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Noch keine 24 H im Ziel: Laufbericht vom K78 in Davos

Noch keine 24 H im Ziel: Laufbericht vom K78 in Davos

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Nachdem ich im Forum immer wieder Tipps und Infos abholen durfte, habe ich gestern meinen ersten K78 absolviert. Was noch fehlt, sind die Bilder vom Lauf (die folgen aber noch). Und wie 'gefordert' folgt nun mein Laufbericht:

Run Ultra 42+ [Update #3] - hansmetzler.me

Die Forumsmitglieder habe ich zwar im Kaffeeklatsch nicht getroffen, aber das Lokal ist allemal einen Besuch :daumenup: wert!

Gute Erholung wünsche ich allen Läufern des Swiss Alpine Marathon.

Hans

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Sorry, war wohl etwas doof, dass ich nur den Link zu meinem Laufbericht platziert habe...
Hier nun der Bericht von meinem ersten K78.

Und dann ist er da. Für diesen Tag wurden Ferien passend geplant und viele Laufkilometer absolviert. Nun folgt der letzte Schritt, der Lauf über 78 Kilometer mit 2600 Höhenmetern. Am Vortag, dem heissesten Tag im Jahr, sind Linus und ich mit der Bahn gemütlich nach Davos gereist. Das schwülheisse Wetter versprach nicht nur Gutes, aber ich konnte mich sehr gut auf den morgigen Tag einstellen, ich freute mich darauf. Das Wetter ist bei einem Lauf dieser Länge nur ein Puzzleteilchen. So holten wir unsere Startnummern ab, und dann setzten wir unsere Vorbereitung fort: Viel Süsses trinken und Kohlehydrate laden. Im Kaffeeklatsch in Davos mit seiner speziellen Atmosphäre liessen wir es uns gutgehen. Der Kaffee und die Kuchen sowie andere Köstlichkeiten sind bereits ein guter Grund, den Swiss Alpine Marathon zu laufen.
Am Abend wurde die Panoramastrasse für den Verkehr gesperrt und eine Budenstadt wurde aufgebaut: Kuchen von der Feuerwehr, Burger und andere Grillspezialitäten, Sushi und Crêpes, viel Musik, eine Kletterwand für die Kids, einfach alles wurde auf die Strasse gestellt. Selbst die nobleren Hotels stellten eine Bar oder einen Stand auf, wo man sich verpflegen konnte. Ein Gewitter, das eine starke Abkühlung brachte, unterbrach das kleine Stadtfest für etwa eine Stunde. Linus und ich liessen uns etwas treiben, wir verpflegten uns mit frisch gekochten Penne, die ein Hobbykoch für uns zubereitete. Ein Burger vom Holzkohlegrill war die Vorspeise. Zurück im Hotel schauten wir noch eine Weile die Olympiafeier und versuchten dann zu schlafen. Das Schlafen klappte nur sehr bedingt, da diverse Festgeräusche das Einschlafen verhinderten. Ich machte mir noch einige Gedanken zum Lauf, aber meine Stimmung war positiv. Zumal meine Taktik einfach war: Bis KM30 (Filisur) möglichst wenig Kraft verbrauchen, dann die Keschhütte erreichen. Und von dort gibt es nur eine Richtung: Ins Ziel nach Davos.

Morgens um 5 Uhr waren wir beim Morgenessen und sahen, dass wohl die meisten Hotelgäste Läufer waren, die meisten aus Deutschland. Linus und ich konnten gemeinsam starten, so dass wir den ersten Kilometer gemeinsam laufen konnten. Wir wünschten uns viel Glück und trennten uns schliesslich. Ich dachte die erste Stunde ab und zu an Linus, wie er seinen ersten 30-er hinter sich bringen wird. Seine Vorbereitung war sicher nicht optimal: Maturaarbeit und alle seine anderen Aktivitäten liessen kein regelmässiges Training zu. Zudem war er erst kurz vor dem Lauf noch in Irland. Aber ich war sicher, dass er ins Ziel kommen wird. Dies war auch der Fall, allerdings zwangen ihn Verdauungsprobleme immer wieder in den nahen Wald oder in die Maisfelder. Dass er finishen würde, war aber keine Frage – Gratulation!

Mit mir meinten es die Laufgötter an diesem Tag sehr gut: Ich hatte einen perfekten Tag ‚eingezogen‘. Keine Probleme, keine Krisen und auch keinerlei Probleme mit der Verdauung. Zudem hatte ich nie Probleme mit Gedanken der Art wie „wie lange noch“ oder „ich kann nicht mehr“. In Filisur liess ich mir die Beine massieren und konnte dann die Strecke nach Bergün immer noch locker laufen. In Bergün (KM42) wechselte ich die Schuhe und Socken und lief nun mit Trinkrucksack. Das Gefühl in ‚neuen‘ Schuhen zu laufen, war herrlich. Bald nach Bergün zog ein Gewitter auf, Regenjacke anziehen und weiter ging es. Der Abschnitt von Bergün zur Keschhütte bildet wohl das Kernstück des Laufs mit einem langen Aufstieg und schon einem Marathon in den Beinen der Läufer. Aber auch mit diesem Anschnitt hatte ich keine besonderen Probleme. Es war streng, aber ich lief immer noch im grünen Bereich. Bei der Keschhütte (KM54) stürmte es, ich machte den obligaten Shakehand mit dem Arzt, verpflegte mich und weiter gings. Beim folgenden Abstieg zeigte sich bereits die Sonne wieder und wärmte die Läufer auf. Vor uns lag nun mit dem Sertigpass (KM60) die höchste Stelle des Laufs mit 2739 Metern. Also noch einmal gut 300 Höhenmeter. Und auch auf dem Pass wieder ein kompletter Verpflegungsposten und – schlicht genial – nette Menschen, die massieren konnten! Ich investierte diese zusätzlichen Minuten und liess mir die Oberschenkel massieren und kühlen. Beim langen Abstieg ins Sertigtal merkte ich, dass die paar Minuten fürs Massieren eine gute Idee waren. Ich hatte immer noch genügend Kraft, um meine kurzen Schritte beim Abwärtslaufen genügend abzubremsen. Ein paar Schneefelder und steinige Passagen, und schon verliessen wir auf etwa 2100 Meter das alpine Geländer und konnten auf einem Alpsträsschen (ungeteert) laufen. Nun konnte ich in einem guten Rhythmus laufen und bei KM70 merkte ich, dass eine Zeit von unter 10 Stunden möglich war. Das weckte nun doch noch meinen Ehrgeiz. Ich konnte mein Tempo noch etwas steigern und erreichte Davos sicher unter 10 Stunden! Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Aber ich lief den ganzen Lauf kontrolliert und nahm die Zwischenzeiten zwar wahr, aber mein Fokus lag nur beim erfolgreichen Finishen. Und als ich für die letzten 8 KM noch Gas geben konnte, war klar, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich verbesserte mich nach dem eher tiefen Anfangstempo rangmässig bei jedem Abschnitt. Der Einlauf nach über 78 KM im Sportzentrum in Davos war richtig schön, mit Gänsehaut und so…

Highlights zur Veranstaltung:

Gute Verpflegung und zahlreiche Verpflegungsposten. Das zeitweise schwüle Wetter führte zu starkem Schwitzen, das ich mit viel Bouillon, Iso-Tea und Wasser kompensierte.
Gepäcktransport nach Bergün und zurück war gut organisiert: Beim Einlauf in Bergün wurde mir meine Tasche gleich überreicht, so dass ein schneller Wechsel ermöglicht wurde.
Die Massageposten, vor allem der auf dem Sertigpass, waren genial.

Bei der Abfahrt mit der Bahn aus Davos regnet es wie aus Kübeln. Ich sitze frisch geduscht am Fenster und trinke etwas. Beim Davosersee sehe ich einige Walker mit Startnummern. Es sind wohl die letzten ihrer Kategorie. Sie haben noch einen langen Weg bis ins Ziel. Das sind die Helden des Laufs. Es regnet in Strömen.
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