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Halbmarathon im Münchner Olympiapark am 6. Mai 2012

Halbmarathon im Münchner Olympiapark am 6. Mai 2012

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Münchner Frühjahrslauf 2012 am 6. Mai 2012: Halbmarathon
Laufbericht

Am 6. Mai fand der diesjährige Münchner Frühjahrslauf im Olympiapark statt. Ausgeschrieben waren die Distanzen 5km, 10km und Halbmarathon. Ich hatte mich relativ kurzentschlossen noch am vorangehenden Freitag zum Halbmarathon nachgemeldet. Geplant hatte ich den Lauf schon länger, aber nachdem mir im April doch noch einige Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit gekommen waren. Letzten Endes habe ich für mich beschlossen, dass es im schlimmsten Fall ein gemütlicher langer Lauf mit Wettkampfstimmung werden würde.


Vorbereitung

Das Training verlief im Januar und Februar weitestgehend planmäßig. Manche Tempoeinheit machte mir noch ein bisschen Probleme, und zweitweise war es auch ziemlich kalt, aber im Nachhinein betrachtet macht Laufen bei -15 Grad und Schnee eh wesentlich mehr Spaß als bei 28 Grad in der prallen Sonne.

Mit dem März kamen erste Probleme. Ein leicht nervöses Zwicken im äußeren Oberschenkel beim Strecken des Beins nach Hinten, zuerst rechts, dann nach 2 Wochen plötzlich links. Nach mehreren Trainingstagen in Folge wurde es richtig unangenehm. Es ging jedoch stets nach 20-25 Minuten Laufen wieder weg, ich blieb relativ gut am Trainingsplan dran. Und so plötzlich wie das nervöse Zwicken da war, war es auch wieder verschwunden.

Im April fühlte ich mich ab der zweiten Woche ziemlich schlapp. Die gemütlichen Läufe waren anstrengend, die Tempoeinheiten fühlten sich suizidal an, die langen Läufe waren Quälerei. Aber trotzdem wollte ich noch den Halbmarathon laufen. Warum tut man sich das eigentlich an? Für Nicht-Läufer ist diese Frage wahrscheinlich kaum zu beantworten. Nachdem die letzte Woche im April dann richtig warm wurde und ich bei 1000er-Intervallen kaum mehr 4:20 auf die Straße bekommen habe, wollte ich das mit der Anmeldung schon beinah bleiben lassen. Lange habe ich mit mir selbst gehadert, und am Schluss dachte ich mir, „im schlimmsten Fall läufst du halt gemütlich hinten mit. Ein langer Lauf mit Wettkampfstimmung ist doch auch was tolles.“


Renntag
Sonntag, 7 Uhr, die Laufsachen liegen schon bereit um in die Tasche gepackt zu werden. Eine Tasse frischen Kaffee (weniger um wach zu werden, eher um der Verdauung zu signalisieren, „Hey, wir haben nur noch 3 Stunden bis Startschuss, wenn du was zu erledigen hast, dann halt dich mal ran.“), noch schnell die Nahverkehrsverbindung gecheckt und dann geht’s auch schon los. Gegessen habe ich absichtlich nichts, dazu habe ich zu wenig Vertrauen in die Fähigkeit meines Magens, keine Faxen zu machen.

Um kurz vor 9 Uhr bin ich dann am Olympiazentrum. Ein kurzer Blick zur Orientierung und ich marschiere Richtung Olympia-Schwimmbad los. Dort hat man einen guten Teil der Umkleiden und Schließfächer für uns Läufer reserviert. Genug Platz zum Umziehen war für alle Teilnehmer allemal, das fiel sehr positiv auf. Den Schlüssel fürs Schließfach hat man sich schwimmbad-typisch einfach ums Handgelenk gemacht, so konnte der auch auf keinen Fall verloren gehen.
Frisch umgezogen zurück in der großen Schwimmhalle blieb noch genug Zeit, den einsetzenden Regen zu begrüßen und den Schwimmern im Olympiabad bei ein paar Bahnen zuzusehen. Um 9.30 tut auch endlich der Kaffee vom Morgen seine Wirkung und nach erledigter Vorbereitung mache ich mich auf den Weg nach draußen.

Dort konnte man zunächst den Schülern zusehen, die über 500 bzw. 1600 Meter antraten. Der Startbereich zum Halbmarathon und 10km-Lauf füllte sich langsam. Ich beschloss, das Rennen auf 1:40h anzugehen und reihte mich etwa auf halber Höhe des Startfeldes ein.


Los geht’s!
Pünktlich um 10 Uhr knallt der Startschuss aus der Pistole, die ersten Reihen stürmen los wie die Wilden, ein Kenianer ist auch darunter, aber seinen Namen habe ich leider wieder vergessen. Ich ermahne mich noch selbst, die Angelegenheit langsam anzugehen. Die ersten Meter bestanden aus wilden Überholmanövern und Schlenkern aber gottseidank ziemlich wenigen Remplern und es schien relativ schnell, als hätte bald jeder seine Position gefunden.
Das Rennen wird auf einer 5km-Runde durch den Olympiapark ausgetragen. Vom Start beim Schwimmbad geht es nach Norden über den Mittleren Ring in den Nordteil des Parks, dort nach einem eta 900 Meter langen Bogen wieder in den Südteil vorbei am Sealife, über den Kanal / Olympiasee, wo wir die spätere Strecke in einer Unterführung kreuzen und auf den Spiridon-Louis-Ring einlaufen. Kurz vor dem Olympiastadion wird links abgebogen, und in einer etwa 1km langen Schleife geht es zurück auf den Spiridon-Louis-Ring, diesmal in der Gegenrichtung, vom Olympiastadion weg. Knapp 700 Meter später sind wir aber schon wieder von einer Wendeschleife zurück und kreuzen, diesmal oben, die Strecke beim Olympiasee. Von hier aus geht’s zurück zum Schwimmbad, wo die 5km-Runde zu Ende geht. Halbmarathonläufer müssen hier vier mal durch den Runden-Checkpoint, um abschließend noch entlang der Strecke die restlichen 1,1km in einer Wendeschleife draufzulegen.
Bild


Die Streckenbeschaffenheit war optimal. Die Wege alle sehr breit mit genügend Platz zum Überholen und Überholt-Werden. Das macht sich auch in meiner dritten Runde bezahlt, als die Spitze des Feldes an mir vorbeipflügt. Diese werden von einem Vorab-Radfahrer angekündigt und die langsameren Läufer reihen sich alle brav am linken Rand der Strecke ein. Bis auf ein paar Ausreißer (meist aus der Ipod-Fraktion) klappt das ausgezeichnet.

Die ersten 1,5km der Runde sind leicht abschüssig, sodass ich beim Blick auf die Uhr merke, dass ich viel zu schnell losgebrettert bin. Zeitweise habe ich 4:10 auf dem Tacho, sodass ich mich bemühe ein bisschen Tempo herauszunehmen und disziplinierter an die Sache heranzugehen. Das klappt leider überhaupt nicht, auf dem 5ten Kilometer glaube ich, mit 4:31 meinen Rhythmus gefunden zu haben, nur um die folgenden drei Kilometer alle wieder mit 4:21, 4:26 und 4:23 zu laufen. Komischerweise geht es mir nach der ersten Runde richtig gut. Am Ende der ersten Runde spreche ich einen Läufer neben mir an um zu fragen welche Zeit er anpeilt. Vielleicht kann ich mich ja an dem ein bisschen orientieren. Der Mann, der sich als Italiener entpuppt, spricht leider nur Englisch und mit Händen und Füßen bekommen wir irgendwann heraus, dass er 1:35 im Blick hat. Optimal, denke ich mir und versuche, einigermaßen an ihm dranzubleiben. Leider habe ich ihn kurz darauf schon wieder verloren und sollte ihn erst nach dem Duschen wiedersehen.

In der zweiten Runde lief nicht viel anderes als in der ersten. Bis auf die Kilometer 9 und 10, die mit 4:33 fast gemütlich waren, blieb das Tempo hoch. Auch die einzigen beiden kleinen Anstiege auf der Strecke hinterließen noch nicht wirklich Spuren.

In Runde 3 spürte ich dann doch langsam etwas. Unter dem mittleren Zeh rechts würde sich an diesem Tag noch eine tolle Blase bilden. Nächstes mal ziehe wieder die billigen Laufsocken an, die mich auf langen Läufen noch nie im Stich gelassen haben. Das Tempo war in dieser Runde auch ein klein weniger zahmer als in den Runden zuvor. Abgesehen vom 11. Km fielen alle Zeiten in den Bereich zwischen 4:28 und 4:34. Diesmal spürte ich den zweiten Anstieg schon ziemlich toll in den Beinen, musste dann kürzere Schritte machen und die Beine weiter nach hinten durchstrecken. Ich merkte auch zum Rundenende hin, dass ich ziemlich am Schnaufen war.
Das leichte Startgefälle war mir in der letzten Runde sehr willkommen, um nochmal zu versuchen, die Beine etwas aufzulockern. Es waren immerhin noch 5km und die 1,1km Wendeschleife auf dem Programm. Im Verlauf dieser Runde wurden die Kilometerzeiten etwas langsamer, Kilometer 19 sollte mit 4:36 auch der langsamste Kilometer heute sein. Das war am Ende der zweiten kleinen Steigung. Ich am schnaufen, meine Beine schwer, die Blase brennend, das Verlangen danach, langsamer zu werden, eine kleine Gehpause einzulegen. „Das hättet ihr jetzt gern, gibt’s aber nicht.“, versuche ich in Gedanken an meinen Laufapparat zu appellieren. Es sind doch nur noch 2,1km, 9 Minuten, das muss doch jetzt auch noch zu schaffen sein. Ich versuchte, so locker wie möglich zu laufen, nur die angestaute Müdigkeit aus dem kleinen Anstieg irgendwie wieder aus den Beinen vertreiben. Und irgendwie gelingt es mir, mit 4:27 nochmal eine kleine Temposteigerung zu laufen.

Das letzte Mal durch den Runden-Pavillon, ein letztes Mal fiept die Zeitschranke bei jedem passierenden Läufer und dann geht’s auf die Schlussschleife, um die 21,1km vollzumachen. Konnte man sich auf den letzten Runden darauf verlassen, dass man einigermaßen wusste, wie viel noch zu laufen war, war man jetzt ratlos. Müde, abgekämpft und ratlos. Keine gute Kombination. Ich bleibe an den Läufern in meiner Umgebung dran und nach endlosen 650 Metern sehe ich einen Streckenposten der uns auf die Wendestrecke einweist. „Jetzt liegen nur noch 650 Meter zwischen dir und deinem Ziel. Auf geht’s, jetzt wird die letztjährige Zeit zerstört.“, höre ich mich selbst anfeuern. Ich muss mittlerweile aussehen, wie auf dem Zahnfleisch angekrochen, anders lassen sich die leicht angefremdeten Blicke der Zuschauer wohl nicht erklären. Wieder zurück über die Brücke, ich sehe das Ziel, versuche nochmal anzuziehen, setze zum Schlussspurt an, Ahh Zielfotograf, Faust in die Luft, Geschafft!

Fast denke ich nicht daran, die Zeit auf meinem Forerunner zu stoppen. Dieser zeigt für mich extrem zufriedenstellende 1:33:30 an. In dem Moment bin ich überglücklich, meine im Training anvisierte Wunschzeit von 1:37 sogar um 3,5 Minuten unterboten zu haben. Jetzt entdecke ich auch den Grund für die befremdlichen Blicke vieler Zuschauer auf der letzten halben Runde. Auf meinem T-Shirt haben sich 2 blutrote Kringel gebildet. Für mich ist das auch eine Premiere, ist mir das doch vorher auch bei langen Läufen noch nie passiert. Aber scheinbar gibt es für alles ein erstes Mal.


Fazit
Ein toller Lauf. Das Wetter war mit seinen 15 Grad und Nieselregen zum Laufen einer solchen Strecke sehr angenehm. Die Organisation des Laufs war gut, vor allem die Benutzung der Umkleiden und Duschen des Schwimmbads ist ein großes Plus. Die Zielverpflegung war klasse, auch wenn ich vom guten Kuchen nichts abbekommen habe, da war ich dann zu langsam. Mit meiner persönlichen Leistung bin ich mehr als zufrieden, hätte ich mir doch nach den schlechten letzten Wochen niemals erwartet, dass ich nennenswert unterhalb meiner Zielzeit landen würde. Eine Finishermedallie wäre schön gewesen, aber das T-Shirt von der Veranstaltung ist auch eine nette Erinnerung.

Den italienischen Herren aus Runde 1 habe ich nachher übrigens nochmal getroffen. Er beendete das Rennen in 1:35 und auch er sah sehr zufrieden mit seiner Leistung aus.

Nach offizieller Zeitnahme sind es 1:33:25h.
I run, therefore I am.
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