. Mittlerweile hatten wir uns richtig dran gewöhnt, miteinander zu laufen ohne immer direkt nebeneinander zu sein. Ab und zu flog ein dummer Spruch hin und her - so war es doch sehr kurzweilig.

Bei KM 10 erblickte ich die übelste vor sich hin pfeifende Zeitmessmatte - der richtige Zeitpunkt für einen Blick auf die Uhr. 55:23 - Plan war hier 56 Minuten - also alles bestens. Bisher keine Spur von Müdigkeit oder Erschöpfung, auch der Oberschenkel, der ich in der Vorbereitung ab uns zu geärgert hat, blieb friedlich. So konnte es gerne weitergehen.

Auf dem Ku-damm wurde es denn richtig stimmungsvoll. Es machte so einen Spaß hier zu laufen, den Kids am Straßenrand die Hände abzuklatschen, die einem entgegen gestreckt wurden. Großartig. Einige mal wurde ich mit "Hannover" - Rufen bedacht - Hurra, wir sind langsam etabliert :-)

Auch bei KM 15 lagen wir noch wunderbar in der Zeit, und die Erschöpfung hielt sich in Grenzen. So langsam wurde mir klar, das es wirklich klappen kann, im ersten Versuch die 2 Stunden Marke zu knacken. Hatte ich eigentlich vorher wirklich getönt, das ich dann auf einen kompletten Marathon trainieren würde ?

Richtig schön laut wurde es denn noch mal am Checkpoint Charlie und am letzten Wasserstand, an dem laute Musik erschallte. Noch mal ließ mich die Atmosphäre eine Gänsehaut bekommen. Irgendwann hörte ich denn vom Straßenrand "Weiter, es sind nur noch 2 Kilometer"…sagt sich einfach, wenn man sie nicht laufen muss - aber ich hatte mir die Kräfte wirklich gut eingeteilt, so das es keine große Hürde mehr darstellte, 2 Kilometer zu laufen, ganz anders als letztes Jahr in Hannover, als ich nicht wusste , wie ich den letzten Kilometer schaffen sollte. Die Zeit bei KM 19 lag bei 1:46:52 - das sollte reichen. Sentimental wie ich nun mal bin, bekam ich bei dem Gedanken ans Ziel einen Kloß im Hals….

Wenig später war es denn soweit, die letzte Kurve, denn auf die Zielgerade und für die Fotografen lächeln..moment ? Fotografen ? Wo waren die eigentlich ? Keine gelbe Weste zu sehen…egal, über die Ziellinie, ein verschämter schneller Blick auf die Uhr - 1:57 standen zu Buche. Perfekt ! Mein Begleiter war genau so breit grinsend wie ich, wortlos fielen wir uns die Arme. Was für ein tolles Gefühl.

Stolz wie Oskar ging es Nachmittags mit umgehängter Medaille und Veranstaltungsshirt mit dem Zug zurück in die Heimat. Danke Berlin für ein großartiges Erlebnis !

Zitat Snoopy
Schön das ich jetzt als Ohrwurm das Lied vom singenden Känguru jetzt nicht mehr loswurde…

Gratulation . Trotz derart akustischer Herausforderungen die Zielzeit von sub 2 Stunden erreicht.
Das lässt auf weitere läuferische Großtaten hoffen. Im Vorfeld vielleicht ein paar Kinderschlager hören - und schon geht es dahin .

Danke für deine schön geschriebene Laufgeschichte.

Liebe Grüße
Wolfgang

Herzlichen Glückwunsch zur Erreichung deines gesteckten Zieles. Ich weiss noch wie happy ich war als ich das erste mal unter zwei Stunden geblieben bin. Du hast gut trainiert und nun den verdienten Lohn eingefahren. Jetzt heisst es weitermachen. Wenn du nun den Marathon als nächsten Schritt ausgegeben hast, mach dir keine Sorgen, das schaffst du auch.
Mein Herz schlägt naturgemäß für die Braunschweiger Eintracht aber ich freu mich auch für einen 96er
Aber nur wenns ums Laufen geht

Gruß
Kai

Toller Laufbericht. Ich habe förmlich alles noch einmal vor mir gesehen. Herzlichen Glückwunsch zum Knacken der 2-Stunden.

Viele Grüße
Claudia