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Lissabon HM - es kommt nicht auf die Größe an

Lissabon HM - es kommt nicht auf die Größe an

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Als Läuferin muss man manchmal ganz schön gefinkelt sein, wenn es darum geht, das eigene Hobby dem Partner schmackhaft zu machen. Also „verpackte“ ich den Lissabon Halbmarathon in einen Städteurlaub mit angehängter Golfwoche. Denn hier sollte der größte Halbmarathon Europas sein, zu mindestens bildet ich mir ein, das irgendwo gelesen zu haben. Gründlicher kann man sich nicht täuschen!

Aber der Reihe nach.

Überraschenderweise entschließt sich mein Mann mit zulaufen. Er bezeichnet sich selbst als Gesundheitsläufer, lauft also nicht weil es Spaß macht, sondern weil es gesund ist. Dies ist sein erster Halbmarathon, bisher hat er nur 10km Läufe mitgemacht.

Vorher
Wir kamen 2 Tage früher in Lissabon an um uns die Stadt anzusehen. Vielleicht ein Fehler, wenn man bedenkt wie hügelig die Stadt ist. Die Expo mit den Startunterlagen lag etwas abseits und war öffentlich nicht gut zu erreichen. Also haben wir uns Fahrräder ausgeborgt und haben gleich eine anständige Radtour draus gemacht.

Die Expo selbst hätte uns schon ein Zeichen sein sollen, dass es sich um alles andere als den größten HM Europa’s handelt. Ein kleines Zelt, ein paar mickrige Stände und Bananen aus Madeira. Das war es.

Auch die Startinfos entsprachen nicht dem internationalen Standard. Alles nur auf portugiesisch! Gut, dass wir ein bisschen Spanisch sprechen und so den Sinn entziffern konnten. Zumal der Halbmarathon am Tag der Sommerzeit-Umstellung statt fand und wir das beinahe sprichwörtlich „verschlafen“ hätten.

Der Start war für 10:30 Uhr angesetzt und ging von der Ponte de 25 Abril weg. Nur wie dahin kommen? Hier reichte unser Spanisch nicht mehr aus, aber ein netter Helfer hat uns auf den richtigen Weg gewiesen; Mit der U-Bahn zu einem Bahnhof und von dort gehen Züge direkt zum Startbereich.

Während dessen
War dann auch nicht schwer, wir sind einfach den Läufermassen gefolgt. Bei der Brücke angekommen, bot sich das erwartete Bild: unzählige Läufer in bunten Dressen, fröhlich durch einander quatschend,hie und da sogar einmal ein deutsches Wort. Wie es sich gehört für Europa’s größten Halbmarathon.

Nach dem wir uns eingelaufen hatten, hieß es noch etwas warten. Dann der Startschuss und wir liefen los ... äh, besser, wir schlurften los. Denn an Laufen war angesichts der Massen nicht zu denken. Eigentlich ganz normal für ein großes Laufevent, aber was war das? Junge Mädchen, die in Stöckelschuhen und Handtaschen über die Brücke schlenderten? Eltern, die stolz ihre Sprösslinge im Kinderwagen vor sich her schoben? Und das bei einem Halbmarathon?

In der Mitte der Brücke schien es etwas besser zu sein, was aber nicht ohne Grund war. Denn statt Betonboden gab es hier Eisengitter, die sehr unangenehm zu laufen waren. Aber immerhin konnte man laufen.

Der erste km war vorbei, jetzt ging es von der Brücke hinunter und im weiten Bogen auf die breite Uferstraße (Avenida da india) hinunter. Der gesamte Halbmarathon fand auf dieser Straße statt, zuerst lauft man bis zum Parca do Comercio (dort befand sich die Königsresidenz von Manuel I) und dann zurück bis etwas nach dem Torre de Belém. Dann wieder eine Wende und bis zum Mosteiro dos Jeronimos.

Nach ca. 3km das große Erwachen: auf einmal bogen 90% der Teilnehmer nach rechts weg, während der Halbmarathon nach links ging. Übrig blieben rund 1.300 Läufer. Des Rätsels Lösung: es gibt einen Bewerb, der sich Mini-Marathon nennt und über ca. 5km geht. Die Einwohner Lissabons nutzen anscheinend den Mini-Marathon für einen ausgedehnten Spaziergang!

Vor uns lag also eine endlos lange Straße, kein Schatten und kaum Läufer. Dafür gab es wirklich viele Verpflegungsstellen und ein paar sehr gute Bands. Wir vertrieben uns die Zeit damit, mit einer Gruppe US-Läuferinnen Fangen zu spielen. Jedes Mal wenn wir an einer Labestation anhielten, überholten uns die plaudernden Damen. Und dann überholten wir sie zurück. So ging das Kilometer für Kilometer.

Zu Beginn hatten wir vereinbart, dass mein Mann das Tempo vorgibt. Für ihn war es ja der erste HM, für mich war es ein Trainingslauf in der Marathonvorbereitung. Das langsame Tempo von ca. 7 Minuten/km war mir gerade recht.

Nach den ersten 10km mussten wir aber immer öfter Gehpausen einlegen. Mein Mann spürte die Vorbelastung unserer ganztätigen Erkundungstouren quer durch die Stadt. Das müssen wir das nächste Mal anders machen! Trotzdem hatten wir viel Spaß mit einander, machten Fotos, genossen die Sonne und liefen gemächlich vor uns hin.

Nachher

Nach 2:40 Stunden erreichten wir schließlich das Ziel. Hier war eine fantastische Stimmung, denn die Teilnehmer des Mini-Marathons hatten es sich schon gemütlich gemacht und feierten. Besonders lecker: im Ziel gab es Eis! Wir bekamen ein prall gefülltes Finisher-Packet und eine wunderschöne Medaille.

Das Lauf war zwar nicht der größte Halbmarathon Europa’s, aber ein sehr gut organisierter und schöner Event in einer bezaubernden Stadt!
Dateianhänge
torrebelem.jpg torrebelem.jpg 224 mal betrachtet 163.97 KiB
lissabon hm.jpg lissabon hm.jpg 214 mal betrachtet 123.68 KiB

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Ja, die nehmen das als Möglichkeit über Ihre geliebte Brücke zu Laufen...
Sonst darf man das ja nicht...

Will schon lange daran teilnehmen ggf. 2014!!??
HM Stuggi 2005: 1:33:39
M Lissabon 2005: 3:08
HM Köln 2007: 1:37:30
M New York 2007 3:21:10
HM Köln 2008: 1:33:16

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Mein Lissabon HM wurde der Weltrekord geknackt (58:XX) und hält bis heute. Muss wohl ein sehr schneller und flacher Kurs sein!
PB 5km: 22:02; PB 10km: 44:08
PB HM: 1:43:21 PB M 3:43h
Wettbewerbe 20120
Zürich Marathon, 3-Länder HM Basel, marathon des 3 pays du Rhin (11.10.2020)


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Flach auch... vor allem geht es nach der Brücke etwas Berg ab!!!
Hab mal gehört das er dadurch nicht offiziell als WR anerkannt wird!
Is auch Wurscht der Haile hat danach in den USA irgendwo ein zweiten aufgestellt :teufel:
HM Stuggi 2005: 1:33:39
M Lissabon 2005: 3:08
HM Köln 2007: 1:37:30
M New York 2007 3:21:10
HM Köln 2008: 1:33:16

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Nicht Haile sonder der Eriträer Tadese hat im Jahr 2010 den Weltrekord im HM in Lissabon aufgestellt. Haile war 2006 in Phoenix der Weltrekordaufsteller.
PB 5km: 22:02; PB 10km: 44:08
PB HM: 1:43:21 PB M 3:43h
Wettbewerbe 20120
Zürich Marathon, 3-Länder HM Basel, marathon des 3 pays du Rhin (11.10.2020)


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