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Training nach Herzfrequenz bei Hitze

Training nach Herzfrequenz bei Hitze

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Hallo zusammen,

wie sieht es eigentlich mit der Trainingsbelastung bei warmem Wetter aus, dort steigt ja naturgemäß der Puls an. Wenn ich nun vorhabe ein Training mit einer bestimmten Pace und sagen wir 160 Pülsen zu laufen und durch die Wärme liegt der Puls aber bei 170, wonach sollte ich mich dann richten?
1. Pace beibehalten, denn das ist die eigentliche "Laufbelastung" (Ausdauer und Mechanik)
2. Puls beibehalten, denn die gibt an, welche Belastung und ggf. Überlastung des Körpers stattfindet
3. Mittelmaß: Pace entwas runter, etwas höherer Puls von ein paar Schlägen ist noch ok

Rein vernunftmäßig würde ich sagen 2. ist richtig (macht natürlich nicht so einen Spaß), aber weiß es jemand genau?

Danke schon einmal! :)
Oli

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Das mit den 10 Schlägen Differenz stimmt bei mir. Aber dennoch kann ich nicht einfach bei Wärme eine höhere WK-Frequenz laufen; dann würde ich nicht ankommen. Deine Taktik 3 nehme ich daher nur im Training.

Ich belasse es also bei der normalen WK-Frequenz und bin dann schon kaputt genug. Ich muss dann vieeeel langsamer laufen wenn ich ins Ziel kommen will. Bei meinem 6-Stunden-Debüt habe ich mit der Taktik sogar mir läuferische deutlich überlegene Mitläuferinnen schlagen können. Meist bekomme ich den Puls auch bei Wärme gar nicht richtig in die 90%+ Bereiche hinein und bin vorher schon wie gelähmt, aber das liegt wohl daran dass ich eine sehr schlechte Hitzeläuferin bin. Es ist so, dass der Puls bei langsamem Tempo höher ist, aber nach oben auch begrenzt ist wie ne Art Drehzahlbegrenzer. Gestern z.B. beim HM in Duisburg bin ich schon mit 85 % HFmax gestartet (sonst eher 80 %) aber dann musste ich das Tempo soweit zurücknehmen, dass ich im Schnitt am Ende auch nicht höher als 85 lag, aber mehr wäre auch nicht gegangen - ich war völlig fertig. Die Durchschnitts-Frequenz war wie bei kühlem Wetter, nur dass ich damit dann fast eine Minute schneller auf den KM rennen kann.

Meine Differenz zu kühlen Tagen bei WK-Leistungen ist vergleichsweise zu anderen Läufern meiner Leistungsklasse sehr hoch. Auf der anderen Seite kann ich noch bei sehr kalten Temperaturen Bestzeiten laufen, was Andere wieder nicht können. So gleicht sich alles auch wieder aus.

P.S. Natürlich kann man einen HM auch mit mehr als 85 % laufen, aber kurioserweise schaffe ich auch das nur bei kühlem Wetter - so bin ich also doppelt gea.....scht.

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Habe das heute mal getestet.
Bin 16 km gelaufen, wollte mit dem Puls immer unter 80% bleiben.
Letzte Woche bei 10°C hat das gut geklappt. Bin bei 77% im Schnitt 5:20 gelaufen.
Heute bei 25°C ging das nicht.
Der Puls stieg immer weiter an, ich konnte und wollte nicht so langsam schleichen, hatte am Ende einen Durchschnitt von 82% und eine Pace von 5:35.
Also Theorie hin oder her, du wirst vermutlich in der Praxis auch bei Variante 3 enden.
Dunkel, nass, windig, kalt. - "Yeah, let's go!!!"
Never stop.
No.Status.Quo.

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Danke schonmal für Eure Erfahrungen dazu.
Aber dennoch kann ich nicht einfach bei Wärme eine höhere WK-Frequenz laufen; dann würde ich nicht ankommen
Klar, im Wettkampf, grad wenns lange dauert, muss man natürlich drauf achten, seinen Puls "vernünftig" zu positionieren. Aber auch das muss, wie Du gesagt hast, jeder für sich selbst rausfinden, was für ein Typ er ist. Victor Röthlin hat ja gesagt, extrem kalt oder heiß ist für ihn am besten, weil dann die anderen abkacken ;P
Der Puls stieg immer weiter an, ich konnte und wollte nicht so langsam schleichen
Im Training machts mir auch keinen rechten Spaß nur zu schleichen. Mir ist nur noch nicht klar, ob es trainingsmäßig effizienter wäre evtl. auch zwischendrin sogar zu gehen, nicht dass ich Lust zu hätte :)

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Olipool hat geschrieben:Rein vernunftmäßig würde ich sagen 2. ist richtig (macht natürlich nicht so einen Spaß), aber weiß es jemand genau?
Es ist eigentlich ganz einfach:

Entweder Du trainierst nach Puls, dann ist selbstverständlich 2. richtig,

oder Du trainierst nach Pace, dann ist 1. richtig.

Wichtig ist, daß Du eine Orientierung hast und Dich daran hältst. Nach Bedarf mischen (also 3.), ist sicher das Schlechteste: Dann kannst Du gleich ohne Prinzip trainieren.
Gruß vom NordicNeuling

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Naja ich will weder direkt nach Puls noch nach Pace trainieren sondern nach Belastung. Einen Trainingsreiz so setzen, dass er wirksam ist. Da ist der Puls eben EIN Indikator dafür und die Pace sagt mir, wie schnell ich normalerweise sein kann um in einem gewissen Pulsbereich zu laufen. Aber die Hitze ist nun mal ein Belastungsfaktor den ich nicht ganz einordnen kann, daher ja meine Frage. Variane 3 ist daher meiner Meinung nach nicht ohne System sondern eine Anpassung an die äußeren Umstände. Ob die Anpassung in der Form die beste ist steht ja zur Diskussion.
Ich meine es gibt doch zig Faktoren die auf den Puls noch Einfluss haben, soll ich mich denn dann wirklich sklavisch an die Pulsrichtlinie halten, selbst wenn die Pace sehr viel langsamer ist an einem bestimmten Tag?

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ich bin gestern auch nach Puls gelaufen, ging anfangs ganz gut, bin immer so im ruhigen Bereich geblieben.

ca. nem drittel ging es langsam los, dass der Puls etwas anstieg, er hielt sich dann bis zum Schluß ca. 3-7 Schläge über Normal, da ich meine Pace wusste bin ich dann nach Pace geswitcht. der Puls war am Ende im Durchschnitt nur 3 Schläge drüber als über den Pulsbereich für ruhigen DL.
und ich habe mich gestern nicht grade so gefühlt als hätte ich nen lockeren DL gemacht, alles war ok, auch die Pace war ok.
wenn du richtig den Puls runter haben willst nimm Wasser mit und kippe es an die Brust, den Rücken und über den Kopf. für paar KM hilft das auch aber man muss regelmäßig nachlegen.
http://www.schnellegurke.de
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NordicNeuling hat geschrieben:Es ist eigentlich ganz einfach:

Entweder Du trainierst nach Puls, dann ist selbstverständlich 2. richtig,

oder Du trainierst nach Pace, dann ist 1. richtig.

Wichtig ist, daß Du eine Orientierung hast und Dich daran hältst. Nach Bedarf mischen (also 3.), ist sicher das Schlechteste: Dann kannst Du gleich ohne Prinzip trainieren.
Wollte ich meiner boshaften Ader folgen, dann würde ich sagen: Wie herrlich einfach ist das Leben, wenn man nur das richtige Dogma hat, denn das nimmt einem die Entscheidung, zu überlegen und sinnvoll zu handeln, ja ab.

In der Sache ist es aber ein wenig anders. Zunächst mal gibt es auch kein "richtig" oder "falsch", denn es hängt von der eigenen Zielsetzung ab. Für jemand, der reines Gesundheitstraining macht, ggfs. sogar als Reha, für den wird die Orientierung an der Belastung (sprich HF) wohl richtig sein. Bei jemandem, der seinen Fitnessstand verbessern will oder im Wettkampf eine Leistung erzielen will, ist die Kombination aus "etwas langsamer bei höherem Puls" die sinnvolle Lösung.

Das gilt übrigens nicht nur für Laufen bei Hitze, sondern auch bei anderen erschwerenden Bedingungen: heftiger Gegenwind, Bergauflaufen etc. Wie die Mischung ist, richtet sich nach den Umständen. Selbst bei 30° lassen sich z. B. kürzere Intervalle (400 oder auch 1000 m) oft mit unvermindertem Tempo laufen (bei gestiegener HF). Evtl. wird die Pause etwas länger. Je länger die Strecke, um so eher kommt man nicht umhin, auch das Tempo herunter zu setzen (erst recht natürlich im Wettkampf).

Wer versucht, bei Hitze in jedem Fall das Tempo zu halten, erleidet um so eher Schiffbruch, je länger und schneller der Lauf ist. Wer krampfhaft die HF niedrig halten will, sollte am besten gleich Spazierengehen, wobei auch da selbstverständlich die HF nach oben geht.
Olipool hat geschrieben: Ich meine es gibt doch zig Faktoren die auf den Puls noch Einfluss haben, soll ich mich denn dann wirklich sklavisch an die Pulsrichtlinie halten, selbst wenn die Pace sehr viel langsamer ist an einem bestimmten Tag?
Nein, wie oben erläutert, ist das Quatsch. Wie gut du mit Hitze klar kommst, sprich wie deine individuelle Mischung ist, musst du halt ausprobieren. Manche tolerieren sie gut und müssen nur geringe Abstriche machen, andere leiden selbst bei leicht gestiegenen Temperaturen und müssen deutlich im Tempo runter.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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burny hat geschrieben:Wie gut du mit Hitze klar kommst, sprich wie deine individuelle Mischung ist, musst du halt ausprobieren. Manche tolerieren sie gut und müssen nur geringe Abstriche machen, andere leiden selbst bei leicht gestiegenen Temperaturen und müssen deutlich im Tempo runter.
So ist das ... :daumen:

Der BMI spielt imho auch eine Rolle. Mit nem 25er leidest Du mehr als solche sub20er-Klappergerüste ...

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Olipool hat geschrieben:soll ich mich denn dann wirklich sklavisch an die Pulsrichtlinie halten, selbst wenn die Pace sehr viel langsamer ist an einem bestimmten Tag?
Es kommt es darauf an, was du auf dem Trainingsplan stehen hast und ob du den auch einhalten willst.

Steht ein "lockerer Lauf" an, dann ist es vermutlich am besten "nach Gefühl" zu laufen. So habe ich das gestern auch gemacht. Immer mal auf den Puls geschaut und geguckt, dass er nicht zu hoch geht, aber ansonsten so "gefühlt locker" gelaufen. Damit fährt man wohl bei Hitze am besten.

Tempolauf würde ich allerdings auch bei Hitze versuchen "nach Vorschrift" durchzuziehen. Der ist ja nicht so lang.
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Running Sven hat geschrieben: wenn du richtig den Puls runter haben willst nimm Wasser mit und kippe es an die Brust, den Rücken und über den Kopf. für paar KM hilft das auch aber man muss regelmäßig nachlegen.
Danke, ist en guter Tipp!
burny hat geschrieben: Für jemand, der reines Gesundheitstraining macht, ggfs. sogar als Reha, für den wird die Orientierung an der Belastung (sprich HF) wohl richtig sein. Bei jemandem, der seinen Fitnessstand verbessern will oder im Wettkampf eine Leistung erzielen will, ist die Kombination aus "etwas langsamer bei höherem Puls" die sinnvolle Lösung.
...
Selbst bei 30° lassen sich z. B. kürzere Intervalle (400 oder auch 1000 m) oft mit unvermindertem Tempo laufen (bei gestiegener HF)
blende8 hat geschrieben: Tempolauf würde ich allerdings auch bei Hitze versuchen "nach Vorschrift" durchziehen. Der ist ja nicht so lang.
Ok, danke für die Einschätzung! Dann werde ich heut meine Intervalle ganz trotzig gegen die Sonne laufen ]
Der BMI spielt imho auch eine Rolle. Mit nem 25er leidest Du mehr als solche sub20er-Klappergerüste ...
[/QUOTE]

Hee...nichts gegen Klappergerüste...;P Hast aber natürlich inhaltlich vollkommen recht.


Bleibt nur noch die Frage zu klären: Welche Trainingsauswirkung hat ein Lauf bei kühlem Wetter und Puls 170 im Vergleich zu einem Lauf bei heißem Wetter und Puls 170?

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blende8 hat geschrieben:Tempolauf würde ich allerdings auch bei Hitze versuchen "nach Vorschrift" durchzuziehen. Der ist ja nicht so lang.
ich habe mich spontan dazu entschieden diese morgen früh zu machen und morgen abends evtl. die einheit von morgen noch dran zu hängen. Wir müssen ja nicht übertreiben und man kann mit dem Plan ruhig mal flexibel umgehen. :daumen:
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Also ich halte auch für die Daniels-trainierer (wie mich) eine Orientierung ausschließlich am Tempo für NICHT sinnvoll. Schließlich landet man dann bei jedem einzelnen Training in einem anderen Trainingsbereich. Der langsame DL wird locker, der lockere wird zügig, der zügige schnell - oder wie mans mit der Terminologie auch immer handhabt.
Und irgendwann steht man dann an: da sagt dann der Plan Tempodauerlauf (für mich: 80-90%) und man kommt fix und fertig mit >95% an und kann schon mal einen Tag pausieren weil man sich ähnlich verausgabt hat wie bei einem WK. Die gelegentlichen Schwankungen (Essen, Arbeit, Schlafen - Tagesform eben) nehme ich nebenbei schon mit, aber wenn es richtig warm wird muss man in meinen Augen ganz einfach konsequent Abstriche beim Tempo machen, weil man ansonst falsche Reize setzt und konstant in einem höheren Bereich läuft.

Die einzige Ausnahme würde ich bei den (intensiven) Intervallen ansetzen: zum einen ist man da sowieso über (jedenfalls an) der anaeroben Schwelle, zum anderen kann man die Trabpausen langsamer angehen bzw. etwas verlängern und kann so etwas gegensteuern.

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Ne im Ernst ... bei so nem Wetter wie zur Zeit ist jegliche Tempoarbeit Illusion für mich. Ich bin schon froh wenn ich beim geschlurften Reg-Lauf nicht umkippe ....

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Heute kam der Praxistest: Tempolauf
Ergebnis: Vorgabe (4:35) nicht ganz geschafft.
10 km | 4:41 | 90% | 25° Sonne
Zum Vergleich letzte Woche:
10 km | 4:27 | 90% | 10° bewölkt

Ich habe versucht, bei 90% zu laufen, was bei mir so etwa das höchste der Gefühle ist.
Es war schon anstrengend, allerdings weniger in den Beinen, da auch, aber vor allem psychisch.
"Hör auf, hör auf!", flüsterte es immer in mir. :)
Ich denke, dass das eine Gewöhnungssache ist.

Bis km 5 war ich im Soll, danach ging es etwas bergab mit der Pace. s.u.
Aber noch im Rahmen.

So, für diese Woche ist der harte Teil erfüllt. Tralala ... :)
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blende8 hat geschrieben:Heute kam der Praxistest: Tempolauf
Ergebnis: Vorgabe (4:35) nicht ganz geschafft.
10 km | 4:41 | 90% | 25° Sonne
Zum Vergleich letzte Woche:
10 km | 4:27 | 90% | 10° bewölkt
Das ist aber heftig bei einer PB von 44:33 laut Sig. Läufst Du jede Woche 10km am Limit?!? :geil:
PB 5k: 21:21 10k: 45:11 HM: 1:38:13 M: 4:18:30

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milligramm hat geschrieben: Das ist aber heftig bei einer PB von 44:33 laut Sig. Läufst Du jede Woche 10km am Limit?!? :geil:
Ganz am Limit ist es nicht. Nur fast. :)
Ich hatte einige Zeit den Tempolauf nach der Daniels Pace gemacht. Dabei fiel mir auf, dass ich da immer nur so bei 85-86% war. Also habe ich mir gedacht, laufe doch mal den Tempolauf nach Hf und das mache ich seit ein paar Wochen. Ich versuche nach 3-4 km auf 90% zu kommen und das zu halten. Klappt ganz gut und meine Zeiten werden besser. Sind aber alles Trainingszeiten. Einen Wettkampf habe ich noch nie mitgemacht.
Belastungsmäßig stecke ich das gut weg, ist kein Problem.
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