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Vivaris-Hasetal HM und der lange Weg zum Wettkampf; Warnung: wie üblich seeeehhhhhr seeeehhhr lang

Vivaris-Hasetal HM und der lange Weg zum Wettkampf; Warnung: wie üblich seeeehhhhhr seeeehhhr lang

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Ja, nach längerer Zeit gibt es endlich wieder einmal etwas zu berichten, wie üblich ist mir das auch diesmal nicht in Kurzform gelungen. :P

Achtung: Dieser Bericht ist lang und besteht aus zwei Teilen:
- eine kompletten Vorgeschichte und
- dem eigentlichen Erfahrungsbericht (weiter unten, deutlich kenntlich gemacht für alle, die erst dort anfangen möchten zu lesen)

Die Vorgeschichte:
Viele kennen ja die Vorgeschichte meiner diesjährigen Lauf“karriere“, für alle anderen hier eine kurze Zusammenfassung.
Begonnen hatte dieses Jahr mit einer intensiven Vorbereitung auf den Bonn-Marathon 04.04.04, der meine Marathonpremiere sein sollte. Die Vorbereitungen liefen traumhaft, viele km, viele lange Läufe. Die mitten aus dem Training heraus gelaufenen Vorbereitungswettkämpfe führten ganz nebenbei zu neuen persönlichen Bestzeiten (10km in 53:05, HM in 1:57:28, Verbesserung um über 7min in knapp drei Monaten (Bertlich :P ).

Dann zwei Wochen vor dem Marathon eine Verletzung, bis zuletzt doch noch auf einen Start gehofft, schließlich die Erkenntnis: Das wird nix. Vielleicht ein späterer Marathon wie z.B. Mainz oder Mannheim? Die Verletzung dauerte aber länger als befürchtet und so kam es dann zum Super-GAU: Insgesamt knapp 6 Wochen absolute Sportpause.

Der Wiederbeginn war ziemlich frustrierend, hoher Puls selbst bei langsamsten Tempo, wo sollte das hinführen? Mein IT-Betreuer meinte: Das gibt sich schnell wieder, nach ein paar Wochen ist die alte Form wieder da. Na gut, er muß es ja wissen, er ist in diesem Jahr bereits 3x Marathon unter 3h gelaufen.

Nach zwei Wochen hatte ich dann auch das Gefühl: es ist immer noch schwer, aber es „läuft“ wieder, wenn auch Dimensionen von der alten Form entfernt.

Also ein Ziel setzen: Vor dem New York Marathon (07.11.04) sollte doch noch ein Marathon-Debüt möglich sein? Nun ist der Sommer nicht gerade Hochsaison für Marathonveranstaltungen und die ersten Herbstmarathons wie z.B. Münster waren mir inkl. Regeneration und Marathontraining zu knapp vor New York. So fand ich den am 18.07. stattfindenden König-Ludwig-Marathon in Füssen. Die Gegend kennen wir gut, in der Nähe (Hopfen am See) haben wir schon Urlaub gemacht. Danach 4 Wochen Regeneration, dann 12 Wochen Training für New York, nach hinten heraus passte das schon einmal. Als die Zielvorstellung Formen annahm, waren es noch 10 Wochen für einen Trainingsplan. Gut für das Laufvermögen wäre es auf jeden Fall und wenn es nicht funktioniert, dann sollte es eben nicht sein.

So stieg ich dann also bedächtig in die 3. Woche meines Trainingsplans ein und erhöhte die Wochen-Umfänge kontinuierlich von 45 auf 65km. Als Test für den Marathon hatte ich mir vorgenommen, drei Wochen vorher einen HM zu laufen, am besten passte der am 26.06. stattfindende Vivaris-Hasetal-Marathon, bei dem auch ein HM angeboten wurde.

Vorher galt es noch ein anderes „Problem“ zu lösen: ein dreiwöchiger Urlaub in England, mit Anreise über Brügge (2 Tage), dann 4 Tage London und anschließend 14 Tage in ein Cottage nach Devon. Darin sollten nun wöchentlich 60-65 Lauf-km integriert werden, ohne meiner Frau den Urlaub zu verderben. Lange Läufe im hügeligen Devon, würde das etwas werden?
Ich bin eigentlich ein Abendläufer, nach der Arbeit direkt in die Laufschuhe und los geht´s. Diese Zeiten hatte ich für den Urlaub zur Tabuzone erklärt, denn da sitzt man gewöhnlich im Restaurant und lässt es sich gut gehen, nachdem man tagsüber etwas schönes unternommen hat. Und morgens? Nun, höchstens vor dem Frühstück, sonst ist der ganze Vormittag „gelaufen“.

Mo, 31.05., Brügge, 7:15 Uhr, der Wecker klingelt. Meine Frau dreht sich um und lächelt ins Kissen. Ich ziehe mich um, erschrecke den Portier (Puck-Club rules!) und laufe los. Mein Körper merkt erst nach 5km, dass ich schon unterwegs bin, bei den angezeigten Pulswerten hätte ich fast meine Polar im Kanal versenkt. Aber es geht.

Es geht auch in London. Ein Blick auf den Stadtplan offenbart Sensationelles: Vom Hotel sind es nicht einmal 1km durch Nebenstrassen bis zum Kensington-Park, der geht über in den Hyde-Park, von dort gibt eine kurze Unterführung zum Green-Park und über die Pall-Mall kommt man direkt in den St.James-Park am Buckingham Palace. Es ist fantastisch (wenn auch ziemlich früh), kilometerweise kann man quer durch diese Parks laufen.

Im Cottage in Devon waren die kürzeren Läufe (bis 15km) traumhaft an der Strandpromenade von Exmouth und der Flussmündung der Exe zu absolvieren. Die langen Läufe waren, nun sagen wir ´mal: sehr profiliert, die km-Zeiten pro Minute waren greußlich, aber 80 HM am Alatsee dürften mich jetzt in Füssen eigentlich nicht mehr schocken.

Gut, die erste Woche wieder zu Hause war dann im Hinblick auf den HM eher eine Regenerationswoche, die nach den ständig gesteigerten km-Umfängen wohl auch notwendig war und gut tat.


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Hier beginnt der eigentliche Bericht über den Vivaris-Hasetal HM

Samstag, 26.06.04

Der Morgen beginnt im Rheinland so, wie ihn alle (außer Wettkampf-Läufern mögen): es ist sonnig und warm. Naja, der Start ist ja erst um 17:00 Uhr in Niedersachsen, da kann es sich ja noch „bessern“.

Nach Löningen sind es knapp 300km, also etwa 1,5 Stunden ( :hallo: Greenie). Da ich Hektik aber nicht so besonders mag, wollte ich mich so gegen 11:30 Uhr auf den Weg machen. Meine Frau hatte bis Freitag abend eine einwöchige Dienstreise zu verkraften und war daher nicht so motiviert, bei dem schönen Wetter 600km im Auto zu verbringen um 2-3 Stunden im Osnabrücker Flachland herumzustehen, also machte ich mich bewaffnet mit ein paar Broten, Riegeln und reichlich Wasser alleine auf den Weg.

Ab Münster keimt Hoffnung auf, denn man kann erste Wolken sehen, die sich bis Löningen dann auch brav vermehren. Die Fahrt verläuft ganz gut, gegen 14.00 Uhr bin ich in Löningen (keine Ahnung, wo ich die fehlende Stunde Sollzeit gelassen habe).
Die Parkplatzbeschilderung ist optimal, ich werde zu einem großen Parkplatz am Wellenbad gelotst. Da wollte ich auch hin, denn im Wellenbad befinden sich die Duschen. Auf einer großen Wiese sind mit Kreide Parkplätze markiert, Einweiser sorgen für einen reibungslosen Ablauf und stehen für Auskünfte zur Verfügung wie z.B. der x-mal gestellten Frage: „Wie komme ich denn bitte zum Meldebüro?“

Der Weg dorthin dauert etwa 5 Minuten und ist narrensicher ausgeschildert. Also Startnummer abgeholt, die Marathonmesse abgelaufen (bei den paar Quadratmetern nicht so anstrengend) und zurück zum Auto, ein wenig ausruhen. Neben der Startnummer finden sich im Beutel noch interessante Informationen wie z.B. ein liebevoll mit sämtlichen Details versehener Stadtplan sowie eine 10seitige Zeitungsbeilage mit Infos und Berichten. Auf dem Parkplatz herrscht mittlerweile Festivalstimmung, viele Wohnmobile sind da, Zelte sind aufgeschlagen, die Leute liegen zur Entspannung auf Decken. Es ist leicht bewölkt, zwischendurch kommt die Sonne heraus, irgendein Thermometer in der Stadt zeigte 20 Grad. Das hätte schlimmer kommen können.

Die ersten Schülerwettkämpfe werden um 15:30 Uhr gestartet, um 16:30 dann der 10er, 16:45 8km-Walking und um 17:00 Uhr sollen dann die Marathonis und Halbmarathonis gemeinsam auf die Strecke gehen, die Marathonis hatten zwei gleiche Runden zu laufen. Dieser Zeitplan irritierte mich zunächst ein wenig, da ich befürchtete, die Läufer würde in die Walking-Horden geraten, aber ein Blick auf den Streckenplan zeigt, dass die Strecken so geschnitten sind, dass dies nicht möglich ist.

Dann stieg so langsam die Nervosität. Da ich mir sicher war, meine „vor-Bonn-Form“ nicht erreicht zu haben und es auch einen Tick (so 20 Grad) wärmer war als bei meinem letzten HM, würde es wohl keine neue PB geben, aber unter 2:00 netto würde ich ja schon ganz gerne bleiben wollen, wenn es irgendwie geht, also ein 5:40er Schnitt. Vom Puls her wusste ich zwar aus Bertlich, dass ich einen HM mit einem 170er Schnitt durchstehen (besser gesagt durchlaufen) kann, aber das wollte ich mir in der M-Vorbereitung nicht antun, so um 167 (90% der HFmax) wollte ich mit Ausnahme der letzten km halten.

Gegen 16:35 noch etwa 2km warmlaufen, gegen 16:50 dann ab in den Startbereich. Da es keinerlei Startaufstellungvorgaben gab, wollte ich mich wie gewöhnlich eher im hinteren Feld einsortieren. Das habe ich dann für mich auch glaubhaft getan. Als ich mich kurz vor dem Start umdrehte musste ich bei der Vielzahl der plötzlich dort stehenden Menschen mit Schrecken feststellen, dass ich mich eher zwischen dem ersten und zweiten Drittel befand. Dabei war ich in guter Gesellschaft, neben mir wollte ein Marathonläufer unter 4:30 bleiben, vor mir den HM jemand unter 1:50 laufen.

Die Ansagen des Sprechers kamen zwar über Lautsprecher, waren aber völlig unverständlich, ein auffälliger Negativpunk eigentlich nur deshalb, weil ansonsten alles so 100%ig perfekt organisiert war. Aber der Startschuß, der war deutlich zu hören. Also ging es so los wie üblich, nämlich erstmal gar nicht, dann langsames gehen und irgendwann ein leichter Trab. Dann die Startmatten, die Uhr gedrückt und im dichten Pulk ein immer noch recht zögerliches Traben. Dann ein paar Meter nach dem Start eine faustdicke Überraschung: Eine Steigung! War nicht irgendwo von einer superflachen Strecke die Rede? Um mich herum die entsprechenden belustigten Kommentierungen: „Das wird doch wohl kein Berglauf werden?“ :P Um es vorweg zu nehmen: Der Rest der Strecke war wirklich superflach.

Die erste km-Markierung habe ich irgendwie verpasst, weil ich immer noch im dichten Pulk auf der linken Seite laufe. Plötzlich schon die erste Verpflegungstelle, na ein Becher Wasser kann ja nicht schaden. Die zweite km-Markierung erwischte ich dann bei 11:15, also voll im Soll für die sub 2:00. So ging das dann eigentlich ganz gemütlich weiter, die nächsten km bringen relativ gleichmäßige km-Zeiten zwischen 5:35 und 5:40 min, der Puls liegt stabil bei 165-167.
Die Organisation während des Laufes ist auch vorbildlich. Die Erfrischungsstände sind reichlich (8 (!) auf der HM-Strecke + Zielverpflegung), es gibt Wasser, Iso-Getränk und Cola, an jeder zweiten Stelle außerdem noch Bananen und Äpfel. Die vielen freundlichen Helfer bieten unermüdlich ihre Becher und Schalen feil wie auf einem Markt. Die km-Schilder sind gut sichtbar, die Verpflegungsstände werden rechtzeitig per Schild angekündigt, aber der Hit ist ein km ich glaube nach km4: „Höchster Punkt der Strecke“. Da hat man doch tatsächlich ohne es zu merken einen Gipfel erstürmt. :) ) Ein Läufer spricht mich auf mein Laufen-aktuell Singlet an und gibt sich als Forumsmitglied Martin alias Segebergerseeläufer zu erkennen. Wir plaudern ein wenig, dann zieht er von dannen, ich hoffe er hat seinen Marathon gut gefinisht.

Die Strecke ist wunderbar zu laufen, z.T auf festen Waldwegen, z.T auf Asphalt. Ein schöner Landschaftslauf, aufgelockert mit dem Durchqueren kleiner Dörfer, in denen offensichtlich sämtliche Einwohner für gute Stimmung sorgen, mal mit Blasmusik, mal mit einer netten Sambatruppe (!). Neben den Anfeuerungen wird auch in einigen Orten begeistert kommentiert. Und einige Ansagen sind auch kurios: Sie befinden sich in Ehren (so heißt die Ansammlung von 5 bis 6 Häusern) habe ich gehört, als ich schon durch Ehren durch war.

Die 10km-Marke passiere ich bei 56:30. Das mal zwei plus 6min für die letzten 1100m passt genau und immer noch läuft es sich sehr locker. Allerdings machen sich zunehmend die Verpflegungsstellen und vor dem Lauf erreichte Hydrierung bemerkbar. Bis km 16 geht es wie gehabt weiter, km-zeiten 5:35 bis 5:42, Puls bei 166/167. Ein weitere Fori spricht mich an, allerdings nennt er mit seinem Schalke-T-Shirt weder seinen Nick, noch seinen Namen. Er ist mit einem Kumpel beim HM unterwegs.

Dann wird es etwas krampfig (km 17 in 5:59) und ich beschließe, das vielbesprochene Ralfen :hallo: erstmalig im Wettkampf „anzuwenden“. Km 18 rächt sich dafür trotz Zwischenspurt mit 6:09. Jetzt wird es aber knapp mit den 2h! Also noch mal etwas beschleunigen. Der Weg führt wunderschön an der Hase entlang und wir nähern uns wieder dem Stadtzentrum. Km 19 und 20 passen bei 5:35, noch mal Gas geben, viele Läufer überholen und in die Fußgängerzone hinein (die letzte Getränkestelle bei km 20 habe ich dann doch ausgelassen :look: ). Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass meine Nettozeit schon die 1:59 überschritten hat, wo ist das Ziel? Ich renne durch anfeuernde Zuschauerspaliere und nach einer Linkskurve endlich das Tor: Finish steht drauf und ich renne. Ich erinnere mich noch rechtzeitig an die Beilage der Fa. Firstfotofactory von wegen Zielfoto und so, reiße die Arme hoch und verusche, ein Siegerlächeln aufzusetzen, dass mir beim Blick auf die Anzeige der Bruttozeit am Ziel ein wenig gefriert: dort stehen bereits 2:00:xx.
Bild
[bildquelle]http://www.firstfotofactory.com/cosmosh ... r3480c.jpg[/bildquelle]



Über die Matte und die Uhr gedrückt: Sie zeigt 1:59:48, das Lächeln ist wieder echt, ich freue mich. Die Zielverpflegung ist vorbildlich, es gibt reichlich Wasser, Iso, Cola und Apfelschorle, :drink: tablettweise Bananen und Äpfel werden von den unermüdlichen Helfern geschält. Dann noch die Medaille und das Finisher T-Shirt abgeholt, 2km Auslaufen, zum Auto, unter die Dusche und gemütlich zum Ende der zweiten Halbzeit zu Hause.
Fazit: Ein schöner, nach meiner Erfahrung toll organisierter Lauf, den man empfehlen kann. Kein kleiner Volkslauf aber auch keine Riesenveranstaltung. Insgesamt sah der Marathon knapp über 400 Finisher, beim HM waren es knapp 900.

Mit meinem Lauf bin ich als Test für den KLM sehr zufrieden, Brutto 2:00:16, netto 1:59:45. Jetzt also anmelden und Zimmer/Wohnung besorgen.

Gruß
Peter

26.06.2004, Startnummer 3480 beim Vivaris Hasetal-Halbmarathon
18.07.2004, König-Ludwig-Marathon
07.11.2004, 35. ING New York City Marathon.
Ich bin dabei!

Vivaris-Hasetal HM und der lange Weg zum Wettkampf; Warnung: wie üblich seeeehhhhhr seeeehhhr lang

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Hallo Peter,

ich finde deine Leistung toll :respekt: .
Aber neidisch bin ich eher auf was anderes: nämlich deinen Urlaub in England *seufz*. Ich hab mal für ein Jahr in London gelebt und Devon kenne ich eigentlich auch recht gut (wir haben damals viele Ausflüge dahin gemacht). Ich will da mal wieder hin :motz:

Wir sehen uns ja evtl. beim KLM :hallo: (ich aber nur als Zuschauer!!!)

Grüße
Uschi

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