Banner

Erster Marathon: mit Schokolade, und Handy, aber ohne Hammer

Erster Marathon: mit Schokolade, und Handy, aber ohne Hammer

1
„Das ist so weit, das schaffst du nie!“ Das waren immer meine Gedanken, wenn ich das Wort Marathon gehört habe. Und obwohl ich in den vergangenen Jahren einige Halbmarathons gelaufen bin, habe ich nie den Mut zur ganzen Strecke aufgebracht. Bis jetzt.

Kurze Vorgeschichte
Zur Jahrtausendwende hatten Vollzeitjob und berufsbegleitendes Studium ihren Tribut gezollt. Etliche Kilos zuviel säumten meine Hüften und meine sportliche Aktivität war auf das Niveau einer Zwiebel gesunken.

2002 die Wende: Kollegen wollten an einem Business-Run über 4km teilnehmen und suchten noch Teilnehmer. „4km, das müßte ich schaffen“ dachte ich mir und startete mein Training auf einer knappen 2km Laufrunde. Was für eine Quälerei! Am Anfang – und auch die nächsten 2 Jahre - hat es mir überhaupt keinen Spaß gemacht.

Aber langsam bemerkte ich erste Erfolge. Ich konnte immer länger, immer weiter laufen und mein Gewicht bekam ich auch langsam in den Griff. 2005 startete ich zu meinem ersten 10km Lauf und ein Jahr später dann der ersten Halbmarathon. Letztes Jahr dann das Unglaubliche: ich fasst mir ein Herz und meldete mich zum Wien Marathon an – für die ganzen 42km!

Das Training
Zur Vorbereitung habe ich auf „http://www.marathonaustria.7host.com einen Plan erstellt. Der war recht moderat mit 3-4 Einheiten pro Woche, der längste Lauf über 30km. Dank des milden Winters habe ich den Plan fast 100% erfüllt, lediglich 1 Woche Verkühlung und 2 Wochen Urlaub haben mich etwas zurück geworfen.

Aufgrund meiner Halbmarathon-Bestzeit schlug mir der Plan ein realistische Laufzeit von 4:40 h an. Aber da es mein erster Marathon ist, genügte mir Ankommen voll und ganz. Und irgendwo habe ich mal gelesen, dass knapp unter 5 Stunden für Neulinge ganz ok sind :zwinker2:

Der Marathon
Ich hab mir bewusst den Vienna City Marathon ausgesucht, weil ich den Halbmarathon hier schon 5x gelaufen bin und damit die Strecke gut kenne. Meine Taktik war: Halbmarathon locker laufen (ca. 6:50/km), dann konzentriert weiter bis km 30, so lange war ich ja schon im Training gelaufen. Dann bin ich im Prater, dort trainiere ich oft. Ich wollte mir einfach vorstellen, dass ich bei einem normalen Trainingslauf bin und die übliche Strecke laufen. Die letzten 7km entsprechen ungefähr meiner Hausstrecke, das ist nicht mehr viel, das schaffe ich!

Soweit meine Strategie. Mal sehen, ob das Beine und Hirn auch umsetzen können.

Am Morgen bei der Reichsbrücke: Ich treffe mich mit einem Freund, der zum ersten Mal Halbmarathon läuft. Ein ganzer Schwall guter Ratschläge lasse ich auf ihn nieder prasseln und ich vergesse darüber meine eigene Nervosität. Keine Zeit, daran zu denken, dass ich gleich 42km laufen soll :geil:

Die ersten 21km
Endlich - der Startschuss fällt, die Masse setzt sich langsam in Bewegung. Fror ich bis vor kurzem noch, ist mir jetzt zu warm und ich drapiere meine dünne Laufjacke schon nach kurzer Zeit um meine Hüften.

Die ersten 13km vergehen wie im Flug. Dann entdecke ich zwei Freunde von mir am Streckenrand. Ich halte an - hab ja alle Zeit der Welt – wir plauschen ein bisschen und ich darf meine Jacke abgeben. Dann rufe ich noch schnell meine Freundin Martina an, die bei km16 wartet. Denn ich bin nicht nur Marathonläuferin, nein, auch Staffelläuferin. Und Martina ist die zweite in unserem Team und ich informiere sie, wann ich ca. vorbei komme.

Auf die Minute genau treffe ich dann bei km 16 ein. Martina rennt los wie vom wilden Affen gebissen. Schade, ich hätte gerne ein bisschen Begleitung gehabt. Die bekomme ich auch 1km später, als eine andere Freundin auf mich wartet. Sie hat sich extra Laufschuhe angezogen (!!!) um ein paar Meter mit zu rennen, damit ich beim Reden nicht anhalten muss.

Und schon beim Westbahnhof (ca. km 18) wartet die nächste Überraschung auf mich. Meine beste Freundin erwartet mich mit Schokolade in der Hand. Ich spüre förmlich den Neid der vorbei ziehenden Läufer, als ich genüsslich einen Schoko-Riegel mampfe.

Nach dieser kurzen Stärkung geht es weiter die Mariahilfer Straße hinab und bald teilt sich der Läuferstrom in „Halbmarathon-Ziel“ und „Marathon“. Früher war ich immer überglücklich, dass ich hier schon ins Ziel darf und nicht weiter rennen muss. Heute aber, da freue ich mich richtig, dass ich weiter rennen darf.

Die zweiten 21km
1km weiter schon der nächste Stopp. Hier ist die zweite Staffelübergabe und ich sehe Martina stehen und warten. Der nächste Staffelläufer ist noch nicht da! Also wieder Handy gezückt und telefoniert. Soviel wie heute, habe ich noch nie telefoniert!

Schon rauscht Andi heran und er muss wohl ein schlechtes Gewissen haben, so wie er abzischt. Also wieder nichts mit Laufbegleitung. Hinzu kommt, dass die Strecke auf einmal fast ganz leer ist. Die Halbmarathonis sind alle schon ins Ziel abgebogen und die wenigen Marathonläufer, die ich sehe, verteilen sich über die riesige Ringstraße.

Jetzt fängt der Teil an, den ich noch nicht kenne. Die nächsten 10km sind nicht besonders berauschend, es gibt keine Musikstationen und auch kaum Zuschauer. Und trotzdem wird mir nicht fad und ich merke kaum, wie eine Kilometer-Tafel nach der anderen an mir vorbei zieht. Das nächste Telefonat steht an, zwei Freundinnen hatten sich für diesen Streckenabschnitt angekündigt. Leider ist ihnen etwas dazwischen gekommen, aber wenigstens geben sie mir telefonisch wichtige Anweisungen wie "Halte durch! Du schaffst das! Wir sind stolz auf dich!"

Nun geht es in den Prater und ich fühle mich sofort wie in meinem Wohnzimmer. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt mich in den Büschen zu erleichtern. Gelegenheit macht Pinkler :peinlich: Bei km 30 ist die nächste Staffelübergabe, ab dort läuft mein Mann Karl die letzten 12 km für unser Team.

Ich hatte gehofft, dass wir den letzten Streckenabschnitt gemeinsam laufen. Aber nachdem Andreas so schnell los rannte, stehen die Chancen gering. Ich entschließe mich, ganz in der Mitte der Allee zu laufen, denn es geht auf der Gegenseite wieder hinauf und vielleicht entdecke ich ja Karl.

Und tatsächlich, ich habe Glück! Er läuft mir entgegen und als er mich sieht, dreht er um und läuft mit mir weiter. Das ist wirklich toll, denn ich spüre wie meine Muskeln langsam müde werden und ich kann seine Unterstützung gut brauchen.

„Gut schaust du aus, dein Schritt ist noch sehr locker“ motiviert er mich. Das stimmt nur zum Teil. Obwohl ich dem „Mann mit dem Hammer“ nicht begegne und auch sonst keine Probleme habe, werden meine Beine immer schwerer. Bei jeder einzelnen Labestation bleibe ich nun kurz stehen und schütte alles in mich rein was ich finden kann: Cola, Wasser, Banane.

Später sehe ich dann auch meinen Aufzeichnungen, dass sich ab km 30 abwechselnd 7min und 6:40 min auf den Kilometer gelaufen bin.

Trotz aller Anstrengung fliegen die Kilometer nur so an mir vorbei. Schon sind wir bei km 36 und biegen wieder raus aus dem Prater. Dann ist km 40 da und ich sehe schon den Ring. Plötzlich sind wir schon bei der Oper, wo Martina und Andi – unsere beiden anderen Staffelläufer auf uns warten. Gemeinsam laufen wir den letzten Kilometer, gemeinsam laufen wir ins Ziel!

Und auf einmal ist er da, der lange rote Teppich, der durch das Heldentor zur Hofburg führt. Sogar einen kleinen Endspurt quetsche ich noch aus mir raus und dann heisst es: GESCHAFFT! Ich bin meinen ersten Marathon gelaufen! Und ich bin sogar knapp unter 5 Stunden geblieben!

Die Müdigkeit verhindert einen größeren, emotionalen Ausbruch, ich will nur etwas zu trinken und was warmes anziehen! Aber zuvor lasse ich mir noch die schöne Medaille umhängen.

Epiolog
Meine Endzeit war 04:57:35. Kurios: ich bin beide Hälften auf die Sekunde genau gleich schnell gelaufen! Obwohl ich so viele Pausen gemacht habe.

Der Muskelkater am nächsten Tag war gar nicht so schlimm. Ich bin zwar die Treppen etwas seltsam herunter gegangen, aber das war es dann auch schon. Eine Massage und ein paar Streching-Einheiten später, habe ich schon nichts mehr davon gespürt. Und am 5ten Tag nach meinem ersten Marathon, habe ich mich bereits für 2013 angemeldet! :zwinker2:

2
Hallo MP 3 :winken:

schöner und lustiger Beitrag ! Kannst super Stolz auf Dich sein! Von der Kondition einer Zwiebel :D :D :D auf 42 km !! RESPEKT !

Mit Schoki läuft es sich auch besser !


Lieben gruss
verena
diie vom gestrigen Tempotraining nen höllischen Muskelkater hat ! :hallo: :P

3
:daumen: :daumen: :daumen:
Toller Bericht, weiter so.

:respekt2:
Hast dich gut vorbereitet und bist gut gelaufen. Eine voll gelungene Marathonpremiere.
Total genervt von der penetranten Werbung hier im Forum:sauer:

Bild
Bild


Hünsborn 2be Wild Radsplit 2016 ----> 01:16:13 --------------->20 km
Osterlauf Paderborn 2017 -------------> 00:30:54---------------> 5 km
SKS Bike Marathon Sundern 2017 ---> 02:11:37 --------------> 30 km
MTB Marathon Neheim 2017----------> 02:27:53 --------------> 35 km
10 km Plonka Lauf Salzkotten 2017---> 01:06:48--------------> 10 km
Deutsche Post Ladies Run 2017--------> 01:03:59 -------------> 10 km
SKS Bike Marathon Sundern 2018 ----> 02:28:09 -------------> 32.3 km
Osterlauf Paderborn 2018 -------------> 01:03:48--------------> 10 km
Deutsche Post Ladies Run 2018--------> 01:05:53 -------------> 10 km
Münsterland Giro 2018-----------------> 02:29:08 -------------> 65 km

6
Schön zu lesen ,war auch mit dabei auch mein erster Marathon .Meine Laufkariere geht auch erst seit 1 Jahr.Ich hab leider nicht knapp unter 5 Stunden geschafft,brauchte 5 stunden und 6 weil ich ab 35 km so richtig eingebrochen bin.Es war ein schönes erlebnis der Muskelkater hielt sich in grenzen,bloß das Treppensteigen ging auch nicht so richtig.Der nächste kommt bestimmt und dann unter 5 Stunden.Deniz

8
Danke für eure netten Meldungen!

@Maggie123: Klingt blöd, aber ich glaube wirklich der Schoko-Riegel hat mir geholfen. Auf alle Fälle mental.

@MDeus und @Snaily: Danke, ich hab gleich meinen nächsten Laufbericht geschrieben ;-)

@OlliM40: Einer der besten Nebeneffekte des Laufens!

@werzi78: Gratuliere auch dir! Bin mir sicher, nächstes Mal bist du unter 5 Stunden.
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“