1987 Stufen, 298 Höhenmeter, 756 m Wegstrecke, ca. 5 Minuten mit der Bahn
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Dies ist sicher die komfortabelste Möglichkeit den Gipfel auf dem Sommerberg zu erreichen. Die vor kurzem sanierte Standseilbahn bringt ihre Gäste, wohl vorwiegend Ausflügler, Sommerfrischler und Kuris schnell und sicher nach oben. Auf mich und weitere 96 Starter warten zwischen 37 und 53% Steigung auf der Nottreppe neben der Bahn. Die ganz unterschiedlich gestaltet sind. Im unteren Bereich noch Gitterstufen, später Betonstufen die gegen Ende immer steiler und höher wurden.
Auf diese Veranstaltung wäre ich nie gestoßen. Treppenlauf, das kannte ich nur von Hochhäusern oder den Radebeuler Treppenmarathon. Treppenmarathon Gut, sowas Beknacktes würde ich nie machen
, aber ich kenne da einen Treppenguru der über die Teilnahme am Wildbader Stäffeleslauf Lust auf mehr bekommen hat. Hmm, das sollte mir eigentlich genug Warnung sein 
. Zu spät, mit der Einstiegsdroge 
war ich bereits angefixt.So mache ich mich gemeinsam mit Kati am späten Freitagnachmittag auf den Weg in den Nordschwarzwald um die Treppe zu machen. Bei uns im Schwabenländle wird die Trepp ja wie es sich gehört mit der gesellschaftlich verordneten Kehrwoche am Samstag gemacht. Hoffentlich bin ich nach der heutigen Maximalvernichtung der Erdvertikalen zum Sommerberggipfel noch in der Lage meiner samstäglichen Verpflichtung ordnungsgemäß nachzukommen. Auf gut deutsch. Sollte ich morgen auf allen Vieren die heimische Treppenhaustreppe hochkriechen sollte ich darauf achten nicht allzu viel Staub aufzuwirbeln.
Wir sind schon früh da weil Kati ihren Nachwuchs immer ein interessantes Wochenendprogramm anbietet. Entweder du läufst bei meinen Wettkämpfen die Bambiniwettbewerbe mit oder du stehst solange ich weg bin dumm rum und schaust mir zu. Die Aussicht auf eigenen Ruhm scheint bei der kleinen Prinzesin auf fruchtbaren Boden zu fallen. Bei ihrem Ehrgeiz besteht allerdings die Gefahr, dass die Konkurrenz für Kati bald aus dem eigenen Lager kommt.
Mein Mentor Günter, der große Treppenbeschwörer himself, erscheint dann auch auf der großen Bühne der Stufen-Matadore. Er hat die in den letzten Wochen angebotenen Vorbereitungsläufe dazu genutzt sich den letzten Schliff für seine erfolgreiche Besteigung des sächsischen Mount Everest zu holen. Dafür ist der Streber die Staffel gleich zweimal hintereinander hochgerannt. Pah, Trainingsläufe werden erfolgreich ignoriert. Ich geh das Ganze als Treppennovize an. So bleibt Spielraum für die Erklärung eines Versagens.Gut, ich könnt ja mal unauffällig spicken mit welchem Stufenschnitt heuer der Großmeister der gepflegten Treppenkultur die Sache angeht. Er darf vor mir rauf, gleich nach den lokalen Cracks und den namhaften Heroen aus der Berg- und Treppenlaufszene. Zwischenzeitlich hat es abgekühlt und zeitweise heftig zu regnen begonnen.
So richtig Wettkampfstimmung auf einen "Staffellauf" mag bei mir noch nicht aufkommen, als ich von der Talstation zuschaue wie immer 2 Starter gleichzeitig, im Abstand von 30 sec. auf die Kurzstrecke gehen. So langsam muss ich mich mental auf einen Untergang in der Bäderstadt einstellen. Wellnessprogramm sieht jedenfalls anders aus.
Ein kleiner blonder Junge spricht mich von der Seite an. Du, wir beide laufen zusammen. Häh, denke ich mir, darf der schon bei uns Großen mitmachen. Das fällt doch unter Kinderarbeit und die ist in Deutschland vom Kinderschutzbund strengstens verboten worden. Er grinst mich frech an. Ich soll schätzen welcher Jahrgang er ist. 2002? Nee, 2001. Soso. Mir schwant da was, als ich ihm großzügig anbiete, dass er es sich raussuchen darf ob er innen oder außen starten will. Das ist ihm egal. Jetzt gehen so langsam alle Alarmzeichen auf Rot. Scheint sich um einen echten Gegner zu handeln. Oder doch nicht. Bist, du da schon mal hochgegangen frage ich misstrauisch. Ja, schon kommt es zögernd. Und hast du deine Zeit genommen. Ja, so unter 12 Minuten waren es.
Aaah, unter 12 Minuten sage ich viel zu laut und Kati lacht sich bereits schlapp. Das wird jetzt aber ein schönes Fiasko für mich.3,2,1 zählt der Starter herunter und dann geht es los. Bei mir im wahrsten Sinn des Wortes. Während der gelb gewandete Jungspunt respektlos an mir vorbeiflitzt gehe ich mit großen Schritten, immer zwei Stufen gleichzeitig, die Treppe an. Noch geht es zügig voran, der Blick immer stier auf die Füße gerichtet. Zu deprimierend wär jetzt der Blick steil nach oben. Und außerdem fordert der sichere Auftritt meine ganze Aufmerksamkeit. Einen Hand am Metallgeländer arbeite ich mich langsam aber stetig nach oben.
In mein Blickfeld gerät ein dort angebrachtes Schild. 400. Aha, schon 400 Meter geschafft. Kommt mir noch so weit vor bis nach oben. Klar, wenn man Stufenzahl mit Länge verwechselt? Der Untergrund hat von Metallrost auf Beton gewechselt als es unter einer Fußgängerbrücke hindurch weitergeht. Hier stehen ein paar Zuschauer, die dem munteren Treiben zuschauen. Der Röchelfaktor nimmt bei mir zu. Wilde Gedanken in Wildbad. Die Sommerbergtreppe: Ein Fall für den Verbraucherschutz. Beginnt sanft wie eine Kurpackung und endet als Mogelpackung (große Verpackung, kleiner Höhengewinn!). Solange es hier keinen Treppenlift gibt wird des nix mit zügigem Fortschritt.
Mein fleischgewordener Alptraum setzt derweil zum nächsten Überholvorgang an. Nicht bei mir. Einer der vor uns gestarteten wird gerade von ihm degradiert. Weiß der unbedarfte Jüngling eigentlich, dass er durch seinen respektloses Verhalten, in Würde gereifte Männer schlagartig um Jahre altern lässt. Nicht hinschauen das zieht mich sonst weiter runter. Und ich will doch weiter hoch, die Sache halbwegs niveauvoll zu Ende bringen.
Die Oberschenkel fangen derweil an zu brennen, die Pumpe rast der Atem stockt und ich denke mir: Nachtigall…, äh Treppele ich hör dir japsen. Und ich treppel und treppel, aber die Treppe nimmt kein Ende. Meine Kuttel meutert permanent und will mir einen A…tritt verpassen. Und legt mir einen schnellen Abtritt von den Stufentritten nahe. Nix da, ich werde nicht baden gehen in Bad Wildbad. Jedenfalls nicht auf dieser Treppe. Wenn nix mehr geht können meine kläglichen Überreste immer noch rückstandsfrei von der Staffel gekratzt und per Bahn auf dem schnellsten Weg der Resteverwertung zugeführt werden.
Ich sinniere gerade warum ich seit ein paar Wochen von der Niesentreppe träume
und diese in meinen Laufziele für 2013 vorkommt.Niesenlauf Die ist doch über 5-mal so lang. Endlich rückt das Ziel in Sichtweite. Ich werde nun auch noch von oben angefeuert. Als ich denke, das war’s jetzt, muss ich noch die Terrassentreppe erklimmen an deren Ende der Mann mit der Stoppuhr wartet. Endlich stehenbleiben. Der kleine Junge ist schon länger da und sieht überhaupt nicht so aus als hätte er sich in irgendeiner Weise anstrengen müssen. Am besten gar net hinschauen. Ich gehe um die Bergstation herum und stelle mich zu den anderen die bereits oben sind. Denn nun heißt es warten bis alle Läufer im Ziel sind ehe uns die Bahn wieder ins Tal befördern kann. Kati kommt dann auch schon bald, die Kamera im Anschlag um die Stimmung mit einem Film einzufangen. Und Sie bringt dabei nichts aus der Ruhe. Weder die laut gestikulierenden Schreier, noch der heftige Regen der derweil von oben auf Sie herunter prasselt. In der Bahn ist dann schon wieder eine gelöste Stimmung. Der große Treppenflüsterer hat mich zwar wie erwartet versägt. Aber 5 Sekunden. Püh, was ist das schon. Und der kleine Junge. Öhem, anderes Thema bitte. Leder müssen wir den Ort, der heutigen Großtat von Wildbad, noch vor der Siegerehrung verlassen. Schauläufer drängt es in seine private Wellnessoase. Denn er hat noch einen irren Plan für den nächsten Tag in petto. Ein kleiner netter Recomlauf im Schwarzwald soll es werden. Startseite | black forest trailrun Schwarzwald die Zweite sozusagen. Nur diesmal der Südliche Teil davon.
Dadurch entgeht im die von der familiären Organisation liebevoll vorbereitete Siegerehrung mit Urkunde und Sachpreisen. Obwohl die heutige Treppenpremiere keine Meisterleistung war langt es mangels Teilnehmermasse zum 2. Platz in der AK. Die Urkunde nimmt der Powerstepper Günter in meiner Vertretung entgegen. Zusammen mit den Nudeln. Die sind der Preis für meine Lachnummer mit dem örtlichen Treppenlaufnachwuchs. Oder das passende naturale Schmerzensgeld für das Verulken durch den heutigen Gegner. Nudeln für die Ulknudel quasi.
Auf der Heimfahrt bin ich gedanklich schon wieder einen Schritt weiter. Vielmehr einige Schritte. Mit Schritten die versuchen immer 2 Stufen am Stück zu vernaschen, und das gut 5000-Mal. Denn dann sei er gepriesen.
Der Niesen. 
Hört sich nach akuter Infizierung mit dem Treppenvirus an. https://picasaweb.google.com/1166740396 ... p600qr8fw#
schuldig. Und Wildbad 2013 wird dann mein Bambinilauf für die anschließende Treppentherapie. 
