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Meine 42 km von Mainz - Der Mainz Marathon 2012

Meine 42 km von Mainz - Der Mainz Marathon 2012

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Gepackt war alles schon zwei Tage vorher: Die ganze Aufregung, die Unterlagen, die kurze Laufbekleidung, obwohl Regen angesagt war und meine gesamte Marathonernährung - vier Päckchen Power-Gel.

Morgens um 5.55 Uhr klingelt der Wecker - Mainz, ich komme. Katzenwäsche und ein kleines Schälchen Müsli mit zwei Tassen Kaffee. Ankunft in Mainz um 7.05 Uhr - und der Start ist erst um 9.30 Uhr. Das war zu übermotiviert. Hoffentlich kann ich die offensichtlich überschüssige Energie in den Marathonlauf retten. Es ist schließlich erst mein zweiter Marathon. Ich bin doch noch Anfänger.

Es regnet in Strömen. Vom Parkhaus zur Startnummernausgabe in der Rheingoldhalle sind es knapp 1000 Meter und ich bin jetzt schon durchnässt. Das kann ja heiter werden. Ich hole mir die Startnummer und stelle fest, dass bisher nur wenige Läufer vor Ort sind. Vielleicht haben viele wegen des Wetters doch das warme Bett vorgezogen? :)

Wie überbrückt man jetzt die Zeit - es ist kurz vor 8 Uhr. Warten, Toilettengang, warten ... jetzt wird es doch recht schnell sehr voll. Ich mache mich startfein, quetsche mir die Gele in die kurze Laufhose. Wickel mir das Startnummernband um den Bauch. Die Rheingoldhalle platzt jetzt vor Menschen. Draußen regnet es noch immer. Ich beschließe einen kurzen Abstecher zur Startzone zu machen. Ist das kalt, ist das nass. Auf der Brücke über dem Start stehen die Wasserpfützen. Leichte Zweifel kommen in mir auf: Vielleicht wäre regenfeste Kleidung doch besser gewesen ...

Frierend jogge ich zurück in die Rheingoldhalle. Nein, eigentlich unter die Rheingoldhalle, denn in der Tiefgarage ist das eigentlich Läuferquartier. Hunderte von Menschen in Laufuniformen, beim Umziehen, beim Stretchen, beim Warmmachen. Außerdem habe ich jetzt erst entdeckt, wo ich meinen Kleidersack abgeben kann. Gesagt getan und auf dem Weg zu meinem Startblock. "5" stand auf dem roten Durchfahrtschein. Problem ist es dorthin zu gelangen, wenn es mindestens 2000 andere auch wollen. Leichte Panik beschleicht mich als die Handbiker starten und ich mich noch auf Höhe von Start/Ziel befinde. Aber das Problem habe nicht nur ich.

Von Startblockauszeichnung kann ich nichts sehen. Also wieder Quetschen bis ich in einem Haufen Läufer stehe. Aber 200 m von Start/Ziel entfernt, das kann nicht stimmen. Die Startnummernfarben verraten mir allerdings auch nicht, ob ich hier richtig bin. Um mich herum ist die ganze Farbpalette vertreten. Ich habe blau-blau. Verzweifelt suche ich jemanden mit blau-blau und bleibe erst stehen, als ich jemanden mit dieser Farbkombination gefunden habe. Noch 2 Minuten bis zum Start. Läuferwitze um mich herum. Bin leider nicht mehr so humorvoll, wenn ich an die 42 vor mir liegenden Kilometer denke. Sorry.

In der Ferne steigen Luftballons auf. Das war wohl der Startschuss. "The Final Countdown" ertönt. Es geht los. Langsam schiebt sich das Läuferfeld voran, beginnt zu traben. Ich bin an der Brücke und laufe durch den Startbereich. Stoppuhr drücken, nicht vergessen. Los geht es, ohne dass es regnet. Mit dem Startschuss haben wir in Mainz keinen Regen mehr. Die Strecke ist nass, aber bis auf ein wenig Sprühregen, bleibt die große Nässe während des ganzen Laufes aus.

Jetzt heißt es: Erst einmal warm werden. "Wohlfühlläufer" wie ich, brauchen die Startphase dafür. Kurzer Blick auf die Uhr, nur nicht zu schnell angehen. Nicht mitreißen lassen.

Allerdings merke ich schnell, dass ich mich wohl doch sehr weit hinten postiert habe. Schließlich starten in Mainz nicht nur Marathonis, sondern auch Halbmarathonis und diverse Staffelläufer. Diese Erkenntnis sollte mir später noch Probleme bereiten. Durch die Witterung ist es allerdings ein geradezu fantastisches Laufwetter. Es geht auf den ersten drei Kilometern in Richtung Schott Werke AG, sehr breite Straßen überhaupt keine Enge. Abbiegen durch das Schottwerk und bereits die erste Wasserstation. Ist das nicht ein bisschen früh? Mittlerweile laufe ich 5:30 min/km. Schneller als ursprünglich geplant. Kurz vor Mainz-Mombach kommen uns bereits die ersten Läufer des Halbmarathons oder des Marathons entgegen. Mich überholt eine Erdinger Flasche. Das hebt die Stimmung. Mithalten kann ich allerdings nicht. Das muss man sich mal überlegen, da ist jemand mit diesem Monsterkostüm schneller als man selbst. Respekt. Allerdings ist die Stimmung durch die vielen Schülerstaffeln, die hier wohl starten, überaus grandios.

Tempoverschärfung auf 5:25 min/km. Aus Mombach heraus, wieder zurück in die Mainzer Neustadt - Kilometer 10. Jetzt herrscht Stimmung auf den Straßen, dass treibt voran. Um die 5:30 bleibt mein Tempo jetzt weitgehend konstant. Zurück in der Mainzer Alt-Stadt. Vorbei am Mainzer Dom und das Kopfsteinpflaster - nass, kein Spaß. Jetzt geht es raus nach Weisenau - einmal hin, einmal zurück. Industriegebiet mit einer Bahnstrecke und einer Straße, auf der wir laufen. Da ich meinen ebenfalls laufenden Chef erwarte, laufe ich am Absperrband in der Mitte der Strecke. Leider sehe ich ihn nicht. Nur ein Vereinskamerad auf der Halbmarathondistanz läuft an mir vorbei, fragt mich nach meinem Befinden und sprintet weiter. Er kommt allerdings später nur drei Minuten vor mir durchs Ziel. Nun, ich mache schließlich die volle Distanz und fühle mich weiterhin gut.

Bei Kilometer 20 - gefühlt liegen mindestens 10 Getränkestände hinter mir (es waren aber nur 5) biegt der große Teil der Läufer auf die Zielgerade ein. Halbmarathonis bleiben rechts, Marathonis nach links. Denn es geht ja auf die 2. Runde. Gute Güte, geht es mir noch gut. Die Uhr zeigt 1:56 h. Nicht spektakulär, aber immerhin.

Wir werden über den Rhein geführt. Theodor-Heuss-Brücke. Kilometer 22 ist wie ein Berg auf der Strecke. Mühsam schaffe ich die Spitze und laufe schneller herunter, weil ich Zeitverlust befürchte. Es geht nach Kostheim. Weitgehend alleine. Kaum Zuschauer, wenn nur vereinzelt. Schlimmer wiegt für mich allerdings, dass ich mich alleine auf der Strecke befinde. Nur jeder 6. Läufer des Feldes geht in Mainz auf die 2. Runde. Jetzt wird der Marathon von Mainz zu einem Landschaftsmarathon - nur leider ohne Landschaft. Die Abstände zwischen den Läufern sind groß. Ich erwische eine junge Dame, die mich ein paar Meter mitzieht. Als sie mir sagt, dass sie aber bei Kilometer 26 aussteigt, muss ich erst einmal etwas trinken und sie ist weg. Schließe mich einer Gruppe von Läufern an, die unter vier Stunden anpeilen. Das ist doch etwas für mich. Allerdings bin ich dann doch nicht so kommunikativ und laufe lieber alleine weiter.

Raus aus Kostheim, wieder die Theodor-Heuss-Brücke, wieder ein Berg. Jetzt fällt er mir schwer, sehr schwer. Ich beschließe kurz vor Kilometer 30 mein drittes Gelpäckchen zu nehmen. Dann habe ich das vierte noch für 37, dass müsste doch reichen. Leider macht sich jetzt das viele Wasser, dass ich getrunken habe bemerkbar. Bei Kilometer 29 muss ich in die Büsche. Erleichterung, gleichzeitig komme ich aber nicht mehr in meinen Rhythmus zurück. Kilometer 30 kündigt sich mit einer 6:04 an.

Kurz vorher bemerke ich, dass ich mein viertes Gelpäckchen verloren habe. Innere Unruhe macht sich breit. Mein Rhythmus verabschiedet sich bis auf weiteres. Auf dem Schott-Werksgelände nehme ich einen Isodrink - leider. Mir ist schlecht. Trotzdem muss es weitergehen. Ich rette mich auf den nächsten zwei Kilometern noch kurz unter die 6 Minutengrenze, dann wird es allerdings heftig. Kilometer 33 - zurück auf der Schleife durch Mombach, die vorhin so wundervoll lief. Jetzt 6:14.

Leider kaum noch Leute auf der Gasse. Stimmung ist eher verhalten, aber ich sehe ja auch nicht wirklich gut aus. Trotzdem kann ich - was ich nicht für möglich gehalten hätte, wieder etwas schneller laufen. Dann aber doch der Mann mit dem Hammer: 6:20. Jetzt geht es bergab. Werde ich wieder Krämpfe, wie in Frankfurt bekommen. War das ganze Magnesiumgeschlucke umsonst?

Es sind doch nur noch 5 Kilometer bis zum Ziel. Die ganze Banane am nächsten Verpflegungsstand lehne ich ab, nehme stattdessen nur ein kleines Stück. Mir ist wirklich übel. Wasserbecher über den Kopf. Banane war bei meiner Marathonpremiere in Frankfurt fast der Untergang. Jetzt ganz klein kauen. Ich spüre die atomisierten Bananenteilchen in meinem Magen. Aus dem kurzen Gehen wieder zurück ins Laufen. Nennt man das noch laufen?

Ich liefere mir mit einem Kollegen über die letzten Kilometer ein Laufduell, dass ich zuletzt für mich entscheide. Oder habe ich nicht bemerkt, dass er mir davon gelaufen ist? Am Dom vorbei, wieder über das Kopfsteinpflaster, durch die engen Gassen, die jetzt keine Absperrung zu haben scheinen, denn des Öfteren kreuzen jetzt Passanten einfach die Strecke. Ich hätte nicht mehr bremsen können. Aber das ist egal, denn meine Zeiten näheren sich wieder der 6 Minutenmarke.

Zurück zum Ziel. Wir waren nicht mehr viele. Die Fotografen konnten unzählige Bilder von mir machen. Vielleicht kann ich ja doch ein wenig gut aussehen. Ach, egal. Erschöpft erreiche ich die Zeitnahmematten, 4:02:47 - Medaille mit dem roten Band. Wo ist der Bierstand? Bier, Sitzgelegenheit, glücklich. Obwohl ich eigentlich die 3:59 angepeilt hatte. Lieber Herr Steffny, ja, ich laufe das nächste Mal vierzehn Tage vorher den Halbmarathon-Wettkampf. :klatsch:

Würde ich Mainz noch einmal Marathon laufen? Nein, weil der Spaß tatsächlich auf den ersten 21 Kilometern stattfindet, und ich glaube, dass bei einem Verhältnis von 6000 Halbmarathon-Finishern zu 1200 Marathon-Finishern, die Veranstalter über eine Einstellung des Marathons nachdenken werden. Ansonsten war es aber eine gut organisierte Veranstaltung, die ich durchaus weiterempfehlen kann. :daumen:

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Sehr schöner Bericht. Gut geschrieben :daumen: Ich kann das nachvollziehen mit Mainz. Bin selbst 2x dort gelaufen. In der ersten Runde ist noch alles super toll, aber dann wenn man zurück kommt über die Theoder Heuss Brücke, dann ist alle Stimmung leider fast weg. Gerade das Industriegebiet hinter Schott ist sehr trostlos. Gerade da fängt man dann so langsam an abzubauen. Klar, Innenstadt ist dann wieder super. Wirklich schade, dass so wenige über die volle Distanz laufen. :frown: Trotzdem fand ich Mainz immer ganz schön. :)

Grüsse,
Frank

:hallo:
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