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Rennsteig Supermarathon - Mein erstes Mal

Rennsteig Supermarathon - Mein erstes Mal

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Am Freitag Abend habe ich für meine Frau und mich ein schönes Spargelessen bereitet. Danach habe ich mich dann auf die Reise nach Eisenach gemacht. Gegen 23:00 Uhr bin ich dann in Eisenach auf dem Marktplatz angekommen, dort wo am Samstag der Supermarathon gestartet werden sollte. Das Festzelt stand bereits, viel mehr war aber noch nicht zu sehen.
Ich suchte mir dann erst mal einen Parkplatz in der Nähe um meine Auto zum Bett umzubauen. 700m entfernt vom Markt habe ich dann meine Auto abgestellt und konnte um 23:45 Uhr versuchen zu schlafen. Es waren noch andere Läufer auf diesem Parkplatz und es kamen im Laufe der Nacht auch weitere dazu. Dadurch wurde ich immer wieder wach und musste Etappenweise schlafen.

Um 4:15 Uhr klingelte dann mein Wecker. Um 4:30 Uhr dann der zweite. ;)
Nachdem ich mich aus dem Bett gequält hatte, habe ich mich kurz gewaschen und angezogen um erst mal die Startunterlagen zu holen. Ich bin dann so gegen 5:00 Uhr an der Startnummernausgabe abgekommen. Da war schon gut was los und der Startbereich wurde aufgebaut.
Nachdem ich die Startunterlagen in der Hand hatte, bin ich zurück zu Auto und habe meine Laufklamotten angezogen. Da ich mir nicht sich war, wie das Wetter in den höheren Bereichen wird, bin ich mit Jacke gelaufen. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Meine Ausrüstung sah dann so aus. Eine kurze Tight, Ein enganliegendes Unterhemd eine Kurzarmshirt und eine Windstopper Jacke, die ich mir auch um die Hüften binden konnte. Außerdem noch zwei Packungen Taschentücher und eine Schirmmütze. Für die Füße habe ich dicke Laufsocken und meine stärksten gedämpften Schuhe (Asics Gel Kayano) gewählt. Die Füße habe ich zusätzlich eingecremt.

Um 5:45 Uhr war ich dann fix und fertig wieder auf dem Marktplatz um nach ein paar bekannten Nasen Ausschau zu halten. Doch leider war es etwas unübersichtlich und so bin ich um 5:50 Uhr in die Mitte des Starterfeldes gegangen und habe mich weiter umgeschaut. Kurz vor dem Start sackte sich der aufgeblasenen Startbogen zusammen und es musste auf die schnelle jemand den Bogen in der Mitte hochdrücken bis alle 2600 Start drunter durch gelaufen waren. :)

Um kurz nach 6:00 Uhr ging es dann endlich los. In den Gassen von Eisenach waren schon jede Menge Zuschauer zu anfeuern da. Erstaunlich für diese frühe Stunde. Auf den ersten 5 km musste man an jeder Verengung gehen, das war für mich nicht sonderlich schlimm, da ich mir vorgenommen hatte ein langsames Tempo zu laufen. Schließlich geht es die ersten 25 km stetig bergauf (ca. 600 HM).
An jeder der liebevoll betreuten Getränke- und Versorgungspunkten wurde man herzlich begrüßt und verpflegt. Ich hab an jeder Station etwas getrunken und gegessen.

Nach 18 Kilometern wurde am Verpflegungspunkt Glasbachwiese die erste Zwischenzeit genommen (2:12:39). Ich war überrascht, wie leicht es mir bis hier hin gefallen war. Die Zeit ist schnell vergangen und nun waren es nur noch 7 km bis zum ersten Höhepunkt, dem Inselsberg auf 910 m.
Auch diesen Abschnitt habe ich gut hinter mich gebracht. Danach folgte eine Mörderabstieg auf knapp einem Kilometer ging es runter auf 710 m. Wahnsinn, ich dachte meine Oberschenkel explodieren. :)
An der Grenzwiese habe ich dann erstmal ein paar Minuten Pausiert und den herrlichen Schleim zu mir genommen. Das ist ein Haferschleim mit Blaubeeren. Sieht komisch aus, schmeckt aber lecker!

Die nächsten 11 km bis zur Ebertswiese (km 37) liefen, bis auf eine paar Anstiege, auf einem Höhenniveau. Meine Oberschenkel hatten sich zum Glück wieder beruhigt und ich kam auf der Ebertswiese nach 4:45:21 an. Nun war es nicht mehr weit bis zur Marathon-Marke. Allerdings ging es bis dorthin wieder fast 200 Höhenmeter hoch. Naja, Augen zu und durch...

Kurz vor dem Erreichen der magischen 42,195 km kam mir plötzlich Gedanken, die ich nicht unterdrücken konnte. "Gleich hast du den Marathon geschafft, dann sind es ja nur noch 31 km, das entspricht ja genau dem Hermannslauf von vor zwei Wochen."
Irgendwie machte mir dieses Vorstellung Angst und ich begann zu zweifeln. Wie soll ich das schaffen, schließlich war ich ja bereits mehr als 5 Stunden unterwegs. Sollte ich vielleicht bei Kilometer 54 aussteigen, weil das die letzte Möglichkeit ist, mit dem Bus nach Schmiedefeld zu kommen?
Außerdem liegt der höchste Punkt der Strecke noch vor mir.
Während ich diesen Gedanken nachhing, passierte ich die 42,195 Kilometermarke...

Das ich nun einen Marathon geschafft hatte, gab mir neuen Schwung und ich konnte die nächsten 13 Kilometer bis zum Grenzadler (km 55) ohne Probleme überstehen. Auf diesem Streckenabschnitt motivierte ich mich, indem ich mir immer wieder vor Augen hilt, das ich noch nie so lange unterwegs war, noch nie weiter als 50 km gelaufen war und das ich noch nie einen Lauf mit so vielen Höhenmetern gemeistert hatte. Mit jedem Schritt verbesserte ich also meine drei Bestmarken immer ein Stückchen weiter. :D

Die Verpflegungsstelle Grenzadler erreichte ich nach 7:04:51. Die Gedanken ans Aufgeben waren plötzlich wie weggeblasen. Doch die nächsten Kilometer sollten noch eine böse Überraschung für mich parat haben...

Bis zum höchsten Punkt der Strecke ging es nun bis Kilometer 62 nochmal rauf bis auf 973 m. Auf diesem Abschnitt hatte ich Probleme vom Gehen der Ansteige ist Laufen zu wechseln. Meine rechte Wade verkrampfte sich immer mehr und musste immer wieder stehen bleiben um zu dehnen. Kaum lieft ich wieder an, war der Krampf wieder da. Die Krämpfe "wanderten" in den hinteren Oberschenkel und schließlich auch ins linke Bein.

An dieser Stelle, nach gut 8 Stunden laufen, wurde ich ganz traurig und dachte, ich müsse den Lauf abbrechen. Das ganze Dehnen nutzte nichts, also versuchte ich trotz der Krämpfe wieder zu laufen. Es war, als würde ich auf hauchdünnem Eis laufen müssen, ohne einzubrechen. Ich setzte die Schritte sehr vorsichtig. Und tatsächlich wurden die Krämpfe weniger!
Ich war überglücklich einen Rhythmus gefunden zu haben um die Krämpfe unter Kontrolle zu halten.

Abgelenkt durch meine Krampfbekämpfung, passierte ich plötzlich des großen Inselberg. Völlig überrascht, den höchsten Punkt passiert zu haben, bekam ich neuen Schwung und erreichte dei Versorgungsstelle Schmücke (km 64) nach 8:27:48.

Ab jetzt geht es nur noch bergab. Ein paar fiese Rampen waren zwar dabei, aber im Großen und Ganzen ging es nur bergab.

Die letzte Getränkestelle Kreuzweg bei Kilometer 68 wird auch "Bierfleck" genannt, weil man hier Schwarzbier bekommen kann. Natürlich wollte ich ganz traditionell am letzten Stand eine Schwarzbier zischen und dann die letzten 4,5 km in Ziel laufen. Gesagt, getan. Ein Becher Wasser, ein Becher Bier und ab gings Richtung Schmiedefeld. ;)

Die letzten vier Kilometer zogen sich und ich fing an zu rechnen. :)
Je näher ich dem Ziel kam, desto mehr wollte ich diesen Lauf beenden. Bergablaufen tat zu diesem Zeitpunkt auch schon richtig weh. Als ich dann die ersten Anfeuerungen und die Stimmung vom Schmiederfelder Ziel hörte, drehte ich nochmal richtig auf. Den letzten Kilometer bis ins Ziel konnte ich dann tatsächlich noch in 5:20 sprinten.

Ein kaum zu beschreibendes Gefühl überkam mich auf den letzten Metern. Wahnsinn, die Schmerzen waren wie weggeblasen. 9:30:05 stand auf der Uhr und als ich die Medaille um den Hals hatten musste ich mich erst mal hinsetzten. Ich war überglücklich und bekam ganz feuchte Augen. Ich konnte nichts sagen und wollte nur für mich allein sein. Den ganzen Trubel habe ich nicht mehr wahrgenommen. Erst nachdem ich mich umgezogen hatte konnte ich die Volksfeststimmung geniessen.

Was für ein geiles Erlebnis! :nick:
Läufe 2013
- 11.05. Bödefelder Hollenlauf (geplant)
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Hut ab und Glückwunsch. Ich stand an der Strecke bei Kilometer 41 (1 KM hinter der "neuen Ausspanne") und kann nur sagen Respekt vor eurer Leistung so einen Lauf mit so vielen Höhenmetern überhaupt zu finishen. :daumen: :daumen: :daumen:
We may train or peak for a certain race, but running is a lifetime sport. (Alberto Salazar)

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:respekt: :respekt: :respekt:
Ich ziehe meinen Hut vor Leuten, die solch eine Strecke laufend bewältigen. Weiter so :daumen: :daumen: :daumen:
Total genervt von der penetranten Werbung hier im Forum:sauer:

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Hünsborn 2be Wild Radsplit 2016 ----> 01:16:13 --------------->20 km
Osterlauf Paderborn 2017 -------------> 00:30:54---------------> 5 km
SKS Bike Marathon Sundern 2017 ---> 02:11:37 --------------> 30 km
MTB Marathon Neheim 2017----------> 02:27:53 --------------> 35 km
10 km Plonka Lauf Salzkotten 2017---> 01:06:48--------------> 10 km
Deutsche Post Ladies Run 2017--------> 01:03:59 -------------> 10 km
SKS Bike Marathon Sundern 2018 ----> 02:28:09 -------------> 32.3 km
Osterlauf Paderborn 2018 -------------> 01:03:48--------------> 10 km
Deutsche Post Ladies Run 2018--------> 01:05:53 -------------> 10 km
Münsterland Giro 2018-----------------> 02:29:08 -------------> 65 km

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Gratulation, nur bei km 62 warst du wohl auf dem Großen Beerberg und kaum auf dem Inselsberg.

Das mit den Krämpfen habe ich beim ersten mal auch durchgemacht - ist schon hart.
Erhole dich gut.
Jörg
Neue Laufabenteuer im Blog

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Hallo!

Herzliche Gratulation zum Rennsteig-Supermarathon. Der Zieleinlauf ist einfach der HAMMER, ich bin ja in diesem Jahr das dritte mal durchs Ziel gelaufen und ich hatte noch jedesmal freuchte Augen.
Es ist einfach dermaßen ÜBERWELTIGENT!!! gell

Schöne Grüße aus der Steiermark


Kraxi

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Kraxi 1907 hat geschrieben:Es ist einfach dermaßen ÜBERWELTIGENT!!! gell
Definitiv! Wer das nicht selbst erlebt hat, kann das kaum glauben. :D
Läufe 2013
- 11.05. Bödefelder Hollenlauf (geplant)
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Ich weiß nicht irgendwie muss wohl jeder diese Krämpfe einmal im Leben durchmachen ;-) Tolle Leistung und im nächsten Jahr läuft es noch besser-glaube mir, ich weiß wovon ich spreche ;-)
Meine Läufe und mehr :

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Danke für Deinen Bericht, Maik! Ich gratuliere Dir zu Deinem tollen Ergebnis. Wie ich finde für einen Ersttäter eine super Zeit. Der Aufstieg zum Inselberg und der Abstieg waren echt der Hammer! Aber ich würd's immer wieder tun! Erhol Dich gut!

:daumen:
Christel
streaking the long way



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Vielen Dank für die vielen Glückwünsche. Darüber freue ich mich tierisch! :)
Mir geht es mittlerweile wieder so gut, das ich problemlos die Treppen runter komme. :D
Läufe 2013
- 11.05. Bödefelder Hollenlauf (geplant)
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