Hallo,
die Qualität der Auseinandersetzung variiert von Thread zu Thread. So abgrundtief schlecht, wie in diesem, ist sie selten. Einige mühen sich nach Kräften sachlich dem Thema gerecht zu werden, andere blubbern Blödsinn, der einem die Schuhe auszieht.
Wie wäre es, wenn wir einfach mal bei den Fakten blieben. Und die sind zumindest teilweise glasklar.
- Der Mensch hat sich irgendwann dafür entschieden den Hund als Haus- und Nutztier zu halten. Daraus ergab sich eine Partnerschaft. Das Tier erbringt eine Leistung, der Mensch honoriert es dafür mit Nahrung und sozialer Zuwendung.
- Die ursprüngliche Idee hat sich mit der Zeit gewandelt. Bis hin zu der Tatsache, dass seit langem viele Hunde einfach als Gefährten gehalten werden, denen keine sonstigen Aufgaben gestellt werden (was sie im übrigen auch unterfordert und einen ersten Grund für Fehlverhalten darstellt).
- Nur wenige Menschen - zumindest gilt das für die Jetztzeit - haben die Zeit und die Befähigung sich mit der Ausbildung und der Integration ihres Haustiers in ihr "Rudel" so intensiv zu befassen, wie es nötig wäre. Viele sind auch überhaupt nicht willens dazu.
- Dasselbe gilt für die Ausbildung im Umgang mit anderen Menschen und Hunden, weswegen ...
- ... ein Großteil der Hunde in Situationen der Begegnung falsch reagiert.
- Schuld an Fehlverhalten von Hunden hat deshalb immer der Mensch (bis auf die verschwindend geringe Anzahl von Tieren, die per Geburt eine Schädigung haben).
- Menschen, deren Hund nicht ausgebildet ist, reagieren entweder unwillig auf Kritik oder nehmen sie mangels Problembewusstsein nicht ernst. Daran ändert auch die Rechtslage nichts.
- Weil es diese Menschen gibt, gibt es auch unberechenbare Hunde. Und weil es unberechenbare Hunde gibt, werden Unbeteiligte gebissen. Auch daran ändert die Rechtslage nichts.
- Menschen mit Hunden wird es weiterhin geben. Auch unfähige Menschen, denen man keinen Hund anvertrauen sollte. Deshalb werden weiter Menschen gebissen werden.
- Oft sind das Läufer, weil ein sich bewegender Mensch entweder als Bedrohung (meist beim Herannahen) oder als Beute (beim Weglaufen) aufgefasst wird. Der Hund ist seiner Natur nach ein Beutegreifer. Es gibt Rassen, die den Jagd- oder Hetztrieb mehr in sich haben als andere. Natürlich gibt es auch einzelne Hunde in jeder Rasse, die vollkommen friedlich und harmlos sind. Doch grundsätzlich muss Ausbildung dafür sorgen, dass Jagen und Hetzen unterbleibt.
Vielleicht lassen die vorstehenden Anmerkungen erkennen, dass ich mich mit dem Thema "Läufer und Hund" schon häufiger auseinandergesetzt habe. Immerhin übe ich selbst die Funktion "Nummer eins im Rudel" aus. Ich verstehe, dass Menschen Angst vor Hunden haben. Insbesondere, wenn sie schon Opfer waren. Auch ich wurde schon von aggressiven Hunden gestellt. Das passiert sogar sehr oft, weil die Tiere meist gegen mich nichts haben, dafür aber gegen meine vierbeinige Begleiterin. Wie ich darauf reagiere ist weniger wichtig, weil meine Reaktion ängstlichen Menschen nicht zur Verfügung steht. Verschweigen will ich sie dennoch nicht. Ich wende mich dem Angreifer zu und starte meinerseits einen Gegenangriff. Dabei mache ich Lärm. In hundert Prozent aller Fälle wendeten sich Angreifer zur Flucht und zwar unabhängig von Rasse und Größe. Ich empfehle das nicht zur Nachahmung, weil es selbstverständlich keine Erfolgsgarantie gibt. Außerdem - wie bereits dargelegt - wird sich ein ängstlicher Mensch zu dieser Gegenwehr kaum durchringen können.
Vor der Anwendung von Sprays oder was auch immer an Hilfsmitteln kann ich nur dringend warnen. Erstens werdet ihr die wie auch immer geartete "Keule" kaum rechtzeitig zur Hand haben, wenn doch eher nicht zielgenau einsetzen können und wenn doch das Tier möglichweise zu verstärker Aggression anstacheln. Im übrigen auch einen uneinsichtigen Besitzer, der euch im "Erfolgsfalle" wegen Sachbeschädigung zur Rechenschaft zieht (oder weil er rot sieht, drastischere Rache nimmt).
Wer ängstlich ist und einem Hund begegnet, sollte zunächst aufhören zu laufen. Den Hund nicht anschauen und ggf.stehen bleiben. Auf keinen Fall weglaufen, weil das als Fluchtverhalten unterlegener Beute gedeutet wird.
Es steht fest, dass Situationen auftreten werden, in denen es kein probates Mittel gibt einen Angriff zu verhindern und schon gar nicht einen begonnenen zu stoppen oder abzuwehren. Das ist einfach so. Warum? Siehe Aufzählung.
Risikominimierung mag gelingen, wenn man sich Strecken aussucht, die nicht durch Wohngebiete führen und sich auch nicht mit bevorzugten Gassigeherwegen decken.
So wie es in keinem Bereich des Lebens völlige Sicherheit gibt, gibt es die auch nicht im Verhältnis Läufer - Hunde der Umgebung. Die einzige sichere Möglichkeit nicht gebissen zu werden ist - und das ist nicht zynisch gemeint - nicht zu laufen. Aber genau das scheidet eben auch aus.
Es gehört zu den wunderbaren Dingen des Lebens, dass es Hunde gibt. Und es ist tragisch, dass sie allzu oft in die Hände von unfähigen, bisweilen unbelehrbar dummen Menschen geraten.
Gruß Udo
PS: Dieser Beitrag hat mich eine wertvolle Dreiviertelstunde meiner Nachtruhe gekostet. Aber das war es mir wert, weil mir Läufer UND Hunde am Herzen liegen.