Seit langem mal wieder ein Bericht von mir, vielleicht kennt mich ja noch der eine oder andere. Das besondere: ich hab mich nicht verlaufen.
Hamburg Marathon 29.04.2012 - mein zweiter Marathon
Die Vorbereitung lief - wie es bei mir üblich zu sein scheint - nicht wirklich hervorragend. Also bin mit dem Gedanken an möglichen Ausstieg an den Start gegangen. Schließlich hab ich für die Strassensperrung bezahlt, dann will ich davon auch etwas haben. Deshalb hier mal wieder der Hinweis: "Kinder, nicht nachmachen!"
Ein Versuch alles in Reihe zu erzählen:
Samstag war das Zehntel des Hamburger Marathonwochenendes, bei dem Schüler 4,2km laufen. Ich war als Begleitläufer dabei. Zur Motivation, dass keiner verloren geht und zur Betreuung von Verletzten. Letzteres leider 3mal. Aber alles nicht weiter tragisch (aufgeschürfte Knie und Blasen). Die ganz kleinen waren sooo süß und auch die sind die ganzen 4,2km gelaufen. Tolle Leistung der Knirpse. Bei den größeren war der erste nach etwa 12 Minuten wieder zurück. So schnell möchte ich mal einen einzelnen Kilometer schaffen, aber da müssen wohl noch einige Leben vergehen. Mit so viel Freude im Herzen hab ich dann die vormarathonische Nachtruhe angetreten.
Mein Plan für Sonntag stand dann fest. Lauf erstmal wie dir ist, vielleicht hast du dann ein bisschen was an Zeitpolster rausgelaufen und dann wird der Rest zu Ende gejoggt. Die Option des Ausstiegs hat man ja immer, aber im Grunde wollte ich das ja nun wirklich nicht.
Morgens hab ich Herrn Elling abgeholt, dort mein Auto geparkt und wir sind zusammen mit Frau Elling mit der U-Bahn an den Ort des Geschehens gefahren. An der Haltestelle St. Pauli kam man fast nicht aus dem Zug, weil soviele Hamburg-Marathon-Beutel zusammen mit ihren stolzen Besitzern sich dem Ausgang in kleinen Schritten näherten.
Beutel abgeben ... oh ... Frauenbeutel müssen in ein anderes Zelt. Ganz schön Gewusel dort auf dem Gelände. Die Ellings hab ich dann auch wiedergefunden und wir sind zusammen Richtung Start gegangen. Am Starblock G verabschiedete ich Herrn Elling und wanderte weiter zum Startblock, der mir zugewiesen worden war. Gefühlt lag der in einem anderen Stadtteil. Egal, wir haben ja die kleinen gelben Dinger am Schuh, die dann auf das Genaueste darüber Auskunft geben, wann man wo gewesen ist.
Noch ein bisschen dumm rumstehen, den einen oder anderen blöden Spruch an die umstehenden verteilen, einem Läufer sein Trinkflaschen im Gürtel ordnen, die Plastikpelle ausziehen, noch etwas aufgeregt sein und dann setzten sich die Teilnehmer vor uns in Bewegung. Also los!
Ich lief also. Ist das Tempo so gut? Sollte ich langsamer laufen, um Kraft zu sparen. Lieber est in der zweiten Hälfte schneller werden? Ach was, Papperlapapp, das hat noch nie geholfen. Vor mir laufen hübsche Läuferwaden in noch hübscheren weißen Kompressionsstrümpfen. Die Waden mit dem Mann dran, laufen ein wunderbar gleichmäßiges Tempo, welches mir liegt, also sind die Waden jetzt meine Häschenwaden. Ich glaube so bis km 10 konnte ich mich gut an den Waden orientieren. Dann verlor ich sie an einer Verpflegungstelle aus den Augen. Schade, dann also in eigener Regie.
Hier meldete sich ein Muskel an der Hüfte. Nö, denke ich, jetzt kann dir noch nichts weh tun. 10km sind doch eine Standardstrecke, die lauf ich doch sonst auch ohne jedes Gemurre. Ich versuchte mich abzulenken und mir die Stadt anzugucken. Die Stimmung an den Landungsbrücken war in Sachen Ablenkung von irgenwelchen Zipperlein sehr zuträglich. Jetzt noch ein wenig Bewußtsein auf das gleichmäßige Aufsetzen der Füße gelegt und schwupps tats gar nichts mehr weh.
An jedem Verpflegungsstand hab ich mir brav einen Becher Wasser genommen. Erst bei den letzten bin ich dabei gegangen, sonst wurde die Wasserbecherübernahme im Laufschritt absolviert. Sorry, dass manche der Helfer dabei nasse Ärmel bekommen haben.
Ach ist das schön hier in Hamburg. Die Alsterfontäne sprudelt, die Menschen bevölkern die Parks und heute die Laufstrecke für mich. Naja und für die paar tausend anderen Läufer natürlich auch.
So verging km um km. Auf der Hälfte war ich eher als gedacht. Persönliche Bestzeit für Halbmarathon, trotz Pinkelpause. Häh? Naja, die Zeitpolsterstrategie wird weiterverfolgt. Es geht mir gut und ich laufe so wie es mir in den Sinn kommt. Die Stadtteile verändern sich, die km huschen an mir vorbei. Hier und da wird es schwer, weil es leicht bergan geht, was aber nur für so ausgeprägte Flachlandschafe wie mich spürbar ist. Ich wußte bisher nicht, dass der Gorch-Fock-Wall eine leichte Steigung hat. Heute hätte ich mich dort gerne in ein Gipfelbuch eingetragen.
Naturgemäß wurde es dann irgendwann schwer, aber es waren jetzt schon deutlich über 30km und da darf es schwer sein. Ich setzte mir kleine Ziele, wie bis zum nächsten Verpflegungspunkt, dann darfst du etwas gehen. Das hatte ich am Verpflegungspunkt vergessen. also war dieses Ziel noch nicht verbraucht und ich konnte es für die Strecke zwischen den Verpflegungstellen nocheinmal verwenden. So nun ist es ja wirklich nicht mehr weit. Inzwischen war ich deutlich langsamer geworden, aber das Zeitpolster reichte, um auf jeden Fall eine persönliche Bestzeit aufzustellen. Ich lief also relativ entspannt. Wirklich sehr relativ, denn es fühlte sich an, wie auf Eierkartons. Gleich steht die 4 vorne bei den Kilometern und dann ist es nur noch ein Katzensprung, dann kann man das Ziel eigentlich schon riechen. Nie kamen mir 2km länger vor. Es zog sich und zog sich. Der Plan vielleicht wenigstens auf dem letzten km nochmal etwas das Tempo anzuziehen wurde sofort wieder verworfen. Ging nicht. Und dann da .... da ist es ... ich kann den Zielbogen sehen und den roten Teppich ... gleich bin ich da ... ich schlucke ... ich hab einen Kloß im Hals ... verdrücke mir ein paar Tränchen ... und knuddele das Mädchen fast zu Boden, welches mir mit einem so zauberhaften Lächeln die Medaille umgehängt hat.
YEAH! Persönliche Bestzeit und sogar unter 5 Stunden geblieben. Für mich und insbesondere bei der Vorbereitung der Hammer.
Dann durfte ich bei Ellings duschen und wir haben bei Kaffee noch eine ganze Weile gequatscht. Vielen Dank Euch beiden. Herzlichen Glückwunsch auch Herrn Elling für seinen Marathon und natürlich auch allen anderen.
Ein toller Tag
Hamburg Marathon - mein zweiter
1Musik hören ist Lesen im Kochbuch. Selber Musizieren ist Genießen, ist „Auf der Zunge-Zergehen-Lassen“. (Hermann Lahm)
:in tuepfels küche :tuepfel in Bewegung :tuepfel im bilde
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